Frage im Expertenforum Allergien, Asthma u. Atemwege an Prof. Dr. med. Ulrich Wahn:

Suchen dringend Rat wegen Atemgeräuschen / Giemen

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn
ehem. Direktor der Klinik für päd. Pneumologie und Immunologie, Charite, Berlin

zur Vita

Frage: Suchen dringend Rat wegen Atemgeräuschen / Giemen

Baywatch

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Wahn,  meine Tochter ist 7 Jahre alt, wird Ende Mai 8 Jahre alt. Im Rahmen eines Allergietests ca. 2022 wurden Allergien gegen Sojabohnen, Erdnuss, Hausstaub und leicht Birke festgestellt. Gegen Hausstaub haben wir einen Luftfilter im Zimmer meiner Tochter, der nachts läuft. In der Vergangenheit hatten wir immer mal wieder die Situation, dass es zu Atemgeräuschen / Giemen kam. Der Kinderarzt hatte dann Salbutamol als Soforthilfe verschrieben und außerdem Budiair 200 Mikrogramm-Spray, was wir in den letzten Jahren von ca. Oktober/November bis Ostern einmal morgens und einmal abends genommen haben. Damit trat das Giemen dann nie wieder auf, das Salbutamol brauchten wir bis auf evt. 2x nie. Auf eine Asthma-Diagnose wollte er sich noch nicht einlassen. Unter Einnahme des Sprays war die Kleine symptomfrei und somit waren die letzten Jahre zwischen Oktober und Ostern entspannt.  Das ganze Jahr 2024 war dann zunächst Ruhe, es gab ohne Medikamente einfach kein Giemen. Wir waren froh und dachten, dass das Thema komplett vorbei sei. Auffällig war nur verstärktes Augenjucken im Mai/Juni zur Birken-Zeit. Kurz nach Weihnachten 2024 kamen die Atemgeräusche aber zurück. Meistens draußen bei kalter Luft, manchmal aber auch drinnen...häufig bei Belastung (rennen), aber auch einige Male ohne Belastung z.B. am Tisch sitzend. Das steigerte sich im Januar 2025 soweit, dass die Schule an mehreren Tagen hintereinander anrief, dass unsere Tochter das Giemen hatte. Wir sind dann bei einem Anfall direkt zum Kinderarzt und die Lungenfunktionswerte waren schlecht, stabilisierten sich unter Gabe von 2 Hub Sultanol-Aerosol 100 Mikrogramm aber wieder. Es wurde Viani 25 Mikrogramm/125 Mikrogramm (statt Budiair) verschrieben und ein Peak Flow-Messgerät (Werte symptomfrei bei ca. bei 250). Der Kinderarzt meinte, durch Viani würde man eine ähnliche Langzeitwirkung wie mit Budiair erreichen, sodass das Giemen nicht mehr auftauchen sollte.  Leider klappte dies nicht. Meine Tochter bekam weiter regelmäßig bei Betreten des Schulhofs dieses Giemen. Sobald sie drinnen bleiben darf in der Pause, tritt es nicht auf. Wir haben schon die Pflanzen untersucht - einzig in 50m Sichtlinie ist ein Haselnuss-Strauch, der derzeit blüht. Sonst blüht nichts. Für 4 Wochen wurde nun Viani-Spray 25 Mikrogramm/250 Mikrogramm verschrieben - davon sind zwei Wochen um. Die Symptome sind geblieben: 1) Bei Betreten des Schulhofs kommen nach sehr kurzer Zeit die Atemgeräusche 2.) Bei sportlicher Belastung kommen die Atemgeräusche. Derzeit ist die Teilnahme am Schulsport daher nicht möglich. 3.) Ohne sportliche Belastung und in Innenräumen tritt nichts auf. Auf Anraten des Kinderarztes haben wir dann die Regelung getroffen, 15-30 Minuten vor sportlicher Belastung 1 Hub Sultanol 100 Mikrogramm zu geben. Das klappt teilweise gut - so konnte meine Tochter etwa 1h Springseil am Stück hüpfen ohne Giemen. Manchmal klappt es aber auch gar nicht, was wir uns nun wiederum gar nicht erklären können. So war heute im Schulsport das Giemen nach 3 Min laufen wieder da (vorher waren 25 Min ruhige Übungen, dann Laufen). Geben wir das Sultanol zu früh oder zu spät? Ich hätte gedacht, dass unter Sultanol unsere Kleine Schulsport verlässlich mitmachen kann. Sofern es zum Auftreten der Atemgeräusche kommt, sollen wir 2 Hub Sultanol geben - das klappt auch, davon gehen die Geräusche wieder weg. Aber so ist unsere Kleine natürlich sehr eingeschränkt und auch wir Eltern sind sehr besorgt. Der Auslöser auf dem Pausenhof konnte bisher nicht geklärt werden und auch Sport scheint trotz 1 Hub Sultanol nicht zuverlässig zu funktionieren. Was können wir denn nun tun? Es kann doch nicht jeden Tag erforderlich sein, dass meine Tochter immer das Sultanol-Notfallmedikament nehmen muss zusätzlich. Und sie will doch auch mal wieder Sport machen und mit ihren Freundinnen über den Schulhof rennen. Können Sie uns einen Rat geben, was wir tun können? Und vor allem etwas Hoffnung, dass wieder ein normaler Alltag für unsere Kleine geschaffen werden kann? So kann es doch nicht bleiben... Viele Grüße Baywatch PS: Termin beim Lungenfacharzt ist gemacht, dauert aber noch PPS: Neuer Allergietest ist auch gemacht, Laborwerte fehlen noch. PPPS: Unsere Tochter geht sehr gerne zur Schule mit guten Leistungen, hat Freundinnen und keine Probleme mit Mitschülerinnen/Mitschülern. Dies wird auch von anderen bestätigt.


Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

Beitrag melden

Vielen Dank für die gute Beobachtung der Probleme und die differenzierte Darstellung. Offenbar liegt bei Allergie und Asthmaneigung Ihrer Tochter derzeit eine stärkere branchiale Hyperreagibilität vor, die sich als "Sport-Asthma" manifestiert. Meist beobachten wir das in der feucht kalten Jahreszeit stärker als in der Wärme. Das Problem scheint mir in der relativ niedrig dosierten Viani-Prophylaxe zu liegen. Das Medikament ist in der Tat sehr gut, sollte aber - zumindest für einige Monate- bei Ihrer Tiochter höher dosiert (Verdoppelt) werden. Auch diese Dosis ist völlig unbedenklich betreffend etwaige Nebenwirkungen. Nach Stabilisierung kann man versuchen, die Dosis eventuell zu reduzieren. Gruß, Ulrich Wahn


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.