Henah
Sehr geehrte Frau Weidenhausen Mir ist seit längerem aufgefallen, das meine Tochter (8Monate) eine etwas flachere Stelle am Hinterkopf hat. Weiter oben ist er platter und zum Nacken hin wird der Kopf wieder runder. Bisher wurde beim Kinderarzt nichts davon gesagt. Habe es auch vergessen bei der letzten U im März anzusprechen. Ist es denn normal, das der Kopf etwas abgeflacht ist? Verschwindet das nach einiger Zeit wieder von selbst? Meine Tochter liegt sehr gerne auf dem Rücken. Nachts ist es nicht möglich sie auf die Seite zu drehen. Sie legt sich immer wieder in ihre Schlafposition zurück. Macht es Sinn da nach einem Kissen zu schauen? Eins für den Kopf oder sogar ein Seitenschläferkissen? Habe öfter jetzt gelesen, das man da besser drauf verzichten sollte, wegen dem plötzlichen Kindstot? Habe so Sorge etwas falsch zu machen. Liebe Grüße

Liebe Henah, Deine Frage ist bei uns in der Praxis eine sehr häufige. Wir behandeln viele Babys mit abgeflachten Köpfen. Einige haben einen abgeflachten Hinterkopf, andere zeigen eine asymmetrische Kopfform. Die seit den 90er-Jahren empfohlene Rückenlage hat die Zahl des plötzlichen Kindstods zwar enorm reduziert, seitdem häufen sich jedoch die Schädelasymmetrien bei Babys. Ob diese Asymmetrie behandlungsbedürftig ist, hängt von vielen Faktoren ab. Ich vertrete die Meinung: Kann dein Baby seinen Kopf zu beiden Seiten endgradig drehen, handelt es sich meist um eine Lieblingsseite. Dann kann es schon ausreichen, das Bettchen umzustellen oder dein Baby immer mal wieder auf die andere Seite zu drehen. Dreht dein Kind seinen Kopf aber immer nur zur gleichen Seite – egal, was du versuchst – dann ist eine osteopathische Behandlung oft sehr wirksam. Es muss ja nicht immer etwas Schlimmes sein! Aber wenn dein Baby Verspannungen hat, kann man ihm meist schnell und schmerzlos helfen. Die osteopathische Befundung gibt uns wichtige Hinweise darauf, woher diese Asymmetrie des Kopfes tatsächlich kommt. Es muss nicht immer etwas mit den Kopfgelenken zu tun haben. Auch ein Zwerchfell, das nicht ganz frei arbeiten kann, kann eine Vorzugshaltung des Kopfes verursachen. Unsere Babys sind sehr clever. Sie machen immer genau das, was sie gut können. Das, was ihnen schwerfällt, vermeiden sie lieber. :) All diese Tipps helfen aber nur, wenn ihr als Eltern eine gute Aufklärung bekommt und ein entsprechendes Handling erlernt. Legst du dein Baby mit einer Asymmetrie oder einer starken Strecktendenz zum Beispiel immer wieder – wie so oft empfohlen – ungeachtet dessen auf den Bauch, dann wird es diese Position möglicherweise als so unsicher empfinden, als würdest du es auf eine Slackline legen. Die Bauchlage ist dann einfach nur unangenehm! Es braucht also deine Hilfestellung, wie die Bauchlage angenehm wird. Dazu sollten die Arme deines Babys vorne liegen und wie ein Kissen dienen. So kann es den Kopf abheben und drehen – vor allem aber das Köpfchen auch einfach ablegen, wenn es zu schwer wird. So, wie wir das auch tun, wenn wir uns auf dem Bauch liegend ein Buch anschauen. Allein bekommt es das oft noch nicht hin. Du musst es dabei liebevoll unterstützen und seine Ärmchen sicher in diese Position bringen. Dann kann es die Bauchlage als angenehme Position kennenlernen. Denn – sind wir mal ehrlich – die meisten Babys kennen die Bauchlage gar nicht, da sie nicht darin schlafen sollen. Fazit: Ein asymmetrischer Kopf ist immer ein Zeichen dafür, dass eine Dysfunktion vorliegt. Ansonsten gäbe es einfach keinen Grund dafür. Die häufige Rückenlage verstärkt die oft mitgebrachten Spannungsmuster nur und macht sie nach einiger Zeit sichtbar. Lässt sich dein Kind unaufgeregt und mit kleinen Tricks aus seiner Lieblingshaltung herausbringen, ist alles gut. Sollten diese Tricks jedoch nicht funktionieren, dann geh am besten zu einem Osteopathen oder einer Osteopathin, die auf Babys spezialisiert ist. Über eine gute Befundung lässt sich herausfinden, was zu der asymmetrischen Haltung geführt hat. Oft reichen schon zwei bis drei Behandlungen, um es deinem Kind zu ermöglichen, in seine Mitte zu finden – eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde motorische Entwicklung.