Elternforum Rund ums Kleinkind

Bin ich eine schlechte Mutter?

Bin ich eine schlechte Mutter?

RedRose22

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Hallo ihr Lieben, ich schreibe hier mir mal etwas von der Seele. Meine kleine Tochter ist nun fast 14 Monate alt. Das erste Babyjahr war nicht einfach. Nachts wurde sie ein halbes Jahr lang stündlich wach und tagsüber schlief sie häufig 4 x 30 MIN. Irgendwo liegen und sich beispielsweise einen Spielebogen ansehen oder dergleichen funktionierte nie lange (dabei spreche ich von altersangemessenen 5 -10 MIN, doch dies war selten möglich). Mein Mann und ich haben sie deshalb viel tragen müssen. (Und ja,vielleictht ist sie deshalb verwöhnt, doch ich wollte nie,dass sie lange weint. Quengeln lassen wir sie mal, aber schreien gelassen haben wir sie nie) Motorisch ist sie eher von der langsamen Sorte (Robben mit ca. 7 Monaten und Krabbeln mit 12 Monaten), was völlig okay ist, doch müssen wir sie, vermutlich deshalb auch jetzt noch sehr viel tragen, da sie alleine nicht dort hinkommt, wo sie möchte. Im Großen und Ganzen ist sie ein freundliches Baby, lacht viel, winkt Menschen beim Spazieren gehen zu. Außerdem versteht sie bereits recht viel und ist sehr brav. (Wenn ich ihr sage, sie soll irgendwo nicht dran gehen, dann tut sie das auch nicht.) Der Schlaf ist viel besser geworden (nachts 2-3 x innerhalb von 11 Stunden und tags 2x 60 MIN) Es gibt gute und schlechte Tage. Doch für mich überwiegen die schlechten Tage (vermutlich empfinde ich das nur so, doch ich kann ja nichts für meine Gefühle :( ) Seit sie mit ca. 12,5 Monaten den "eigenen Willen" entdeckt hat, ist es (auf eine andere Art) sehr anstrengend. Sie quengelt sehr viel... Wenn ich mit ihr spiele, will sie häufig wieder hochgenommen werden und nach draußen oder zu Papa gehen. Wenn sie eine Box zum Öffnen bekommt, wird nach einer Sekunde gemeckert, da diese sich nicht öffnen lässt. (Wobei sie das kann.) Es gab Zeiten, da war sie soo geduldig. Wenn ich neben ihr saß, räumte sie 30 MIN lang eine Schlüsselschale aus und wieder ein. Aber jetzt ist alles nur nervig. Das klingt so gemein und ich schäme mich auch dafür. Aber ich kann nichts mit ihr anfangen. Spielen ist manchmal okay manchmal nur voller Quengelei. Wenn ich mir einen Kaffee mache, wird gemeckert, das sie auf dem Boden sitzen muss. Während des Essen will sie ständig auch irgendwas anderes. Wir sind eigentlich sehr geduldig und erklären ihr auch, weshalb manches nicht geht oder wir erst später rausgehen können. Ich bin soooo genervt von ihr. Natürlich kann das eine Phase sein (hoffentlich!), aber manchmal denke ich "oh jee.... wenn das jetzt noch ein paar Jahre so geht.." Und dann fängt man an zu vergleichen (was man ja nicht soll -.-) Das Kind einer Freundin ist soo entspannt. Es wird auf den Boden gesetzt und krabbelt los. Spielt an irgendwelchen Sachen und zum Schlafen will es auf den Arm, schläft dort fast ein und kann abgelegt werden. (8 Monate) Ja! An manchen Tagen bin ich neidisch darauf. Vor allem dann wenn ich ein kleines nörgelndes Kleinkind auf dem Arm habe und es irgendwohin will, was ich nicht verstehe. (Manchmal kann man sich gar nicht unterhalten.) Naja... Das wollte ich mal loswerden. Wenn man sowas sagt, wird man häufig nur schockiert angesehen. "DU hast doch so ein liebes Baby." "DU bist Mutter, das größte Glück der Welt". Ja.... ich will meine Kleine auch nicht wieder hergeben.... Das ändert trotzdem nichts daran, dass ich einfach nun eine lange Zeit sehr genervt bin. Liebe Grüße


Monroe

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Antwort auf Beitrag von RedRose22

Fühl dich mal gedrückt. Ich glaube dir, dass es sehr anstrengend ist. Ich vermute du nimmst ihr zuviel ab. Sie sitzt da und spielt, verliert die Geduld und möchte etwas anderes machen. So weit so normal. Aber sie nutzt dich als Transportmittel um da hin zu kommen. Das ist für sie sehr bequem, für dich sehr anstrengend. Kinder sind Traglinge und das wissen sie, deshalb möchten sie auch gerne auf den Arm. Das ist soweit auch okay, aber wenn sie sich dadurch gar nicht mehr selber bewegt bzw es versucht, tust du ihr keinen Gefallen damit. Ermutige sie stattdessen alles selbst zu versuchen. Sie kann ja gar nicht lernen etwas selbst zu versuchen (wie die Box öffnen) wenn sie nur laut genug quengelt und es ihr dann abgenommen wird. Du meinst es gut, tust ihr (und dir) aber keinen Gefallen damit. Lass dir selbst probieren. Steh ihr zur Seite, aber löse nicht jedes Problem für sie. Zeig ihr wie es geht, ermutige sie es zu versuchen.


Fleurdelys

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Antwort auf Beitrag von RedRose22

Das klingt alles sehr nach meiner Tochter :) Ich fand das erste Jahr auch super anstrengend, das zweite Jahr war nur ein bisschen angenehmer. Jetzt ist sie etwas über zwei und ich fühle mich insgesamt im Alltag sooo viel besser, da sie mittlerweile viel spricht, man kann ihr Dinge vernünftig erklären und sie spielt auch allein und das mit viel Fantasie. Ich denke, wenn deine Tochter anfängt zu laufen, wird es Stück für Stück besser werden, da sie dann ihre Autonomie sozusagen erst richtig entfalten kann. Am Anfang ist das natürlich auch erstmal anstrengend, aber sobald das mit dem Laufen gut klappt, wird sie von sich aus selbstständiger. Wobei das auch ein Prozess ist und es immer Rückschritte gibt. Ich habe meine Tochter übrigens auch sehr viel getragen und hochgenommen, wenn sie sich hineingesteigert hat - was immer ziemlich schnell passiert ist. Gemeckert hat sie wirklich nur kurz und es ging schnell in schrilles Schreien über. Kinder brauchen einen Erwachsenen, der Ruhe ausstrahlt und der sie begleitet, wenn sie gerade überfordert sind. Wenn man das immer und immer wieder macht, lernen sie mit der Zeit, wie sie selbst zur Ruhe kommen. Daher ist es nicht schlimm, wenn du deine Tochter trägst, wenn sie das will - im Gegenteil. Meine Tochter wurde wie gesagt sehr viel getragen, trotzdem ist sie sehr aktiv und agil und läuft sehr gern. Mittlerweile löst sie sich auch problemlos von mir. Manche Kinder brauchen damit einfach länger. Daher: Nicht vergleichen! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Anstrengend ist es natürlich, keine Frage - aber du machst, soweit ich das beurteilen kann, nichts falsch!


Lillimax

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Antwort auf Beitrag von RedRose22

Hat wirklich schonmal jemand zu Dir gesagt, Mutter zu sein sei das größte Glück der Welt…? Ich habe das noch nie gehört. Und wenn überhaupt, sagen das vermutlich nur Kinderlose in Kiwu-Behandlung, die das Muttersein daher übermäßig romantisieren… Ich finde, was Du schilderst, ist der ganz normale Wahnsinn mit Kleinkind. Ich kenne das genau so auch von meinen Kindern. Du hattest vielleicht einfach bloß unrealistische Erwartungen an das Leben mit Kind. Die ersten Jahre sind irre anstrengend, das geht fast allen Eltern so. Vorher ist einem das nicht klar, selbst wenn man es versucht hätte, man hätte es sich nicht vorstellen können. Man denkt, sobald ein Baby da ist, bricht das Glück an. Aber das ist natürlich Quatsch. Mit Kleinkindern hat man wunderbare Momente, aber die meiste Zeit ist man auf Trab und außerdem chronisch übermüdet. Das ist normal. Es wird aber besser, wenn die Mäuse ins Kiga-Alter kommen. Jedes Jahr wird leichter, Du wirst sehen. Ich empfehle Dir übrigens mal das wirklich wunderbare Buch „Der Tanz ums Kind“ von Harriet Lerner. Sie ist Psychologin, selbst Mutter und schreibt herrlich witzig, aber wahr und mit Tiefgang. Sie räumt auf mit dem Mythos und dem irrealen Bild von der möglichst engelsgleichen Mutter. Es ist ein wahnsinnig entlastendes Buch, mir hat es sehr geholfen. LG


MarcelineCH

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Antwort auf Beitrag von RedRose22

Liebe RedRose Nein, du bist keine schlechte Mutter. Meine erste Tochter war als Baby bereits extrem fordernd, hat oft geweint, war ständig unzufrieden. Man konnte es ihr kaum recht machen und wenn, dann immer nur für ganz kurze Zeit. Bis ins Krabbelalter (mit 9 Monaten) wurde sie fast durchgängig von mir getragen. Kurz ablegen, z.B. um zu duschen endete immer im Gebrüll. Heute ist sie drei Jahre alt und noch immer sehr, sehr fordernd. Ins Gesamt ist es etwas einfacher geworden, weil sie sehr gut spricht und sich gut mitteilen kann. Anstrengend ist es noch immer, selber beschäftigen kann sie sich gar nicht. Meine zweite Tochter ist meistens fröhlich, lacht, liegt zufrieden auf der Krabbeldecke, spielt mit ihren Spielsachen oder schaut uns einfach nur zu. Eine Erklärung dafür habe ich bis heute nicht. Bei der ersten Tochter war aber die Geburt sehr schwer und zwei Tage danach waren wir für 24 Stunden getrennt, weil sie Gelbsucht hatte und Phototherapie brauchte. Bei der zweiten Geburt lief alles problemlos (Kaiserschnitt). Suche dir unbedingt Hilfe bei der Betreuung deines Kindes. Als meine erste Tochter 14 Monate alt war, ging ich wieder für 3 halbe Tage pro Woche arbeiten und die Kleine war bei der Tagesmutter. Das hat uns sehr gut getan. Liebe Grüsse & bleib stark