Elternforum Rund ums Kleinkind

Kleinkind schickt Mama und Papa immer raus

Kleinkind schickt Mama und Papa immer raus

René

Beitrag melden

Hallo, mein Kleiner ist jetzt über 2 Jahre alt. Abgesehen davon dass er eine totale Bockphase hat, schickt er Mama und Papa(mich) immer aus dem Zimmer. Okay ist eine Phase. Aber nachts wird er wach, wir kommen je nachdem wer da ist wie sonst auch rein um ihn wieder in den Schlaf zu begleiten, aber seit einigen Wochen fängt er an zu weinen und schickt uns immer raus. z.B. ,,Papa raus gehen". Wenn wir raus gehen schreit er und weint und kommt hinterher. Wenn wir ihn versuchen ruhig zu erklären das wir nicht raus gehen, dann schreit er wie am Spieß. Auch im Alltag ist er total aufgedreht und kommt nie zur Ruhe. Es zerrt echt an unsere Nerven. Was ist das und was kann man da machen?    


Chriss123

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von René

Hmm... kann es sein, dass er vieles mitentscheiden darf und ihr euren Alltag wenn möglich nach seinen Wünschen ausrichtet? Das passiert beim ersten Kind und dem Versuch die Selbstbestimmung zu fördern oft. Kann aber zur Überforderung beim Kind führen, weil es eigentlich eben doch Strukturen von den Eltern vorgegeben braucht. Gerade wenn Kind mit etwa 2-3 Jahren u.a. lernt, was alles geplant werden muss und wir Erwachsene das Gefühl kriegen, dass sie unfassbar viel verstehen/beantworten können und unbewusst wie mit Erwachsenen mit ihnen reden.  Dass ihr den Raum verlasst, weil euer Kind weinend darum bittet, versteh ich schon. Würde ich bei einem Wutanfall tagsüber bei uns auch machen, weil unsere sich dann besser alleine beruhigt. Aber dass euer Sohn weiterschlafen muss und wie er am besten weiterschläft, ist halt eure Verantwortung. Das kann er offensichtlich noch nicht alleine regulieren und das muss er auch nicht. Also ich würde versuchen da mal 1-2 Wochen konsequent zu bleiben, dass ihr es besser wisst und bleibt. Unserer hat das damals jedenfalls geholfen - oder die Phase wäre auch von selbst nach 2-4 Tagen rum gewesen. Bei nur einem Kind im Haus fehlt mir zugegeben die Statistik.  Und in anderen Situationen darf es auch gerne ein stärkeres Vorgeben von Marschrouten geben, falls ihr euch beim ersten Absatz angesprochen fühlt. Die müssen nicht in Stein gemeißelt sein und er darf/muss Auswahl zum Mitentscheiden haben, aber in altersgemäßen Umfang. "Gelbe oder grüne Jacke?" ist zB super wichtig, aber "erst einkaufen oder erst Spielplatz?" viel zu unüberschaubar in dem Alter. "Welcher Spielplatz?" ist auch wieder ok, solange die ihm bekannten eine überschaubare Zahl haben und alle mit dem Einkaufsladen harmonieren. Einfacher für alle ist aber "Spielplatz a oder b?". Auch beim Essen ist "runde oder platte Nudeln?" super, aber "Nudeln mit Käse oder Pizza mit Pilzen?" kann je nach Kind und Entwicklung schon wieder überfordern. Für uns sind das beides Kleinigkeiten, weil wir so viel mehr so viel wichtigere Entscheidungen treffen, aber wenn man vor einem Jahr noch jeden Brei essen musste, der einem gelöffelt wurde, ist das riesengroß! Noch schlimmer, wenn so Zusätze wie "morgen" oder "zum Abendessen" oder "magst du mal wieder?"dazukommen, die Kinder in dem Alter noch nicht erfassen können. Natürlich passieren einem so Fragen einfach und das müssen sie mM auch. Sonst kann Kind diese Art der Planung/Kommunikation ja nie lernen. Aber wenn das "den ganzen Tag" so geht, ist das einfach zu viel für ein Kleinkind. Bei unserer hat man das daran gemerkt, dass sie nach 4h Tagesmutter teils entspannter war als nach nem Vormittag zu Hause. Dort gibt es ja naturgemäß mehr Regeln und weniger Rücksicht auf einzelne Ideen der Kinder. Wenn das Verhalten also gerade jetzt über die Feiertage vermehrt kommt, könnten die Möglichkeiten einfach zu viel gewesen sein. Auch zu viel Programm natürlich, aber darauf wärt ihr sicher schon selbst gekommen. 


Bonnie

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von René

Hallo, ihr möchtet auf alles, was dein Sohn sagt, immer verständnisvoll eingehen. Ihr erklärt, warum ihr nicht rausgehen werdet, oder ihr geht sogar raus. Das ist gut gemeint. Aber manchmal überfordert man ein kleines Kind damit, wenn man auf jeden seiner Impulse ausführlich eingeht. Es ist manchmal (!) tatsächlich besser, so etwas einfach freundlich zu übergehen. Ein kleines Kind hat viele spontane Ideen und Impulse, es probiert sich aus, möchte mal dies und eine Minute später das. Das ist nicht immer Ausdruck echter Wünsche, sondern eher eine Art Experimentieren: Dein Sohn möchte herausfinden, was er wirklich will, schafft das aber noch nicht immer. Zum anderen möchte er eure Aufmerksamkeit. Und ein Verhalten, das ihr mit Aufmerksamkeit belohnt, verstärkt ihr. Denn euer Sohn weiß: Ich brauche die Eltern nur rauszuschicken, schon setzt Action ein. Sie reden los, gegen voll darauf ein, konzentrieren sich sofort auf mich, manchmal machen sie komischerweise sogar das, was ich da befehle... Das ist sehr spannend für ihn. Da es für euch nicht spannend, sondern nervig ist, ist der beste Weg, gar nicht darauf einzugehen. Ignoriert solche Sätze, wendet euch beiläufig einer anderen Tätigkeit zu, räumt etwas herum, wirkt desinteressiert, unterhaltet euch usw. Ein Verhalten, das bei Mama und Papa keinerlei Resonanz auslöst, kann von Kind bald losgelassen werden, weil es merkt: Der Einsatz lohnt nicht. Gebt eurem Sohn dagegen viel positive Aufmerksamkeit für erwünschtes Verhalten. Bitte ihn um kleine Handreichungen und lobe ihn dann, lass ihn bei möglichst allem im Alltag mitmachen, beim Putzen, Wäsche sortieren, Kochen, Autowaschen fahren, Einkaufen (Dinge anreichen, mit aussuchen). Auch ein Zweijähriger kann hier schon einbezogen werden. Klar dauert dann alles länger, aber man hat dafür ein zufriedenes Kind, das sich groß, wichtig und gesehen fühlt. Und das sich keine hilflosen Aktionen ausdenken muss, um in den Fokus von Mama und Papa zu kommen. LG