Elternforum Schwanger mit 35 plus

Schwanger und Agoraphobie/Ängste... kennt das jemand?

Schwanger und Agoraphobie/Ängste... kennt das jemand?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe alle Nun gegen Ende Schwangerschaft kehrt bei mir ein altes Problem zurück: Ich litt lange an einer Angststörung, einer Agoraphobie mit Panikattacken, die ich aber im Laufe der Zeit recht gut handhaben konnte. Ich weiss nicht, obs an der bevorstehenden Geburt liegt, aber ich hab phasenweise wieder Mühe, aus dem Haus zu gehen. Grad Arztbesuche versetzen mich in Panik und die sind zZ halt unumgänglich. Wegen der Schwangerschaft darf ich ja auch keine Medikamente nehmen.. Hat jemand einen Tipp für mich? Ich hab auch ein schlechtes Gewissen, dass ich mein Baby damit stresse, obwohl die FÄ meinte, das sei nicht so schlimm.. Vielen Dank! Liebe Grüsse Medea


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Liebe Medea Dein Baby wird ziemlich wahrscheinlich keinen Schaden haben, wenn Du selber Panikattacken hast. Klar, Dein Adrenalin steigt sehr usw., das ist schon auch für das Baby nicht super. Aber ich würde Deiner Ärztin da vertrauen. Zumal Du ja in der SSW sehr weit bist - das Baby wächst "nur" noch. Viel, viel wichtiger finde ich, dass Du gut lebst. Kannst Du Dir für diese Zeit nicht eine ambulante Hilfe/Unterstützung organisieren. Von einer Psychologin z.B.? Wenn Du das als "altes Problem" schon lange kennst, dann weißt Du doch sicher auch, womit es zu tun hat und wie Du ganz pragmatisch damit umgehen kannst. Oder? Such Dir eine gute Hilfe für die Zeit jetzt, aber auch langfristig für die Zeit nach der Geburt. Denn solche Ängste und Phobien belasten die ganze Familie und werden u.U. (! nicht zwingend) sozial vererbt. Alles Gute! Lg paula


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Madea, ich kenne das nur zu gut. Vor 2 Jahren haben Panikattacken angefangen, vor allem vor großen Kreuzungen, bei denen ich stehen bleiben muss oder vor weitläufigen U-Bahnen. Es gibt eine Kreuzung zu meiner Arbeitsstelle, über die ich überhaupt nicht mehr laufen kann, weil ich sonst zu hyperventilieren anfange. Eine wirkliche Lösung habe ich nicht. Mir bleibt nur: entweder anderen Weg gehen, jemanden hinterherlaufen oder fahren lassen (Freund/Taxi). Falls es zu schlimm werden würde, würde ich zum Hausarzt gehen (oder fahren lassen), der würde mir wahrscheinlich eine Therapie verschreiben. Das die Panikattacke selbst dem Kind schadet (Adrenalinausstoss), darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich habe immer nur Angst, dass ich von zuviel Hyperventilation ohnmächtig werde.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Liebe beide Danke!! Ja, auch meine FÄ meint, ich soll mir Hilfe holen. Evtl. geh ich nochmals zu meinem ehemaligen Psychiater und auch zu meinem Hausarzt, der konnte mir jeweils für ein paar Tage mittels Neuraltherapie helfen (übrigens ein heisser Tipp, Deanna, nur etwas gewöhnungsbedürftig..). Leider muss ich dafür wieder Arztbesuche absolvieren, aber ohne gehts halt nicht! Ich hoffe, dass die Ängste nach der Geburt weniger werden. Es ist vor allem die zunehmende Unbeweglichkeit, die mich stresst, da ich als typische Agoraphobikerin zur Flucht aus der Angstsituation neige... Zum Glück hab ich am Donnerstag meinen letzten Arbeitstag, das hilft sicher auch, mich zu entspannen. Interessanterweise meint meine FÄ auch, dass mir die Geburt sicher gut tun wird, da ja Phobiker(innen) ihrem Körper wenig vertrauen und dabei erleben können, dass der Körper eben doch was leisten kann... Liebe Grüsse! Medea


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, ich bin Psychotherapeutin und würde Dir raten, mal eine Therapeutin aufzusuchen, es gibt sehr viele gute therapeutische Möglichkeiten für Angststörungen! Gruß, Pondus


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, ich war vor vielen Jahren auch mal wegen einer Panikstörung in Therapie (Angstattacken etc.). Dann hatte ich lange Zeit Ruhe. In meinen Schwangerschaften wurde das Problem dann wieder mal akut, und zwar ebenfalls gegen Ende der Schwangerschaft. In der zweiten SS war es allerdings längst nicht mehr so gravierend wie in der ersten (da war ich wohl schon besser vorbereitet). Die Hormone bringen schlicht auch das Seelenleben durcheinander, weil sie Botenstoffe sind, die auch stark aufs Gehirn wirken. Und wenn man hier empfindlich ist, können solche alten Sachen wieder akut werden. Am besten lässt Du Dich davon nicht zu sehr schockieren, sondern lässt es halt zu. Bei mir ging das Problem nach der Entbindung wieder weg, allerdings dauerte das ein paar Monate, ruckzuck geht das nicht. Mir hat geholfen zu sagen, naja, man darf das ruhig mal haben, es gibt sich auch wieder. Wenn es gar zu fies wird, würde ich mich aber überhaupt nicht scheuen, mich noch mal für kurze Zeit therapeutisch begleiten zu lassen. Guck halt, ob Du noch einigermaßen gut damit klarkommst, hu? Überhaupt finde ich eine Verhaltenstherapie viel sinnvoller als Medikamente, vielleicht suchst Du Dir - wenn nötig - doch lieber in diesem Bereich Hilfe? Wegen des Babys brauchst Du keine Sorge zu haben. Längst nicht jedes Gefühl kommt 1:1 bei ihm an. Und was bei ihm ankommt, kann es gut verkraften, solange es nicht absolut ausartet. Ungeborene Menschenkinder wissen seit zehntausenden von Jahren, dass das Leben für ihre Mutter oft schwer und kein Zuckerschlecken ist. Sie sind so robust, das wegzustecken. Du kannst auch mit Deinem Baby reden und ihm sagen, dass Du es lieb hast und Dich sehr auf es freust. Dass Deine Ängste auch gar nichts mit ihm zu tun haben. So etwas zu tun, kommt einem natürlich anfangs ein bissel ungewohnt vor, aber ich bin sicher, die Verbindung zum Kind ist so, dass eine solche Botschaft bei ihm ganz sicher ankommt. Und dass es dann versteht, dass Deine grundsätzliche Einstellung zu ihm liebevoll ist - auch wenn Du Dir mal seelischen Stress machst! Grüßle, Astrid


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo Medea, hast du vor der Schwangerschaft ein Antidepresivum genommen? Gruß Pilipuun


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Liebe Alle vielen Dank für die Tipps und Reaktionen. Liebe Pondus, ich hab selber einen Uniabschluss (Lizentiat bzw. Master heisst das in der Schweiz) in Psychologie (auch wenn ich wegen des mageren Stellenangebots nicht direkt in dem Gebiet arbeite) und hab mich damals eingehend mit Ängsten befasst, war auch lange in Therapie und ja, Philipun, ich hab mal ein SSRI genommen, allerdings ist das Jahre her, da ich unterdessen einen ziemlich guten Umgang mit der Angst gefunden habe. Bei mir hat die Störung bereits in der Pubertät begonnen und meine hilflosen Eltern wurden bloss wütend und ungeduldig, statt mich richtig behandeln zu lassen, daher denke ich, dass ich das Ganze auch nicht mit einer Verhaltenstherapie loswerde. Astrid, herzlichen Dank für deinen Beitrag, ich hab eben schon hie und da gehört, dass eine Schwangerschaft die Ängste verstärken kann oder wieder hervorruft. Aber da viele Frauen ja nicht gern näher über psychische Schwierigkeiten und Befürchtungen reden, die in der Schwangerschaft auftreten, wollte ich mich mal hier erkundigen, ob ihr das auch kennt. Ich überlege mir nun, was ich mache und versuche, mich nicht zuhause einzugraben... Herzliche Grüsse Medea


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, eine Freundin von mir hat während ihrer beider Ss Medikamente gegen ihre Panikattacken genommen - sie hat danach sogar noch gestillt. Ist aber bestimmt besser, wenn du es ohne Medikamente schaffst.. LG Isolde


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hi Medea, wenn es dir mit SSRI besser gegangen ist, dann würde ich sie auch in der Schwangerschaft nehmen. Ich habe das auch gemacht. War deswegen auch bei einem Genetiker, der mit dann auch schriftlich das Unbedenken dokumentiert hat. Ich habe damals selbst das Internet nach SSRI während der Schfangerschaft durchforstet, um sicher zu sein, dass dem Kind nichts passiert. Ich habe sogar irgendwo bei einer Uni die Behauptung gelesen, dass SSRI während der ersten SS-Wochen zu einer erhöten Bildung von neuronalen verbindungen beim Embryo führt, was dann für eine erhöte Intelligenz sorgt! Scheint bei meinem Jungen tatsächlich funktioniert zu haben :-)) Es ist doch kein Leben, wenn man von Angst besessen ist, tu doch was dagegen! Ich weiss wovon ich spreche. Du kannst jetzt nicht wirklich deine Schwangerschaft geniesen und dich auf das Baby freuen, weil du stets an die Angst denken musst. Wozu das Leiden, wenn es auch anders gehen könnte. Alles Gute pilipuun


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Grüß Dich, falls Du wieder was nehmen müsstest, weil es anders nicht geht, dann schau mal hier: http://www.frauen-und-psychiatrie.de/ www.embryotox.de gibt auch Auskünfte zu Medikamenten. Alles Gute! Liebe Grüße


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Hallo, meine Tante ist Psychotherapeutin in San Francisco/Kalifornien und hat auch dort studiert (Univ. Stanford, Palo Alto). Sie sagt, in den USA, wo bei Ängsten zunehmend nicht mehr tiefenpsychologisch oder analytisch gearbeitet wird, sondern überwiegend verhaltenstherapeutisch, hat sich gezeigt: Auch bei tiefliegenden Ängsten aus der Kindheit und Erziehungsfehlern der Eltern ist eine Verhaltentherapie oft das Mittel der Wahl. Es stimmt wohl nicht, wie man immer dachte, dass man erst solche Kindheitsdinge ewig lang "aufarbeiten" muss. Ganz im Gegenteil muss man wohl zunehmend einsehen, dass diese ganze Aufarbeitung im konkreten Alltag den Erkrankten kaum Besserung bringt. Sie sagt, ein Mensch kann mit einer verkorksten Kindheit recht gut leben. Was sich aber ändern muss, sind falsch erlernte Reaktions- und Verhaltensmuster, und hier hilft die Verhaltenstherapie meist rasch und durchaus dauerhaft. Was den Kranken vom Gesunden unterscheide, sei nicht die Kindheit. Viele seelisch Gesunde haben auch fürchterliche Eltern gehabt, sind aber trotzdem nicht krank, weil sie andere und wirksame Strategien entwickelt haben. Menschen mit Angstneurosen dagegen haben Strategien erlernt, die ihnen nicht helfen, den Alltag zu bewältigen, sie sind sozusagen auf den "Holzweg" geraten. Ich habe das, was sie gesagt hat, jetzt nur laienhaft wiedergeben können. Ich glaube aber, das Fazit war, dass man sich von der Idee verabschieden muss, nur eine restlos geklärte und mit Riesenaufwand therapeutisch aufgearbeitete Kindheit bringe das Heil. Es gibt Menschen, die auch nach 7 Jahren Psychotherapie nicht einen Tick gesünder geworden sind. Man kann seine Kindheit, seine damaligen Gefühle etc. restlos nachempfunden und verstanden haben, ohne dass dies hilft. Manchmal muss man seine lieb gewordenen Überzeugungen vielleicht also einfach loslassen können. Ich habe neulich einen Artikel von zwei Therapeuten gelesen, die auch betonten, dass man kaum gesund werden kann, wenn man davon überzeugt ist, die eigene Kindheit sei etwas unglaublich Wichtiges, das den gesamten Rest des Lebens negativ beeinflussen könne. Das sei ein sehr schädliches Selbstkonzept und überdies nicht wahr, weil das menschliche Gehirn viel plastischer und lernfähiger sei, als früher angenommen, es wird nicht in der Kindheit dauerhaft determininiert. Man kann diese Negativ-Programmierung aber selbst aufrecht erhalten, indem man dies glaubt. Noch ein letzter Tipp: Mir persönlich hat das Buch "Jetzt" von Eckhart Tolle unglaublich geholfen. Man sollte sich von dem arg esoterischen Untertitel (Anleitung zum spirituellen Erwachen) nicht abschrecken lassen, der ist wirklich vom Verlag ungeschickt gewählt (ich hätte es deshalb beinahe auch nicht aufgeschlagen, obwohl ich es geschenkt bekommen habe). Das Buch ist ganz und gar nicht esoterisch. Man versteht, warum man nicht gesund (oder gar glücklich) werden kann, so lange man sich mit der Vergangenheit identifiziert und sich unbewusst über sie definiert, weil man glaubt, dies gehe gar nicht anders. Man hat viele Aha-Erlebnisse und es ist ein ausgesprochen intelligentes Buch, das wirklich Spaß macht. Es wäre ganz sicher etwas für Dich. Grüßle, H.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Liebe alle Vielen vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten! Hat mich wirklich getröstet.. zZ gehts einigermassen, ich hab nur zwischendurch kurz Panik, was sich leider manchmal in Kontraktionen äussert. Nun hab ich mir aber vorgenommen, am Montag meinen Psychiater zu kontaktieren und meinen Hausarzt. Ich bin wirklich erstaunt, dass die Ängste wieder so "zuschlagen". Liebe Hexhex, danke für deinen spannenden Beitrag, ich kenne einige der Argumente aus dem Studium. Ich weiss, dass Verhaltenstherapie zur Zeit gepusht wird und als sinnvoller gilt als lange Psychotherapien, aber ich kenne auch Betroffene, bei denen der "Crashkurs" der VT kontraproduktiv war bzw. nur kurzzeitig erfolgreich. Im Moment ist halt die biologistische Sichtweise auf die Psyche in Mode, zu dem die Vorstellung der Programmierung und Deprogrammierung von Verhaltensweisen gut passt. Nach meiner Erfahrung funktioniert vieles aus der VT wirklich gut, aber mir hat es doch geholfen, die Wurzel des Übels zu erforschen, um mich mit der ganzen Geschichte zu versöhnen. Daher bin ich am ehesten für eine Verbindung der beiden Therapieformen. Danke auch für den Buchtipp, ich werde mir das anschauen. Herzlichen Dank und drückt mir die Daumen.. Medea