MartinaP
Hallo zusammen Ich möchte schwanger werden. Leider ist mein Partner stark übergewichtig (ich bin schlank). Ich habe ihn seit sehr langer Zeut gebeten, abzunehmen oder sich medizinische Hilfe zu holen, was er leider nicht wirklich umgesetzt hatte. Ich kann nun nicht mehr länger warten mit schwanger werden. Das Spermiogramm ist in Ordnung und wir stehen (altersbedingt) vor einer IVF. Ich mache mir jedoch grosse Sorgen, dass das Kind eine grosse Tendenz zur Adipositas/ Übergewicht haben wird und ev andere gesundheitliche Risiken und ich denke ernsthaft über Fremdsperma nach. Wir sind nicht verheiratet und für ihn wäre das ok. Ich bin sehr unentschlossen und es wäre sehr hilfreich, hier ein paar Feedbacks zu bekommen, bezüglich ähnlichen Konstellationen (Frau schlank, Mann Adipositas 3. Grades während Zeugung). Sind die Chancen gross, dass das Kind bis zum 8. Lebensjahr oder später Übergewichtig sein wird? Ich weiss, dass dies für einige ev komisch klingen mag. Ich habe jedoch ein starkes Bauchgefühl und möchte gesundheitlich nur das beste. Für Feedbacks bin ich sehr dankbar, liebe Grüße
Hallo liebe Martina! Ich kann deine Sorgen und bedenken sehr gut nachvollziehen. Und meiner Meinung nach finde ich deine Überlegungen sehr verantwortungsvoll deinem zukünftigen Kind gegenüber. Du machst dir Sorgen bzgl. Seiner Gesundheit, was bei Adipositas sehr gute Überlegungen sind. Nicht nur bzgl. Mobbing oder ähnliches in der Zukunft. Mein Mann hat in seiner Familie die Diabetes Erkrankung sehr ausgeprägt. Und ich eben auch Übergewicht. Wir haben dann für uns beide beschlossen wir machen eine Spende. Denn wir wollten auch unserem Kind nicht von Anfang ein schweres Päckchen zu tragen mitgeben. Jedoch muss ich auch sagen, es kann sein dass das Kind Übergewicht bekommt, muss aber nicht! Auch bin ich der Meinung dass man mit der Ernährung einiges ausgleichen kann. Aber eben auch nicht alles. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und Liebe!! Und eine Fremdsamen Spende kann ich nur empfehlen. GLG Olivia
Liebe Olivia Lieben Dank für deinen Beitrag und deine Offenheit. Es hat gut getan, zu lesen, dass du mich verstehst. Ich wünsche euch alles Gute und auch viel Liebe!
Hallo, von mir ein paar Gedanken dazu, nur als Anstoß. - Selbst wenn dein Kind eine Neigung zu Übergewicht erben würde, heißt es nicht, dass es übergewichtig wird. Nicht die Gene, sondern die Lebensweise entscheiden darüber, darin sind sich Forscher einig. Wenn du deinem Kind von Anfang an 20 Jahre lang eine wertvolle Ernährung gibst (ohne Weißmehlprodukte, Zucker, Wurst), dann wird dein Kind schlank und gesund bleiben. In der Kindheit wird der Geschmackssinn geprägt, und jetzt werden auch schon Fettzellen fürs Leben angelegt - oder eben nicht. - Kinder sollten mit Sport aufwachsen, meine Kinder waren und sind in gleich mehrere Sportvereinen. Sie sind erwachsen/Teens und machen mehrmals wöchentlich Vereinssport seit der Grundschule. Auch so was prägt für später, weil Freude an der Bewegung und an einem guten Körpergefühl gelernt wird. - Auch die Psyche spielt eine Rolle: Ein liebevolles, intaktes Familienleben beugt späterem Frustessen vor. Das Erleben von Selbstwirksamkeit hilft Kindern, später Dinge zu ändern, mit denen sie nicht zufrieden sind, auch das beugt Frust- oder Langeweile-Essen vor. - Es gibt auch keine erbliche Neigung zu Diabetes Typ 2, sondern diese Erkrankung wird durch Übergewicht hervorgerufen (zunehmende Unfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, durch noch mehr Insulin noch mehr Zucker in die bereits überfüllten Zellen zu pressen). - Dass du kein Baby mit deinem Freund haben möchtest, sondern Fremdsperma erwägst, ist vielleicht nicht nur rational bedingt, sondern zumindest teilweise auch psychisch. Du lehnst einen Teil von deinem Freund sehr ab, und das äußert sich vielleicht in dem Wunsch, dass er nicht der Vater deines Kindes sein soll. Ich finde es wichtig, dass du dir über solche verborgenen Motive klar wirst. Denn dann stimmt etwas mit der Partnerschaft nicht, und das sollte gelöst werden, BEVOR du Mutter wirst. Ich würde dann sogar überlegen, ob dein Freund überhaupt noch der Richtige für dich ist, oder ob du nicht eigentlich gern jemanden hättest, der dir auch optisch gefällt. Es ist nicht verboten, so etwas zu denken. Das ist ehrlicher, als sich etwas vorzumachen, einen geheimen Widerwillen zu entwickeln und früher oder später zwangsläufig Schiffbruch zu erleiden mit der Liebe. - Ich glaube, dein Freund hat große Komplexe wegen seines Übergewichts. Diese Komplexe sind so riesig, dass er schon Fremd-Sperma zustimmt. Obwohl doch jeder Vater natürlich ein eigenes Kind haben möchte, wenn dies möglich und er nicht zeugungsunfähig ist. Ich finde es fast schlimmer, dass dein Freund hier zustimmen würde, als dass du diese Idee vorgeschlagen hast. Ich würde mit deinem Freund ein Baby bekommen, wenn du ihn noch voll und ganz liebst und bejahst. Denn man belügt sich selbst als Paar, wenn man so tut, als sei es egal, woher das Sperma kommt. Dein Freund würde nie vergessen, dass er „schuld“ daran ist, dass er kein leibliches Kind haben darf. Diese Dinge lassen sich vom Verstand nicht einfach „wegdenken“, sondern sie entfalten eine Langzeitwirkung für die Partnerschaft (und vielleicht auch aufs Vatersein), die man überhaupt nicht einschätzen kann. Auch für das Kind ist es nicht mal eben so zu verarbeiten, dass sein Papa nicht sein biologischer Papa ist. Das ist alles nicht easy-peasy. Mein Fazit: Frage dich einmal sehr ehrlich, ob dein Freund der Mann fürs Leben ist. Wenn ja, dann liebe ihn ganz und lehne nicht Teile von ihm ab. Sein Übergewicht darf dich stören, aber der Liebe sollte es keinen Abbruch tun. Wenn du aber merkst, dass du eine innere Ablehnung entwickelst, dass er nicht der Vater deines Kindes sein soll, dass du Vorbehalte hast - dann wäre ich vielleicht so ehrlich, mir einen anderen Mann zu suchen. Achte darauf, dass du nicht nur bei ihm bleibst, weil die biologische Uhr tickt und er nunmal gerade der Mann an deiner Seite ist - so was trägt nicht. LG
Liebe Bonnie Vielen Dank für deine Gedanken. Ich möchte gerne Bezug nehmen zu deinen Punkten. Es stimmt leider nicht, dass die Gene nicht verantwortlich sind. Darüber gibt es viele neue Studien. Das Problem war, dass man dies vorher nie richtig untersucht hatte (und wenn, dann nur mütterlicherseits). Elterliches Übergewicht kann sogar Diabetes bei den Kindern verursachen. Unzureichendes Sättigungsgefühl scheint epigenitsch vererbbar zu sein. Natürlich ist das Umfeld und die Lebensweise auch sehr entscheidend, aber leider scheint der (epi-/) genetische Teil hier mindestens gleich stark zu wiegen. Uns beiden ist eine gesunde Ernährung sehr wichtig. Ich könnte meinem Kind nie zuviel Zucker und ungesunde Fette 'füttern'. Natürlich lehne ich das ungesunde Verhalten von ihm ab - nicht aber ihn als Person. Ich mache mir nicht nur Sorgen um seine Gesundheit, das starke Übergewicht hat auch einen grossen Einfluss auf die Beziehung und mein Wohlergehen. Kuscheln ist stark eingeschränkt, zusammen verreisen oder im gleichen Zimmer schlafen wegen Schnarchen fast unmöglich. Ich habe viel unter der Situation gelitten und wirklich versucht, ihn zu unterstützen. Jahre sind dahingezogen und ich habe nun keine Zeit mehr zum Warten. Trotzdem habe ich ihn sehr lieb, er hat mich immer unterstützt und ist immer zu mir gestanden. Wir kennen uns sehr gut und lange und wir sind ein gut funktionierendes Team. Im Moment sind wir den Umständen geschuldet eher beste Freunde, trotzdem kenne ich und liebe sein Wesen. Dass er Komplexe hat, liegt auf der Hand. Die hatte er schon lange (vor mir) und es tut mir sehr leid. Ich habe auch meine Problemzonen und ich versuchte ihm oft zu zeigen, dass er sich nicht schämen muss. Ich habe jahrelang versucht, ihn zu einer Therapie (ev auch Psychotherapie) zu bewegen, aber er sagte immer, er wisse schon alles zu dem Thema. Wenn ich selber für ihn einen Arzttermin organisierte, ging er einmal dahin und das war es dann auch wieder. Es tut mir auch weh, wenn es nicht sein biologisches Kind ist (darum schreibe ich hier). Wenn ich ehrlich bin: der Vorschlag mit dem sozialen Vater sein, stammte von ihm. Lange Zeit wollte er auch kein Kind, er hat keinen Drang, sein "genetisches Material zu verewigen". Leider tut er sich auch sehr schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Es ist nicht sehr viel, aber täglich. Jahrelang, versucht aufzuhören, wieder angefangen, einige Lügen etc. Ich habe schlichtweg keine Zeit mehr, einen neuen Mann fürs Vatersein zu suchen. Und wahrscheinlich gibt es den perfekten einfach nicht - ev einfach nicht für mich... Ich muss mich damit abgeben, dass die Situation nicht perfekt ist. Aber ich glaube auch, dass es bei vielen Beziehungen / Familien nicht perfekt ist, Menschen finden immer Probleme....