Elternforum Rund ums Kleinkind

Selbstvertrauen/Spielsachen werden weggenommen

Selbstvertrauen/Spielsachen werden weggenommen

Hope10

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Hallo alle zusammen Ich hoffe ihr könnt mir bei folgender Thematik vlt weiterhelfen…? Unser Sohn ist 27 Monate alt. Es ist ihm nicht mgl. seine Spielsachen zu verteidigen. Er spielt zB mit einem seiner Fahrzeuge, ein anderes Kind kommt her und nimmt es ihm einfach weg. Er steht dann entweder ganz versteinert da und schaut bedrückt dem anderen Kind zu, wie dieses mit seinem Fahrzeug spielt oder er beginnt fürchterlich zu weinen und rennt zu mir. Eine andere Situation… Sein Lieblingsspielzeug im Garten steht frei herum, er rennt hin, zeitgleich läuft ein anderes Kind zu seinem Spielzeug und unser Sohn bleibt plötzlich stehen und schaut zu, wie das andere Kind es nimmt. Dann auch wieder dasselbe- entweder sieht er bedrückt zu oder weint. Wir haben es mit Rollenspiele versucht, versuchen so gut als mgl., seine „Nein“ zu akzeptieren. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er nicht weiß, wie verteidigen geht…. Wir wissen echt nicht mehr weiter… Einerseits sagt man, die Kinder sollen es untereinander regeln… andererseits denke ich mir, wie soll er es lernen wenn er gar nicht weiß wie verteidigen geht…. Ich möchte nicht, dass er lernst, dass es normal ist wenn ihm die Sachen eh immer weggenommen werden. Zusätzlich habe ich Angst, dass er sich später nicht wehren kann und er dann gemobbt wird.. Mir bricht es das Herz wenn ich mitansehen muss, wie er teilweise darunter leidet. Kann es sein dass er kein gutes Selbstvertrauen hat? Was können wir machen um ihn zu unterstützen? Habt ihr vlt irgendwelche Ideen? PS: er ist sprachlich leider nicht so gut, sodass ein verbales Verteidigen nicht mgl ist. Er bekommt aktuell Logopädie. Danke


Fleurdelys

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Antwort auf Beitrag von Hope10

Hallo, genau dieses Thema beschäftigt mich auch seit einiger Zeit. Meine Tochter ist im selben Alter und sie verteidigt sich in diesen Situationen auch nicht wirklich (oder nur sehr zurückhaltend), schaut bedröppelt zu oder lässt gar anderen den Vortritt, wenn gedrängelt wird. Ich denke zwar auch, dass es gut ist, wenn Kinder das Miteinander selbstständig lernen und man wenig eingreift. In diesen Situationen und vor allem in diesem Alter muss ich aber sagen, dass ich es sinnvoll finde, als Eltern einzugreifen, wenn man merkt, dass das Kind Schwierigkeiten damit hat. Das bedeutet, man verteidigt die Grenzen auch mal für sein Kind. Wenn z.B. ein anderes Kind kommt, meinem das Spielzeug wegnimmt und ich merke, dass sie sich nicht alleine wehren kann, schreite ich ein und sage dem anderen Kind, dass es das Spielzeug nicht einfach wegnehmen darf und es ihr bitte zurückgibt (freundlich aber bestimmt). Im umgekehrten Fall würde ich es auch so machen, also meiner Tochter sagen, dass sie anderen nichts wegnehmen darf. So fühlt sich mein Kind ernst genommen und das Ganze hat auch Vorbildfunktion. Nach dem Motto: „Ich darf mich/meine Grenzen verteidigen, Mama macht es ja auch“. Und das sollte man auch so im Alltag gegenüber anderen Menschen leben. Immer freundlich bleiben natürlich, aber klarmachen, dass man nicht einfach klein beigibt, nur weil da jemand kommt, der etwas selbstbewusster auftritt als man selbst. Ich habe damit auch so meine Probleme und muss da an mir arbeiten. Mal ein Beispiel: Ich wurde eine Zeit lang immer nervös, wenn meine Tochter gerade auf dem Spielplatz am Schaukeln war und ein anderes Kind auf die Schaukel zusteuerte. Sie muss das mitgekriegt haben und war dann plötzlich sehr besitzergreifend und hatte Angst, dass sie die Schaukel für ein anderes Kind aufgeben muss. Ich habe das gemerkt und dann bewusst jedes Mal, wenn diese Situation wieder vorkam, gesagt dass sie jetzt erstmal dran ist und wenn sie fertig ist, das andere Kind danach schaukeln kann. Das hat funktioniert und seitdem sagt sie selbst, wenn sie nicht mehr schaukeln mag und fügt hinzu: „Anderes Kind ist jetzt dran!“ Ich denke da können wir viel über uns selbst lernen. Welche Grenzen müssen wir verteidigen, was müssen andere respektieren und wie zeigen wir selbst im Alltag Selbstbewusstsein. Das nur so als Gedankenanstoß. Ich bin sicher es gibt auch andere Herangehensweisen, aber für mich scheint das ein guter Weg.


Monroe

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Antwort auf Beitrag von Hope10

Du musst diese Sachen für ihn lösen. Du darfst zu dem anderen Kind gehen und die Spielsachen deines Sohnes zurückfordern. So sieht dein Sohn, dass das klargeht, wenn man nicht teilen möchte und das andere Kind lernt, dass es nicht OK ist sich fremde Sachen zu holen, mit denen sogar gerade jemand spielt.


Jorinde17

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Hallo, sehr viele kleine Kinder können sich noch nicht gut behaupten, verteidigen oder sich durchsetzen. Klar, es gibt immer kleine „Rambos“, die das schon können. Aber der andere Fall ist ebenso häufig und normal. Meine Kinder waren in diesem Alter beide auch so. Beim ersten Kind dachte ich noch, da muss man doch etwas machen, dem Kind Stärke vermitteln, sein Selbstbewusstsein kräftigen usw. Das ist aber Unsinn, und vor allem ist es nicht möglich. Man kann seinem Kind nicht sagen: „Nun lass dir das doch nicht gefallen.“ Das hilft nichts, denn könnte es sich behaupten, würde es das ja tun. Hilf deinem Sohn noch selbst, wenn andere ihm etwas wegnehmen wollen, ich habe das auch gemacht. Kinder können noch nicht alle Konflikte selbst klären. Könnten sie das, wären sie kleine Erwachsene und keine Kinder. Sie brauchen noch etwas Schützenhilfe, vor allem die zurückhaltenderen. Interpretiere vor allem wirklich nichts in sein jetziges Verhalten hinein. Es sagt absolut nichts (!!!) aus über seine späteren Durchsetzungsfähigkeiten. Ich habe das Glück, diese Erfahrung schon gemacht zu haben. Meine Kinder sind nämlich schon erwachsen bzw. Teens. Meine Tochter war als Kleinkind ein stilles, scheues Mäuschen, bei dem sich alle vordrängeln durften, der die Kinder auch Sachen wegnahmen, und die nur zuschaute. Heute ist sie studierte Wirtschaftswissenschaftlerin, ausgesprochen selbstbewusst, fröhlich, lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen und hat mit 23 schon ihre erste Gehaltserhöhung bei der Geschäftsführung durchgesetzt. Mein Sohn ist 17, ruhig, gelassen, steht für sich ein und lässt sich ebenfalls nicht beirren, sondern macht sein Ding. Weißt du, wir sehen unsere Kinder oft sehr statisch. Wir glauben, wie ein Kind als kleines Kind ist, so wird es bleiben. Aber das stimmt nicht. Kinder entwickeln sich so stark. Es kann sein, dass dein Sohn noch einige Jahre eher scheu bleibt, aber das wird sich ändern. Wenn du etwas tun willst, dann ermahne ihn nicht, mutiger zu sein oder sich besser zu wehren. Sondern mach etwas ganz anderes: Zeige ihm, dass er perfekt und wunderbar ist, genau so, wie er ist. Vermittle ihm niemals, dass du ihn gern anders hättest, selbstbewusster, stärker usw. Das verunsichert ihn und dann kann er tatsächlich später ein Problem bekommen. Ich habe meinen Kindern immer gezeigt (und das in ihrem Beisein auch anderen gesagt), dass sie genau richtig sind, so wie sie sind. Von dieser festen Basis aus spannen sie dann irgendwann auch ihre Flügel auf und fliegen los. LG


BabyBoy20

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Wie viel Kontakt hat denn dein Kleiner zu anderen Kindern? Zu Gleichaltrigen? Zu älteren? Ich kenne das Verhalten von meinem Kleinen (jetzt 2) nur von früher. Er ist aber auch schon mit 1 in die Krippe gekommen. Dort war es anfangs auch so. Nach 3-4 Monaten hat er gelernt sich “durchzusetzen”. Er macht das recht elegant, zeigt anderen Kindern seine Handfläche, so eine Bewegung, als ob er sie wegschiebt, aber ohne sie zu berühren. Die meisten Kinder verstehen das. Sonst schieb er auch mal in echt. Oder dreht sich mit Spielzeug weg. Ich denke dein Kleiner braucht einfach nur mehr Zeit (oder Gelegenheiten?) das selbst zu lernen. So was funktioniert gut mit abschauen bei anderen. Viel Kontakt zu mehreren Gleichaltrigen, wäre da sicher hilfreich. Solche Situationen als Eltern zu lösen, finde ich nicht hilfreich. Kinder können so banale Situation selbst lösen und sollten das auch dürfen. Dass es deinen Kleinen stört, ist doch schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Nur Dinge, die uns stören, verändern wir auch. Das ist bei Kindern nicht anders. Lass ihn seinen Weg finden. Tröste ihn, wenn er Trost bei dir sucht. Geh mal! mit hin, wenn er dich holt. Bestärke ihn, dass er sagt, wenn ihn was stört (Kinder können auch sehr gut non-verbal kommunizieren!). Mit all dem baust du sein Selbstbewusstsein auf. Weil Kinder stolz sind, wenn sie etwas selber schaffen. - Das es nicht immer leicht ist, sich als Eltern da zurück zuhalten und die Kinder machen zu lassen, ist natürlich noch mal ein anderes Thema.


Hope10

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Antwort auf Beitrag von BabyBoy20

Vielen Dank euch allen für die vielen Antworten. Da sind sehr hilfreiche Tipps dabei. Unser Kind hat recht viel Kontakt zu gleichaltrigen Kindern da er noch jüngere Geschwister hat zudem in den Kinderhort geht. Ebenso gehen wir viel mit ihm auf Spielplätzen oder laden andere Kinder ein. Auch im Kinderhort ist es sehr sehr ruhig und spielt alleine in seiner Ecke. Jedes Mal wenn ich ihn hin bringen steht er mit geneigtem Kopf da und schaut weder die Kinder noch die Betreuerinnen an. Weinen tut er nie. Laut den Betreuerinnen passt aber alles… Wenn ihm Sachen weggenommen werden dann unterstützen sie ihn anscheinend auch... Ich weiß nicht ob ich da zu viel hinein interpretieren, er tut mir halt einfach so leid und ich habe Sorge, dass er später ml gemobbt wird und sich dann nicht wehren kann. Die Sorge rührt daher weil ich als Kind selbst gemobbt wurde. Bei uns Eltern, seiner Großmutter und Tanten sowie bei zwei meiner Freundinnen ist der komplett anders - richtig aufgeweckt.


emilie.d.

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Wer behauptet sowas? Die haben in der Masse kaum Empathie oder vernünftiges Sozialverhalten. Das geht so richtig los mit etwa 4 Jahren. Selbst auf weiterführenden Schulen muss Sozialverhalten immer noch korrigiert werden, davon mal ab. Insofern, in dem Alter muss man als Erwachsene idR noch viel das Spiel anleiten und begleiten. Heißt, Du übernimmst die Verteidigung seines Spielzeugs. Freundlich und bestimmt. Das kann er sich dann langfristig von Dir abgucken.


BabyBoy20

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Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Klar mischt man sich ein bevor es eskaliert oder wenn eines der Kinder den anderen weh tut (Sand schmeißen und solche Sachen inklusive). Aber ansonsten kann man durchaus Vertrauen in die Kleinen haben. Die können erstaunlich viel. Und ja, alle 2-Jährigen, die ich kenne, sind durchaus empathisch ;) Du wirst es nicht glauben, aber da wird sogar geteilt. Ich hatte auch nicht geschrieben, dass man die Kleinen einfach alleine machen lassen soll und sie dann stundenlang ignoriert - klar muss man eingreifen, wenn nötig. Vieles können sie in dem Alter aber tatsächlich schon. Wenn man sie lässt. Wie du selbst sagst: Sozialisierung ist ein Lernprozess. Lernen heißt abschauen, üben und eigene Wege finden. Die Kommunikation zwischen Kindern läuft viel non-verbaler als bei uns Erwachsenen. Das können wir so gar nicht vorleben.


lisi_souris

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Antwort auf Beitrag von Hope10

Das war bei unserer Tochter ganz genau so. Und ich hab auch nie gewusst wie ich reagieren soll bis der Kinderarzt einmal gesagt hat, dass er dasselbe Problem bei seinem Kind hätte, und man den anderen Kindern in solchen Situationen ruhig Grenzen setzen darf. Was war das für mich befreiend! Ich habe am Anfang wahrscheinlich vor lauter aufgestautem Frust so manchem Kind ohne es zu wollen Angst eingejagt. Jetzt ist unser Kind fast drei, und geht seit ein paar Wochen in den Kindergarten. Mein Eindruck ist dass sie sich mit so ziemlich jedem Kind sofort arrangiert und die Kinder sie auch immer schnell akzeptieren und mögen. Offenbar hat ihr das nicht geschadet, dass ihr so lang das Spielzeug geklaut wurde, mittlerweile kann sie sich nämlich ganz gut behaupten.