Heule nur noch - bin echt verzweifelt

Ich bin seit gestern nur am Heulen – auf der Arbeit reiße ich mich irgendwie am Riemen, aber jetzt ist mein Chef weg und ich mach meine Arbeit und heule. Ich heule auf dem Klo, ich heule daheim im Bett, im Wach- und im Schlafzustand, ich heule am Schreibtisch – sicher steht demnächst im Kelsterbacher Blättchen: „Langbeinige Frau im gepunkteten Kleid heult im Versicherungsbüro XY.“ In mir ist einfach nur alles so betäubt und tot. Es war einfach so viel mit Tom in den letzten Jahren. Meine Träume, meine Hoffnungen, die Kämpfe, der Geldmangel usw. Und im Januar war ich noch so voller Liebe und voller Träume und dachte, wir kriegen es wieder hin. Aber ich kann einfach nicht mehr. Es geht einfach nicht. Ich möchte die letzten 7 Jahre zurückdrehen und mit Tom neu anfangen, möchte die Liebe, die irgendwo verloren gegangen ist zurückholen, aber auch das geht nicht. Jetzt ist jetzt, und was war, das war eben, es hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und geht nicht mehr weg. Die Verletzungen, die Einsamkeit, die vielen Male, wo ich so traurig war in dieser Ehe und er ist einfach gegangen. Er geht immer, wenn es kompliziert ist. Ich schaff es einfach nicht mehr. Und doch zweifle ich, bin total hin- und her gerissen. Die ganze Zeit hat Tom ja nie was für uns bezahlt, hat alles getrennt - jetzt war ich Noahs Kindersachen einkaufen, alles prima, er zahlt. Am Wochenende war Noah bei Tom, die zwei hatten ihren Spaß, waren auf zwei Kinderfesten, im Schwimmbad und Tom hat für Noah einen Riesenpapp-Bob der Baumeister gewonnen, der steht jetzt etwas planlos in unserer Wohnung. Noah hat von Tom eine Chio Tüte mit massenhaft Chips bekommen, Fruchtzwerge, alles voll. Das hat er mir mitgegeben, da Noah ja nicht so oft bei ihm ist und damit der Kleine was davon hat. Noah hatte erst ein bisschen Bammel allein mit Tom und ich hab ihm gesagt, er müsse nicht zum Papa, wenn er Angst hätte, dass der die ganze Zeit nur schimpft. Aber gestern kommen die Zwei durch die Wohnungstür und Noah war verdammt glücklich und ausgelassen, hat geplappert und seinen Papa gedrückt und geherzt, da war so eine Einheit zwischen den Beiden. Und das hat mich zweifeln lassen. Noah war glücklich, versteht Ihr? Er sieht Tom nicht so wie ich? Unzuverlässig, chaotisch, egoistisch. Ist ja okay, er soll seinen Papa lieben, aber bin ich etwa doch die verrückte Tussi, die hier irgendwas nicht mitbekommt? Wir haben dann noch gemeinsam im Internet nach Autos für mich geschaut. Tom hat ja ab Freitag 3 Wochen Urlaub und will dann auf Noah aufpassen, während ich weiter arbeiten muss. Er meinte, wir könnten ja dann mal gemeinsam herumfahren. Ich hab die Übersetzung noch weggeschickt und hatte plötzlich einen Bärenhunger. Daraufhin hab ich Tom den Vorschlag gemacht, ob wir nicht in die American Diner Bar gehen wollen und er meinte: „Klar, ich zahl dann!“ Das haben wir dann auch gemacht und es war schön. Nur ich saß da und war still und wollte die ganze Zeit nur weinen und in Tränen ausbrechen, wollte weglaufen, weil eine Stimme mir immer wieder zuraunte: „Jetzt ist es doch ganz genau so, wie du wolltest.“ Und ich hab am 25. Juli einen Termin bei der Scheidungsanwältin. Später waren wir noch gemeinsam auf dem Spielplatz und Tom und ich haben schweigend nebeneinander gesessen. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn einfach nicht mehr berühren kann. Ich glaube, Suka hatte damals recht, als ich berichtet habe, ich kann mit ihm nicht mehr so wie früher, na Ihr wisst schon, und da meinte sie, vielleicht lehnt dein Körper ihn unbewusst ab?!!!? Ich wollte es nicht glauben, aber ich konnte ihn nicht mal drücken oder so oder ihm einen Kuß geben. Als er dann heimfuhr, hat er sich an der Tür umgedreht, mein Tom, und meinte: „Du willst nicht mehr, stimmt’s? Du brauchst nichts sagen, ich fühle es auch so.“ und seitdem weine ich nur noch. Die Tränen kullern einfach so und ich weiß nicht, warum ich so stur bin und warum ich einfach nicht mehr kann. Noah hat dann gefragt, warum ich so weine, ich habe ihm gesagt, dass ich mir was ganz doll gewünscht hätte und ich traurig bin, dass mein Traum nicht in Erfüllung gegangen ist. Er hat mir dann seinen Riesenbär und ein Riesenschaf ins Bett angeschleppt und meinte, er würde mir die mal für die Nacht leihen, offenbar bräuchte ich das dringender als er. Da musste ich doch trotz aller Tränen lachen und habe meinen tollen Sohn an mich gedrückt. Tom hat sich bemüht. Ich weiß das. Aber statt ihn zu loben und das anzuerkennen, habe ich immer wieder nur das gesehen, was „schon immer falsch lief“ und was er „noch nie richtig gemacht hat“. Die Verletzungen gehen zu tief. Kein Wunder – ich hab damals so gelitten und konnte es einfach nicht verstehen in der Schwangerschaft, dass ich eigentlich liegen muss und Tom hat mich alle Einkäufe schleppen lassen, bis ich wieder Blutungen hatte und mir mal wieder eine Fehlgeburt drohte. Das war gemein, er war oft gemein. Doch gestern war alles so perfekt, wie ich es mir immer gewünscht habe. Und wie es sonst nie war. Das hat weh getan. Ich zweifle an mir selbst und an meiner Wahrnehmung. Am Donnerstag hätten wir unseren Hochzeitstag gehabt, unseren 5. und kennen tun wir uns seit mehr als 7 Jahren. Als wir geheiratet haben, war ich so stolz und froh und glücklich. Ich habe nichts mitbekommen von dem, was der Standesbeamte gesagt hat, ich habe nur gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Ich denke an die schönen Momente, wo wir glücklich waren, miteinander gelacht haben und ich wirklich glücklich war mit ihm. Vielleicht erwarte ich zu viel vom Leben oder einem Mann? Ich sage immer nur, Tom hat alles falsch gemacht, aber wo ist mein Beitrag an alldem – was habe ich dazu beigetragen, dass er einfach wegging und Noah und mich im Stich gelassen hat? Tom hat mir gestern gesagt, er hätte sich extra einen halben Tag frei genommen, weil wir am 20.7. Hochzeitstag haben und er hätte sich schon so darauf gefreut - aber offenbar sollte er den 20.7. jetzt dazu nutzen, zu seinem Anwalt zu gehen und die Scheidung einzureichen und sich um diese Dinge zu kümmern anstatt zu mir zu fahren. Er meinte, er sei so verletzt und würde mich immer lieben und könnte mit mir nicht mehr befreundet sein. Er wolle mich nicht mehr sehen, außer wenn er Noah holt oder bringt. Er wolle mal sehen, dass er ihn so alle 2 oder 3 Wochenenden holt. Das macht mich traurig. Das bedeutet dann also, mich ganz von ihm zu verabschieden. Ich bin schlecht im Verabschieden. Ich kann das alles nicht. Ich weiß, dass er ganz schönen Bockmist gebaut hat, aber es war gestern einfach so schön. Ich dachte, wir könnten wenigstens ab und zu noch telefonieren oder mit Noah gemeinsam in den Zoo fahren, aber das war wohl naiv von mir. Ich wollte am 25.7. zu meiner Anwältin gehen, vermutlich bekomme ich von Toms Anwalt vorher Post. Ich bin verdammt müde und fühle mich so hohl. Ich will das alles nicht und wollte das alles niemals. Aber ich kann mich doch nicht ewig weiterquälen. Es ist wie es ist und ich werde keine Berge versetzen können oder Wunder vollbringen. Das habe ich lange genug versucht, und es hat nicht funktioniert. Ich bin entsetzlich müde und fertig. Glaubt Ihr, es war wirklich richtig, dass ich ihm gesagt habe, dass ich nicht mehr kann? Es trennen uns doch inzwischen Welten…. Trotzdem habe ich noch nie in meinem Leben so sehr an einem Menschen gehangen wie an meinem Tom. Es fällt mir so verdammt schwer. Scheiß Heulerei…. Muss jetzt mal weiterarbeiten und mich ablenken…