Lilal
Hallo, ich fühle mich komplett überfordert und das kam bis jetzt noch nicht so oft vor. Mein Sohn ist mittlerweile bald drei Jahre alt und mitten in der Trotzphase. Ich bin eigentlich eine Mama die auf ihren instinkt hört und das lief bis jetzt meistens ganz gut. Er war schon immer eher ein anstrengendes baby. Er hat viel geweint und wollte nur getragen werden. Ich hab ihm alles gegeben und war immer für ihn da. Er ist sehr lebendig und dickköpfig. Er ist eindeutig keins dieser Kinder die einfach auf dem Sofa einschlafen wenn es müde ist. Er hat gerade einen großen Entwicklungssprung gemacht. Bei dem hat er sehr viel geweint und seit dem redet er in der Ich- Form. Naja und ansonsten kommen wir als Team gut miteinander klar. Ich verstehe jedes Wort was er sagt (und er redet viel) und er hilft mir viel bzw. ist sehr selbständig. Seit Januar geht er in den Kindergarten. Auch hier gab es keine Probleme. Er möchte zwar oft nicht rein aber er weint nie wenn ich ihn hinbrunge und ihm gefällt es dort sehr gut. Unser Tag hat einen festen Ablauf, weil ich gemerkt habe, dass er einfach diesen festen Rytmus mit schlafen, essen, wach sein etc. braucht. So jetzt zum eigentlichen was ich einfach loswerden muss: In den letzten Tagen gab es ein paar Situationen die mich total überfordert haben, weil ich einfach da stand und nicht wusste wie ich reagieren soll bzw. was ich machen soll. Einmal ist er einfach mit dem Laufrad weggelaufen weil er in den Kindergarten wollte. Ich hab ihm erklärt, dass der zu hat und ich nicht mitgehe. Er ist trotzdem einfach wie selbstverständlich ohne mich da hin gelaufen. Ich habe ihn beobachtet und gedacht er bleibt irgendwann stehen aber dann bin ich doch hinterher weil es zu gefährlich wäre mit den Autos. Also sind wir doch zum Kindergarten gelaufen und ich hab ihm gezeigt, dass der zu hat. Dann konnte er nicht mehr und wollte getragen werden. Ich hab nein gesagt dass wäre zu schwer. Und dann hat er sich auf den Boden geworfen und nur geweit. Irgendwie mit tragen und zwischendurch Fahren haben wir es unter dauerweinen wieder nach hause geschafft. An einem anderem Tag war ich mit ihm einkaufen. Er hat so nen kleinen Einkaufswagen zum selber schieben bekommen und dann wollte er Eier kaufen. Ich hab ihm erklärt dass wir keine Eier brauchen, dann hat er das motzen angefangen, schnell eine Packung hartgekochte eier genommen und in den Wagen eworfen, es sind alle Eier rausgefallen und ein paar kaputt gegangen. Die haben wir dann natürlich doch gekauft. Dann wollte ich gehen und er hat ewig irgendwelche Sachen aus den Regalen geräumt. Bis ich seine Hand genommen hab und streng gesagt habe, dass wir gehen. Dann hat er sich auf den boden geworfen nen Ball geschnappt und quer durch den Laden geworfen. Ich hatte meine Hände voll aber hab es dann irgendwie geschafft ihn aus dem Laden zu schleifen. Draußen wollte er einfach über die Straße rennen. Da hab ich ihn dann schreiend auf dem Arm ins Auto geladen und bin schnell nach hause. Es war sooooo peinlich und ich war völlig überfordert. Bei beiden Situationen war ich danach so sauer auf ihn. Ich konnte ihn mehrere Stunden nicht anschauen. Hab ihm auch erklärt warum und gesagt dass ich Abstand brauche. Ich bin dann selbst von mit erschrocken weil ich ihn so ignoriere und keinerlei Nähe haben möchte. Ich fühl mich selbst wie ein kleinkind. Aber es hat mich einfach geärgert, dass er sich so aufführt, obwohl ich immer versuche ihm entgegen zu kommen und gemeinsam einen Weg zu finden. Wenn ich so auf absatnd zu ihm bin ist er total lueb. Versucht irgndwie meine nähe zu bekommen, küsst mich und spielt viel mehr als sonst alleine. Habt ihr Erfahrung damit? Oder Tipps wie ich selbst an mir arbeiten kann. Ich denk diese Momente in der Öffentlichkeit so bloßgestellt zu werden Trickern mich extrem und deshalb bin ich dann auch so sauer. Gibt es nen Trick wie man in solchen eskalations Momenten reagiert? Danke und ich freu mich auch über eure Geschichten. Dann fühl ich mich nicht so als wäre ich die einzige Mama die "versagt".
Hallo du liebe Mama,
also erst einmal fühl dich ganz doll gedrückt Beim Lesen deines Beitrags dacht ich mir nur „hä ist das mein Kind?“
also dein Kleiner könnt auch mein Sohn sein
Dein Alltag, die Beschreibung der Trotzanfälle wie z.B. aufn Boden werfen usw, all das kenne ich einfach zu gut! Selbst deine Reaktion darauf, dass du erst mal auf Abstand zu deinem Sohn gegangen bist und selbst wütend auf ihn warst, genau so habe ich mich auch oft danach gefühlt. Mein Sohn ist genauso alt, 2 1/4 Jahre alt und mittendrin. Ich habe dazu auch einen Workshop zum Thema „Wut bei Kleinkindern“ besucht, der war natürlich ausgebucht.
Die Quintessenz war, dass ich intuitiv bereits vieles richtig mache und dass man diese Phase einfach „akzeptieren“ muss. Es nützt nix dagegen anzukämpfen, denn die Kleinen durchleben so viele Arten von Gefühlen und „Wut“ muss ausgelebt und nicht unterdrückt werden. Was ich gelernt habe im Alltag mit meinem Sohn, ist oft „Fünf grade sein lassen“, chillen, viel Zeit und Geduld mitbringen, ihn in seiner Wut zu begleiten, ihm danach seine Gefühle zu erklären, warum er wütend war. Wichtig ist, dass man die Wutanfälle auf keinen Fall persönlich nehmen darf, seitdem ich das mache, stehe ich irgendwie über den Dingen, ignoriere ihn dann auch oft und das merkt er sehr schnell, was zur Folge hat, dass er sich von selber schneller wieder beruhigt.
Nimm den Druck raus, in der Öffentlichkeit ja nicht aufzufallen, gehe erst recht in sämtliche Läden und ziehe auch durch, sei konsequent aber liebevoll, d.h. dein Sohn bekommt nicht immer seinen Willen (z.B. Auto im Laden usw) und wenn er trotzt, dann lass ihn trotzen, steck EarPods rein, hör schöne Musik, wenn Leute schief schauen, nenn das Kind beim Namen und steh dazu, dass dein Sohn in der Trotzphase ist, viele Leute verstehen das und sind echt liebevoll.
Ich drücke dir die Daumen und halte durch
wird besser!
Liebe Grüße,
Susi
Erzählst du gerade von deinem Sohn oder meiner Tochter?
Meine erste Tochter war/ist immer noch ein richtiger Engel und meine zweite Tochter (wird diesen monat 2 jahre) ist ein Wirbelsturm
So unterschiedlich können Geschwister sein.
Ich erziehe meine zweite genauso wie meine erste Tochter, es ist halt einfach der Charakter. Jeder Mensch ist anders und das muss man akzeptieren. Auch wenn es manchmal sehr anstrengend und nervenaufreibend ist. Es hat nichts mit Versagen zu tun!
Ohne Einkaufswagen gehe ich mit ihr nach den letzten Malen nicht mehr so schnell einkaufen.
Sie hört dann nicht, läuft weg, wirfst sich auf den Boden, schreit wie verrückt, räumt alles aus usw.
Ich schau dass ich dann so schnell wie möglich den Laden verlasse. Dazu bin ich mittlerweile in der 30. SSW
Na ja, letztens haben mich die Leute an der Kasse etwas schief angeschaut und ich habe nur grinsend gesagt „Haben sie auch Kinder? Ist echt ein witziges Alter“
Die werden sich vermutlich denken, sie kommt mit einem Kind nicht zurecht und bekommt schon das nächste
Aber „lass die Leute reden“, vermutlich haben die selbst keine Kinder oder die Kinder können einem leid tun.
Na ja, ein Kleinkind ist ja kein Roboter, alles muss erst gelernt werden und die probieren eben aus, wie weit man gehen kann.
In gewissen Situationen komme auch ich an meine Grenzen aber nach 10 Minuten bin ich wieder entspannt, sobald ihr „Anfall“ vorbei ist.
Sie war außerdem auch ein richtiges Schreibaby. Es gab Tage da bin ich abends mit ihr im Bett gesessen und mir liefen die Tränen runter. Weil ich als Mama mein eigenes Kind nicht beruhigen konnte, sie hat jeden Abend aus unerklärlichem Grund stundenlang geschrien. Also, ich fühle mit dir.
Na ja, aber jedes Kind ist eben anders! Ich liebe sie so wie sie ist! Auch wenn sie mich manchmal echt an meine Grenzen bringt und ich hoffe dass unser drittes Kindchen etwas leichter in der „Handhabung“ ist
Kopf hoch, du bist nicht alleine mit einem Kind voller Temperament
Mein Großer war auch ein sehr forderndes Kind, das sehr häufig Wutanfälle hatte. Das Wichtigste ist, dass du es nicht persönlich nimmst. Dein Kind kann gerade nicht anders, weil es seine Gefühle noch nicht regulieren kann. Du kannst seine Gefühle benennen, damit er lernt sie irgendwann verbal auszudrücken. Und du darfst natürlich konsequent sein. Du musst und sollst gar nicht immer nachgeben, nur weil dein Kind sich aufführt. Er muss schließlich lernen auch mit Frust umzugehen und das klappt nicht, wenn im Endeffekt alles wieder passiert, wie er möchte. Er darf auch brüllen, wenn es nicht nach seinem Kopf geht. Nur so lernt er seinen Frust auszuhalten und irgendwann anders damit umzugehen. Natürlich ist es in der Öffentlichkeit jetzt nicht gerade angenehm, aber jeder, der Kinder hat, weiß wie das ist und die anderen Leute müssen dir egal sein. Man dehnt so einen Einkauf natürlich nicht aus mit brüllendem Kind, aber man muss auch nicht sofort alles liegen und stehen lassen und den Supermarkt auf der Stelle verlassen. Mir hat es oft geholfen, wenn ich innerlich bis 10 gezählt habe und versucht habe mich auf etwas Positives zu konzentrieren. Ich habe auch immer dann, wenn ich am liebsten losgebrüllt hätte, noch mal extra ruhiger gesprochen. Das ist natürlich anstrengend und gelingt nicht immer, aber man kann es trainieren, sodass es einem immer leichter fällt. Ich habe auch immer Verständnis gezeigt: "Du bist jetzt ganz wütend. Ich weiß, dass du die Eier gerne haben möchtest, aber das geht jetzt nicht, weil wir keine Eier brauchen." Wird etwas geworfen, hab ich noch mal gesagt: "Ich weiß, dass du wütend bist, aber es wird trotzdem nichts geworfen. Du kannst fest auf den Boden stampfen." Ich habe auch versucht das Geschrei dann wirklich auszuhalten. Ich war da, habe die Kinder umarmt, sobald sie wieder zugänglich waren, habe sie aber wüten lassen, bis sie sich beruhigt haben oder sich beruhigen ließen. Ignoriert habe ich sie nie, denn so kleine Kinder verstehen das noch absolut nicht. Und für ein Kind ist nichts schlimmer, als wenn es sich der Liebe zu den Eltern nicht mehr sicher ist. Und genau das zeigt er ja mit seinem Verhalten dann, dass er extra angepasst ist, extra brav alleine spielt oder es dir recht machen will, weil er Angst hat, dass du ihn nicht mehr lieb haben könntest und deshalb brav sein muss, weil er dich ja liebt und auch von dir geliebt werden möchte. Damit verknüpft er dann aber, dass er mit seinem Verhalten steuert, ob du ihn lieb hast oder nicht. Und wir sollten unsere Gefühle nie vom Verhalten der Kinder abhängig machen. Kinder sollten wissen, dass wir sie immer lieben, egal ob sie "brav" oder "schlimm" sind. Und ich hab zu meinen Kindern auch immer gesagt: "Egal, wie ihr drauf seid, ich habe euch immer lieb. Nur manche Verhaltensweisen sind nicht immer ganz in Ordnung, aber lieb hab ich euch immer, egal was ihr macht." So trauen sie sich dann nämlich auch später zu uns, wenn sie einen Blödsinn angestellt haben und vertrauen ihn uns an. Ich hab zu meinem Großen immer schon gesagt, dass er mir alles sagen kann und dass dadurch nichts Schlimmes passiert, wir können über alles reden. Denn ich möchte nicht, dass er vielleicht aus lauter Angst, wenn er mal was in seinen Augen "Schlimmes" angestellt hat, dann nicht zu mir kommt, weil er sich vor Konsequenzen fürchtet, sondern er soll ja lernen, dass ich ihm dabei helfe, Lösungen zu finden und dass ich immer für ihn da bin, er sich aber auch an gewisse Familienregeln halten muss. Das "Wegschicken" klappt erst mit einem bestimmten Alter. Wenn mein 9-Jähriger z.B. zornig ist oder endlos mit mir diskutieren will, sage ich manchmal schon: "Ich habe gehört, was du möchtest, aber ich muss jetzt kurz darüber nachdenken und hätte gerne etwas Ruhe dabei. Geh deshalb bitte kurz raus/rauf/weg, etc." Er weiß dann aber, dass es nicht direkt auf ihn persönlich bezogen ist, sondern dass sein Verhalten dann teilweise einfach wirklich nervt und es mir zu viel wurde, dass ich mal Pause davon brauche und später kann man dann in aller Ruhe wieder besser weiter darüber reden bzw. akzeptiert er dann auch ein klares Nein von mir, wenn es ein Nein ist und ich sage, es ist nicht mehr verhandelbar. Du brauchst deshalb aber kein schlechtes Gewissen haben. Wir sind alle nur Menschen und auch ich hab meine Kinder schon mal angebrüllt oder war sauer auf sie, dass ich z.B. auch mal kurz den Raum verlassen habe, um in einem anderen Zimmer oder draußen kurz durchzuschnaufen. Das ist alles menschlich, es darf nur nicht zur Routine werden, sodass es dann täglich vorkommt, denn diese Verhaltensmuster übernehmen die Kinder dann selbst auch. Sie schauen sich immerhin alles von uns ab und machen uns nach. Oft hilft es auch sich selbst Ruheinseln im Alltag zu schaffen, etwas für sich selbst zu tun, wann immer es die Zeit zulässt, denn dann hat man mehr Kraft, um anstrengende Tage gut zu überstehen und innerlich bei seiner eigenen Ruhe zu bleiben. Alles Gute!