Terkey235
Hallo zusammen, mich interessiert eure Meinung zu folgendem Sachverhalt: Gute Freunde von uns vermieten ein sehr großes Ferienhaus. Sie leben im EU-Ausland, sind keine Deutschen. Das ist ihre Einnahmequelle für den Unterhalt der Familie, zusammen mit einer fest vermieten Wohnung (also keine Ferienwohnung). Im Haus ist Platz für bis zu 12 Personen, es hat eine 5 Sterne Bewertung, liegt unmittelbar am Meer und ist entsprechend teuer, wenn man es mietet. Unsere Freunde haben damals ihre Lebensersparnisse in das Haus gesteckt, es saniert und seitdem ist es dauerausgebucht. Mit den Mieteinnahmen der Wohnung und Einnahmen durch die Urlauber zahlen sie Haus und Wohnung ab und bestreiten damit ihren Lebensunterhalt. Das ist ihr Hauptjob, mit allem, was so anfällt, von Buchungen über Arbeiten am Haus, Reinigung etc. Daneben arbeiten sie für die Wohltätigkeitsorganisation, die sie vor Jahren gegründet haben, versorgen die Kinder (haben beide Lernbeeinträchtigungen und werden phasenweise zuhause unterrichtet). Insgesamt arbeiten sie mehr als 40 Stunden. Die Mieteinnahmen für die Wohnung brechen nun weg. Selbständige, die nun insolvent sind, aber durch einen Erlass nicht ausziehen müssen. Wohnung verkaufen klappt nicht, Wirtschaft ist geschädigt, keiner kauft, und wenn dann stark unter Wert, was die Vorfälligkeitsgebühren für den Kredit nicht deckt. Die Gäste können ihre Reisen nun nicht antreten und stornieren sie. Wollen natürlich ihre Anzahlungen zurück und die Restkosten nicht zahlen. Nachvollziehbarer Wunsch. Laut Vertrag ist mit der Anzahlung jegliche Stornierung ausgeschlossen und auch bei Nichtanreise muss der volle Reisepreis gezahlt werden. Nun überlegen sie, wie sie den Gästen entgegenkommen können. Was macht man in so einem Fall? Mit den Anzahlungen haben sie schon gewirtschaftet - eigentlich kommt ja ständig was rein, weil das Haus 10 Monate im Jahr vermietet ist. Die Anzahlungen aber eben verbraucht und es wird für viele Monate kein Geld reinkommen. Zahlen sie die Anzahlungen zurück, sind sie pleite. Aber auch, wenn sie die Leute die gebuchten Reisen wegen Stornierung nun nicht bezahlen, sind sie erledigt. Sie möchten den Gästen gerne alles erlassen, was aber den Ruin bedeutet. Es gibt keine staatlichen Hilfen. Sie suchen verzweifelt nach Jobs, aber in einer Region, die von Fischerei und Tourismus lebt, außerhalb der EU, sieht es gerade nicht gerade rosig aus, wenn man nicht mal vor die Tür darf zum spazieren gehen. Was würdet ihr machen? Ihr würdet sicher erwarten, alles erstattet zu bekommen und nicht zahlen zu müssen, oder? Auch wenn der Vertrag Stornierung ausschließt? Gibt es einen Kompromiss? Danke für eure Meinung, terkey
Wenn im Mietvertrag eine Stornierung ausgeschlossen ist, müssten sie eigentlich den Reisepreis einfordern, um nicht insolvent zu sein. Dadurch werden ihnen sicher Stammkunden wegbrechen, aber damit können sie vielleicht besser leben als mit einer Insolvenz. Ich bin allerdings sicher, dass die Kunden im Nachgang den vollen Reisepreis nicht bezahlen werden (außer sie haben im voraus bezahlt) - ich würde es als Kunde auch nicht machen. Um gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, ist also zu überlegen, einen gewissen Anteil zu behalten (vielleicht das, was als Anzahlung üblich ist?) und dem Kunden den Rest zu erlassen. Die Frage ist: kommen Sie damit klar? Es kann ja auch sein, dass ab Juni die Welt wieder in Ordnung ist und sie nur die nächsten Wochen überbrücken müssen. Das kann im Moment keiner abschätzen. lg
Ich versuche mich jetzt mal in die Lage des Gastes zu versetzen, der gebucht und schon bezahlt hat, aber jetzt die Reise nicht antreten kann. Mein erster Impuls ist natürlich, dass ich mein Geld wiederhaben möchte - egal, was im Vertrag steht. Ich, aber auch Eure Bekannten, haben den Storno ja nicht herbeigeführt. Die Frage ist jetzt - was sagt in Fällen einer Pandemie das Gesetz? Und in dem Fall würde ich mich tatsächlich anwaltlich beraten lassen. Außerdem würde ich vielleicht "hinten" anfangen und bei denen, die z.B. für September gebucht haben, nachfragen, ob es erstmal bei der Buchung bleibt - was bis dahin ist, weiß man ja nicht. Bei den großen Reiseveranstaltern kannst du ja jetzt auch nicht eine Reise stornieren, die erst im Juni bis später stattfindet. Dann bleibst du auf deinen Kosten sitzen. Echt Scheiße, tut mir sehr leid für Deine Freunde.
Wenn ich bei Buchung / Miete solche Bedingungen akzeptiere, gibt es meiner Meinung nach nix zu meckern.
Wir haben 2019 auch ein eher teures Ferienhaus mit 30% Anzahlung (30% Storno) gemietet und sind dieses Risiko bewusst eingegangen. Restzahlung allerdings erst bei Anreise.
[... und auch bei Nichtanreise muss der volle Reisepreis gezahlt werden.] Wer so eine Klausel akzeptiert ist selber schuld
ICH würde die Anzahlung abschreiben, die Restzahlung allerdings nicht tätigen und es (vermutlich?) auf eine Klage aus dem EU-Ausland ankommen lassen. Bin ohnehin bereits schon gespannt, wie die Gerichte zukünftig entscheiden, wenn es um den Ausnahmezustand "Corona" geht.
Danke für euren Input. ich kann die Gäste absolut verstehen und bin in einer ähnlichen Konstellation gerade selber betroffen, weil ich auf den Kosten für ein Ferienhaus sitzen geblieben bin, die ich weder erstattet bekomme noch in einen Gutschein umwandeln kann. Die Anzahlungen machen nur einen kleinen Teil des Reisepreises aus. ich vermute auch, dass die Leute nicht zahlen werden und es massenhaft miese Bewertungen hagelt. Von dem bekannten Urlaubsportal, über das sie das Haus vermieten, werden sie ziemlich genötigt, man muss fast sagen erpresst, dass sie den vollen Reisepreis erstatten und auch die Anzahlungen zurückgeben, selbst wenn das vertraglich ausgeschlossen ist. Wer dies nicht tut, verliert seinen prominenten Platz auf den Seiten des Anbieters und rutscht ganz nach hinten. Die Leute, die eine kleine Wohnung für 300,- die Woche als Nebenerwerb vermieten, machen das natürlich. Hier geht es aber um ganz andere Verhältnisse. Ich wäre auch sehr ratlos. Wir gehen davon aus, dass unser Urlaub bei ihnen im Sommer nichts wird, werden aber freiwillig den vollen Preis bezahlen. LG terkey
"Was würdet ihr machen? Ihr würdet sicher erwarten, alles erstattet zu bekommen und nicht zahlen zu müssen, oder? Auch wenn der Vertrag Stornierung ausschließt? Gibt es einen Kompromiss?" Ich würde einen nicht stornierbaren Vertrag niemals unterschreiben. Trini
Von einem Portal würde ich mich nicht erpressen lassen, es gibt sicher auch andere Portale wohin man wechseln könnte oder ? Darf man denn nicht anreisen ? Oft werden ja Touris ausser Bundesland geschickt da würde ich auch nicht zahlen wollen wenn es faktisch nicht möglich ist, als Mieter- Als vermieter sagen sie sich sicher dass das nicht deren Problem ist, denn die Wohnung ist ja da und nutzbar. Jetzt verkaufen würde ich auf keinen Fall das Ganze so extrem eng zu stricken finanziell ist ein großer Fehler aber nun zu spät. Wie würde es denn rechnerisch aussehen die Anzahlung zu behalten als Entgegenkommen gegenüber den Gästen auf den rest zu verzichten ? Aktuell ist es ja nur solange die Reisewarnung gilt danach würde ich noch garnichts zustimmen.... Klar gibt es dann schlechte Bewertungen aber die muss man ja begründen oder ? Also sieht nächstes Jahr ein Mieter warum das schlecht ist und ich weiss nicht ob man das nicht entfernen lassen könnte weil der Mieter ja im Unrecht ist und der vertrag bindend dagmar
Wäre vielleicht ein Reisegutschein für die Gäste, die für die nächsten Wochen gebucht und angezahlt haben eine Möglichkeit ? Dann könnten Gäste vielleicht gehalten werden und zu einem anderen (sehr großzügig bemessenen) Zeitraum anreisen ? Aber auch das wird sicher nicht jeder Gast akzeptieren, verständlicherweise. Echt schwierig. Liebe Grüße, Gold-Locke
Gibt es vom Staat keine Hilfen für Selbstständige wie bei uns? Hier ist das ja auch nicht üppig, aber man kann damit 1-2 Monate erst mal überbrücken... Da es Rechtsgeschäfte im Ausland betrifft würde ich deinen Freunden raten, sich vor Ort vom Anwalt beraten zu lassen... Die Gesetze dort können ja ganz anders sein als hier... Da ja laut Reisevertrag der volle Betrag auch bei Stornierung zu zahlen wäre, würde ich soweit entgegenkommen, dass ich die Zahlung des Restbetrages nicht verlange, die Anzahlung aber nicht zurückerstatte... Vertrag ist Vertrag... Das ist dann schon kulant auf den Restbetrag zu verzichten. ich habe innerlich auch die Anzahlung für unser Ferienhaus für Juli abgeschrieben... Restbetrag ist noch nicht fällig, wir werden dann entscheiden ob wir stornieren oder nicht...
Darf die Wohnung denn in dem betroffenen Land vermietet werden und dürften die Gäste in das Land einreisen? Dann wäre es ja ein Fall, der ähnlich dem Roompot Park unten ist. Dann könnte der Gast theoretisch einreisen und müsste nur die örtlichen Ausgangs-/Abstands-/Hygiene Regeln einhalten. Da würde ich mir zwar ein entgegenkommen des Vermieters wünschen aber nicht erwarten. Mein Vercharterer mit dem ich gestern telefonierte ist Z.B. damit einverstanden die Zahlung aufs nächste Jahr anzurechnen. Keinerlei Kompromissbereitschaft würde mich wohl schon sehr ärgern, was ich dann auch entsprechend kommentieren würde und ich hätte dann dort auch das letzte Mal gebucht. Anders sieht es m. E. aus, wenn so wie hier die Vermietung untersagt wird oder das Land seine Grenzen dicht gemacht hat. In diesem Fall müsste nach meinem Verständnis der komplette Betrag zurückgezahlt werden, weil der Vermieter seine Leistung nicht erbringen kann. Ist natürlich wirklich blöd für die Vermieterseite. Aber eine gewisse Kompromissbereitschaft Umbuchungen kostenfrei zu akzeptieren sollte schon da sein.
Danke euch. Die haben ja nicht nur Gäste aus Deutschland, sondern auch reichlich Landsleute oder Leute aus anderen Ländern. Es herrscht Ausgangssperre, also wäre ein Anreisen nicht möglich. Nur: Es zahlt denen natürlich auch niemand irgendeine Entschädigung. Es gibt keine Grundsicherung oder ähnliches für solche "Single Traders". Wenn sie also die Anzahlungen zurückzahlen müssten und obendrauf Null Einnahmen haben, sind sie insolvent, und zwar unverschuldet. Die Sache stand nicht auf wackligen Beinen, denn das Haus war immer gut vermietet und rentierte sich, also Abtrag, Instandhaltung und Einkommen für die Familie. Vor drei Jahren erkrankte dann der Bruder schwer an einem Hirntumor, hatte ab da mehrere epileptische Anfälle pro Tag, brach zusammen, bekam keine Luft mehr. Die Schwägerin gab ihren Job auf und pflegte ihn, weil man ihn wirklich nicht allein lassen konnte. Beide waren selbständig und beide Einkommen brachen ohne Vorwarnung weg. Unsere Freunde sind eingesprungen, haben die beiden finanziert, ihre Raten übernommen, die medizinische Versorgung gezahlt. Das hat sämtliche Ersparnisse gefressen. Der Bruder ist vor zwei Wochen gestorben, an einem Infekt. Ob es Covid-19 war, wurde nicht getestet. Die Schwägerin ist nach drei Jahren des Hoffens und Bangens psychisch am Ende und wird erstmal nicht arbeiten können. Da sie selbständig waren, gibt es natürlich auch keine Witwenrente. Alles nicht toll. Eine richtige Lösung weiß ich auch nicht. Es gibt keine Gewinner. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten und wer weiß, wie die Stammgäste reagieren werden. Liebe Grüße, terkey
Ich kann dir nur von unserer Erfahrung berichten: Ferienhaus in den USA für Ostern gebucht und bereits gezahlt. Wir werden keinen Cent zurückbekommen, Vermieter sperrt sich. Wir verhandeln jetzt über eine Umbuchung für das nächste Jahr. Da scheint der Vermieter willens zu sein, uns entgegenzukommen. Ist aber noch nicht abschließend geklärt. Silvia
Es ist ja sehr lobenswert von deinen Freunden, dass sie die Seite der Gäste betrachten und ihnen entgegenkommen wollen. Aber wer würde seine Familie vor den Ruin stellen für völlig Fremde und wenn man im Recht ist? Also ich nicht. Und ehrlich, kein Großkonzern rückt irgendwas freiwillig raus, so ist es nunmal. Ich würde auf sie Zahlung pochen und ggf. einen Anwalt hinzuziehen. Allerdings kostet das auch und kann Jahre dauern.
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