Ephenia
Ich war beim Wäsche sortieren und meine Kleine war mit im Schlafzimmer. Dabei treibt sie mich schon immer zur Weißglut, weil sie immer versucht mir die zusammengelegte Wäsche vom Bett zu reißen.... Das Thema war aber... Gerade als ich einen Teil der Wäsche einräumen wollte, war sie am "Tisch" der im Schlafzimmer steht wo wir immer die Flaschen gemacht haben etc. Kurz gesagt lag da etwas was sie nicht nehmen sollte. Sie hat es allerdings geschafft auf ein paar Sachen zu steigen die davor drapiert waren und hat sich das besagte Ding dann geschnappt. (eine aufgezogene Spritze mit ihrem Medikament was ich schon vorbereitet hatte, weil ich es ihr dann zum Essen anschließend danach geben wollte. Ja, ich hätte sie nicht schon dort liegen lassen sollen. Dessen bin ich mir jetzt auch bewusst. Es war dumm und absolut nicht in Ordnung.) Vor Schock das sie plötzlich mit der Spritze in der Hand bzw im Mund dagestanden hat, bin ich sofort laut geworden und habe sie angeschrien. Einfach aus dem Instinkt heraus das sie das nicht ohne vorher was gegessen zu haben, nehmen darf. Zum Glück blieb es nur beim in den Mund nehmen.... Trotzdem hat mich der Moment total überrollt und ich bin wie gesagt hin, hab sie im Affekt angeschrien, ihr die Spritze abgenommen und ihr auf die Finger gehauen mit dem Satz, das ich ihr schon immer gesagt habe das die Spritzen kein Spielzeug sind und sie diese nicht alleine nehmen darf. Ich habe sogar noch eine Sekunde vorher überlegt, das ich mir dessen sicher bin was ich gerade vor habe und trotzdem habe ich ihr im nächsten Moment auf die Finger gehauen. Sie hat nicht geweint, nur verdutzt geguckt. Jetzt fühle ich mich so schlecht, wie die schlechteste Rabenmutter. Direkt danach treibt mir die Stimme in meinem Kopf herum, das ich mein Kind geschlagen habe. Ich habe es geschlagen...geschlagen... Ich fühle mich so schlecht. Ich wollte mein Kind nie schlagen, mit gewalt erziehen oder dergleichen. Niemals. Und jetzt ist es doch passiert. Gott ich fühle mich so furchtbar. Vor allem weil es meine Schuld war. Ich habe die Spritze da liegen gelassen. Einfach weil ich sie shcon vorbereitet haben wollte und dann bestrafe ich sie dafür.... Kann man das in irgendeiner weise nachvollziehen? Das war wirklich so im Affekt. In der Situation wie eine Kruzschlussreaktion.
Ich glaube das dies jeder Elternteil nachvollziehen kann. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir dies noch nie passiert wäre. Auch Eltern sind nur Menschen und eine Affekthandlung ist jetzt kein Grund für Selbstzweifel und auch keine Erziehung. Wichtig ist, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, warum das passiert ist. Entschuldige dich, sag dass du falsch gehandelt hast, dass du Angst um deine Tochter hattest. Das dies nicht mehr passiert ... das ist dann der Erziehungsteil.
Ephenia, es ist passiert, es ist jeder von uns schon passiert, dass wir unsere Emotionen, Reaktionen nicht im Zaum halten konnten obwohl wir es besser wissen. Willkommen im Club. Dein Kind weiß dass du es liebst, dein Kind weiß dass ihr normalerweise einen anderen Umgang pflegt und wird deshalb keinen Schaden nehmen. Es ist auch schon allen passiert, dass wir etwas getan haben und "hinter her schlauer waren", dennoch hat sie ja gezielt Dinge drapiert um dran zu kommen usw. von daher hat sie jetzt eine Grenze erfahren bei Medikamenten, was in dem Kontext (Gift usw) nicht das Schlechteste ist, da es da tatsächlich gefährlich wird. Bei zusammengelegter Bügelwäsche nun gut, da nicht, aber bei Medikamenten, Pflanzen wie Beeren und Pilzen draußen, ist stop stop. Ganz einfach. Also lange rede kurzer Sinn;: ich glaube du hast aus Affekt gehandelt. Und zwar aus ANGST und nicht aus Wut. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wenn du ihr eine geknallt hättest, weil sie Wäsche runter wirft, würde ich das nicht gutheißen. Aber das klingt für mich nach Angst, nicht Wut. Abhaken, nächstes Mal weißt du besser, wo die gefährliche Sache hinlegst. Knuddel dein Kind und macht euch nen schönen Tag. Ich drück dich und verstehe dich total. Verdamme dich nicht selbst. Niemand ist perfekt. Und sie wird keinen Schaden nehmen und deine Intention war, sie vor Schaden zu bewahren.
Hallo, du musst dich ja wirklich nicht vor Schuld selbst zerfleischen, denn weißt du Mädel, das passiert absolut jeder Mutter mal. Unsere Mäuse tun so oft gefährliche Dinge, und trotzdem reagieren wir 1000 mal richtig und gelassen, aber beim 1001. Mal geht's halt doch mit uns durch. Man glaubt ja als Mutter oft, dass anderen guten Müttern so etwas nie passiert. Aber ich habe schon bei den engelhaftesten Müttern solche Ausraster erlebt. Das ist sogar unvermeidlich (natürlich möglichst nur in größeren Abständen), einfach weil wir Menschen sind. Und Wut, Gereiztheit, Genervtheit und ja, auch gelegentliche aggressive Impulse gehören auch zu unserem Gefühlsrepertoire dazu. Wenn so etwas nur selten passiert, ist das nicht schlimm. Da wir überwiegend mit reichlich Liebe aufs emotionale Konto des Kindes "einzahlen", gleicht es ein kleines Minus sehr schnell wieder aus. Der bekannte dänische Erziehungsexperte und Buchautor Jesper Juul hat mal gesagt: "Wenn man seinem Kind einen Klaps gegeben hat, sollte man sich ruhig schämen. Aber bitte höchstens bis zum nächsten Wochenende, danach muss man es abhaken." Das war ein pragmatischer Rat. Man soll es nicht leicht nehmen, aber sich auch nicht fertigmachen deswegen. Das Ding ist, dass es dem Kind sogar eher schadet, wenn man zu viele Schuldgefühle hat. Denn eine solche Mutter ist verkrampft und unlocker, sie übertreibt es hinterher mit dem Nettsein. Sie will künftig eine noch bessere Mutter sein, und das macht ihr Druck, weil niemand auf Dauer engelhaft sein kann. Die unterschwellige Gereiztheit nimmt dann eher zu, weil man sich keine schlechten Gefühle gegenüber dem Kind mehr erlaubt. Und dann ist der nächste Ausraster vorprogrammiert. Wenn du wissen willst, warum du eine prima Mutter bist, lies mal das großartige Buch: "Der Tanz ums Kind" von Harriet Lerner. Sie ist Psychologin und Therapeutin. Sie hatte ziemlich romantische und irreale Vorstellungen über das Muttersein - bis sie selbst Mutter wurde. Sie erklärt, warum man auch mal schlechte Gefühle und Wut gegenüber dem Kind hat und wieso das sogar ganz unvermeidbar ist. Das Ganze mit einem wunderbaren Humor, man muss öfters kichern. Vor allem ist das Buch eine Riesenentlastung. LG