Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Rücksichtnahme - wieviel kann ich von meiner 3jährigen erwarten?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Rücksichtnahme - wieviel kann ich von meiner 3jährigen erwarten?

Lovie

Hallo und vielen Dank für Ihre Zeit! Meine große Tochter wird im Juli 3. Ihre kleine Schwester ist 7 Monate alt. Die beiden lieben sich heiß und innig, es gibt keine Eifersuchtsszenen oder Gemeinheiten. Einzig wenn die große das Gefühl hat nicht genug (Positive) Aufmerksamkeit zu bekommen, provoziert sie (dann eben negative Aufmerksamkeit durch zum Beispiel Bad fluten oder Dinge werfen ect.) Soweit so gut. Was mich aber RASEND macht ist ihr sinnloses blödes schrilles Gekreische um ihren Willen durchzusetzen (heute weil sie eine Kakao Flasche ins Bett wollte-das gab es noch NIE, ich hab keine Ahnung wie sie auf so eine Idee kommt...!). Dadurch weckte sie zum wiederholten Male ihre kleine Schwester, die es förmlich aus dem Bett hob und die durch den Schreck über eine Stunde schrie und nun immer noch nicht schläft. Ich habe der großen erklärt dass ihre Schwester davon Angst bekommt und dass wir niemandem Angst machen. Dass das ist, wie wenn sie ihr weh tut. Und dass es bei so einem verhalten bestimmt nix gibt was sie damit durchsetzen möchte. Meine Tochter ist sprachlich sehr weit entwickelt und erfasst auch komplexe und abstrakte Sachverhalte ohne Probleme. Kann ich in dem Alter schon erwarten, dass sie das Prinzip der Rücksichtnahme versteht?


Natürlich "versteht" Ihre Tochter was Sie meinen, aber sie will es nicht hören. Es gibt Situationen in diesem (jedem?!) Alter, da siegt das Gefühl über Verstand und Einsicht. Aus Ihrer Sicht mögen Sie sie viel beachten usw., aber aus der Sicht der Tochter hat sie in solchen Momenten nur verloren. Kinder können noch nicht aufrechnen (manches krieg ich dazu, anderes verliere ich) und handeln in der jeweiligen Situation. Was tun? Sie braucht die immer wiederkehrende Erfahrung, dass ihre Besonderheit nicht verlorengegangen ist. Das kann so aussehen, dass sie in einer bestimmten Situation Grenzen hinnehmen muß und in anderen nur sie im Fokus ist. Wenn das genügend stattfindet, kann sie eher glauben, dass genug (aus ihrer Sicht) für sie bleibt. Und das Gekreische kann dann aufhören, wenn ihre Tochter sieht, dass es Sie weder überzeugt noch distanziert. Manchmal hilft in Worte fassen("Ich weiß, dass dir das gerade gar nicht passt, aber ich würde dir gerne das Buch vorlesen o.ä. und das geht nur, wenn du aufhörst zu schreien) damit sie wieder rauskommt. Dr.Ludger Nohr


Lovie

Anders formuliert:kann ich erwarten, dass ihr die Tragweite ihres kreischens bewusst ist?


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