Selin98
Hallo, da ich irgendwie keine gescheite Hilfe von Freunde und Familie bekomme wollte ich mich hier aus heulen. Es geht darum, dass ich vor ca 4 Monaten entführt+vergewaltigt worden bin. Ich habe das ganze bis vor 2 Wochen gut weggesteckt. Jetzt geht's aber los, dass ich Panikattacken bekomme und auch sehr viel weinen los. Momentan werden ja viele aus Baden-Württemberg tot aufgefunden und das ganze nimmt mich extrem mit und macht mich total emotional. Gestern war ein richtiger tief Tag bei mir. Musste den ganzen Tag weinen, weil ich an meinen Fall denken musste. Ich habe versucht mit 3 Freunden darüber zu reden. Die 1. Meinte "stell dich nicht so an es gibt schlimmeres", die 2. Meinte "das ist die Schwangerschaft" und die 3. "Und ich dachte du bist stark" Ich habe das ganze verdrängt und mein Therapeut sagte heute zu mir, dass es sich um eine Posttraumatische Störung handelt und total normal ist, aber sicherlich nichts mit der Schwangerschaft zutun hat, denn das was ich erlebt habe ist halt nicht einfach. Aber weil alle 3 mich als blöd dargestellt haben Frage ich mich ob ich wirklich die dumme bin und das ganze an mir liegt und ich das Problem bin. Sorry für den langen Text, habe einfach das Bedürfnis mit euch zu quatschen
Du hast gerade einen Flashback erlebt. Der Auslöser war, wie du erkannt hast, das auffinden anderer Menschen, welche vielleicht auch entführt, aber getötet wurden. Und ich vermute, du spielst gerade die Szenarien des "was wäre wenn" durch. Du fragst dich, wie du da lebend heraus gekommen bist und warum andere es nicht geschafft haben. Du bist dankbar dafür, hast aber auch gemischte Gefühle, fühlst dich irgendwie schuldig. Schwer zu beschreiben, weil die Gefühle so widersprüchlich sind. Also nein, du bist nicht doof. Und ja, du bist stark. Und nein, es liegt nicht an der Schwangerschaft, sondern eben daran, dass du es erst jetzt so richtig verstehst und die Aufarbeitung beginnt. Mit dir ist alles richtig! Fühl dich gedrückt!
Genau das hab ich jetzt wirklich gebraucht. Genau so wie du es gesagt hast. Die anderen haben es nicht Lebend geschafft und ich habe während der 24 stündigen Geiselnahme nur noch gedacht, dass ich sterben werde und meinen Sohn nie wieder sehen werde und doch hab ich es geschafft. Ja irgendwo finde ich es so gemein, dass die anderen Frauen es nicht überlebt haben und sterben mussten obwohl die so viel jünger sind. Es zerreiß mir einfach das Herz und noch mehr verletzt es, dass die Freunde, die meinten sobald es dir scheisse geht rede mit uns jetzt plötzlich so abweisend sind und nicht zuhören wollen bzw den einfachen Weg suchen und alles auf die Schwangerschaft schieben
Ich stimme zergehen vollkommen zu und möchte noch was hinzufügen. Nach meiner Vergewaltigung hatte ich anfangs auch gedacht ich stecke das gut weg. Es dauerte fast 1jahr bis ich das erste mal ein tief hatte. Der Auslöser war damals die Veranstaltung nach der es damals passierte. Sie findet jährlich Anfang Dezember statt und die ersten... ich weiß nicht.... 6 oder 7 (?)Jahre hatte ich immer sobald dieser Termin näher rückte (die Straßen waren/sind ja auch voll mit Werbung) einen Flashback. Besser wurde es erst als ich meinen heutigen Mann kennengelernt habe und ihm gegenüber endlich mal alles rauslassen konnte und das erste mal auf Verständnis traf. Zum 1ten "Jahrestag" erzählte ich jedenfalls meiner Mutter und meiner Schwester davon. Weil ich Hilfe und Trost suchte. Stattdessen hörte ich nur 1. "Selbst schuld!" 2. "Wir alle hatten mal einen ONS den wir bereuen, deshalb muss man ja aber kein heck meck draus machen!" 3. "Hast du nein gesagt?" 4. "Du bist doch freiwillig mitgegangen!" Usw usf. Lange dachte ich daher das ich selbst schuld bin und gar nicht von mir sagen darf vergewaltigt worden zu sein. Mittlerweile weiß ich aber, egal was ich getan habe, egal welche Kleidung ich trug, egal was ich "provoziert" habe: es war und ist nicht meine Schuld gewesen! Denn NICHTS rechtfertigt eine solche Tat. Absolut gar nichts! Alles Gute
Es tut mir so leid was du erleben musstest! Wie bist du mit deinem Umfeld umgegangen nachdem sie die diese Vorwürfe gestellt haben? Ich habe meiner Freundin jetzt geschrieben, dass es einfach dummes Geschwätz und ich einfach nicht mehr mit ihr darüber reden werde und da meinte sie "ja rede halt mit deinem Therapeuten" Ich bin einfach so schockiert darüber wie Menschen so sein können. Muss man wirklich sowas erleben damit man Mitgefühl hat?
Gar nichts muss man erleben um Mitgefühl haben zu können, ich kann es kaum fassen, was dir passiert ist. Da kann man doch gar nicht mit alleine klarkommen und wofür sind eigentlich gute Freunde da. Ich würde mal sagen, deine Freundinnen sind emotionale Krüppel.
Das selbe habe ich auch gedacht. Ich habe sowas weder selbst erleben müssen, noch kenne ich (wissentlich) jemand, dem so etwas passiert ist. Aber dass es furchtbar traumatisierend sein muss, ist mir trotzdem klar. Unfassbar was da passiert ist und absolut unverständlich, wie man als "Freundin" so reagieren kann.
Das gibt mir einfach mehr Mut, weil ich wirklich dachte, dass ich das Problem bin
Nicht DU bist das "Problem"! Niemals darfst das wieder in Bezug darauf denken, was dir widerfahren ist! Ich hab von meiner Mutter nach meinem Missbrauch zu hören bekommen, ich würde es mir ausdenken. Und warum? Weil ich Aufmerksamkeit haben wollte, die meine jüngeren Schwester gerade bekam. Ich hab Jahre gebraucht, um es zu erzählen und ich tat es nur, weil der Mann der mich missbrauchte, es auch bei ihr versuchte, als sie 15 war. Meine Mutter warf mir vor, ich würde meiner Schwester was einreden, das sei gar nicht passiert. Diese Verachtung in ihrer Stimme, der eiskalte Blick... Das werde ich nie vergessen. Ich rede nicht darüber, die Reaktion meiner Mutter hat sich so eingeprägt und die Worte des Mannes bewahrheiteten sich:"Erzähl es ruhig. Dir wird eh niemand glauben." Rede also darüber! Denn es befreit dich und nimmt dir das Gefühl, gefangen zu sein. Mein Tipp: Schau, ob du eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe findest. Tausch dich mit anderen Betroffenen aus, das fände ich sehr wichtig, denn so siehst du, dass du weder allein noch Schuld bist.
Wegen den Vergewaltigungen gebe ich mir zum Glück auf keinen Fall selbst die Schuld. Ich kann nichts dafür, dass mich ein fremder Mann entführt hat und mit mir in dem 24 Stunden gemacht hat was wollte und mir mehrmals mit dem tot gedroht hat. Aber dass die Freunde so abwertend reagieren und nichtmal richtig zuhören nimmt mich halt voll mit. Wenn ich mir jetzt das Leben nehmen würde, würde man sagen wieso hat sie nicht mit uns gesprochen. Ich versteh es einfach nicht
Ich hatte eher die Befürchtung, dass das abwertende Verhalten deiner Freunde dich dazu bringt, nicht mehr darüber zu reden(zu können /wollen). Denn wir neigen manchmal, wie du in deinem Anfangsbeitrag ebenfalls, zu fragen was mit UNS denn nicht stimmt. Warum sich alle so erhalten, so... "wegsehen", bloß nicht damit in Berührung kommen und sei es nur durch deine Erinnerung, Sie glauben, du hast jetzt wieder die "Alte" zu sein. Immerhin ist es jetzt 8 Wochen her und so langsam reicht es doch, die Normalität sollte jetzt doch endlich wieder bei dir eingekehrt sein. Sie verstehen oder wollen nicht verstehen, das für dich nichts mehr so ist wie früher. Da liegt das Problem.
Den Worten von zwergchen kann ich nur zustimmen. Ich habe Jahre gebraucht, um mit meiner Vergangenheit zurechtzukommen. Und einige Therapien. Es gab damals niemanden in meinem Umfeld, mit dem ich wirklich reden konnte. Niemanden der zuhörte und keine "dummen Sprüche" brachte. Die häufigsten: Du bist selbst Schuld! Du wolltest das doch! Stell dich nicht so an, jeder hat irgendwann mal Sex, bei dir war es halt etwas früher! Die ersten verständnisvollen Gespräche hatte ich mit Betroffenen. Da habe ich nie einen dummen Spruch bekommen. Ganz im Gegenteil, da gab es nicht nur Verständnis sondern auch Anregungen und Hilfe. Erst als ich selbst verstanden hatte, dass ich nicht Schuld bin und dieses auch fühlen konnte, fand ich auch unter Nichtbetroffenen welche, mit denen ich offen reden konnte. Bei dir ist alles noch ganz frisch. Es ist ziemlich normal Anfangs noch gut damit zurechtzukommen. Sehr viele funktionieren ersteinmal. Es ist eine Art Schockzustand, eine Schutzfunktion des Körpers. Diese löst sich nach und nach. Das ist die Zeit in der es gut und wichtig ist einen Ansprechpartner, am besten eine/n Therapeutin/Therapeuten zu haben. Wünsche dir viel Kraft.
Es ist einfach so, dass die Menschen es brauchen, sich sicher zu fühlen. Wenn diese Sicherheit mal angegriffen wird, etwa durch eine erlebte oder erzählte Vergewaltigung, setzen Bewältigungsstrategien ein. Das sind dann Verdrängung, Verleugnung, Bagatellisieren usw. Da Menschen auch gut mitempfinden können, ist es auch schlimm, wenn davon erzählt wird. Daher kommen solche Reaktionen. Ich denke nicht, dass die anderen blöd sind, sie versuchen sich zu schützen und ihr Weltbild aufrechtzuerhalten, auch wenn sie nur einen Hauch davon fühlen, wie schlimm es war. Das ist bei einem selbst als Opfer ja auch so, dem gesamten Ausmaß stellt man sich nicht. Amnesie lässt da evtl. grüßen.
Man muss damit leben. Andere Mitmenschen können nicht wirklich bei der Bewältigung der Tat helfen. Sie können nur dafür sorgen, dass man sich im hier und jetzt wohl fühlt.
Eigentlich ist es einfach: Es war nicht deine Schuld, er war böse, mit Dir alles okay. Jetzt und heute ist es anders: andere Situation, andere Menschen.
Uneigentlich ist es eine Katastrophe: es ist manchmal wie damals, Tränen und Angst kommen und noch viel mehr. Man ist wie weg, gefangen in der alten Situation.
Um Deine Frage zu beantworten: weder die anderen noch Du sind blöd. Das hat auch bestimmt keiner beabsichtigt, Dich als blöd darzustellen. Alle versuchen nur, sich zu schützen.
Ansonsten gebe ich Dir den Rat: Vertraue auf Dich. Wo sind da Stärken bei Dir? Nutze alles!
Und natürlich: Du hast überlebt, das war nicht selbstverständlich. Und es ist auch natürlich, dass man danach anders ist. Die Psychologen sprechen ja gerne von Störungen. Ich möchte mal sagen: Es sind alles natürliche und gesunde Reaktionen auf ein unnormales Erlebnis. Der Mensch ist so, wie er ist und kein Mensch, weder Du noch andere, sind blöd, nur einfach menschlich.
Und dass Du weinen kannst, darüber, was passiert ist, ist (leider) toll. Die wenigsten Menschen schaffen das so früh, da braucht es oft länger.
Und abschließend: mit der Schwangerschaft hat das nichts zu tun. Die kam später.
Alles Gute Dir.
Ich stimme den Vorrednerinnen zu. Mein erster Gedanke war: Such dir neue Freunde, denn die sind es nicht. Zumindest aktuell nicht. Schsu dich nach Selbsthilfegruppen um, um andere kennenzulernen, mit denen du auch darüber reden kannst. Frag dazu eventuell deinen Therapeuten nach Adressen.
Tatsächlich hatte ich an Selbsthilfegruppen nicht gedacht, das ist eine super Idee! Ich glaube da werden meine Gefühle und Empfinden verstanden. Vielen Dank für den Hinweis
Entschuldige, wenn ich das so sagen muss: Deine Freunde sind entweder sehr empathielos oder keine richtigen Freunde
Ich habe so etwas zum Glück nie erlebt, ich hoffe vergleichbares auch nie erleben zu müssen und trotzdem käme es für mich nie in Frage solche Kommentare loszulassen, wie es deine oder die Freunde / Familie einiger Mitschreiber getan haben. Ich bin wirklich schockiert, dass viele von euch solche Kommentare erleben mussten. Wäre einer Freundin von mir sowas passiert, dann wäre ich Tag und Nacht für sie erreichbar und wäre eher überrascht wie gefasst und stark du für die Erlebnisse wirkst.
Kannst du mit deinem Mann reden? Ist er wenigstens für dich da?
Ja mein Mann ist für mich und sagt mir ständig auch wenn ich Redebedarf soll ich mit ihm darüber reden. Irgendwie ist es mir aber total unangenehm mit ihm zu reden. Ich hab's gestern versucht und konnte es wieder nicht übers Herz bringen über das sexuelle zu sprechen. Er hat auch sehr gelitten und direkt nach 2 Stunden nachdem ich nicht Zuhause aufgetaucht bin nach mir gesucht, habe ihn sogar schreien gehört, aber der Täter hielt ein Messer an mein Hals
Nein, du bist nicht blöd!!!! Ich wünshe Dir alles Gute!!
Man wird immer wieder getriggert werden. Das Einzige, was der Therapeut machen kann, ist, dass du das aufarbeitest. Du wirst immer wieder daran denken, sobald der Auslöser kommt. Wichtig ist, dass die Panikattacken immer milder werden und am Ende hoffentlich sogar ganz weg sind.
Ein Persönlichkeitscoaching könnte vielleicht unterstützen.
Aber du bist nicht so "blöd". Das Umfeld ist in den letzten Jahren kälter geworden. Man will ja nicht immer Kopfstreichler, aber doch wenigstens ausreden und dass einer zuhört. Solche herabwertende Kommentare sind sehr verletztend.
Ich wünsch dir viel Kraft zur Verarbeitung.
GlG
Du bist nicht blöd. Alles Gute!
Die ist etwas ganz schreckliches passiert, das du verarbeiten musst. ABER: Dein Umfeld kann damit nicht umgehen. Man ist maximal verunsichert und weiß nicht, was man sagen oder tun kann um zu helfen. Zumal jeder was anderes als hilfreich empfindet. Ich wüsste auch nicht, was ich als deine Freundin sagen oder tun könnte um dir zu helfen. Trini PS: Ich hatte "nur" zweimal Krebs und wollte am liebsten gar nicht darüber sprechen.
Oh man, wie schlimm. Es tut mir wirklich leid. Ich habe als Jugendliche nur 2 sexuelle Übergriffe erlebt, die ich zum Glück abwenden konnte. Als ich meinen Eltern und Freunden davon erzählte, gaben sie mir auch die Schuld. Das hat mich ganz schön schockiert. Die Opfer trifft NIEMALS die Schuld. Egal wie wir uns verhalten, es rechtfertigt nie eine Grenzüberschreitung oder gar Straftat. Viel Kraft für dich.
Der Kommentar der Freunde ist natürlich völlig daneben und zeigt vermutlich auch Unsicherheit, wie man mit dem Thema umgehen soll. Als Laie fühlen sich vermutlich viele nicht der "Aufgabe" gewachsen dir angemessen zu helfen oder zuzuhören und da wird das Thema halt lieber fort geschoben. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass es viele mit eigenen Erfahrungen vermischen. Jemand anders schrieb hier sinngemäß "das Opfer ist niemals schuld". Das stimmt zwar, trotzdem gibt es Unterschiede. Auf deinen Fall trifft das mit Sicherheit zu 100 % zu (von Fremden entführt und vergewaltigt), aber es gibt auch weniger eindeutige Fälle wie z.B. der Klassiker Partybekanntschaft, den ganzen Abend wird heftig geflirtet, getrunken, gefummelt, es endet mit Sex und hinterher erst denkt Frau darüber richtig nach und beschließt dass sie es eigentlich doch nicht so ganz wollte. In letzterem Fall ist es natürlich auch einfach dem Mann die Schuld zu geben, anstelle es halt als Erfahrung abzuhaken. Versteh mich nicht falsch, ich will dein schreckliches Erlebnis nicht relativieren, nur sagen dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt, sondern auch Grauzonen, und es für Außenstehende ohne Detailkenntnisse mitunter schwer zu beurteilen ist wenn jemand von "Vergewaltigung" spricht.
Es stimmt zwar, dass es auch Fälle gibt, die etwas in der Grauzone liegen, aber, sorry!!!! Wenn die AP diejenige ist, für die sie sich ausgibt, dann ist ihr Fall durch die Medien gegangen, nicht nur hier regional. Den kennt mindestens in der Region jeder und für Freunde müsste das ja im Besonderen gelten!
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