NikiWin
Mein Sohn wird im Juni 2. Er ist generell ein Beobachter mit Skepsis im Blick. Seit zwei Wochen bekommt er Trotzanfälle. Er will ein Spielzeug haben, Papa gibt ihm das Falsche - heftiges Rumgebrülle. Papa gibt ihm das richtige - beginn eines Wutanfalls. Wir reagieren auf sowas nicht sofort, zumal er sich dann auf den Boden wirft und uns wegstößt. Nach ein paar Minuten nehme ich ihn dann hoch und lenke ihn ab. Meine Mutter meinte, wir müssten dem Kind nun zeigen, dass es seinen Willen "so" nicht durchgesetzt bekommt. Sprich: Ins Kinderzimmer (damit er sich nicht weh tut, Tür offen lassen und rausgehen mit dem Satz "Das ist uns zu laut, du kannst kommen wenn du dich beruhigt hast." Nun habe ich das gestern mal versucht, nachdem er uns wieder wegen einer Nichtigkeit angebrüllt hat. Nach 20 Minuten weinend Im KiZi habe ich dann abgebrochen, weil er sich gar nicht mehr beruhigte und mir das Herz weh tat. Heute wieder. Wegen misslungenen Sachen oder Verneinungen geht er sofort an die Decke. Ich habe ihn dann sofort abgelenkt, aber werde das Gefühl nicht los zu schnell nachzugeben. Wie macht ihr das in solchen Situationen und wie lang kann diese Phase dauern?
Ich finde es nicht richtig das Kind in so einer Stimmung alleine in sein Zimmer zu schicken. Das signalisiert dem Kind doch nur: "Mich interessieren deine negativen Gefühle nicht, die musst du mit dir selber ausmachen!" Dein Sohn ist noch nichtmal 2. Ich nehme daher an, dass er noch nicht richtig sprechen kann. Er wird also im warsten Sinne des Wortes "sprachlos" sein. Er möchte sich eich mitteilen und ist frustriert, dass es nicht klappt (wie in deinem Beispiel mit dem Spielzeug). Das zu ignorieren oder ihn damit alleine zu lassen, hilft ihm auch nicht mit dem Frust umzugehen. Im Gegenteil: Er möchte euch seinen Ärger mitteilen und ihr nehmt ihn in seinen Augen gar nicht wahr. Ich würde in solch einer Situation ruhig bleiben, mich zu ihm (auf den Boden) setzen, seine Gefühle spiegeln (zB "Du bist grad ganz schön wütend, weil xyz nicht klappt, was? Das ist auch ganz schön doof!") und ihm anbieten, ihn in den Arm zu nehmen. Begleite seinen Ärger und ignoriere ihn bitte nicht. Sie wollen soviel in dem Alter und können noch so wenig.
Achso noch als kleine Ergänzung: Wenn mein Sohn (2,5) ein "unerwünschtes" Verhalten zeigt versuche ich auch ihm eine Alternative zu zeigen. Mir geht es zB tierisch auf die Nerven, wenn er anfängt zu kreischen, weil er wütend ist. Ich bin recht geräuschempfindlich. Er "darf" aber ganz laut aufstampfen und brüllen wie ein Löwe. So kann er seine Agressionen rauslassen, seine Anspannung abbauen und ich bekomme keinen Hörschaden.
Dein Kind versteht den Zusammenhang doch gar nicht, warum es ins Zimmer soll, wenn es frustriert ist. Klar ist es anstrengend, wenn Kinder wegen jeder Kleinigkeit ausflippen, aber wichtiger wäre es das Kind mit all seinen Gefühlen anzunehmen, ihm zu zeigen, dass jedes Gefühl erlaubt ist, ihm aber einen guten Umgang mit negativen Gefühlen zeigen. Ich habe dann die Gefühle der Kinder benannt (Jetzt bist du aber richtig wütend! Ich sehe, das klappt gerade nicht, wie du gern möchtest.), sodass sie gemerkt haben, ich sehe ihren Frust, es ist in Ordnung, dass er da ist und sie sind nicht allein damit, aber man muss ihn aushalten. Immer nachzugeben oder versuchen dem Kind alles recht zu machen hilft nicht, denn das Kind muss schon lernen, dass es nicht immer so geht, wie es will. Deshalb muss man es dann auch aushalten, dass eben gebrüllt wird und dem Kind zeigen, dass die Welt davon nicht untergeht, aber dass es in Ordnung ist auch mal wütend zu sein und man nicht weggeschickt wird, wenn man gerade nicht so ist, wie "es sich gehört". Alles Liebe!
Ich hab mal was über die Gehirnentwicklung von den keinen gelesen. Das die in dem Alter sich nicht vorstellen können das auch was anderes passiert als das was sie jetzt eigentlich wollten. So inetwa. Das löst dann diese Wutanfälle aus. Nicht weil sie ihren Willen durchsetzen wollen. Das kommt dann bestimmt auch noch aber später. Also ist wegschicken und mit dem Frust alleine lassen wirklich nicht das richtige.
Vielen Dank für die Antworten. Ich war durch den Tipp meiner Mutter ziemlich verunsichert und fühlte mich bei der Umsetzung, die wir zum Glück abgebrochen haben auch unwohl. Bisher bin ich immer auf seine Bedürfnisse eingegangen, stille ihn auch noch und handle immer nach meinem Bauchgefühl. So werde ich es weiterhin machen, eure Antworten bestätigen es mir. Den Tipp meiner Mutter schmeiße ich in die Mülltonne, zu den anderen Kommentaren die ich nicht gebrauchen kann.
Gute Einstellung. Früher hat man einiges anders gemacht, deshalb muss es noch lange nicht richtig sein. Mittlerweile weiß man einfach mehr wie die Gehirnentwicklung funktioniert. Seh die Phase weniger als Trotzphase als vielmehr als Autonomiephase. Entwicklungsaufgabe ist aktuell, dass dein Kind sich ablöst, selbstständiger wird. Das wird ihm nicht immer gelingen und die Emotionsregulierung muss sich auch erst entwickeln. Grenzen sind gut und wichtig, aber man kann einen Wutanfall entspannt begleiten, Kind kurz ausschimpfen lassen, ggf Alternativen anbieten (je nach Situation). Mein Kind bekommt auch nicht alles (bin da sehr konsequent), wird aber nicht allein gelassen oder gar in ein Zimmer gepackt. Ich denke, du kannst da unbesorgt weiter nach deinem Gefühl gehen und die Hinweise deiner Mutter ignorieren :)
Finde ich super :) Ich glaube jeder von uns kennt diese super Ratschläge der älteren Generation
Ich finde es toll, dass du dir die Gedanken machst und es hinterfragst.
Ohhh nein, bitte nicht mit Liebesenzug arbeiten. Kinder in diesem Alter sind so extrem von ihren eigenen Gefühlen überwältigt, sie können diese überhaupt nicht steuern, das Gehirn ist noch nicht in der Lage dazu. Es gibt sehr viele gute Tipp die Autonomiephase bedürfnisorientiert zu meistern. Hier ist sie auch im Gange. Wenn man Sohn anfängt zu schreien, setze ich mich hin und sage ihn das ich ihn verstehe. Ich nenne das Gefühl also: Ich verstehe das du sauer bist.. du möchtest das und das.. Es tut mir leid, aber es geht leider nicht, weil.... Ich bleibe bei ihm und biete immer wieder meine Nähe an. Ablenkung klappt hier nie wenn ein Sturm wütet. Also versuche ich ihn durch meine Nähe und Ruhe zu stützen und wenn er soweit ist, kommt er in meinen Arm und wir kuscheln und haben wieder Spaß. Das ist nicht immer einfach, denn diese Schwankungen der Stimmung muss auch ich manchmal schlucken. Aber versuch dich in die Lage des Kindes zu versetzen. Er möchte dich nicht ärgern oder dir schaden. Er wird selbstständig und möchte alles (was er noch nicht kann) alleine machen. Das frustriert wenn es nicht klappt. Es gibt wirklich viele tolle Texte dazu. Auf Youtube findest du auch einige Tricks wie du die Wutausbrüche minimieren kannst und wie du besser damit umgehen kannst. Uns hat es sehr geholfen.