Janet90
Hab im Post weiter unten gelesen, dass es abgeschafft wurde. In unserer Grundschule wird das noch praktiziert. Die große wird im Sommer eingeschult. Ich habe jetzt nur gelesen, dass es stark kritisiert wird. Kann mir vielleicht jemand erklären warum und wie man evtl dagegen wirken kann? Ich selbst bin 31 und habe es nicht so gelernt. Fand das auch sehr merkwürdig, als ich es beim Nachbarsmädchen mitbekommen habe.
Die Methode an sich wird weniger kritisiert, weil sie super funktioniert und den Wortschatz der Kinder nicht einschränkt. Kritisiert wird die Umsetzung, weil leider häufig an den Schulen nicht rechtzeitig mit der Korrektur angefangen wird. So behalten viele Kinder die falschen Schreibweisen bei. Bei uns an der Schule klappt das aber super tatsächlich und ich bin sehr zufrieden mit der Methode.
Bei uns ist es gescheitert und wurde vor einigen Jahren aus dem Lehrplan genommen. Wie ein Beitrag über mir, kann es bestimmt funktionieren, wenn da rechtzeitige Korrekturen an der Schreibweise vorgenommen werden. Bei uns schrieben die Kinder in den sogenannten Eingangsklassen bis zu drei Jahre nach der Methode, ohne Korrektur! Ich habe zwei Kinder mit LRS, für die zwei war es absolut fatal, dass sie drei Jahre lang so schreiben konnten wie gehört. Wäre vorher korrigiert worden, hätten sie jetzt nicht ganz soviel Mühe. Der Hohn war dann, das sie ab der dritten Klasse fehlerfrei schreiben sollten. LRS stellt unsere GS allerdings erst im zweiten Halbjahr des vierten Schuljahres fest. Vorher gibt es keinen Nachteilsausgleich, die Noten waren im Keller, die beiden Kinder frustriert. Schon ist was anderes. Jetzt in Klasse 9 und 11 schreiben sie allmählich gute Noten in Deutsch und auch in anderen Fächern.
Hallo, für sehr viele Kinder funktioniert diese Methode sehr gut. Schnelle Erfolgserlebnisse und sehr schnell Spass am Schreiben und Geschichtenerzählen. Problem wird es nur für Kinder die mit einer Rechtschreibschwäche oder gar Legasthenie kämpfen - die prägen sich dann sehr oft die Wortbilder falsch ein und die Rechtschreibproblematik verschärft sich. Ich habe z.B. einen Sohn mit auditiver Wahrnehmungsstörung und Legasthenie - die Methode ist da sicher nicht die Ursache - aber mit der Methode verschärft sich die Problematik extrem. Er kann z.B. den Unterschied von B und P, von T und D nicht hören - auch nicht ob ein Laut lang gesprochen wird oder kurz. Beten und Betten hört sich gleich an. Wenn man dann nach Gehör schreiben soll, kommen abenteuerliche Wörter raus. Und es werden wohl in jeder Klasse ein paar Kinder sitzen, die damit so ihre Probleme haben - nicht so schlimm, das es eigentlich behandlungsbedürftig wäre, aber mit der Methode entstehen langfristig mehr Probleme bei der Rechtschreibung und bei mehr Kindern wird eine (Lese)-Rechtschreibschwäche festgestellt. Es steht und fällt halt mit der Umsetzung und der Lehrkraft - wenn die die Problematik erkennt und frühzeitig dann anpasst, ist die Methode Lesen durch Schreiben genauso gut wie jede andere. Aber das gilt ja für jede Methode - jede hat ihre Schwächen und Stärken. Gut funktioniert jede Methode, bei der die Lehrkraft auf die Kinder eingeht und anpasst wo es nötig ist. Und nicht nur einen Stiefel stur durchzieht und sich die Kinder anpassen sollen. Gruß Dhana
Hier muss ich widersprechen bzw. eine andere Erfahrung wiedergeben. Meine Legastheniker haben von der Methode tatsächlich profitiert. Denn bei Legasthenie prägt sich ja gerade nicht ein Wortbild ein, sondern ein Wort wird im gleichen Text auf fünf verschiedene Arten geschrieben. Durch die Methode von Sommer-Stumpenhorst wird- richtig angewandt und gelehrt- das phonetische Bewusstsein geschult und zumindest können so wortlautgetreue Wörter von Legasthenikern richtig geschrieben werden. Mein Mann ist auch Legastheniker und ist auch heute noch begeistert, dass unsere beiden Mädels sich durch diese Methode so viel herleiten können. Er selber hat konservativ schreiben und lesen gelehrt bekommen und hat immer versucht, sich Wortbilder zu merken- mit mäßigem Erfolg. Meine Mittlere, die keine Legasthenie hat, schrieb durch die Methode bereits am Ende der Grundschulzeit fast perfekt. Die Deutschlehrer auf dem Gymnasium haben mehrfach geäußert, dass die Schüler von Schulen, wo nach Sommer-Stumpenhorst gelehrt wurde, eine bessere Rechtschreibung hatten, als die, wo nach Silbenmethode oder konservativ gelehrt wurde. Allerdings ist natürlich die Umsetzung des Konzeptes wichtig. Es gibt die „Rechtschreibwerkstatt“ mit vielen Zimmern. Diese stehen für verschiedene Entwicklungsstufen. Die Kinder können sie sich im eigenen Tempo erschließen. Es ist keineswegs so, dass die Kinder schreiben können, wie sie wollen!
...meine Tochter hat die auch (plus LRS + Dyskalkulie + visuelle Wahrnehmungsstörung) Hauptproblem bei ihr ist aber die auditive Wahrnehmungsstörung. Es lange gedauert bis das Problem erkannt war. Sie kann den Unterschied zwischen d und t, b und p, wen und wenn ect nicht hören und sobald Störgeräusche da sind fehlen ihr einzelne Wörter im Satz. Mit 14 Jahren wurde ihr Klassenraum umgebaut mit besserer Akustik und mit 15 Jahren gab es ein Roger Focus fürs Ohr, damit hört sie normal wie andere Menschen auch.
Hier harperte es leider total an der Umsetzung. Zwischen 25-32 Kinder in einer Klasse, nicht genug Raum, um auf den Stand der Kinder einzugehen, nicht selten blieben daher die "Schwächeren" auf der Strecke. Die Lehrerinnen heillos überfordert, fast jedes Kind war auf einen anderen Stand, einige konnten gut alleine arbeiten, andere brauchten Hilfe und einige brauchten sehr viel Hilfestellung. Zudem kam noch dazu, dass sie 1 und 2 Klasse frisch zusammengelegt haben. Meine zwei blieben da leider auf der Strecke. Gekümmert wurde sich eher um die Kinder, die leicht und schnell lernten. Mit den richtigen Lehrern, der richtigen Umgebung und der richtigen Größe der Klasse hätte es wahrscheinlich ganz anders ausgesehen. Weißt du, was ich gerade sehr interessant finde? Du schreibst, deine Mittlere habe keine Legasthenie. Auch bei uns haben Kind 1 und 3 Legasthenie, Kind 2 nicht. Froh bin ich, dass Kind 3 inzwischen gern liest und Kind 1 es tatsächlich auf eine Abitur 2 in Deutsch geschafft hat. Die weiterführende Schule hat viel gerichtet, wobei ich es hauptsächlich den sehr engagiertem Deutschlehrer von Kind 1 und 3 zuschreibe. Genau so einen Lehrer/eine Lehrerin hätten sie in der Grundschule gebraucht.
„Weißt du, was ich gerade sehr interessant finde? Du schreibst, deine Mittlere habe keine Legasthenie. Auch bei uns haben Kind 1 und 3 Legasthenie, Kind 2 nicht.“ Das ist eine interessante Parallele! Meine beiden Legastheniker haben Deutsch-LK ( gehabt). Die Große hatte auch eine 2 im Abi. Meine Kleine schreibt nach den Ferien Abitur. Sie ist mit 13 Punkten vorbenotet. Ohne Legasthenie wären es wohl 14 Punkte. Ja, wir hatten Glück, dass an unserer Grundschule damals genügend Personal da war; aus zwei Klassen wurden immer drei Deutschlerngruppen gebildet und die Lehrer standen voll hinter dem Konzept. So blöd die Lehrerin der Kleinen war, das war eins der wenigen positiven Dinge.
Mein Großer geht in die 2. Klasse und wir haben noch eine Lehrerin vom alten Schlag, die wirklich sehr engagiert und gut ist und von diesem "Schreiben wie hören" selbst nichts hält. Deshalb hat mein Großer das Schreiben nach der "alten" Schule gelernt und ich bin wirklich froh darüber. Sie arbeiten viel mit den Anlauttafeln und generell mit allen Sinnen. Also die Buchstaben wurden mit Bewegung, Lauten, etc. gelernt. Sie legt sehr viel Wert auf Lesen und vor allem sinnerfassendes Lesen, weil sie sagt, wer viel liest, prägt sich die Wörter ein und kann dann auch besser schreiben. Und das ist für mich auch viel logischer. Schreibe ich, wie ich höre und das immer wieder, dann prägen sich diese Wörter ja in mein Hirn ein und ich finde etwas umzulernen viel schwieriger, als etwas gleich richtig zu lernen. Unsere Kinder bekommen jede Woche 5 bis 6 Lernwörter, die sie täglich schreiben und mit denen sie sehr viel spielerisch arbeiten. Es gibt jeden Tag ein Frühstücksdiktat, in dem alte Lernwörter und aktuelle Lernwörter gemischt angesagt werden und die Kinder schreiben sie auf. Zusätzlich gibt es 1 x die Woche ein größeres Diktat, wie Laufdiktat, Hüpfdiktat, Schleichdiktat oder Dosendiktat. Für jedes Diktat können sie Sterne sammeln, wenn sie 0 Fehler haben. Haben sie 10 Sterne gesammelt, gibt es einen goldenen Stern und sie müssen 1 x keine Hausaufgabe machen. Dieses System funktioniert in unserer Klasse sehr, sehr gut und ist für viele Kinder tatsächlich ein Ansporn, auch wenn man darüber diskutieren könnte, ob ein Belohnungssystem gut ist oder nicht, vor allem für schwächere Kinder, die es einfach nicht schaffen fehlerfrei zu schreiben. Aber es klappt bei unserer Klasse so und deshalb finde ich es nicht schlimm, dass sie es so macht. Und mein Großer kann mit seinen 8 Jahren schon so gut lesen und schreiben. Er macht kaum noch Fehler und hat sich schon richtig gut gemerkt, wie was geschrieben gehört. Er liest fließend und es gelingen ihm auch schon schwerere Wörter oft richtig zu schreiben, die er noch gar nicht gelernt hat. Ein Kind meiner Freundin geht in eine Schule, die dieses "Schreiben nach hören" praktizieren und sie macht noch so viele Fehler. Teilweise versteh ich gar nicht, was sie geschrieben hat, weil es so falsch dasteht. Meine Freundin meint dann, dass es in dieser Klasse beinahe bei allen Kindern so ist, dass keines schon wirklich richtig schreiben kann und sie fragt sich selbst, wie das funktionieren soll, dass ihr Kind mal ohne Fehler schreibt. Ihr Kind ist gleich alt wie mein Großer. Also ich muss ehrlich sagen, ich halte in diesem Fall auch nichts von dieser neu-modernen Entwicklung. Manchmal sind immer noch alt bewährte Dinge nicht so schlecht und teilweise verändern sich manche Dinge zum Schlechteren, anstatt zum Besseren. Gerade in der heutigen Zeit kommt mir sowieso vor, dass kaum noch jemand richtig rechtschreiben kann. Ich bin schon gespannt, wie es dann bei meinem Kleinen mal wird... Aber ich halte wie gesagt, auch nichts vom "Schreiben wie hören.". Alles Liebe!
Mein großer ist in der 1. Klasse er muss richtig schreiben wenn er aber was buchstabieren soll macht er das auch nach gehör das ist schwierig aber woher soll er es wissen
Das war den einen Tag niedlich mein Vater brachte ihn zur Schule und mein Sohn sagte Opa ich hab ein Geheimnis
Nach langem hin und her sagte mein Sohn dann ich buchstabiere dir das
Er fing an v e r l i p t mein Vater wusste absolut nicht was er meinte und erzählte mir davon ich lachte nur und sagte das er verliebt meinte
Mein Bruder hatte das noch und hat bis heute Probleme mit dem Schreiben. Seine aussage: Da wird dir erst eingedämmt das 1+1=3 ist um dir dann nachdem du das total verinnerlicht hast, zu sagen das es die ganze Zeit falsch war und 1+1 ab sofort 2 ist. Und wehe das du doch nochmal denkst es ist 3. Dann bist du gleich der letzte volldepp.
Schafft man das ab? Oh Gott sei dank!! Unsere Praktis schreiben wie analphabeten, Katastrophe!!!! Ich hatte schon richtig Bauchschmerzen mit dem Gedanken, dass man meinen Kindern das Schreiben mal so beibringt. Wenn du etwas erstmal falsch gelernt hast ist die Korrektur schwer. Sie fühlt sich für die betroffene Person dann verkehrt an und sie empfinden das Umlernen als unangenehm, manche scheinbar sogar als Angriff auf ihre Fähigkeiten. Eine gute Entscheidung, den blödsinn abzuschaffen. Bei aller geförderter Kreativität und dem gedachten Empowerment, der Schuss ging echt nach hinten los.
Hier wurde es schon vor zig Jahren abgeschafft Einfache Erklärung: Das Umgewöhnen auf die richtige Rechtschreibung fiel sehr vielen Kindern schwer, so dass heute noch viele von ihnen so krasse Fehler schreiben. Mein Großer lernte von Anfang an die Rechtschreibung. Da wurden bereits in der 1. Klasse sog. "Nachschriften" geschrieben. Einmal geübt, einmal ungeübt, immer abwechselnd. Er schreibt heute einwandfreies Deutsch, wie es sich gehört Mein zweites Kind wurde dann nach dieser neuen Methode unterrichtet und sie hat heute noch Probleme, bestimmte Wörter richtig zu schreiben. zB. das berühmte "währe".. Erst nach mehrmaligem Hinweis, dass "wäre" nicht von Wahrheit kommt, sondern von "war" hat gefruchtet. Irgendwann merkte sie sich das. Wenn man von Anfang an schon auf die Rechtschreibung achtet, geht das in Fleisch und Blut über. Lernt man aber erstmal eine lange Zeit, dass man Wörter schreiben darf wie man will, wird es schwer, dann später erst einen auf Rechtschreibung zu machen. Dann haben sich die Kinder schon an die falsche Schreibweise gewohnt. Es fällt mir hier ja auch auf. Mein zweites Kind ist jetzt 25 und wenn hier Mütter in diesem Alter schreiben, haben sehr viele Probleme mit "seid-seit" oder "dass-das" und auch häufig mit den selben Wörtern wie (bewußt jetzt falsch geschrieben) "weis - währe"
Nichte und Neffe haben noch so Schreiben gelernt. Gehen jetzt beide aufs Gymnasium und können heute noch nicht richtig schreiben.
Also bei uns ist die Abschaffung noch keine 25 Jahre her.
Von der hässlichen unleserlichen Schrift mal ganz abgesehen. Alles nur Zickzack rauf runter rauf runter. Wenn du von denen mal nen Text lesen sollst, da musst du dich richtig anstrengen um überhaupt entziffern zu können, was die zu Papier gebracht haben.
Was war an unserer schönen runden Schreibschrift denn schlecht?
Dem stimme ich zu, diese vereinfachte Ausgangsschrift, die sie jetzt lernen ist eine Vollkatastrophe. Furchtbar hässlich und nur ein Gekrakel. VG, Jesse
Ganz genau!
Ich sehe das exakt wie du. Diese Zackenschrift ist echt schwer für mich zu lesen, wenn ich was von meinen Nichten anschaue, uff ja…was steht da
So im Nachhinein fand ich unsere Schreibschrift damals auch nicht so super, aber besser als das jetzt.
Und zum Thema,
Ich hab nie verstanden warum man erst lernen soll nach Gehör zu schreiben und dann im Laufe erst richtig. Ich kann aber jetzt nicht von meinem Umfeld berichten, hab es nicht aktiv mitbekommen ob es jetzt Schwierigkeiten gab.
Nur ich verstehe selber verstehe es nicht und wäre gänzlich überfordert wenn mein Kind mal „Fati get es gans suba, er maag seinä abeit.“ schreibt
Was hat die Schriftart mit der Rechtschreibmethode zu tun? Hier wurde nach Sommer-Stumpenhorst gelehrt und das mit der lateinischen Ausgangsschrift, die ich bereits in der Grundschule gelehrt bekam.
Ich glaube, das Problem ist, dass in Bezug auf die Methode viel Halbwissen besteht. Leider scheinbar bei einigen Lehrern, denn das spiegeln die Antworten hier wieder. Das Konzept ist tatsächlich sehr logisch und erfolgreich- WENN es richtig umgesetzt wird. Wen es interessiert, der kann hier nachlesen: https://www.rechtschreibwerkstatt-konzept.de/ Aber es liegt halt an der Lehrkraft und an der Aufklärung der Eltern, ob es erfolgreich ist.
Machst du das NIE?? Dich zu etwas äußern und dann noch ein anderes Thema zusätzlich ansprechen? Ist das etwa verboten? Dass da ein Zusammenhang besteht, habe ich in KEINSTER Weise behauptet. Aber falsch Schreiben lernen und dann auch noch unleserlich dazu, macht's halt nicht besser, sondern nur noch schlimmer.
Das ist nicht verboten. Es hörte sich aber in deinem Thread so an, als hinge die vereinfachte Ausgangsschrift oder die Schulausgangsschrift mit der Rechtschreibmethode zusammen. Ich bin übrigens auch HEILFROH, dass meine Kinder die lateinische Ausgangsschrift gelernt haben! Ich finde diese zackigen Schriftarten auch gruselig.
@3wildehühner: Sorry, das Konzept ist dennoch Blödsinn. Es gibt Laute, die wir gar nicht schreiben. Wie soll man die lt dieser tollen verlinkten Werkstatt intonieren? Wie willst du den Kehlkopflaut vor dem deutschen Anfangs-a besonders aussprechen? Und wie soll das beim Schreiben helfen? Wue willst du das deutsche "ng" so aussprechen, dass msman hört, dass das ein n + g ist? Es ist einfach nicht logisch und nicht mit unserer Linguistik vereinbar. Es mag im Einzelfall funktionieren, das macht die Methode aber nicht richtiger!
Hast du dir das Konzept überhaupt angeschaut? Das lautgetreue Schreiben ist lediglich der Einstieg. Sobald die Kinder alle Buchstaben und die dazugehörigen möglichen Laute erarbeitet haben, beginnt das Erlernen der korrekten Schreibweise.
Ja, das macht gar keinen Sinn. Warum erst falsch schreiben lernen, um das Gelernte dann wieder revidieren zu müssen? Besser ist es, direkt systematisch zu lernen, wie was geschrieben wird.
Hallo Janet, hier kamen ja schon viele sehr unterschiedliche Beiträge. Ich kenne die Methode, der korrekte Name lautet "Lesen duch Schreiben", neben anderen, schon aus meiner Ausbildung, und das war in den frühen 90er Jahren. Sie ist also keinswegs mehr neu und wurde ganz unterschiedlich weiterentwickelt. Den Hype dazu kann ich nicht wirklich verstehen. Dem zu Grunde liegt eine Studie, die meiner Meinung nach wesentliche handwerkliche Aspekte von einschlägigen Studien vermissen lässt und die ergeben hat, diese Methode führe zu schlecherer Rechtschreibentwicklung. Man muss, wenn man sich damit beschäftigt, verschiedene Paar Schuhe auseinanderhalten: Die Deutsche Schriftsprache ist im wesentlichen eine LAUTsprache. Das bedeutet, man schreibt im Wesentlichen so, wie man spricht. Daher wird überall mit sogenannten Anlauttabellen gearbeitet, natürlich auch beim "Lesen durch Schreiben". Eine Anlauttabelle funktioniert so, dass das Kind zu jedem Buchstaben (st, sch, ei usw. sind hier einzelne Laute) ein Bild hat. Für A gibt es z.B. Affe. Das Wort Affe fängt mit A an, also hört man A und sieht das Aa dabei, so dass man sich erinnert: Höre ich diesen Laut, muss ich diesen Buchstaben schreiben. Die Anlauttabelle ist sozusagen der Code zum Entschlüsseln der Schrift beim Lesen bzw. wenn man selbst schreiben will. Zusätzlich dazu werden natürlich die Buchstaben/Laute systematisch eingeführt. Eine Lautsprache kann nur schreiben, wer schreibt, wie sie hört. RICHTIG schreiben kann man sie nur, wenn man auch die Rechtschreibregeln dazu lernt, die eben nicht lautlich korrekt sind, sondern extra erlernt werden müssen. Es ist also egal, mit welcher Methode man lernt, diese zwei Dinge müssen gelernt werden. Das ist ein wahnsinnig anspruchsvoller, anstrengender Prozess, der übrigens, folgt man den Forschungen aus der Montessoripädagogik, schon viel früher erfolgen könnte und sollte, weil das Zeitfenster für das Erlernen der Buchstaben schon im 3./4. Lebensjahr offen ist. Aber das mal beiseite; die große Kunst der Lehrerinnen, die Anfangsunterricht Lesen und Schreiben mit Kindern machen, ist es, den Kindern nicht die Motivation dazu gleich abzugewöhnen. Die Kinder müssen wissen, dass das, was sie lernen, einen Sinn hat, und das Lernen funktioniert nun einmal am besten und effektivsten, wenn es spielerisch und mit guten Erfolgen passiert. Und dafür sind Geschichten toll, die sie selbst schreiben. Um das zu ermöglichen, kann man mit der Lesen-durch-Schreiben-Methode viel schneller zu wundervollen Erfolgserlebnissen kommen, die sehr motivierend sind. Die Kinder müssen nicht warten, bis alle Buchstaben eingeführt sind, sie können GLEICH schreiben. Was passiert dabei? Die Kinder vollziehen den an sich schon sehr anspruchsvollen Prozess der Umcododierung: Z.B. Hund = H wie Hase, U wie Uhr, N wie Nase und T wie Tisch. Ja, und T ist dann erst mal richtig, weil es sich so anhört, wenn man Hund spricht. Lese ich das Wort laut vor, höre ich das korrekte Wort: Hund. Das Kind kann von seinem Hund schreiben. Würde ich, nachdem es nun mühsam und langwierig, aber mit Freude dieses Wort erarbeitet hat (neben der feinmotorisch auch äußerst anspruchsvollen Tätigkeit des Schreibens der Buchstaben), darauf hinweisen, dass am Ende aber ein D stehen muss, zerschreddere ich Erfolg und Motivation. Darum kenne ich auch keine erfahrene Lehrerin im "Anfandsunterricht Lesen und Schreiben", die an dieser Stelle korrigiert. Hier geht es noch um das Umsetzen: Laut-Buchstabe. Alles andere überfordert 90% der Kinder am Anfang. Die anderen müssen ohnehin ganz anders gefördert und gefordert werden, da sie schon weitgehend alle Buchstaben kennen, dieser Prozess also schon weitgehend abgeschlossen ist. Egal, welche Methode: Die Kunst der Lehrerin besteht immer darin, zu erkennen, welches Kind jetzt fertig mit der Laut-Buchstaben-Erschließung ist und das sicher beherrscht, also damit fortfahren kann zu lernen, wie Erwachsene aber manchmal doch anders schreiben. Die Erklärung: Hund hast Du richtig gehört, klingt wie T am Ende. Die Erwachsenen haben sich aber irgendwann mal darauf geeinigt, dass man das mit D schreibt, WEIL man ein D hört, wenn man das Wort verlängert: Hun-De. Hier kommen dann also die Rechtschreibregeln dazu. Das klappt, wenn die Lehrerin die Kinder individuell entsprechend ihrem eigenen Lernfortschritt lernen lassen kann, also i.d.Regel entweder zwei Kolleginnen häufiger zusammen arbeiten oder die Klasse nicht so groß ist. So können dann manche Kinder unendliche Geschichten schreiben, und das tun sie mit Begeisterung, und andere arbeiten sich mit kleineren Projekten fort, aber sie verstehen: Sprache schreiben macht Sinn, denn ich kann damit kommunizieren. So, also nach meiner fast 20jährigen Erfahrung steht und fällt alles nicht mit der Methode, sondern mit den Bedingungen, unter denen die Kinder lernen (kleinere Klassen, genügend freies Arbeiten und die Fähigkeit der Lehrerin zu erkennen, wenn ein Kind mit dem Laut-Buchstabencodierprozess fertig ist. Ich habe in der SEK I übrigens hinreichend gelernt, dass die Vorstellung, die Wortbilder prägten sich durch falsches Schreiben schädlich ein, sehr an der Wirklichkeit vorbeigeht. Da wird Jahr für Jahr immer wieder wiederholt, Lernwörter bearbeitet usw., und doch scheint all das nichts zu bringen. Warum? Meine Erfahrung ist, dass die Schüleren einfach keinen Sinn darin sehen, keinen Spaß daran haben und dass ihr Gehirn darum so programmiert wird, dass Rechtschreibung nicht wichtig ist. Lesen bildet, in der Tat. Wer viel liest, hat nachweislich eine bessere Rechtschreibung. Ich glaube aber nicht mehr, dass das daran liegt, dass die Lesenden sich die Wortbilder einprägen. Ich vermute dahinter eher eine Entwicklung intuitiver Rechtschreibregelverständnisse. Im Deutschen ist es doch noch ziemlich regelkonform. Es gibt verhältnismäßig wenig Lernwörter. Die meisten Schreibweisen kann man sich denken, wenn man die Regeln kennt. Ergo - man sollte nicht zu sehr dramatisieren wegen der Methoden. Aber man kann den Kindern schon rechtzeitig beibringen, dass hier oder da mal eine neue Rechtschreibregel beim Schreiben gilt. Mein Kind hat übrigens "Lesen durch Schreiben" als adaptierte, also weiterentwickelte Methode gelernt. Sie ist in der vierten Klasse, liest sehr gerne und viel, schreibt ganze Romane und ist super in Rechtschreibung. Das widerspricht sich nicht. Ich hoffe, der Psalm jetzt hat Euch nicht gelangweilt, oder Ihr habt einfach aufgehört zu lesen, wenn das der Fall war. ;-) Viele Grüße Sileick
Die deutsche Sprache ist doch keine Lautsprache! Wer hat dir denn den Blödsinn erzählt? In meinem Linguistik Studium vor 7 Jahren zumindest war es bereits Stand der Wissenschaft, dass due deutsche Sprache keine Lautsprache ist und somit SO nicht korrekt erlernt werden kann!
Hallo misssilence, gibt es eigentlich einen Grund für Deine angrifsslustige, emotionale Reaktion in Bezug auf dieses Thema? Wie auch immer: Zum besseren Verständnis sind die verwendeten Begriffe manchmal nicht wissenschaftlich perfekt. Das Risiko gehe ich gerne ein, wenn ich dann von Leuten verstanden werde, die nicht linguistisch vorgebildet sind. Wie Du Dir sicherlich denken kannst, lesen hier nicht alles Linguisten mit. Also für Dich könnte ich jetzt ergänzend oder korrigierend schreiben: Das deutsche Schriftsystem basiert im wesentlichen auf der Lautstruktur der deutschen Sprache. Und dann könnte man all die Besonderheiten, die verschiedenen Sprechweisen der Vokale, z.B., oder die verschiedenen "ch"s auführen. Ganz zu schweigen, dass natürlich noch die vielen Mundarten hinzukommen... Die Problematik ist aber doch hier nicht die Lernmethode des Lautierens, sondern die Tatsache, dass die Schriftsprache viel weniger spontan und dynamisch ist als die gesprochene Sprache. Dennoch, auch wenn Du fast militant dagegen bist, lernen Kinder in Deutschland, egal nach welcher aktuell gängigen Methode zunächst das Lautieren der Buchstaben oder Buchstabenkombinationen. In England ist das schon sehr viel schwieriger, denn da ist die Zuordnung von Lauten und Buchstaben erheblich weniger einheitlich. Das schreibe ich jetzt nicht für Dich, da Du es ja sicherlich weißt, sondern um den Vergleich zu schaffen, weshalb Deutsch halt doch noch sehr lautgetreu zu betrachten ist, in Sachen Schriftsprache. Mich würde wirklich sehr interessieren, wie das anders gehen sollte als dass die Kinder zunächst lernen, welche(r) Laut(e) sich mit welchen Buchstaben zusammenbringen lassen. Welchen Vorschlag hättest Du denn? Wie sollte es sonst gehen? Das ist wirklich eine spannende Frage, die mich sehr interessiert. Vielleicht kannst Du mich ja erhellen und mir einen ganz neuen Ansatz vermitteln? VG Sileick
Ich habe es hier auch das erste Mal gelesen, da ich noch kein Schulkind habe. Interessant ist für mich allerdings, dass meine Tochter (4 J.) sich ganz genau so das Schreiben selber beigebracht hat. Sie liest und schreibt seit sie 3 1/2 Jahre alt war und eben ganz genau nach dieser Methode und ohne unser zutun. Natürlich buchstabieren wir ihr die Wörter richtig, wenn sie danach fragt und helfen ihr weiter, wenn sie nicht so recht weiß, wie man das Wort nun schreiben könnte, aber im Grunde wird es mit der Zeit von sich aus immer besser und immer mehr Worte richtig geschrieben. Von daher kann ich schon verstehen, wo ursprünglich mal diese Idee herkam und dass man so versucht hat das Erlernen für die Kinder einfacher und natürlicher zu gestalten. Aber sehr wahrscheinlich wird der Erfolg, wie bei jeder Methode, mit den Lehrkräften stehen und fallen.
Vielen Dank für eure Antworten
Besonders dir Schniesenase. Das war ja mal wirklich eine sehr ausführliche und vor allem verständliche Antwort. Dankeschön!
Dann werde ich das Ganze wohl auf mich zukommen lassen.
Meine Nachbarin meinte, dass die Kinder jetzt allmählich in der zweiten Klasse korrigiert werden „aber auch nur die guten“.
Das lässt ja vielleicht darauf schließen, dass die Lehrerin tatsächlich individuell auf die Kinder eingeht.
Ich habe es damals sofort unterbunden... und habe mit meinem Sohn sofort die richtige Schreibweise erlernt. Im Nachhinein G s D.... habe schon von vielen gehört, dass es schwierig ist, sich von heute auf morgen umzustellen.
Tut mir leid, aber Schreiben wue Hören ist absoluter Bullshit. Unsere Buchstaben sind nicht mit den Lauten identisch. Daher kann man nichts schreiben wie hören. Beispiele gibt es unzählige. Nicht jeden Buchstaben hört man und nicht jeden Laut schreibt man. Nicht umsonst gibt es Lautsprache - wäre wohl kaum nötig, wenn man alles schreiben wie hören würde. Beispiele: F vs. V (Vater vs Vase), stimmhaftes und stimmloses d (Hund vs dich) etc. Wer was anderes behauptet, sorry, der hat keine Ahnung ;) und nur weil due Methode im Einzelfall funktioniert, wird sie dadurch nicht richtiger.
Aus dem gleichen Grund sind auch Anlauttabellen Blödsinn....
Beim einen klappts, beim anderen nicht. Du kannst dein Kind unterstützen, indem ihr ganz viel gemeinsam lest (1 Geschichte täglich) Mal sie dir vorliest, mal du ihr. So sieht sie die Worte, die sie laut spricht und verbindet so das Schriftbild mit dem gehörten. Passivlernen klappt in den Jahren vor der Einschulung sooo gut. Darum ist es auch danach durchaus ein wertvoller Begleiter ;)