Frolle
Ich habe eine wunderbare, herzensgute, sensible Tochter! Und ich habe eine Frage.. Leider erleben wir in letzter Zeit öfter so eine Art Panik/ Hysterie-Anfälle im Alltag: Bei kleinen Verletzungen (Schürfwunden), Zecken oder Splittern reagiert sie so dermaßen panisch, dass wir ihr kaum helfen können. Wir können sie kaum verarzten/ Zecken oder Splitter entfernen, weil sie so schreit und zappelt. Nicht behandeln ist aber aus ihrer Sicht auch keine Option. Sie schreit so oder so. Und sie steigert sich dermaßen rein und wir erreichen sie dann kaum noch. Mein Mann und ich sind eigentlich sehr entspannte Menschen, also es ist nicht so, dass wir selbst Panik übertragen. Wir reagieren gelassen und ruhig, aber sie steigert sich so dermaßen rein. Wir müssten sie dann entweder kurz übel festhalten, oder wir behandeln sie nicht. Ersteres ist eigentlich doof. Letzteres führt zu einem langen Leidensweg, sie hört ja nicht mehr auf zu schreien und zu weinen und ist völlig verzweifelt. Habt ihr Tipps? Was können wir tun? Wir versuchen es mit sanftem Beruhigen, mit Ablenken, mit Belohnungen, mit klarem „Muss jetzt gemacht werden.“, … Es ist aber jedes Mal eine furchtbare Situation. Letztendlich ist es meist so, dass wir sie dann doch ganz kurz ganz festhalten, um das Drama für sie (und uns) zu beenden. Das sind ja meist keine 5 Sekunden und dann ist fertig. Wir besprechen sowas im Nachhinein dann ausgiebig mit ihr. Erklären ihr, warum wir so gehandelt haben. Besprechen und benennen ihre Gefühle und die Notwendigkeiten. Überlegen, wie wir es nächstes Mal besser schaffen können. Trotzdem kommen wir nicht voran. Ich denke nicht, dass sie mal ein traumatisches Erlebnis hatte. Es ist eher so, dass ich denke, ihr eigenes Verhalten ist nun irgendwie traumatisierend für sie. Wir hatten mal bei der Kinderärztin angefragt, sie sagte aber, dass sie zu jung wäre für zB therapeutische Hilfe. Wir selbst haben mal eine therapeutische Beratung in Anspruch genommen, aber da kam auch nichts raus, was uns direkt im Alltag hilft. Ich denke, mit der Zeit wird es besser werden. Es ist schon vieles mit der Zeit besser geworden. Aber es geht mir um jetzt. Wovor ICH Sorge habe, ist dass sie mal eine größere Verletzung bekommt - eine Platzwunde, ein Knochenbruch oder so. Etwas, was wirklich weh tut, was umfänglicher behandelt werden muss, wo Fremde ran müssen, … Bei sowas könnte man ihr wohl nur Beruhigungsmittel spritzen. Bis hin zu Betäubungen im Ernstfall… Oh je! Kennt jemand sowas? Hat jemand Tipps?
Ich weiß nicht, ob es wirklich hilft, aber mein Gedanke wäre: Besprecht das doch auch mal in einer ruhigen Minute. Nicht nur im Nachhinein, wo die Gefühle vielleicht noch Achterbahn fahren und ihr Adrenalin noch nicht abgebaut ist. Nächster Gedanke: Bei diesen Ereignissen geht es ja um den eigenen Körper, Gefühle und Kontrolle. Wie wäre es, wenn ihr anfangt regelmäßig einen Barfußpfad zu besuchen. Und / oder zusammen klettern geht (Boulderhalle/Hochseilgarten). Das würde sie in den oben genannten Bereichen stärken können. Alles Gute Euch!
Danke dir! Wir besprechen sowas auch, wenn sie entspannt ist. Zum Beispiel ist sie immer dabei, wenn wir bei uns selber Zecken entfernen, erklären es ihr, zeigen es ihr. Sie ist dann immer sehr interessiert und findet es nicht schlimm. Sie sagt dann aber immer, dass sie schreien wird, wenn sie Zecken hat. Ihr Bruder hat auch oft Wunden, da hilft sie beim Verarzten und Trösten. Platzwunde mit RTW hat sie beim Bruder auch schon interessiert verfolgt. Ja, körperlich ist sie nicht so weit wie andere, sie ist oft vorsichtig, zurückhaltend, traut sich vieles nicht, ist sehr zierlich und nicht so kräftig. Hier haben wir aber schon riesige Fortschritte gemacht, genau das fördern wir gezielt durch vielfältige Angebote: Viele Spielplätze, Trampolin, einige Schaukel-Variationen an unserem Klettergerüst, wir machen zusammen Kräftigungsübungen (ich mache die und sie macht irgendwie mit), Oma macht mit ihr Yoga, sie geht zum Kinderturnen, hat begeistert einen Schwimmkurs belegt (kein Seepferdchen geschafft, aber Freude gehabt und über sich hinaus gewachsen), bouldern war sie auch schon mit Papa, sitzen auf dem Stand Up Paddle, und was man so im Alltag sonst noch so macht: Roller, Laufrad, Fahrrad lernt sie gerade, … Also schon alles in Richtung Psychomotorik, wenn man es so betrachtet… Ich hab auch mal versucht, mit ihr so beruhigende Atem-Übungen zu machen, aber da hatte sie keine Lust drauf und im Panik-Modus erreichen wir sie mit sowas auch nicht.
Vielleicht kannst du deine Tochter ja irgendwie vorbereiten? Sprich mit ihr üben, um ihre die Angst zu nehmen? Also eine imaginäre Zecke entfernen und dabei mit der Pinzette piksen. Wunddesinfektionsspray aufsprühen etc. Einfach ihr zeigen, dass das alles auch gar nicht so sehr weh tut. Ich meine, das sind ja minimale Verletzungen. Alles andere, was nicht behandelt werden muss, wie eine Schürfwunde, würde ich nicht behandeln, kurz trösten und das war's. Also ihr nicht dass Gefühl geben, das wäre was Schlimmes. Wasser drüber und gut ist :). Du kannst dir auch eine Strategie ausdenken, die sie dann in der Situation anwenden muss. Kopfhörer mit Musik, Schmerzfresserteddy, sie soll ein Lied singen etc. Und das alles vorher üben. Und dazu so wenig Aufhebens wie möglich. So traumatisch sollte das jetzt nicht sein, wenn ihr sie zum Zecke entfernen kurz festhaltet. Da ist ja wirklich nichts Schlimmes dran:)
Danke für die Impulse. Wir könnten sowas tatsächlich öfter „trocken“ durchspielen als Vorbereitung. Wir machen das schon immer mal, aber der Funke sprang da bislang nicht so über. An ihr selbst dürfen wir sowas nicht spielen. An Kuscheltieren schon, aber manchmal hab ich das Gefühl, die Übertragung fällt ihr schwer. Aber unterbewusst wird das schon einiges bewegen.. Sie spielt sowas manchmal mit dem Bruder. Da mische ich mich dann nicht ein. Und Strategien hatte ich schon einige versucht, aber keine Chance. Im Panik-Modus geht nix, auch nicht, wenn man was vorher „einstudiert“. Bislang. Vielleicht haben wir aber auch noch nicht die richtige Strategie gefunden.
Du beschreibst haargenau meine Nichte, die hatte auch mal so eine Phase. Ich werde niemals vergessen, wie sie sich hysterisch die Seele aus dem Leib gebrüllt hat, weil sie auf einen winzigen spitzen Stein getreten ist und aus ihrem Zeh der winzigste Blutstropfen gekommen ist den ich jemals gesehen habe. Und so ging das ne Weile jedes mal bei so mini Verletzungen. Bei ihr war diese Zeit irgendwann einfach von heute auf morgen von selbst vorbei. Heute ist sie ein sehr ausgeglichener, gar nicht wehleidiger Teenager.
Das macht Hoffnung :)
Meine ist auch so
Zecken hatten wir zum Glück noch nicht,aber bei sowas wie splittern warte ich zur not bis sie schläft
Dann freut sie sich am nächsten Tag dass alles wieder gut ist
Sie ist eher der Typ Kind das sich häufig weh tut,die erste Kontrolle ist immer ob es blutet,danach ist schon halb so wild
Schürfwunden behandelt sie selber,das ist irgendwie am unproblematischsten,auch wenn unser Pflasterbedarf dadurch enorm ist
,aber sobald man es nicht mehr sieht ist alles prima,und mir wäre es auch um einen Verband egal,so lange sie deshalb eben kein Theater machen muss und alles ganz selbstverständlich macht ist es ok
Ich würde Splitter und Zecken auch notfalls drin lassen und erst entfernen, wenn sie schläft. Aber das geht nicht, weil sie es auch nicht erträgt, zu wissen, dass da was ist. Sie schreit und brüllt dann durchgängig und ist völlig verzweifelt und verquollen vom Weinen…
Deswegen ist halt festhalten und rausziehen die bessere Variante, aber sie wehrt sich mit Händen und Füßen und brüllt, da muss man schon wirklich sehr, sehr kräftig festhalten. Auch wenn es nur 5 Sek oder so sind, finde ich das furchtbar.
Kleine Wunden verarztet sie auch selber. Ja, wir kaufen deswegen auch permanent neue Pflaster :) Größere oder welche, die wirklich wehtun, kann sie aber nicht selber behandeln vor Schreien… Da hat sie keinen klaren Kopf.
Aber insgesamt bekomme ich durch eure Antworten den Eindruck, dass wir eigentlich schon auf dem richtigen Weg sind. Bringt nur (noch? ) nichts…
Hallo, ich würde mir angewöhnen, direkt "kurzen Prozess" zu machen: Festhalten, verarzten, trösten. Das ganze Gerede und Bestechen (ist nicht böse gemeint) scheint ja momentan nichts zu bringen, von daher: Augen zu und durch. Viele Grüße
Ja, wahrscheinlich hast du recht. Leider! Mein Mann fände das auch am Besten…
Also für therapeutische Hilfe ist sie definitiv nicht zu jung. Unsere Tochter ist 5 und seit 2 Monaten in Therapie aufgrund einer Angststörung (bei weitem nicht so panisch, wie du das beschreibst). Sie macht grosse Fortschritte und die Therapeutin sagt, wichtig ist, dass man es früh angeht bevor es sich manifestiert, nicht negative auf den Alltag des Kindes oder der Eltern auswirkt und bevor es neue Symptome hervorruft wie zum Beispiel Zwangsverhalten, Ticks oder Vermeidungsverhalten. Ich würde mich nicht einfach abspeisen lassen bei der Kinderärztin und es behandeln lassen von einer Therapeutin. Alles Gute PS: die Zecke drinnen lassen bis sie schläft ist keine gute Idee, vorallem nicht, wenn man in einem Risikogebiet lebt. Je länger das Tier drin ist, umso grösser ist die Gefahr der Übertragung. Raus, so schnell es geht.
Oh, okay. Dann hake ich da nochmal vehementer nach bei der Ärztin. Bislang zeigt sie keine Ticks/ Zwangs-/ Vermeidungsverhalten. Diese Situationen passieren ja nicht sooo häufig und sonst ist sie zwar sensibel, aber nicht irgendwie pathologisch, finde ich. Aber ja, was noch nicht ist, kann ja noch werden… Ja, Zecken sollten möglichst schnell raus. Aber wenn wir sie zB vorm Schlafengehen entdecken, finde ich schon, dass man noch kurz warten könnte, bis sie schläft. Theoretisch. Praktisch würde sie ja eh nie einschlafen mit Zecke. Wir wohnen nicht im FSME-Risiko-Gebiet. Danke dir!
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