rollmops79
Hallo, habe grad einen Artikel von Esther Göbel gelesen, zufällig als ich den Beitrag aus dem Aktuell-Forum lesen wollte. In den Artikel geht es um eine Studie in Israel, in der von Frauen berichtet wird, die nicht gerne Mütter sind und es bereuen, Kinder bekommen zu haben. Sie lieben ihre Kinder, aber hassen es Mutter zu sein. Irgendwie hat mich das mitgenommen. Ich war das erste Lebensjahr des zweiten Kindes auch ziemlich gestresst und hab mich gefragt, warum hast du in so kurzer Zeit zwei Kinder bekommen. Der Große tat mir leid, weil er meist zu kurz kam. Die Kleine war ziemlich anspruchsvoll. Auch die Freiheit, die mir gefühlt genommen wurde, hat mir gefehlt. Habt ihr auch manchmal diese Überforderung gespürt? Ich bereue nicht Mama zu sein, gerade jetzt ist es toll. Aber es gab Momente, wo ich einfach weg wollte. Und darüber zu reden ist dann doch sehr schwer, weil mein keine Rabenmutter sein will.
Ich wette, solche Gedanken hatte jede Mutter mal. Ich habe solche Gedanken auch gehabt, gerade nach der Trennung, als die Kinder noch klein und mega schwierig waren. Manchmal wollte ich einfach nur meine Schuhe anziehen, die Tür hinter mir zuziehen und weglaufen. Die Vorstellung war so herrlich und doch so erschreckend. Natürlich habe ich sowas nie getan. Und manchmal habe ich mich auch gefragt, warum ich überhaupt Kunde bekommen habe. Heute bin ich sehr glücklich mit meinen Jungs und solche Gedanken kommen nicht mehr vor. Aber ich kann jede Mutter verstehen, die das mal gedacht hat. Ist nur menschlich und das sind wir Mütter nun mal, einfach nur Menschen mit Schwächen. Rabenmütter sind wir deshalb noch lange nicht.
Denn es gibt Situationen, die einen an die Grenzen bringen. Und jeder hat da seine individuelle Grenze. Was für den einen "hab dich nicht so. Andere Mütter schaffen das auch" bedeutet,bedeutet vielleicht für eine andere Frau den nervlichen Zusammenbruch. Ich habe zufällig heute mit Bekannten gesprochen. Bei ihnen hat der Mann die Elternzeit nach dem Mutterschutz übernommen. Er sagte,dass Frauen dazu neigen, alles schaffen zu wollen. Sich zerreißen, um bloß nicht den Status "Super Mom" zu verlieren. Und oft daran zerbrechen. Natürlich eine überzogene und verallgemeinert Darstellung,aber im Grunde trifft es doch meistens irgendwie zu. Und viele Mütter sind in solchen Spiralen gefangen. Sie sind nur noch Mutter. Nicht mehr Ehefrau. Freundin. Oder einfach nur Frau.
Ging mir nämlich ganz genau so... Kind 2 sehr anstrengend, Kind groß sitzt vor dem PC, was soll sie auch sonst machen, muss teilweise allein Abendbrot essen, da Vater noch auf Arbeit und die kleine Schwester schreit stundenlang, Wohnung versinkt im Chaos, weniger Geld durch EZ >> warum wollte ich das unbedingt noch... Zum Glück ist die Phase bei den meisten recht schnell wieder vorbei!
Der Begriff ging ja schon vor einer ganzen Weile durch die Medien. Ich finde es ziemlich normal, dass Mütter im ersten Jahr Probleme haben, sich an die veränderten Umstände zu gewöhnen. Das hatte ich auch, noch schlimmer bei Kind 2. Kind 1 war sehr pflegeleicht, Kind 2 nicht. Die ersten Monate habe ich oft mit mir gehadert, warum ich unbedingt noch ein zweites Kind wollte .... Ich brauche generell relativ viel freie Zeit für mich alleine, das geht dann halt erst mal nicht mehr. Dieses ständige fürs-Kind-Dasein ist anstrengend, man kann nicht mehr frei über seine Zeit verfügen. Ich glaube, kaum jemand steckt das einfach so weg. Bei regretting motherhood geht es glaube ich aber eher darum, dass diese Mütter nicht nur eine Phase (nach der Geburt) haben, sondern es generell und anhaltend bedauern, Mutter geworden zu sein.
Genau, sie bereuen es Mutter geworden zu sein. Auch Mütter von älteren Kindern, die schon selbständig sind, bereuen es. Ich dachte immer, je selbständiger Kinder werden und man ein Stück Verantwortung abgeben kann, wird man zufriedener und kann Mutter sein geniessen. Aber alle Eltern mit denen ich spreche sagen, dass das Kleinkindalter die schönste Zeit wäre. Je größer die Kinder desto größer die Sorgen. Ich gehöre zu der Sorte Eltern, die sich andauernd ausmalen, was wäre wenn... Dieses ewige Sorgen machen, was einem Kind passieren kann, macht mich manchmal verrückt. Da war die kinderlose Zeit einfacher, man hat in den Tag gelebt, gearbeitet,Pläne für die Zukunft gemacht. Aber diese Art der Liebe für ein Kind und die Angst, die man hat es verlieren zu können, darauf war ich nicht vorbereitet. Und dann die ewigen Gedanken, ob man seinen Kindern genug bieten kann. Sich nicht genug zu fühlen. Na ja, ich seh schon, ich muss mich ernsthaft mit mir selbst mal befassen und ggf. Hilfe in Anspruch nehmen.
...genau diese Gedanken habe ich auch fast tagtäglich. Vor allem in Anbetracht der ganzen Ereignisse in der letzten Zeit. Da dachte ich mir auch häufig: nicht nur, dass man sich regelmäßig mit Ängsten konfrontiert sieht, dass die Kinder krank werden könnten, Unfälle haben könnten, oder noch schlimmer, in die Hände irgendeines kranken Menschen fallen könnten, jetzt muss man sich auch noch um Anschläge, Amokläufe oder dergleichen Gedanken machen. Da stehe ich manches Mal schon an der Schwelle der Paranoia und fange mich dann trotzdem immer wieder. Das Thema "regretting motherhood" sagt mir etwas. Über die Studie der israelischen Autorin habe ich auch schon mal was in unserer Zeitung gelesen und habe danach natürlich auch reflektiert. Die Frage, ob ich die Entscheidung, Mutter zu werden, dauerhaft bereue, kann ich mit einem klaren Nein beantworten, gebe aber zu, dass ich es häufig echt anstrengend finde und manchmal im Nachhinein denke, dass ich z.B. in Sachen Erziehung (Stichwort Konsequenz) einiges anders hätte machen sollen. Gut, ich denke, meine zwei Kinder sind jetzt nicht total verkorkst (höre ich von Außenstehenden auch immer wieder), aber manches hätte besser laufen können.
Eltern, die sich um ihre Kinder sorgen oder Ängste haben, was die Zukunft oder die unsichere Umwelt betrifft, bedauern doch nicht, Eltern geworden zu sein. Sie lieben ihre Kinder und machen sich eher zu viele Gedanken. Den Begriff regretting motherhood habe ich so verstanden, dass die Mütter am liebsten ihr Leben ohne Kinder wieder zurück hätten.
Israelische Mutter möchte ich auch nicht gern sein.... Ich bin hier schon eher ängstlich.