Hallo Dr. Posth,
kann man in ein paar Worten erklären, warum es positiv für die Entwicklung eines Kindes ist, wenn man es nicht schreien lässt, das Baby im Familienbett schlafen darf und das Baby nicht beim Einschlafen allein bleiben muss?
Bei uns (Kinder:5J,18Mon) war es irgendwie ein Bauchgefühl, den Rest (Bindungstheorie, Loslösung) habe ich hier bei ihnen gelesen und erlernt.
Aber wir werden oft gefragt warum wir den schwierigeren Weg gehen und mit "Bauchgefühl"-Erklärungen komme ich nicht weit, die meisten erwarten eine 5 Min. Antwort.
2.Frage: Ich muss zu einem 5 Tägigen Seminar. Die Loslösung unseres Sohnes (18Mon.) läuft gut über den Papa+Oma. Kann ich ihm eine 5tägige Abwesenheit zumuten? (er wird an 3 Tagen von Papa/Oma betreut und sieht mich dann 8 Stunden nicht)
Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit.
Mitglied inaktiv - 25.01.2010, 11:53
Antwort auf:
Vorteile von Nichtschreinlassen?
Stichwort: Bindungsicherheit
Hallo, ein derart komplexes Thema in 5 Minuten abzuwickeln ist schier unmöglich. Am besten geht es ohne viel Psychologie. Dann braucht man aber die Biologie, d.h. die Natur des Menschen und seine Sozialisation. Die Biologie gibt den Menschen vor, eine Bindung zum Neugeborenen und Säugling herzustellen. Bei den Tieren ist es die Prägung. Der Mensch ist aber ein hoch emotionales Wesen und erfährt die Bindung nur in einem ganz engen und sicheren Verbund mit der Bezugsperson. Wird die Bindung durch Fehlen solcher Sicherheiten unsicher, drohen weitere Schwierigkeiten in der psychosozialen Entwicklung. An erster Stelle steht die erschwerte Loslösung, die aufgrund der Angst des Kindes, die Mutter zu verlieren, zu einer andauernden Anhänglichkeit führt. Etwas später entwickelt sich ein unausgewogenes Selbst, das die Persönlichkeitsentwicklung untergräbt.
Zum Abschluss erwähnt man noch, dass die Hirnforschung genau diese Anschauung durch ihre Tierversuche, aber auch durch die bildgebenden Verfahren am menschlichen Gehirn quasi beweisen kann.
An dem Seminar können Sie sicher teilnehmen, es sei denn, es hätte gerade die Wiederannäherungskrise eingesetzt (s. Suchlauf). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 29.01.2010
