Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Gewissenskonflikt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Gewissenskonflikt

Knopf2016

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Hallo Frau Henkes, vor 7 Monaten ist unser Sohn (4j10m) großer Bruder geworden. Er war vorher sehr Mamafixiert. Die Umstellung, dass auch der Papa bspw. ihn zum schlafen legen oder ihn bettfertig und Ähnliches machen kann hat er gut angenommen. Er ging vorher in den Kindergarten (nie gerne) und dank Corona fällt nun wo ich mit beiden Kindern alleine zuhause bin sehr auf wie wenig Zeit / Aufmerksamkeit er tatsächlich erhält am Tag. Das tut mir unendlich leid. Nun ist es so, dass er (von sich aus) viel Zeit mit der Oma verbringt, sofern diese Zeit hat. Am Liebsten möchte er täglich dorthin. Gerne gewähre ich ihm diesen Wunsch frage mich aber auch, ob das sinnvoll ist, die neue Familienkonstellation so gefühlt irgendwie zu umgehen. Ich bin auch häufiger mit dort und versuche mich ausschließlich ihm zuzuwenden. Doch ab und zu muss auch mal ein wenig Haushalt oder dergleichen erledigt werden. Sobald ich das Baby mal guten Gewissens abgeben kann, sprich weiß, dass sie mit allem Nötigen versorgt ist werde ich das tun und eine Art Mama-Sohn-Tag einlegen, aktuell funktioniert das aber leider noch nicht. Wie mit der Situation am Besten umgehen? Ich merke, dass ihm gemeinsame Zeit fehlt, bin leider auch öfter gestresst und genervt aufgrund der fehlenden Planungsmöglichkeiten und seiner Traumtänzerei bspw. beim Jacke anziehen während die Kleine weint und bereits angezogen ist. Vielen Dank.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, der noch relativ neue Alltag mit zwei kleinen Kindern ist gewiss schon anstrengend genug. Da brauchen Sie bestimmt nicht noch mehr Anspannung durch ein schlechtes Gewissen. Dazu besteht auch gar kein Anlass, denn Sie tun ja, was Sie können und zur Zeit geht einfach nicht mehr. Das, was Sie machen, ist jetzt einfach das beste, was möglich ist. Das reicht Kindern wirklich aus. Ich finde, dass Ihr Sohn sich eine gute Alternative gesucht hat, um besser damit fertig zu werden, dass jetzt noch jemand da ist, der Ihre Liebe und Fürsorge benötigt. Da er gerne bei der Oma ist, ist das doch eine gute und auch für Ihren Sohn bereichernde Lösung. Er spürt ja, dass er in der Oma jemand hat, der ihn auch noch liebt. Das erweitert für ihn den Kreis der vertrauten Personen und hilft ihm bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls. Sie umgehen damit auch nicht die neue Familienkonstellation, sondern das ist jetzt erstmal die neue Familienkonstellation. Ihr Sohn macht in den Zeiten ohne Oma genügend Erfahrungen mit der Familienkonstellation zu viert. Was ihm sicherlich noch guttut und helfen wird, ist viel Lob und Bestätigung dafür, dass er so ein guter großer Bruder ist und Ihnen hilft. Vielleicht ist es Ihnen auch eine Hilfe, wenn Sie sich nicht gleich einen Mutter-Sohn-Tag vornehmen sondern erst mal ein Mutter-Sohn-Stündchen. Wenn das intensiv ist, kann das für Ihren Sohn bedeutungsvoller sein als ein ganzer Tag, auf den er noch länger warten muss. Mit gereizten und gestressten Eltern können Kinder von fast fünf Jahren in der Regel ganz gut zurecht kommen, wenn es nicht zu oft vorkommt. Kinder müssen ja allmählich ihr Bild von den Eltern komplettieren und da gehören Gereiztheit oder schlechte Laune auch dazu. Die Kinder sollten sich nur nicht verantwortlich für die Verfassung der Eltern fühlen müssen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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