Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Plötzlich Stottern

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Plötzlich Stottern

Loredana2018_

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Hallo Herr Dr. Nohr, unsere Tochter ist 2,5 Jahre alt und hat relativ früh angefangen zu sprechen und ist auch sonst sehr fit.Mit fast 7 Monaten konnte sie Mama, Papa sagen. Sie wächst 3 sprachig auf versteht und spricht in Sätzen.Bei U Untersuchungen wird uns gesagt,dass sie weiter als andere Kids in dem Alter ist und auch wir merken es z. B. am Spielplatz. Nun stottert sie seit ca. 2 Wochen täglich,sagt: ich ich ich ich ich wwwwwwwill mmmmmama, usw und das über den ganzen Tag.Ich bin total verunsichert.Wie konnte das passieren?Wir singen viel, lesen ihr viel vor. Sie hat so schön gesprochen.Ich habe viel nachgedacht und mir fällt eben nur ein, dass wir aufgrund von Corona viel Zuhause sind und dass sie mal kurz vor Stotterbeginn von der Kinderrutsche gefallen ist mit richtiger Delle an der Stirn.Hatte nach dem Sturz sofort geweint, nicht erbrochen und habe sie die ersten 3 Nächte beobachtet. Kann es vom Sturz kommen? Bis auf dem Stottern ist alles wie immer. Aber das Stottern war davor nie und jetzt über den ganzen Tag. Ist das eine Phase oder machen/testen das alle KK? Ab wann zum KiA vorstellen? Vielen Dank für Ihre Hilfe.


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Hallo, das Phänomen Stottern kann sehr unterschiedliche Hintergründe haben. Es kann eine Phase von sich geistig-sprachlich überfordert fühlen sein (das nennt man auch Entwicklungsstottern, weil es durch eine momentane Reifungsungleichheit zustande kommt), es kann eine Reaktion auf ein heftiges Geschehen sein und es kann eine seelische Stress-Situation uva sein, die das auslöst. Die dreisprachige Erziehung könnte z.B. die Reifungsungleichheit verstärken. Entscheidend ist, dass man weder besonders sorgenvoll, noch helfend noch abwertend reagiert. Und das sowohl äußerlich, als auch innerlich, da Kinder sehr genau spüren, ob das Verhalten passt. Dann würde ich es deshalb bald mal dem KA vorstellen, weil es immer gut ist, ein Anfangsbild zu haben, um den Verlauf besser beurteilen zu können. Es ist auch für Sie beruhigend, wenn jemand von Aussen das Geschehen beurteilt, weil man selbst doch sehr subjektiv urteilt. Der KA wird dann auch mit Ihnen entscheiden, wann man Jemanden hinzuziehen sollte und/oder, wie lange man abwarten kann. Dr.Ludger Nohr


Krümeli

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Hallo Loredana, Wir haben exakt dasselbe Problem. Mein Sohn (jetzt 2 1/4) ist sprachlich extrem weit, laut Kinderarzt auf dem Stand eines 4-jährigen und hat von einem Tag auf den anderen mit dem Stottern begonnen. Wenn er müde/ überreizt ist, wird es so extrem, dass er kein Wort mehr raus bringt. Dazwischen sind immer wieder stotterfreie Episoden und dann geht es wieder los. Mein Kinderarzt meinte das ist sog. Entwicklungsstottern, dass bei Früh-Sprechern besonders gerne vorkommt. Man soll es nicht weiters beachten, dem Kind immer das Gefühl geben, dass man ihm ohne drängen zuhört, die Worte, die nicht rauswollen nicht vorwegnehmen, das Kind nicht nachmachen und nicht verbessern. Das auch allen Kontaktpersonen so einbläuen, da sich negative Reaktionen („jetzt sag doch endlich, was du willst“, „so, jetzt das Ganze nochmal richtig“, „Wenn du so sprichst, lacht dich ja jeder aus“ etc.) richtig böse ins Gedächtnis brennen können und so überhaupt erst ein Problem draus wird. So kann man dann wohl gerne ein Jahr abwarten und sollte nur dann aktiv werden, wenn das Kind spürbar leidet oder sich die Problematik rapide verschlechtert. Ich werde aber auch gespannt lesen, was Dr. Nohr dazu sagt. Viele Grüße und alles gute euch!


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