Mitglied inaktiv
Immer wieder kommen Meldungen, die uns einfach unglaeubig den Kopf schuetteln lassen. Wie kann eine Mutter nur sowas tun und ihr Baby toeten? Was immer noch wenig verstanden wird, ist dass die Umstellung zum Muttersein fuer mehr Frauen als wir denken, schwere Depressionen ausloesen kann. Und eine Frau, die mitten drin steckt, kann nicht mehr logisch denken und ist meist unfaehig selbst nach Hilfe zu fragen. Hier in Canada machte ein Fall Schlagzeilen, wo sich eine Mutter mit ihrem Baby im Arm vor die U-Bahn geworfen hatte. Beide tot. Und diese Frau war Psychologin/Psychotherapeutin!!! Natuerlich hat sie in ihrem Beruf von Depressionen mehr als genug gesehen, weiss sie zu diagnostizieren etc. Aber als Betroffene sieht die Welt einfach ganz anders aus. Das Gehirn arbeitet nicht mehr richtig - und der Entschluss sich und/oder das Baby zu toeten erscheint als die *beste* Loesung. Im Fall der Frau in Toronto hatte die Polizei die Frau schon am Vortag des Unglueckes aufgegriffen, da sie oeffensichtlich schon den Tod in der U-Bahn suchte. Sie wurde zu ihrer Familie gebracht und es wurde empfohlen der Frau angemessene Hilfe zu geben. Am naechsten Tag war sie wieder allein mit Baby unterwegs und diesmal kam sie zum *Ziel* ... Warum ich das schreibe? Ich denke wir haben alle etwas Verantwortung unsere Freundinnen, Schwestern, Schwaegerinnen etc. zu beobachten und bei Anzeichen von Depressionen Hilfe zu holen. Lamentieren und nach haerteren Gesetzen zur Bestrafung zu fordern hilft da weniger. Genauso wenig, wie es als eine Laune abzutun, die die Frau doch gefaelligst unter Kontrolle bekommen soll. Nein, eine Patentloesung habe ich nicht. Aber ich finde es einfach erschreckend wie viele Vorurteile gegenueber Geisteserkrankungen (und ich bin mir da nicht sicher wie der richtige deutsche Ausdruck ist, im englischen spricht man von "mental health") immer noch in unserer Gesellschaft vorkommen. Der o.g. Fall und andere Zeitungsberichte sind die Extreme. Aber es gibt durchaus viele Frauen, die im stillen mit schweren Depressionen nach der Geburt kaempfen. Gut 10% aller neuen Muetter haben damit zu kaempfen und bei einem Teil davon entwickeln sich regelrechte Psychosen. Und es sind stillende und nicht-stillende Muetter betroffen! Silke, ich bin sehr froh fuer Dich, dass Du einen Arzt gefunden hattest, der Deine Depressionen ernst nahm. Denn selbst unter Aerzten ist dies immer noch eher ein Tabuthema. Dass er es eine *Still*depression statt der medizinisch korrekten *Postpartum* oder *postnatalen* Depression nannte, finde ich allderdings weniger gut. Aber die Behandlung war zu dem Zeitpunkt ja wirklich das wichtigste. Und leider gehoeren auch manche Antidepressiva zu den wenigen Medikamenten, die sich nicht so gut mit dem Stillen vereinbaren. Nachdenkliche Gruesse aus Calgary, Canada Beatrix
jk
... Geisteskrank ist eher abwertend für geistig Behinderte. Nur als Übersetzungshilfe...Postnatale Depression und Schwangerschaftspsychosen sind leider immernoch Tabut .