Elternforum Erster Kinderwunsch

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TEST aus KINDER + FAMILIE test 12/2000 Kinderwunsch Ihr Kinderlein kommet Jedes siebte Paar wartet vergeblich auf Nachwuchs. Viele Betroffene hoffen auf die Babymacher. Doch den medizintechnischen Methoden sind Grenzen gesetzt. Werde ja nicht schwanger, hat meine Mutter in den letzten Schuljahren oft gedroht", erzählt Andrea Dietz*. "Nein, ich wollte nicht wie sie fünf Kinder! Erst einmal Berufserfahrung sammeln. Als ich später die Pille absetzte, dachte ich, jetzt wird sich das Kind gleich anmelden vergebens. Da ging ich in die Kinderwunsch-Sprechstunde. Jeden zweiten Morgen zur Blutabnahme, Tabletten schlucken, warten auf den Eisprung, Sex nach Plan ­monatelang. Zwei Freundinnen bekamen ein Baby. Ich habe sie gemieden, ich konnte keine glückliche Mutter sehen. Aber ich wollte nicht aufgeben, trotz neuer Probleme. Das Kind war zu einer fixen Idee geworden, ich achtete gar nicht mehr auf meinen Körper, wollte nur, dass er funktioniert. Inzwischen ging unsere Beziehung beinah in die Brüche." Sechs Jahre lang hat Andrea Dietz versucht, schwanger zu werden, hat mehrmals den Arzt gewechselt. "Beim dritten Versuch mit einer außerkörperlichen Befruchtung wurde ich schwanger, doch das Baby ging bald ab. Ein tiefes, schwarzes Loch tat sich für mich auf. Bald darauf kam ich in die Wechseljahre viel zu früh. Kein Hoffen mehr, Schluss." ICSI: Injektion einer Samenzelle in eine Eizelle. Fruchtbarkeit weit überschätzt Ungewollte Kinderlosigkeit trifft heute mehr Paare als früher. Warum das so ist, ist nicht völlig geklärt. Oft beeinträchtigen Krankheiten die Fruchtbarkeit, seltener ererbte Faktoren, sehr häufig ist es Stress. Der hormonelle Regelkreis, der die Fruchtbarkeit von Frau und Mann steuert, ist sehr sensibel. Hektik und psychische Belastung lassen ihn leicht aus dem Takt geraten: Die Periode wird gestört, die Samenproduktion ist mangelhaft. Meist wirken organische und psychische Faktoren zusammen. Außerdem geht die Fruchtbarkeit bei Frauen nach 35 deutlich zurück. Und nicht zuletzt kann sich der Lebensstil zum Beispiel Rauchen, üppiges Essen, Kaffee, Alkohol, Schlafmangel, Extremsport nachteilig auswirken. Letztlich können auch Belastungen der Arbeit und Umwelt unfruchtbar und steril machen. Die Gründe für die Kinderlosigkeit verteilen sich auf beide Partner etwa gleich: Zu 40 Prozent liegen sie beim Mann, zu 40 Prozent bei der Frau, oft liegt bei beiden eine Störung vor. Bei nahezu jedem fünften Kinderwunsch-Paar kann der Grund nicht gefunden werden. In der Sprache der Ärzte heisst das idiopathische Sterilität. Sterilität kann auch eine unbewusste Botschaft vermitteln: In diesem Leben ist zu wenig Platz für ein Kind. Es gilt, bewusst darauf zu reagieren: Könnten wir unser Leben vitaler gestalten, uns mehr Entspannung, Spiel und Spaß gönnen? Können wir mehr in unseren Körper hineinhorchen, nachspüren, was wir selbst uns wirklich wünschen, was wir voneinander gerne hätten? Können wir offen miteinander reden, auch über das, was wir fürchten? Und will wirklich jeder von uns ein Kind? In den Tiefen der Seele verstecken sich oft Konflikte, die sich dem Wunschbild entgegenstellen ­manchmal ist das sogar der angespannte Kinderwunsch selbst. Generell wird die Fruchtbarkeit weit überschätzt. Ein gesundes Paar um die 30, das etwa zweimal pro Woche Geschlechtsverkehr hat, hat nur zu 30 Prozent die Chance einer Empfängnis. Wenn sich das Paar unter Druck setzt, kann sie noch weiter sinken. Bei stark fieberhaften Erkrankungen ist "man(n)" vorübergehend ganz unfruchtbar, und manche Medikamente mindern die Samenqualität. Wenn das Wunschkind ein Jahr ausbleibt, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO, auf die Suche nach den Ursachen zu gehen. Die Europäische Gesellschaft für Humane Reproduktion und Embryologie (ESHRE) spricht sogar erst nach zwei Jahren von Unfruchtbarkeit. Reden und entspannen Was können Paare mit Kinderwunsch tun? Das Einfachste: Darüber reden! Das hat eine neue Studie aus den USA enthüllt: In der Harvard Medical School in Boston trafen ungewollt kinderlose Frauen zehn Wochen lang für jeweils zwei Stunden zwanglos zusammen. Die eine Gruppe wollte gemeinsam mit Psychologen gezielt Strategien erlernen, um mit dem Kinderwunsch entspannter umzugehen, die andere Gruppe tauschte bloß Erfahrungen aus, erzählte von ihren Problemen, Gefühlen und Gedanken. Nach zehn Wochen war jede zweite Frau beider Gruppen schwanger diese Erfolgsrate erreicht keine medizinische Behandlung. Gelassenheit lässt sich nicht verordnen. Es fällt auf, dass manche Frau, die bereits Verschiedenes ausprobiert hat, ausgerechnet dann schwanger wird, wenn sie Behandlungspausen einlegt. Denn es hilft alles, was entspannt, die Lebensfreude weckt und rundum wohl tut: Wanderungen durch die Natur, beschwingte Musik, ein festlicher Abend. Entspannung und Ablenkung mag auch der (Um-)Weg sein, auf dem Naturheilmittel wirken können: Sowohl Massagen und Entspannungstechniken als auch Kuren mit Schwefelbad und Moorpackungen können helfen, loszulassen vom zwanghaften Kinderwunsch. Unfruchtbaren Frauen und Männern werden auch oft Pflanzenmittel angeraten. Nachgewiesen ist eine fruchtbare Wirkung nicht, sie sind ebenso gut wie Scheinmittel monatelang werden die Tropfen eingenommen, da kann schon eine Schwangerschaft passieren. Frei von Wirkstoff können auch hochverdünnte Homöopathiemittel nichts bewirken, möglicherweise aber die Zuversicht und die "Droge Arzt". Den Arzt aufsuchen Unkonventionelle Methoden sind meist harmlos, doch sie bergen auch das Risiko, zu lange zu warten und wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Wichtig ist, dass beide Partner zum Arzt am besten zum Gynäkologen ­gehen. Aus den Lebensumständen und Krankheitsgeschichten kann er sich einen Überblick schaffen, wird die notwendigen Untersuchungen beim Mann durch den Urologen veranlassen und die Ergebnisse mit den Diagnoseschritten bei der Frau koordinieren. Oft führen schon ein Gespräch oder einfache Dinge zum Erfolg wie zum Beispiel ein paar Pfunde abzunehmen, ein ausgeglicheneres Leben zu führen, Genussgifte abzusetzen, Medikamente zu wechseln und mit Unterstützung durch den Arzt den Zyklus zunächst einmal zu beobachten und dann mit Hormongaben zu optimieren. Der Trend geht aber in die andere Richtung: Ärzte und Sterilitätszentren raten viel zu früh zu einer medizinisch assistierten Befruchtung. Auch in den Medien erscheinen die Ärzte meist als Retter in der Not. Es hat sich die Meinung verbreitet, sie könnten mit außerkörperlicher Befruchtung das Problem einfach beheben. Über Risiken und Barrieren hört man nichts. Betroffene erhoffen sich neue Chancen, aber wenigen ist klar, dass die Behandlung unter Umständen selbst wieder körperlichen, seelischen und Beziehungsstress erzeugt. Heute kann die vorbereitende Hormonstimulation zwar viel differenzierter dosiert werden und geht deshalb nicht mehr so wie früher mit Schmerzen einher. Auch gefährliche Überstimulierungen kommen nur noch bei einer von 100 Frauen vor. Doch auch die emotionale Wechselspannung zwischen Erwartung und enttäuschter Hoffnung belastet. Und nicht in allen Fertilitätszentren (Fertilität = Fruchtbarkeit) ist die Betreuung einfühlsam, nicht überall reicht die psychologische Unterstützung aus, um diese Probleme aufzufangen. Hier ist es sinnvoll, sich vorher zu erkundigen und gezielt nach einem Zentrum mit psychologischer Begleitung zu suchen. arbeitet in einer gynäkologischen Gemeinschaftspraxis mit Fertilitätszentrum in Hamburg Technische Routine Für die Ärzte sind die medizinischen Vorgänge längst Routine: In den etwa 100 deutschen Zentren werden jedes Jahr insgesamt rund 50 000 Hormonstimulationen durchgeführt. Auch die Reproduktionstechnologie (IVF = In-Vitro-Fertilisation) hat sich laufend verfeinert. Heute kann sogar eine Befruchtung bei früher als aussichtslos eingestuften Fällen versucht werden: Sogar bei Männern, in deren Ejakulat sich kein einziges Samenfädchen findet, können aus dem Hodengewebe einzelne gewonnen werden (TESE). Und durch die ICSI-Methode, bei der eine Samenzelle direkt in die Eizelle injiziert wird, kann ihnen zur Vaterschaft verholfen werden. Die Erfolgsrate hat sich im letzten Jahrzehnt allerdings nicht erhöht: Im Durchschnitt kommt es laut IVF-Register bei 23 Prozent aller IVF-Versuche zu einer Schwangerschaft, aber nur in jedem zweiten Fall reift diese bis zur Geburt. Die intracelluläre Spermien-Injektion, bei der eine Samenzelle in eine entnommene Eizelle injiziert wird, ist der IVF grundsätzlich nicht überlegen. Trotzdem wird sie von den Reproduktionszentren forciert. Krankenversicherungen bezahlen sie zwar nicht, aber sie ist als letzte Hoffnung bei den vielen Kinderwunschpaaren so begehrt, dass sie dafür hohe Kosten auf sich nehmen und auch das Risiko, eventuelle genetische Defekte zu vererben. Eine genetische Beratung sollte dieser Behandlung vorausgehen. Besonders geeignet ist die Methode vor allem bei sehr geringer Samenqualität und somit minimaler Schwangerschaftschance. Mit einem Gentest könnten Schäden an den "Retortenembryonen" aufgedeckt werden (Präimplantationsdiagnostik, PID): Dazu werden aus dem Embryo ein oder zwei Zellen herausgezwickt, sobald er in der Petrischale das Achtzellstadium erreicht hat. Der Keim kann das gut verkraften. So kann der Arzt defekte Embryos erkennen. Er implantiert sie dann nicht. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz aber genetische Tests am Embryo und damit die Auswahl gesunden Nachwuchses. Mit dieser Haltung will der Gesetzgeber jeden Missbrauch ­etwa die komplette Gendurchleuchtung, Selektion nach Geschlecht oder Eignung als Gewebespender verhindern. Inzwischen hat sich deshalb ein reger "Fruchtbarkeitstourismus" entwickelt: In zehn europäischen Ländern ist PID erlaubt, nur in Deutschland, der Schweiz, Portugal und Österreich verboten. Andrea Dietz, die an ihren Bemühungen, schwanger zu werden mit und ohne ärztliche Unterstützung fast verzweifelte, ging schließlich einen anderen Weg. Sie und ihr Partner entschlossen sich, ein Kind zu adoptieren. "Als die Schwester mir das Bündel in die Hand legte, war es unbeschreiblich! Wie eine Geburt. Nun ist unser kleines Mädchen schon drei Jahre alt und so lieb und so schlimm wie alle Kinder. Sie weiß schon, dass sie nicht in meinem Bauch gewachsen, aber uns sehr ans Herz gewachsen ist." *) Name von der Redaktion geändert.


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Kinderwunsch TIPPS - Keine Zigaretten, mäßig Alkohol, kein Stress. Normalgewicht anstreben, regelmäßig bewegen. - Die fruchtbarste Zeit: Frühjahr und Herbst. Männer haben am späten Nachmittag besonders viele bewegliche Samen. - Kein Sex nach Terminkalender, kein Leistungszwang zweimal die Woche genügt. Männliche Samen können im Körper der Frau mehr als zwei Tage überleben. - Guter Sex stimuliert die Sexualhormone. - Nach zwei Jahren unerfülltem Kinderwunsch zum Arzt gehen. - Bringt monatelange Behandlung keinen Erfolg, Arzt-Pausen einlegen.


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Hmmm, ja das spricht ja fast dagegen, überhaupt zum Arzt zu gehen, gell? Bei uns sind's jetzt zwei Jahre, also werde ich mal meinen FA darauf ansprchen. Und dann der große Drahtseilakt: die Ursachen erforschen (lassen), über Unterstützung nachdenken, aber ohne sich zu fixieren. Grins, grins, grins ;-))) Und wenn ein Arzt so drauf ist, wie Vreni schreibt, dann machen wir auch kehrt. Felice


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sorry, Veron, nicht "Vreni"