Hallo Holle, auch hier eine Antwort auf ein altes Posting: ***Ist deine Tochter glücklich, Johanna?*** Ja. Das sagt sie mir fast jeden Tag und es hat eindeutig mit Nichterziehung zu tun. ***Was ist wenn sie sieht wie andere Kinder aufwachsen? *** Sie findet es doof, dass andere Kinder nicht so respektiert werden und kann es nicht verstehen. ***Eckt sie bei ihren Freundinnen an?*** Nicht mehr oder weniger als andere Kinder. Zwischenmenschliche Konflikte, wie überall bei Freundschaften. In der Übergangszeit hat sie ein bisschen zu sehr auf ihre "Freiheit" beharrt und nicht gut genug darauf geachtet, dass die anderen Kinder ja dann genauso "frei" sind und dass ihre Freiheit da aufhört, wo die der Freunde anfängt. Aber wie hätte sie das auch wissen können – wir haben es ihr gesagt, aber sie hatte davor kaum Gelegenheit gehabt, dies selbst zu erfahren und auszutesten. Wir haben das natürlich begleitet und sie informiert, ihr geholfen. Mittlerweile hat es sich gelegt und sie arbeitet mit Freundinnen mehr und mehr lösungsorientiert, wenn sie sieht, dass die Wünsche zum Beispiel bezüglich der Spielregeln kollidieren. ***Vielleicht empfindet Sie deine Laissez-Faire-Haltung auch als Ignoranz, Gleichgültigkeit und wird Dir das mal vorwerfen?*** Das glaube ich nicht. ***Ich bin nicht für die autoritäre Erziehung, aber ich möchte meinem Kind eine Führung geben, eine Orientierung und gleichzeitig ein sicherer Bezugspunkt.*** Ich auch. :-) Wenn ich im Wald bin und mich verlaufen habe, dann brauche ich auch "Orientierung". Dazu reicht mir ein Weg. Das ist mein Orientierungspunkt. Da ich diesen Weg gut kenne, kann ich wählen, ob ich diesen Weg gehe, oder nicht. Ich gehe ihn, wenn er mir gefällt und mir sicher erscheint. Ich gehe ihn nicht, wenn er mir nicht gefällt und mir unsicher erscheint. Vielleicht finde ich diesen Weg gut und sicher, aber ich bin ein abenteuerlustiger Mensch und mag Mal andere Wege gehen. Solange ich den ersten Weg habe, ist das Orientierung genug um zu vergleichen, ob andere Wege sich besser anfühlen oder schlechter, und ich habe für immer die Entscheidungsfähigkeit, zwischen all den Wegen zu entscheiden. Da Erziehung (in meinem Sinne – dass Einfluss usw. nicht augeschaltet werden können, darüber bin ich mir im Klaren und Pflege und Liebe und was noch ist natürlich auch klar, dass das nicht gemeint ist mit dem "nicht"-Erziehen) freiheitseinschränkend ist, und ich denke, dass Menschen Freiheit brauchen, um sich gut zu fühlen, denke ich, dass der Weg, den die Eltern gehen ein Weg ist, der sich schlecht anfühlt und den die Kinder nicht gehen wollen werden. Natürlich ist das auch ein "Weg, der orientiert", aber nicht unbedingt ein Weg, den ich gehen will. Daher funktioniert Erziehung sowieso nicht. Den echten Einfluss, den Erzieher eigentlich haben wollen, würden sie eigentlich nur erreichen, wenn die Beziehung zwischen den Beteiligten auf Vertrauen basiert, und das geht wie gesagt verloren eben durch Erziehung. Warum sollte ich den Weg gehen von jemandem, den ich nicht vertraue? Und wenn ich unsicher bin, und den doch gehe, weil ich mich auch nicht traue, was neues auszuprobieren, weil mich meine Eltern auch nicht in meinen anderen Wegen aus Intoleranz nicht unterstützen, dann gehe ich zwar den Weg, der mir vorgegeben wurde, bin aber unglücklich dabei. Lieber also biete ich meinem Kind meinen Weg an, weil ich an meinen Weg glaube, weil ich von meinem Weg überzeugt bin, dass er gut ist, aber ich zwinge diesen Weg niemals auf und akzeptiere und bin sogar neugierig, wenn es einen anderen Weg geht. Die Entscheidung, welchen Weg es geht wird es sowieso selbst treffen. ***Deine Theorien zum freie verfügbaren Fernsehkonsum finde ich übrigens völlig absurd, aber das muss jeder selbst wissen.*** Damit kann ich leben. Gruß Johanna