Mitglied inaktiv
Bevor ich zum aktuellen Problem komme, noch mal eine Kurzform unserer Geschichte: Ich habe mich vom Vater meiner Kinder kurz vorm zweiten Geburtstag des Großen und während der Schwangerschaft mit der Kleinen getrennt. Grund waren Alkohol-/Drogenprobleme und Gewalttätigkeiten meines Ex-Mannes. Er hat die Kinder nach der Trennung mehr oder weniger regelmäßig einmal pro Woche besucht. Seit gut einem Jahr sitzt er in der JVA (er wird dort wohl auch noch 2 weitere Jahre bleiben, ob er danach in D bleiben darf ist recht unwahrscheinlich) und hat extrem unregelmäßigen Telefonkontakt mit den Kindern. Die Kinder wissen nicht, dass der Vater in Haft ist (das war ein Wunsch des Vaters und wurde damals auch von der Erziehungsberatung so befürwortet), sondern gehen davon aus, dass der Papa in der Türkei ist. Mittlerweile ist der Große (Volkan) 5,5 und die Kleine (Meryem) 3. Ich bemerke bei meinen Kindern im Alltag immer wieder großen Ärger über den abwesenden Vater. Erst vorige Woche meinte mein Sohn, dass er niemals mehr mit seinem Vater sprechen möchte, da er so selten anruft und vor allem sich auch nicht am Geburtstag seiner Schwester gemeldet hat. Ich versuche nicht schlecht über den Vater zu sprechen, sage ihnen aber auch, dass ihr Ärger über den nicht vorhandenen Vater okay ist und dass ich sie darin verstehe. Gestern rief der Vater nun nach ca. einem Vierteljahr mal wieder an. Volkan sprach natürlich doch mit ihm und hat sich sehr gefreut. Meryem dagegen wollte nicht telefonieren und hat nur geweint. Sie hat immer wieder behauptet: „Das am Telefon ist nicht mein Papa, ich habe einen anderen Papa“. Sie hat nach dem Telefonat eine gute halbe Stunde bitterlich geweint und ist dann in meinen Armen eingeschlafen. Heute Morgen meinte sie dann, dass sie wohl gar keinen Papa mehr habe und sie mit Turgut (Vorname ihres Vaters) nicht mehr sprechen möchte. Volkan war nach dem Gespräch auch ziemlich durch den Wind. Mit ihm habe ich mich dann noch lange unterhalten. Er ist in einem ziemlichen Gefühlszwiespalt. Einerseits ist der Papa lieb. Er bringt jedesemal Schokolade mit, kauft ihm Kaugummis am Kiosk, lässt ihn „Erwachsenkaffee“ trinken und nimmt ihn die ganze Zeit auf den Schoß, wenn er denn mal da ist. Das sind de positiven Eigenschaften, die ihm zu seinem Vater einfallen. Andererseits ist er über seien Unzuverlässigkeit und seine Abwesenheit extrem wütend. Heute Morgen hat er ein Lied umgedichtet:“ Seid gegrüßt ihr Ungeheuer, Affen und auch Riesen, Ich bin gekommen euch die Party zu vermiesen. Papa ist blöd, Papa ist blöd, Papa ist öde, langweilig und blöde, Papa ist doof.“ Dieses Lied will er ihm nächstes Mal am Telefon vorsingen, da er glaubt, dass Papa weniger sauer reagiert, wenn er es in einem witzigen Lied singt, als wenn er es direkt sagt. Außerdem fragt Volkan ganz konkret nach, wieso wir keine Telefonnummer vom Papa haben, warum er solange in der Türkei bleibt und was der Papa zukünftig plant. Alles Fragen, die ich auch nicht beantworten kann. Gestern im Gespräch viel auch noch der Satz, dass der Papa sowieso viel lieber sie als ich und dass er keine Mutter braucht, sondern statt dessen viel lieber seinen Papa hier hätte. Ein Satz, der mich natürlich innerlich sehr verletzt hat, vor dem Hintergrund, dass sein Vater sich wirklich noch nie um das Wohl seiner Kinder gekümmert hat. Gleichzeitig steigt mit dieser Aussage von ihm auch meine Sorge, dass er den abwesenden Vater zum Superhelden stilisiert. Meine größte Angst ist, dass er irgendwann mal in der Pubertät, wo ich als Mutter wahrscheinlich sowieso spießig und blöd sein werde, seinen Vater als Helden und Vorbild nimmt. Dem möchte ich soweit wie möglich entgegen wirken. Aber wie??? Ansonsten bin ich wirklich um jeden Tipp dankbar, wie wir drei mir dem abwesenden Vater weiter umgehen sollen. Ich überlege auch stark, ob nicht der Zeitpunkt gekommen ist, um Volkan über den wahren Aufenthaltsort seines Vaters aufzuklären. Damit würde ich mich zwar über die Wünsche seines Vaters hinwegsetzen aber vielleicht Volkan das Leben einfacher machen?? Ich habe dieses Thema heute auch mit der Bezugserzieherin im der KiTa diskutiert. Sie empfiehlt Volkan vorsichtig an die Wahrheit ranzuführen. Außerdem habe ich nächste Woche einen Termin bei einem Kinderpsychologen in der Erziehungsberatung. Zum Glück gibt er’s dort einen männlichen Berater und ich hoffe dass er mir weiterhelfen kann und Volkan dadurch ein wenig Einblick in positive männliche Rollen bekommt. Irgendwie bin ich aktuell ziemlich verzweifelt, dass ich meinen beiden Mäusen diesen Konflikt nicht ersparen kann und bin wirklich für jeden Hinweis dankbar, wie ich die beiden möglichst unbeschadet durch den Konflikt begleiten kann. Lieben Gruß Kerstin
erstmal tut es mir leid dass es bei euch so laufen musste. Hm, ich denke auch dass man Volkan schon zutrauen kann ein bisschen Wahrheit zu vertragen. Und zwar nicht mit dem Hintergrund den Vater schlecht zu machen sondern um zu erklären warum er sich nicht öfter melden kann bzw. warum er sie nicht besuchen kann. Viell. kann er den Vater auch persönlich in der Haft besuchen? Ich würde das mit der Anstaltsleitung mal besprechen ob es möglich wäre und Volkan eben keinen Schock bekommt von schrecklichem Gefängnis sondern dass es ruhig möglich ist dass sie sich treffen. Natürlich erst wenn er gut drauf vorbereitet ist und der Vater das auch will bzw. würde ich dem klarmachen dass es für Volkan sehr wichtig ist ihn zu sehen. lg max
und mit beiden würde ich ganz oft Fotos anschauen wo ihr, wenn geht, alle oben seid, aber vor allem Papa Fotos wenn ihr habt. Und dann ganz viele, schöne, lustige Geschichten über ihn erzählen, über gemeinsame Erlebnisse die ihr hattet und wie er sich um die Beiden gekümmert hat wie sie noch klein waren usw. Einfach um ihn in Erinnerung zu behalten, grade die Kleine dürfte das ja stark brauchen. lg max
Also ich würde auch offen darüber sprechen wo der Vater ist und nicht erzählen das er irgendwo in der Türkei sitzt. Denn damit lügst du deine Kinder schlichtweg an und das können sie dir nachher zum Vorwurf machen. Vielleicht könnt ihr ihn ja im Gefängnis auch mal besuchen gehen, sofern das jetzt nicht zu weit weg ist. Grüßle, Tinsche
du hast mein mitgefühl. keine schöne situation. das elternteil, welches nicht da ist wird perse in den himmel gelobt, da die abwesenheit die fantasie des kindes anregt und es alle möglichen dinge erfinden kann, die der papa oder mama machen werden, wie sie sind. sie können sich ein herrliches leben beim anderen part vorstellen. es ist ihre art mit der trennungssituation fertig zu werden. manchmal spiegeln sie aber auch nur das verhalten der mutter wieder, lehnen den vater ab, um die mutter zu schützen. das ist gefährlich, da sich die rollen vertauschen. wer sorgt für wen? horch mal in dich rein. willst du volkan (schöner name übrigens) die wahrheit sagen um besser dazustehen? dein vater ist im gefängnis und ICH kümmere mich ja eh um alles? versuch mal deine gründe zu erforschen. ich bin gespannt was der psychologe dazu sagt. ich kann dir nur den tip geben, die aussagen, dass er den papa viiiiiiiiiiel lieber hat nicht persönlich zu nehmem. it is always greener on the other side... sagst du uns wie du dich entschieden hast? greetz anahid
mensch, das ist wirklich eine sehr schwierige situation. man sagt doch immer, eine wahrheit die wehtut, ist immer noch besser als die unwahrheit. in deinem fall würde das bedeuten, dass deine kinder erstmal erschrecken könnten dass der vater im gefängnis sitzt. andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass sie dennoch erleichtert sind, wenn sie es wissen. sie haben dann eine erklärung für sein verhalten und wissen: es ist nicht wegen mir dass papa nicht kommt, sondern er KANN einfach nicht kommen, weil er ja im gefängnis ist. das ist allerdings nur meine meinung, ich denke, der kinderpsychologe wird dir besser weiterhelfen können und gibt dir -hoffentlich- wertvollere tips... ich finde es super von dir, dass du den vater nicht schlechtredest oder gar so tust als gäbe es ihn nicht. dafür braucht man viel kraft. man merkt, dass du für deine kinder alles richtig machen willst, und dabei auch unangenehme dinge auf dich nimmst. hut ab! ich habe dir damit wohl nicht wirklich weitergeholfen, trotzdem wünsche ich dir bei der bewältigung dieser situation alles gute, und vielleicht hältst du uns auf dem laufenden? lg,c.
Hallo Kerstin, so wie ich das sehe, hast du es gut angefangen und das nötige schon richtig vorbereitet. Es gibt eben auch schmerzliche Erfahrungen die wir unseren Kindern nicht abnehmen können. Das Aufklären über den wahren Aufenthaltsort ist m. E. sehr wichtig. Es erklärt ja auch warum sich der Papa nicht immer so meldet wie es sein könnte bzw. sollte. Aber vorsichtig vorgehen und behutsam die Gefühle der Kid´s wahrnehmen, nicht nur technisch erklären wie wo und warum. Aber wahrscheinlich würde mir das eher passieren als dir. :-) Du bist auf dem richtigen Weg. Bei uns ist es so, das Franziska mich zur Zeit immer Mama nennt. Wenn ihre richtige Mutter da ist habe ich aber keine Chancen und lasse beiden Kindern den Raum und den Kontakt den sie wollen und brauchen. Ich bin dann erst hinterher wieder gefragt um sie aufzufangen, wenn ihre Mutter wieder geht. Das ist nicht immer leicht mich aber es ist das einzig richtige. LG Roland
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