Mitglied inaktiv
Hi, ich habe hier in diesem Forum noch nie geschrieben, ich wollte auch nur kurz etwas dazu sagen, ich war nämlich so ein Enkelkind, das zwischen allen Stühlen saß... Meine Mutter zog bei ihrer Heirat in das Haus ihrer Schwiegereltern. Von Anfang an haben sie sich nie verstanden. Meine Mutter hat die beiden gehaßt, nie konnten sie irgendetwas richtig machen. Mein Vater konnte an der Situation nicht viel ändern und kam so nach und nach auch in den Genuß ihres Hasses. Nicht falsch verstehen, meiner Mutter ging es eigentlich sehr gut, sie mußte seit meiner Geburt vor fast 40 Jahren nicht mehr arbeiten, mein Vater brachte genug Geld heim, er war nie Alkoholiker und ging nie fremd. Sie hatte zwei gesunde Kinder, wurde von ihrer eigenen Mutter im Haushalt nach Kräften unterstützt. Meine Mutter hatte keine Probleme, deshalb nahm das Problem mit der Schwiegermutter ihr ganzes Denken ein, ihre ganze Freizeit, war ihr Hobby. Sie wurde darüber zutiefst depressiv. Sie hatte regelmäßig Nervenzusammenbrüche, schrie dann mit völlig verheultem Gesicht, dass sie nur noch sterben will, nur tot sein will. Ich war damals 7 Jahre alt, mein Bruder 5. Ich kann euch sagen, es war für uns die Hölle. Morgens als erstes auf Geräusche zu hören, dann konnte man aufatmen. Tagsüber war ich die Stütze für meine Mutter, nachts habe ich mich aus Angst sie zu verlieren, in den Schlaf geheult. Ich bin morgens zur Schule mit der Angst sie am Mittag tot zu finden. Wenn sie beim zweiten oder dritten klingeln nicht geöffnet hat, weil sie im Garten war, überkam mich Panik, mein Herz zersprang. Ich durfte keinen positiven Kontakt zu meinem Vater oder meinen Großeltern haben, wenn es mal ein paar nette Sätze gab, sagte mir meine Mutter bei nächster Gelegenheit unter vier Augen, dass sie nun ja sterben könne, weil ich mich nun ja so gut mit meinem Vater bzw. Großeltern verstehe. Meine Mutter suhlte sich von morgens bis abends in ihrem Schwiegermutterelend. Zeit für mich oder meinen Bruder gab es kaum. Meine Mutter wollte für uns möglichst keine Kontakte nach draußen. Ich hatte in meiner ganzen Kindheit und später Jugend keinen Ansprechpartner. Als ich mit 10 oder 11 Jahren einen Knoten in meiner Brust entdeckte, welcher mir täglich große Schmerzen bereitete, konnte ich auch niemandem etwas erzählen, ich dachte, wenn ich meiner Mutter noch zusätzlichen Kummer bereite, dann bringt sie sich jetzt gleich um, dann sage ich lieber nichts, dann ist sie wenigstens noch bei mir, wenn ich sterbe. Ach ich könnte noch seitenweise so weiterschreiben, aber das alles ist auch heute nicht mehr wichtig. Ich wollte nur sagen, dass mir dieser Hass so bekannt ist und ich weiß, was daraus werden kann und ich jedem, der da gerade drin ist, sagen möchte, welche großen Auswirkungen solche Konstellationen haben, auch und vorallem auf unbeteiligte Kinder. LG Soli
Ohje, das tut mir total leid, was Dir wiederfahren ist! Was ist denn aus dem Knoten geworden? LG Stephanie
Hi, ich hatte diesen Knoten etwa ein dreiviertel Jahr lang, dann verschwand er wieder. Heute weiß ich von einem Kinderarzt, dass diesen Knoten viele Kinder, auch Jungen, vor oder während der Pubertät haben und das nichts mit Brustkrebs zu tun hat. Aber woher hätte ich denn das damals wissen sollen.... Liebe Grüße Soleminchen
Freut mich sehr, dass zumindest das gut ausgegangen ist!
Es tut mir wirklich leid für Dich! Deine Kindheit ist dadurch völlig kaputtgegangen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ganze Dir auch heute noch Schwierigkeiten macht! Schlimm, wie wenig manche Eltern sich Gedanken machen was sie bei ihren Kindern zerstören:-( Alles Gute! LG
hallo, danke, dass du einmal eine sichtweise aufzeigst, die meist übersehen wird. es ist traurig zu lesen, inwieweit kinder solche situationen wirklich mitbekommen, verstehen und auch nicht mehr vergessen können. mich würde mal interessieren, wie ist es denn jetzt bei dir? du schreibst du bist jetzt ~40, ja? hast du schwiegereltern? und wie ist der kontakt? wie bestimmt deine vergangenheit dein jetziges (familien-)leben? lg rochen
Hallo Rochen, gerne erzähle ich noch ein bisschen mehr... Ich war als Kind damals gezwungen mich für eine Seite zu entscheiden, mich mit einem Elternteil zu solidarisieren. Das konnte nur meine Mutter sein, weil es ihr ja so schlecht ging, da sie immer wieder von Selbstmord redete. Ich habe sie unterstützt, mußte immer bei meinem Vater vorsprechen, mußte meinen Vater mit ihr zusammen hassen, habe meiner Mutter zugehört, sie getröstet, andererseit habe ich ihr nie noch zusätzlichen Kummer bereitet, indem ich eigene Probleme und Sorgen erzählt hätte. Ich gab ihr meine ganze Kraft, ich hatte keine Energie mehr für mein eigenes Leben, ich war ein problemloses, unsichtbares Kind, still, einfach, zurückhaltend. Wenn ich mal nicht in ihrem Sinne gehandelt habe, sagte sie mir z.B. ohne Zögern, dass sie, wenn sie nochmals jung wäre, keine Kinder mehr haben würde. Durch diese einseitige Kindheit habe ich nur einen sehr oberflächlichen Kontakt zu meinem Vater. Wir haben noch nie über Themen mit Gefühlen gesprochen. Meiner Mutter kann ich ihr egoistisches Verhalten nicht verzeihen, weil sie meine Kindheit gestohlen hat und weil sie es auch bis heute nicht einsieht. Wenn ich darüber sprechen möchte, streitet sie es entweder ab, spielt es herunter oder hat für alles 1248 Ausreden. Da ich weder Zeit noch Möglichkeiten für Kontakte zu anderen Menschen hatte, fällt es mir sehr schwer, andere Menschen überhaupt kennenzulernen oder Freundschaften zu pflegen. Wenn sich dann doch Beziehungen ergeben haben (sei es eine Liebesbeziehung zu einem Mann oder einfach eine freundschaftliche Beziehung zu einer Frau), dann habe ich immer grenzenlos gegeben. Ich kann auch nicht nein sagen. Ich habe es in meiner Kindheit ja nie anders gelernt. Nur dann war ich gut genug. Dass ich nie annähernd gleich viel zurück bekam, ist ja klar. Wenn ich dann nach einiger Zeit das Geben und Nehmen ins richtige Gleichgewicht bringen wollte, war ich oft für den anderen nicht mehr interessant. Hinzu kommt, dass ich heute grenzenlos Verantwortung tragen kann, es macht mir absolut nichts aus. Das klingt gut, ist aber für eine Beziehung nicht besonders förderlich. Wenn einer alles im Griff haben will, Angst vor Kontrollverlust hat, die Macht nicht teilen will bzw. kann, sich nie fallen lassen kann, alles perfekt haben muss, das hält kein Mann aus. Ich sehe es realistisch und würde mich heute als komplett beziehungsunfähig bezeichnen. Ich habe Kinder, bin aber eigentlich alleinerziehend. Für meine Kinder tu ich alles. Ich denke, sie profitieren von meinen Erfahrungen und das freut mich sehr. Sie haben wirklich alle Möglichkeiten, sich selbst auszuprobieren, Musikunterricht zu haben, bei Freunden zu sein oder sie hier zu haben, zu reisen, Probleme zu besprechen, alles fragen zu können, immer jemanden zu haben, der hinter ihnen steht. Kontakt zu meinen Schwiegereltern habe ich keinen. Sie wohnen mehrere 100 km weit weg. Sie haben nie auf Briefe mit Bildern ihrer Enkel reagiert. Es kam auch nie eine Glückwunschkarte zum Geburtstag ihrer Enkel. Irgendwann habe ich es dann aufgegeben. Wenn mich jemand vor 15 Jahren gefragt hätte, wie meine Kindheit war, hätte ich gesagt toll. Es gab Mutter und Vater, meine Mutter mußte nicht arbeiten...usw. Erst als meine Kinder in dem Alter waren, wie ich, als es bei meiner Mutter anfing, da kam bei mir alles hoch. Ich war plötzlich auf der anderen Seite und habe mir vorgestellt, was passieren würde, wenn ich die Sätze meiner Mutter zu meinen Kindern sagen würde (z.B. mit Selbstmord zu drohen...).Ich habe damals eine ganze Nacht durchgeheult, weil ich feststellte, dass das Verhalten meiner Mutter krankhaft war und mir viele Zusammenhänge klar wurden. Aber ich denke, ich mache das Beste aus meinem Leben :-) LG Soli
Ich frage mich nur, wie man als Kind das aushalten kann! Schlimm.... Kann man damit überhaupt ohne Therapie fertig werden? Ich glaube, Du bist ein toller Mensch *kloßimHalshab* Alles Gute, lg
Die letzten 10 Beiträge
- Ohne Absprache schwanger geworden, glücklich aber schlechtes Gewissen
- Erwartungen an Kinder und Eltern
- Baby weint bei Schwiegermutter
- Schwägerin ist Narzisstin
- Vater-Sohn-Beziehung und Partnerschaft schwierig
- Meine Frau meckert nur an mir rum und droht mich zu verlassen
- Immer wieder diskutiert er ...
- Probleme in der Beziehung
- Zweifel über Vaterschaft..
- Schwiegereltern schwierig - Harmonie kippt deswegen ständig