Mangosteen88
Hallo ihr Lieben,
Ich liege grade mit meinem Sohnemann im Bett und genieße es wie er an mich gekuschelt seinen Mittagsschlaf macht. Er geht ab Montag nach viel zu erfolgreicher Eingewöhnung zur Tagesmutter und ich werde diese Momente schmerzlich vermissen. Wie ihr vllt merkt bin ich grade total emotional und sensibel. Normalerweise bin ich recht taff.
Naja jedenfalls merke ich wie unverarbeitete Themen wieder hoch kommen, die ich eigentlich ganz gut in den hintersten Ecken meiner Erinnerungskiste versteckt hatte
.
Ich hatte eine nicht ganz so sorgenfreie Kindheit und war bisher fast eher stolz drauf, weil sie mich zu der starken Frau gemacht hat die ich heute bin. Ich dachte auch ich wäre damit im Reimen und meinen Eltern dankbar, dass sie ihr Bestes gegeben haben. Jeder macht nunmal Fehler und ich wurde ja geliebt.
Aber jetzt grade merke ich, dass ich so manche Handlung doch arg in Frage stelle und sauer bin bzw. mich frage wie konntet ihr nur. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern dass ich oft kaputte Schuhe hatte und mich dafür geschämt habe, weil ich teilweise sogar darauf angesprochen wurde. Naja ich hab immer gedacht wir haben halt sehr wenig Geld und schuhe sind teuer. Heute wird mir klar, meine Mutter hat immer geraucht. Jetzt wo ich selber Mama bin frage ich mich wie konnte sie nur.... sie kann leider heute immernoch nicht mit Geld umgehen und trifft sehr fragwürdige und unvernünftige Entscheidungen. Ich hab auch schon oft versucht ihr zu helfen und ihr nen stubser in Richtung professionelle Hilfe zu geben (gibt einige Themen) aber dafür muss man sich eben helfen lassen wollen.
Gibt es jemanden der diesen Zwiespalt nachvollziehen kann bzw. das Fremdschämen und gleichzeitig die Sorge um die eigene Mutter? Würde mich über einen Gedankenaustausch freuen. Vllt musste ich mir das auch einfach mal von der Seele schreiben.
LG
Hallo, ich verstehe Dich sehr gut, auch wenn meine Kindheit anders verlaufen ist. Bei mir gibt es andere Baustellen mit meiner Mutter. Ich habe auch schon festgestellt, dass ich "sensibler" bin, was meine Vergangenheit angeht, seit unser Sohn auf der Welt ist. Ich glaube, das ist normal, genauso, dass man bei manchem denkt "Nee, das gibt es bei mir nicht, das mache ich wegen eigener Erfahrung anders" - im Negativen wie im Positiven. Es gibt bei mir aber auch Dinge, die ich gut finde, und da nehme ich meine Mutter/meine Eltern als Vorbild. Vielleicht ist es gut, das solche Themen irgendwann hochkommen, damit man sie be- und verarbeiten und eventuell damit seinen Frieden machen kann, zB dadurch, dass man selbst (reflektiert) anders handelt. Viele Grüße
Ja da gebe ich dir Recht. Es gibt auch durchaus einiges was ich sehr gerne von damals übernehme und wofür ich sehr dankbar bin. Irgendeine sch**** hat vermutlich jeder erlebt und es kommt wahrscheinlich darauf an was wir daraus machen. Danke!
Man würde sich wundern wie hoch die Anzahl der Menschen ist, die das ganze Leben lang Enttäuschungen, Traurigkeit und das Beleidigtsein aus der Kindheit mittragen. Und nur wenige konnten es von alleine abschließen. Die meisten brauchen Unterstützung dabei.
Ich glaube, keiner unserer Eltern ist perfekt gewesen. Dazu gehört durchaus, dass die Nikotinsucht deiner Mutter stärker war als das Pflichtgefühl, als die Mutterliebe. Deswegen konnte/musste sie so handeln. Vermutlich will und kann sie diese "Entscheidung" auch heute nicht reflektieren, vermutlich kommt sie nie dahin. Deine Mutter ist da nicht außergewöhnlich. Möglicherweise haben wir alle unsere blinden Flecken, wo ein Hinschauen einfach zu schwer ist. Hauptsache ist doch, dass wir uns bemühen - jeder soweit er kann.
Habs bei meiner Mutter oft versucht, oft im guten. Zu letzt drohte Sie mir mit JA (unterstellt mir das sie ihn nicht sehen darf obwohl die Möglichkeit bestand seit 20 Monaten) und Anwalt (weil ich offen darüber rede das sie keine gute Mutter war und ist). Da wurde mir klar das es besser für meinen Sohn ist diese Frau nie richtig kennenlernen zu lassen. Allein wie sie mit mir redet oder schreibt zeigt das sie Narzist ist und eigentlich man ihr nicht helfen kann.
Ich habe versucht, einiges mit meiner Mutter aufzuarbeiten , als sie völlig perplex war, wie " anders " heutzutage vieles gemacht wird . ( Obwohl ich mir sicher bin, dass man auch vor 40 Jahren Säuglinge nicht stundenlang alleine gelassen hat)
Naja, die Fassade der aufopfernden Mutter hatte zwar einige Risse bekommen , wurde aber doch recht schnell mit " das war halt damals so, was sollte ich denn machen" gekittet. Und stattdessen umgeschwenkt auf" ihr habt es ja heute auch viel einfacher ".
Fazit: sinnlos aber halt nicht änderbar. Vielleicht geht es meinen Kindern in bestimmten Punkten mal ähnlich. Dann hoffe ich aber, dass ich das Zeug habe und wenigstens ein " ja du hast Recht, ich war damals..." hinbekomme , damit sie es wenigstens etwas nachvollziehen können.
Hm auch ein ziemlich guter Punkt. Es wird der Tag kommen, wo ich mich selbst aus dem Blickwinkel meiner Kinder reflektieren muss. Ich hoffe ebenfalls dass ich dann die Größe besitze mich zu entschuldigen falls nötig. Bin da momentan aber noch recht zuversichtlich.
Ich habe das Gefühl, dass die aktuelle Eltern-Generation reflektierter ist. Damals war vieles einfach so und dann hat man das gemacht. Die Eltern in meinem Umfeld, und auch wir, machen uns da viel mehr Gedanken. Mir ist auch egal, wenn ich mal "gute Ratschläge" bekomme, wie zb nicht beim ersten Weinen oder Meckern zu reagieren. Bei dem Rat war mein Baby ein paar Wochen alt... Habe auch einiges aus meiner Kindheit aufgearbeitet und bin noch dabei. Nehme dafür aber Hilfe in Anspruch. Und bei den Kindern entschuldigen, wenn man etwas falsch gemacht hat, finde ich superwichtig. Das kann man schon üben, wenn sie klein sind.
Hallo, Mir geht’s ähnlich. Zwar hatten wir immer neue und schöne Kleidung an, dafür waren meine Eltern wenig liebevoll und sehr distanziert, einfach jedem Menschen gegenüber. Daran habe ich heute noch zu knabbern. Der Gedanke „Nobody is perfect“ stimmt zwar, hilft mir jedoch wenig. Was mir allerdings hilft ist das Bewusstsein, das die Generation unserer Mütter von Menschen erzogen wurden, die Krieg, Armut und das ganze NS-Regime miterleben mussten. Man sagt auch, dass Traumata über Generationen weiter gegeben werden können. Diese Erkenntnis lässt mich ein bisschen Frieden schließen. Liebe Grüße Nicole
Naja, nicht so ganz... ( hatte nie kaputte Schuhe, im Gegenteil), aber da war doch vor 2 Tagen schon ein ähnlicher Thread...
Wenn ich jetzt, als Erwachsene, drüber nachdenk, die emotionale Bindung war nicht gut, bzw nicht so, wie ich es gewünscht oder gebraucht hätte.
Meine Mama war ne sehr gute Mama, keine Frage, aber sie war eher ( ich weiß garnicht, wie ich es beschreiben soll)... nie mit mir im Frieden ( zufrieden).
Das mit dem Rauchen war früher normal wir saßen auch im Audi, die Eltern vorn haben geraucht und wir mussten MJackson anhören ..
Zeiten ändern sich.
Mach es bei deinen Kindern einfach nach gutem Gewissen besser.
Meine 19jährige Tochter hat mir gestern auch was krasses erzählt, könnte heulen. Aber sowas hätt ich daheim NIE erzählt, von daher bin ich trotzdem positiv gestimmt.
Ich bin mit meiner Mutter viel gnädiger geworden, auch ich mache nichts perfekt und werde es auch nicht tun. Dein Beispiel könnte auch von mir sein teilweise ging es um die Miete oder Strom. Klar ist blöd aber nachhaltig traumatisiert hat es mich nicht. Meine Mutter hat mich sehr geliebt!!!
Ja meine mich auch. Ich konnte auch immer mit meinen Problemen zu ihr kommen und sie war sehr oft sehr nachsichtig. Nachdem ich jetzt den ganzen Tag so darüber nachgedacht habe, ist sämtliche Wut auch schon wieder verflogen. Ich hab insgesamt schon ne ziemlich tolle Mami und sie hat schon viel Mist erlebt. Eigentlich war ihre Kindheit wirklich traumatisierend und sie hat alles versucht, damit es uns besser geht. Kein Mensch ist perfekt. Ich bin es auch nicht und habe jetzt die Chance aus dem Erlebten zu lernen und das Beste daraus zu machen. Wer wären wir schon wenn immer alles perfekt laufen würde....
Was meinst du denn mit der Aussage „nach viel zu erfolgreicher Eingewöhnung“? Wie kann die Eingewöhnung ZU erfolgreich sein?
Naja, mein Sohn fühlt sich pudelwohl und es wurde noch nicht eine Träne vergossen. Er hat sofort perfekt mit gegessen, da geschlafen und ist bei allen total beliebt und alle sind verzaubert. Ich bin unfassbar stolz auf ihn.
Musste allerdings schon ein bisschen weinen dass ich so schnell abgeschrieben war und er mich null vermisst. Das ist aber natürlich mein ganz eigenes Problem und ich weiß es ist gut so wie es ist. Ich muss jetzt nurnoch lernen los zu lassen. Hätte ich mir einfacher vorgestellt
Ich finde gut, dass du das reflektierst! Es ist wirklich wunderbar, dass du es geschafft hast, deinem Sohn so viel Sicherheit, Liebe und Vertrauen zu geben, dass er so frei und offen anderen Menschen und Situationen gegenüber ist! Statt vor Kummer zu weinen, kannst du Freudentränen vergießen!
Jeder Mensch mach Fehler und kein Elternteil ist perfekt. Meine Mutter hat in meinen Augen alles wunderbar gemacht und ich hatte das große Glück, immer jemanden zu haben, der hinter mir stand. Ich habe ich in der Erziehung meiner Kinder sehr viel ähnlich wie meine Eltern (meine Mutter und mein Stiefvater) gemacht, aber andere Dinge auch anders, da unsere Lebenssituation sehr unterschiedlich war und ist. Ein Thema, welches mich natürlich geprägt hat, ist mein leiblicher Vater, an den ich persönlich nur eine, überhaupt nicht schöne, Erinnerung habe und der lange als verschollen galt, aber wohl noch lebt. Vorher dachten wir , dass er vermutlich nicht mehr lebt. Persönlichen Kontakt hatte ich bisher nie seit meiner Kindheit. Aber auch mit ihm habe ich meinen Frieden geschlossen; ich habe mich sogar gefreut, zu hören, dass er noch lebt, ohne die Absicht zu haben, ihn zu kontaktieren. Er hat mir eine weitere Schwester geschenkt, von deren Existenz ich wusste, da sie der Grund für meine einzige mir in Erinnerung gebliebenen Begegnung mit meinem Vater war, und diese hat vor ein paar Jahren Kontakt zu mir gesucht. Aus Mist kann durchaus eine wunderschöne Pflanze wachsen.
Ja, hier! Meine Kindheit war sehr bescheiden. Ich möchte nicht uns Detail gehen. Meine Mutter hat bis heute für mich - seit ich selbst Mutter bin noch viel mehr - unverständliche Prioritäten und Ansichten. Sie ist aber auch sehr narzisstisch und selbst seit Jahrzehnten unbehandelt depressiv. Nunja, es ist wie es ist. Ich versuche es besser zu machen (was nun nicht soooo schwer ist).
Hallo, oh - da sprichst Du etwas an - interessantes Thema, wo ich gerne auch mal mitmachen möchte: Also im großen und ganzen hatte ich eine schöne Kindheit und Jugendzeit und wuchs sehr behütet und geschwisterlos auf. Bin jedoch nicht mehr eine ganz sooo junge Hüpferin und in den 60er und 70er Jahren (bin irgendwann in den 60er Jahren geboren) galt die körperliche Züchtigung halt leider, leider, leider noch als "salonfähig" und wurde - ebenfalls leider - noch nicht als verwerflich empfunden wie heute. Und somit war auch ich leider noch davon betroffen. Nicht super heftig zwar, aber halt trotzdem. Und nicht, dass ich nachtragend wäre und Asbachurururalt-Geschichten hervorkramen und und aufwärmen möchte, aber manches vergisst man halt nicht. So, nun aber genug der langen Präambel - ich kann mich also noch gut daran erinnern, dass ich als ca. damalige 4jährige mal von meiner Mutter eine Ohrfeige(!) bekam, als ich beim Mittagessen versehentlich(!) mit Spinat gekleckert hatte. Und wie gesagt - mit Sicherheit nicht mit Absicht, denn mit 4 Jahren beherrschte ich bereits die Tischmanieren perfekt (ohne mich jetzt selbst loben zu wollen - dies nur zur Erklärung), aber kleckern kann halt jedem passieren. Tja, und als ich dann mein Gesicht verzog, um zu weinen (noch nicht mal wegen des Schmerzes, denn der war gar nicht dolle, denn meine Mutter hat wirklich nicht fest zugehauen, aber Ohrfeige bleibt halt Ohrfeige und gehauen ist nun mal gehauen - da gibt es nichts zu euphemisieren), sagte sie in recht gestrengem Ton zu mir: "Und geweint wird NICHT!" - wo ich mich das dann schon nicht mehr getraut habe. Auch wenn sowas schon Äonen her ist, aber sowas bleibt halt in schlechter Erinnerung. Und auch sonst fand ich die Haue und Ohrfeigen sehr oft nicht gerecht und nicht fair. Davon ab, dass man überhaupt nicht haut - aber für (ein) MISSGESCHICK(E) gleich 3x nicht. Oder ich bekam auch Kopfnüsse, als ich gerade mal in der 1. Klasse war und das Schreiben nicht gleich und sofort geklappt hat. Oder auch mal "nur"(???) im Grundschulalter, als ich mit meiner Mutter einkaufen war, sie eine etwas größere Pflanze gekauft hat und selbige mir kurz zum Halten gab - mit der Ermahnung, wenn ich sie fallen ließe, sie mir eine herunterhauen "müsse"(???) - mit dem Argument, weil die sehr teuer war. Ja meine Güte, dann gibt man sie gleich nicht aus der Hand, sondern hält sie gefälligst selber - und Problem ganz einfach gelöst. Oder auch, wenn ich mich ihrer Meinung nach "dumm"(???) "angestellt" habe. Da hatte ich entweder gleich eine sitzen oder es wurde angedroht. Und das alles finde ich heute als ausgewachsene Person immer noch total ätzend. Aber mir wurde mal gesagt, dass das früher so war. Kann ich nicht ganz so beurteilen, denn ich habe nicht in zig andere Familien hineingeschaut. Jedenfalls - wenn das alles nicht gewesen wäre - also dieses ganze sinnlose Gehaue - hätte ich wirklich eine Bilderbuchkindheit gehabt. Tja, warum ich meinen Vater nicht erwähne? Der hat zwar auch gehauen, aber wirklich äußerst selten - viel, viel weniger und seltener als meine Mutter. Und damit möchte ich meine Mutter mit Sicherheit nicht schlecht machen und an den Pranger stellen, aber das ist nun die Wahrheit und hier wurde ja explizit nach "verdrängten Kindheitserinnerungen" gefragt. "Naja jedenfalls merke ich wie unverarbeitete Themen wieder hoch kommen, die ich eigentlich ganz gut in den hintersten Ecken meiner Erinnerungskiste versteckt hatte." Und ganz genau so war/ist es mit den Dingen, die ich hier weiter oben aufgeführt habe. Und nein, lädierte Klamotten und Schuhe musste ich - im Gegensatz zu Dir - nie tragen - das hätte(n) meine Mutter/Eltern auch niemals nicht zugelassen bzw. mich so nie im Leben aus dem Haus gelassen. Und was das Rauchen anbelangt - ja, früher wurde noch viel, viel häufiger geraucht und da gehörte das auch quasi noch zum "guten Ton"(???) - genauso wie das elterliche Hauen. Meine Eltern waren zwar beide Nicht-Raucher (obwohl - mein Vater hat mal geraucht, als ich noch lange nicht geboren war - hat es sich dann aber zum Glück abgewöhnt und meine Mutter hat nie geraucht). Aber ich kenne es auch noch aus der Verwandtschaft und von Bekannten und Freunden meiner Eltern. Sprich; meine Onkel haben früher auch mehr oder weniger stark geraucht; haben es sich dann aber im höheren Alter so nach und nach abgewöhnt. Was sagst Du eigentlich zu den "Gründen"(???)/"Argumenten" meiner Mutter fürs Hauen? Es geht mir hierbei auch überhaupt nicht, um jetzt noch im Nachhinein mords bemitleidet und bedauert zu werden, sondern schlicht und einfach um die Meinung hierzu. Musste mir das nun ebenfalls genauso von der Seele schreiben - genau wie Du. LG
Ja das mit dem Rauchen im Beisein der Kinder war ganz normal auch im Auto Wurde ich damals von rauchwokenlumgeben.ich hatte auch keine rosa Ponyhof Kindheit Und mit den eigenen Kindern werden viele verdrängte Dinge wieder präsent Auch wie ich meine Kinder erziehe wird von meiner Kindheit geprägt. Allerdings hat die harte Kindheit wenigstens einen Vorteil ich habe eine grosse Resilienz Und kann gut Probleme lösen was mir als 5fach Mama wiederum zugute kommt
Hallo liebe Kaempferin,
ich wollte mir einen Moment Zeit nehmen um auf deinen Beitrag zu antworten, deshalb hab ich jetzt ein bisschen länger gebraucht.
Und? Es tat bestimmt gut das mal in Worte zu fassen, oder? Mir zumindest schon und mir isr auch einiges klar geworden, u.A. dass meine Kindheit viel rosiger war als ich gestern noch dachte.
Als ich deinen Beitrag gelesen habe bin ich sehr demütig geworden, denn ich finde es unvorstellbar grausam was du erlebt hast. Obschon ich weiß, dass es "zu eurer Zeit" einfach so war. Meine Mutter ist 64 geboren und hat ebenfalls Schläge für Lapalien kassiert. Viele viele Jahre später hat mein Opa sich dafür unter Tränen entschuldigt - sie war sein Lieblingskind und er hat es damals ironischerweise nur gut gemeint. Zu der Zeit war es ja auch noch unfassbar wichtig was andere Leute von der Familie denken, Zucht, Ordnung, Pünktlichkeit, Sauberkeit und bitteschön bestes Benehmen. Jetzt muss ich grade ein bisschen schmunzeln weil ich daran denke dass meine Oma seit meiner Kleinkindzeit immer Wachstuchtischdecken hatte . Auch heute noch klecker ich manchmal aus Versehen. Aber die wichtigsten Benimmregeln wurden mir ebenfalls (zum Glück ohne Schläge) eingetrichtert und ich bin heute sogar dankbar dafür. Bei meiner kleinen Schwester hatten scheinbar schon alle resigniert oder sich dem Geist der neuen Zeit angepasst
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Was ich eigentlich sagen wollte, Nein! Es ist einfach nicht okay Kinder zu schlagen und sowieso schonmal nicht für Gründe wie kindliche Unachtsamkeit. Es tut mir sehr leid dass du das noch miterleben musstest und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass die Zeiten sich geändert haben. Es ist keine wirkliche Entschuldigung aber ich mag mir garnicht ausmalen was die Generation deiner Eltern alles ertragen musste. Ich hab noch viele Geschichten von Zeitzeugen erzählt bekommen und es wundert mich nicht, dass diese Erfahrungen Narben hinterlassen haben.
Mein Opa hat z.B. immer davon erzählt wie seine Eltern jüdische Freunde versteckt haben oder wie er sich geweigert hat seinem besten Freund vor der ganzen Schule ins Gesicht zu spucken. Leider geschieht ähnliches heute wieder (z.B. Uiguren) aber das ist eine ganz andere traurige Geschichte.
Meine Generation wird ihre eigenen Fehler in der Erziehung machen und auch wenn wir kleine ungezogene Weicheier (nicht wirklich ernst gemeint) heranziehen, so hoffe ich doch dass wir immer weniger Narben hinterlassen.
Hoffentlich sind wir irgendwann ganz weit entfernt von jeglicher Gewalt.
Danke, dass Du deine Gedanken mit mir geteilt hast und ich wünsche dir ganz viel Heilung und Liebe.