Elternforum Rund ums Baby

Ich habe versagt

Anzeige kindersitze von thule
Ich habe versagt

olive89

Beitrag melden

Ja, der Titel ist extrem. Ja, ich weiß, dass Mamis sich immer mal überfordert fühlen. Ja, Babys schreien, um sich mitzuteilen. All das weiß ich und trotzdem bin ich einfach so enttäuscht von mir. Mein Sohn ist ein Jahr alt. Er ist mein ein und alles, ein Sonnenschein. Meistens gut gelaunt. Ich habe viel Unterstützung von meinem Mann und Familie. Ich kann also nicht sagen dass ich per se überfordert bin. Aber manchmal - wenn mein Kind schreit - erkenne ich mich selbst nicht mehr. Ich bin so schnell auf 180. Es passiert meistens wenn er nicht einschlafen will. Er wehrt sich dann gegen mich, macht sich ganz steif und drückt sich weg und schreit - irgendwas dabei triggert mich so extrem. Es macht mich so wütend, ich denke "warum wehrst du dich, ich will dir doch helfen?" Wenn ich ihn ablege, schreit er noch mehr. Das ist es also nicht. Und nein, es hat auch nichts mit übermüdet oder so zu tun. Er macht es einfach schon immer und es macht mich fertig. Ich dachte immer ich bin ein geduldiger Mensch. Aber in diesen Situationen bin ich so schnell böse. Ich würde meinem Kind nie wehtun, aber wenn es passiert, bin ich nicht so liebevoll zu ihm wie sonst. Ich packe ihn schon etwas grober an, um ihn festzuhalten eben. Ich hab auch schon neben ihm ins Kissen geboxt weil ich so böse war. Ich schreie nicht, aber ich rufe schon sowas wie "Was willst du denn jetzt von mir?" Oder so. Ich bin einfach fertig weil er sich nicht helfen lässt. Vorhin war es wieder so. Und ich bin so enttäuscht dass ich es wieder nicht geschafft hab ruhig zu bleiben. In diesen Situationen kann ich einfach nicht klar denken. Auch wenn ich kurz raus gehe und Luft hole, es geht nicht. Was soll ich nur tun? Ich habe jetzt schon Angst vor der richtigen trotzphase... Ich erkenne mich selbst dann gar nicht mehr. Brauche ich professionelle Hilfe?


Belly-Monkey

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Meiner ist 13,5 Monate alt und ich erkenne ihn in der Beschreibung deines Sohns durchaus wieder. Wir haben zwar keine Probleme mit dem Nachtschlaf, weil wir Einschlafstillen betreiben, aber tagsüber nach dem Mittagsschlaf ist er meist ungenießbar, er bekommt richtige Wutanfälle, wenn er nicht bekommt, was er möchte, und bei ihm ist es auch so, dass er nicht angefasst werden will, wenn er dieses Trotzweinen hat. Auch das mit dem Wegdrücken auf dem Arm, gleichzeitig aber wieder auf den Arm wollen, wenn ich ihn dann auf den Boden setze, macht er; allerdings ist dieses Rauf Runter Spiel auch sehr beliebt, wenn er gut gelaunt ist. Auch ich werde in diesen Momenten manchmal laut und ärgere mich eigentlich schon im selben Moment über mich selbst, weil ich ja weiß, dass er aufgrund seiner kognitiven Reife noch gar nicht anders agieren kann. Meine Taktik ist allerdings hauptsächlich: Laufen lassen und entgegen kommen. Mal ein paar Beispiele: Bei uns gibt es keine festen Schlafzeiten. Sowohl tagsüber als auch abends geht es erst ins Bett, wenn der Kleine signalisiert, dass er ausreichend müde ist - ansonsten läuft das nämlich so wie von dir geschrieben. Am Anfang kam es vor, dass er mal um 19 Uhr ins Bett wollte, dann mal um 21 Uhr (später war es eigentlich nie), mittlerweile hat es sich auf ca. 20 Uhr +/- 10 Minuten eingependelt. Der Tagschlaf ist unberechenbar bei ihm. Manchmal ein Tagschlaf am späten Nachmittag, manchmal zur Mittagszeit, dann wieder 2, einmal am Vor- und einmal am Nachmittag. Aber hey, dann ist es eben so. Und wenn wir gerade unterwegs sind, muss er eben durchhalten oder im Kinderwagen einschlafen. Btw Tagsüber trage ich ihn in den Schlaf. Wenn er noch nicht müde genug ist, fängt er natürlich an zu meckern und drückt sich weg. Meist blockiere ich das zwei Mal, wenn es ein drittes Mal vorkommt, wird er abgesetzt. Oft spielt er dann einfach weiter und fünf Minuten später ist er dann bereit zum Einschlafen. Wenn er einen Trotzanfall (kann man davon in dem Alter eigentlich schon sprechen?) nehme ich ihn gar nicht hoch. Könnte ich auch gar nicht, weil er meine Hände wegschiebt, wenn ich ihn anfassen möchte. Ich setze mich dann daneben und lasse ihn sich ausschreien. Nach einer gewissen Zeit (eigentlich nicht lang, ich kann es aber gerade nicht in Minuten beziffern, weil das für mich einfach keine Rolle spielt und ich daher nicht darauf achte) spreche ich Mantraartig in einer tieferen, ruhigen Stimme "Betuhig dich, komm runter". Das funktioniert mal schneller, mal weniger schnell. Wenn er sich dann so weit beruhigt hat, dass er sich selbst wieder realisiert, will er auch auf den Arm und dann ist alles wieder okay. Ich habe mit mir einfach ausgemacht, dass ich an diesen Situationen nichts ändern kann. Das einzige, was ich machen kann, ist, bei ihm zu sein und zu warten, bis er mein Eingreifen braucht. Er gehört nun mal nicht zu den Kindern, die stark gekuschelt oder festgehalten werden möchten, wenn sie sich aufregen. Das habe ich akzeptiert. Natürlich sind die Situationen für mich trotzdem stressig, weil ich mir denke "boah, nicht schon wieder" oder "Was hast du denn jetzt, ich weiß nicht, was dein Problem ist!" - und manchmal rutscht mir das auch in einer genervten Tonlage heraus. Ich befürchte, das einzige, was du versuchen kannst, ist gelassener mit diesen Situationen umzugehen. Ich selbst habe mir schon lange überlegt, welche Kämpfe ich austrage. Ist es mir wirklich wichtig, dass er immer um dieselbe Zeit ins Bett geht? - Nein. Ist es mir wirklich wichtig, dass er die Schränke nicht ausräumt? - Nein (mit ein paar wenigen Ausnahmen). Ist es mir wichtig, dass er nicht die Stühle hin und her schiebt? - Ja! Denn das Geräusch macht mich wahnsinnig und für meine Nachbarn unter mir ist das auch blöd.


Berobero

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Hallo dieser Beitrag könnte 1:1 von mir sein. Mein Sohn hat das paar Wochen lang so gemacht. Er hat sich so heftig von mir weg gedrückt & sich so steif gemacht, sodass er mir einmal fast sogar runter gefallen ist (inklusive Heulattacke) Hab ihn grad noch halten können. Ich hate jeden Tag vor dieser Uhrzeit schon „Angst“ & dachte mir oh Gott jetzt fängt das wieder an. Wie oft ich ins Kissen geboxt habe oder sogar Tränen in den Augen hatte, weil ich mir dachte „wieso, weshalb, warum“? Aber von heute auf morgen war dieses „wehren“ auf einmal weg. Ich konnte meinen Augen nicht glauben . Wenn ich ins Kissen geboxt habe, hatte ich danach jedes Mal schlechtes Gewissen. Einmal als ich lauter wurde & er dadurch Angst bekommen hat, das tut mir bis heute noch immer leid. Aber weißt du, wir sind auch nur Menschen. Im Endeffekt tun wir alles dafür, dass es unseren Babys gut geht . Fühl dich gedrückt & hoffentlich ist die Phase bald um. PS; meiner ist seit Geburt an ein sehr schlechter Schläfer.


Berobero

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

@ Belly-Monkey hast es so schön geschrieben .


Ruto

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Ich sehe es schon etwas kritischer als meine Vorrednerinnen. Es ist auf jeden Fall positiv, dass du deine Wut merkst und sie in Frage stellst. Wut an sich ist ja auch erstmal normal und jeder kennt Situationen, in denen er/sie die Nerven verloren hat. Aber du merkst selbst, dass dich da etwas triggert und du gar nicht so genau weißt woran es liegt. Man muss das auch nicht immer wissen, aber gut wäre es, wenn du schon etwas findest, was dir dann hilft. Jedes Mal (oder oft) das Kind anschreien (ich zähle rufen Mal dazu) und hin und wieder ins Kissen boxen (an sich übrigens eigentlich eh schon eine gute Taktik, um es eben nicht direkt am Kind auszulassen), sind für mich jetzt keine Anzeichen, dass es schon rund läuft. Aber: Versagt - auf keinen Fall! Du bist deinem Kind nie übergriffig geworden, erkennst mögliche Probleme und bist bereit daran zu arbeiten. Das ist super wertvoll! Trotzdem sehe ich es wie du, dass du an das "Problem" rangehen solltest. Wenn die üblichen Methoden, rausgehen, durchatmen, (noch) nicht ausreichend helfen, würde ich dir schon raten, dir da Hilfe zu holen. Und wenn "nur" dein Mann eine Weile das Bettgehen übernimmt oder dich zumindest begleitet. Was hilft dir denn sonst, um dich runterzubringen? Alternativ kannst du dich an eine Schlafberatung wenden, die euch beim Einschlafproblem hilft (das ist ja immer subjektiv wann es das braucht). Oder, falls du Gravierenderes dahinter vermutest (z.B. eigene schlechte Erfahrungen in der Kindheit), eine Erziehungsberatungsstelle, wo systemische Therapeuten arbeiten.


Soltom

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Ich finde das Wort „triggern“ in deinem Beitrag gerade interessant. Schreibst du das weil es derzeit einfach viel verwendet wird oder ist es tatsächlich so, dass du plötzlich von Gefühlen überwältigt wirst von denen du keine Ahnung hast woher sie kommen? Denn bei letzterem könnte es ja vielleicht durchaus sein dass deine Reaktion ausgelöst wird durch Erfahrungen die du zum Beispiel in deiner eigenen Kindheit gemacht hast. Ich bin keine Psychologin und kenne mich da auch nicht gut aus, aber ich kenne die Situation die du beschreibst selbst ganz gut. Also dass mich meine Tochter ganz plötzlich mega nervt und ich plötzlich laut werde. Das allein kennen glaub ich die meisten Eltern, denn Kinder können schlicht und ergreifend hochgradig nervtötend sein, aber wenn dazu noch plötzlich Wut und Aggression kommen, die normal nicht da sind, dann hat das vielleicht doch noch eine tiefere Ursache. In meinem Fall zum Beispiel ist es so dass ich eine emotional sehr schwere Kindheit hatte. Meine Mutter war Autistin und auch wenn es theoretisch möglich ist, dass sie mich geliebt hat, gespürt habe ich es nie. Ich wurde nicht getröstet oder in den Arm genommen. Sie war geduldig und freundlich, hat mir Essen und Trinken gegeben und mich gewickelt, hat sich also physisch um mich gekümmert, aber sie konnte keine Emotionen aus einem Gesicht lesen, und dementsprechend konnte sie mir Emotionen auch nicht „beibringen“. Meine Emotionen haben bei ihr absolut nichts ausgelöst. Also habe ich quasi auch keine adäquate Reaktion auf eine Emotion gelernt. Das musste ich mir dann quasi selbst beibringen. (Dazu kommt dass mein Vater eine soziopathische Störung hatte und ich derart extreme Angst vor ihm hatte, dass ich schon als Kleinkind versucht habe „unsichtbar“ zu sein, also auf keinen Fall anzuecken, oder zu provozieren, Gefühle wurden runtergeschluckt) Mir ist natürlich klar, dass Überreste dieser lange zurückliegenden Zeit immer noch in mir schlummern und bin daher immer auf der Hut. Was mir hilft wenn zum Beispiel plötzlich eine unerklärlich heftige Ungeduld und Wut über mich kommt dass ich sogar laut werde, dass ich in eine Art „Dialog“ zu meiner Tochter verfalle und dann sowas sage wie „Tut mir leid, du machst das ja nicht mit Absicht, du fühlst dich wahrscheinlich gerade xy wegen xy und das ist völlig in Ordnung so. Ich bin nur gerade kurz wütend geworden weil ich selbst müde und erschöpft bin und dich nicht verstehe.“ Oder so ähnlich… Während ich so vor mich hinbrabbel (weil antworten kann meine Kleine noch nicht) merke ich normalerweise selber wie meine Gefühle sich wieder regulieren. Ich weiß nicht inwiefern meine Erfahrungen in der Kindheit mit verantwortlich sind für meine kurzen emotionalen Aussetzer, aber ich weiß dass ich jetzt kein Kind mehr bin und es mittlerweile eigentlich besser weiß. Ich brauche nur ein paar Momente mich wieder an dieses Wissen zu erinnern und dabei hilft es mir, aus dem reinen Denken rauszukommen und zu sprechen. Vielleicht ist das ein „Trick“ der dir auch hilft?


Ivymars

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Soltom

Emotionale Vernachlässigung und kein richtiger Umgang mit diversen Gefühlen in der eigenen Kindheit können wirklich dazu führen, dass man diese Aussetzer hat. Stichwort das Innere Kind… Habe ähnliche Erfahrungen gemacht und diesen Trick wende ich ebenfalls an… einfach versuchen ins Dialog zu gehen und zu reden. Tief ein und ausatmen, mehrmals. Gefühle aussprechen „ich bin grade sehr wütend“.. Sich immer wieder vor Augen führen, dass das Kind nichts dafür kann. es KANN einfach nicht einschlafen, haben wir Großen ja auch manchmal… irgendwann wird er schon einschlafen! Kinder merken mehr als wir wissen… evtl merkt er den Druck, den du dir selbst machst bzgl des Einschlafens… wenn er sich sooo sehr wehrt, ist es vll auch der falsche Zeitpunkt. Und Einschlafen und ins Bett gehen soll ja ein schönes Gefühl sein. Wohlfühlen, fallenlassen, entspannen… und nicht Druck und Zwang… Aber lass dir gesagt sein, dass du nicht alleine bist mit diesen Gefühlen der Wut… du hast auch nicht versagt. Ich denke, so fühlen ganz viele, nur keiner traut es sich auszusprechen.


Moneyhuhn

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Von mir auch nochmal: Du bist nicht allein! Mir ging es ganz genau so, etwa als mein Sohn 11 Monate alt war. Er hat sich häufig fast 1 Std lang im Bett hin und her gewälzt und geschoben und geschrien, als würde ihm etwas wehtun. Beim Papa 10-15min leises Quatschen und dann eingeschlafen. Ich war in dieser Situation sowas von überfordert, was ich sonst nicht war. Sehr viel geweint und auch lauter geworden. Bei uns hat das ins Bett bringen dann ca. einen Monat der Papa übernommen. Ich war davor immer schon so angespannt, dass es sowieso nicht geklappt hätte. Danach hat es sich sehr stark gebessert, sowohl mit dem einschlafen als auch mit mir. Ich hatte dann noch eine Phase, da war ich allerdings auch wieder schwanger und krank, als ich nochmal tagsüber sehr angespannt war und viel laut wurde. Es hat mir hinterher immer furchtbar leid getan und ich habe mich auch bei meinem Kind entschuldigt, dann aber oft geweint, weil ich mich selbst gar nicht wieder erkannt habe. Ich habe mir dann auch etwas Zeit genommen um mal darüber nachzudenken, was und warum mich manches so schnell überfordert. Danach bin ich nochmal für mich einiges entspannter geworden. Wir sind alle nicht perfekt. Du liebst dein Kind sehr und dass du dir solche Gedanken darum machst, zeigt nur wie sehr. Ich glaube als Mutter hat man immer eine große Chance sich auch persönlich nochmal weiterzuentwickeln. Nutze sie und denk für dich darüber nach, wie du solche Situationen besser annehmen und handlen kannst. Nimm dir etwas Zeit für dich und überlege dir wieviel du für dein Kind machst und wie toll es ist, dass du dich trotz schlechter Gefühle immer wieder dazu "aufraffst" dich der Situation wieder zu stellen. Ich bin mir sicher dann erkennst du, dass du nicht versagt hast, sondern im Gegenteil eine tolle Mutter bist und immer für dein Kind da bist! Das macht einen dann insgesamt auch gelassener. Es kommen auch wieder bessere Zeiten!


Mom2022

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Hey hast du es beim Einschlafen schon mit einem Föhn Geräusch probiert? Oder Schlaf Rituale? Ich kann deine Wut verstehen, aber wenn du in so ein Moment kommst, Verlass dieses Zimmer für 2 Minuten & denk an etwas anderes. Immer wieder so probieren & so konsequent bleiben. Immerhin musst du jetzt die Grundsteine dafür legen, das er hören muss. Ist meine persönliche Meinung. Liebe Grüße


olive89

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von olive89

Ich danke euch allen - wirklich, vielen Dank für eure respektvollen Antworten. Man sieht ja im RuB nicht die Uhrzeit, aber den Beitrag hab ich nachts geschrieben, als ich den Mini Mal wieder in der Tragehilfe durch die Wohnung getragen habe, weil er wegen Zähnen nicht schlafen konnte. Das hat bestimmt auch zu meiner Überforderung in der Situation beigetragen. Zum Thema "triggern" - ich weiß leider nicht, was genau der Auslöser ist bzw. Warum. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit und tolle Eltern, mit denen ich heute ein 1A Verhältnis hab. Klar, man weiß nicht was Mal passiert sein könnte, aber ich habe zumindest keinen Anlass zur Annahme. Aber: Ich selbst habe durchaus Probleme damit, Gefühle vor anderen zu zeigen. Dachte schon, dass das vielleicht der Auslöser ist? Mein Sohn zeigt so starke Gefühle, wohingegen ich das nie könnte? Aber vielleicht ist das auch reine Hobbypsychologie. Wie auch immer: Nochmal Danke an alle. Ich arbeite an mir und werde eure Tipps ausprobieren