Benedikte
Die EU-Kommission plant, Atomkraft ( und fossilem Gas) unter bestimmten Bedingungen das Siegel ökologischer Nachhaltigkeit im Sinne der Taxonomie-Verordnung zu verleihen. Diese Energieträger wären damit aufgenommen in die sogenannten EU-Taxonomien, die den Finanzmärkten eine Orientierung geben sollen, welche Investitionen klima- und umweltfreundlich sind. Deutsche Umweltorganisationen wollen das nicht und fordern die Bundesregierung zur Klage dagegen auf. Was meint Ihr, machen die das? Die Grünen haben ja Schnappatmung deswegen, habe gerade im Bericht aus Berlin Steffi Lemke gesehen. Ist ja auch klar- die verteufeln Atomkraft, stehen eh unter Beschuß weil sie im Wahlkampf ganz viel großmundig versprochen und angekündigt haben und da öfter zurückrudern müssen. Ich sag nur- Gaspipeline Nordstream 2. Grüne versus SPD, AVBB gegen Scholzomat- nur sitz der am längeren Hebel. jetzt das-das können die Grünen eigentlich nicht tatenlos passieren lassen. Aber Chancen auf eine Mehrheit sind gleich Null. Ein paar der sog. like-minded, ja. Aber Mehrheit- Lichtjahre. Wie gehts weiter? Glaskugelbesitzerinnen zuerst. Benedikte
Es war so klar wie Kloßbrühe, dass das passieren wird. Macron kann es sich wegen der Wahlen im April nicht leisten, die Franzosen gegen sich aufzubringen, am Atomstrom hängen eine Menge Arbeitsplätze, und die Franzosen sind auch nicht so anti-Atomstrom. Allerdings stehen, wie Lauch kürzlich auch bemerkte, gerade in Frankreich Dinger, die absolut marode und extrem schlecht gewartet sind - vor ein paar Jahren gab es Warnungen, dass die Hälfte (!) der französischen Reaktoren so verrostete Kühlanlagen haben, dass Erdbeben eine ernste Gefahr wären, dass es zu Reaktorunfällen kommt. Dass Scholz am Erdgas festhält, war auch so klar wie nur etwas. Eine Glaskugel habe ich keine, ich hoffe allerdings inständig, dass dagegen geklagt und damit zumindest ein Aufschub erzielt wird. Egal, wie man es schönrechnet, es gibt keine klimafreundlicheren und ökologischeren Technologien als Solar- und Windenergie. Dass sich die Politik da so querstellt, ist eine Katastrophe für nachfolgende Generationen.
Wenn man vom Teufel spricht: Störung von Isar 2/Landshut. Der Meiler wurde vom Netz genommen. Der Betreiber sagt was jeder Betreiber halt so sagt: „Keine Gefahr für die Bevölkerung“. Was bedeutet der Vorfall für das europäische Netzwerk? Gibt es überhaupt genug genug Reserven zum Auffangen? Das komplette Werk musste runtergefahren werden, was wenn das bei mehreren gleichzeitig passiert? https://www.br.de/nachrichten/bayern/kernkraftwerk-isar-2-wegen-stoerung-heruntergefahren,Su0wZCZ
Ein unerfreuliches und spannendes Thema, dem wir nicht aus dem Weg gehen können. Die Taxonomie legt fest, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig gelten. Damit können entsprechende Unternehmen, Aktien, Fonds usw. Gegenstand als nachhaltig vermarkteter Anlageprodukte werden und außerdem in den Genuss der Transformationsmillarden kommen. Greenwashing soll durch diese einheitliche Regelung verhindert werden. Erdgas wird dieser Status nur als Brückentechnologie gewährt; auch die Atomkraft kann nur unter gewissen Umständen davon profitieren: wenn bestimmte Anforderungen an Sicherheit und Entsorgung erfüllt werden. Bei dieser Art von delegiertem Rechtsakt ist meines Wissens ein Einspruchsverfahren erforderlich, das nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn mindestens 20 EU Staaten sich dem anschließen - komplett aussichtslos. Frankreich ist ja nicht das einzige Land, das auf Kernkraft baut. Die Grünen - die ja aus der Anti Antomkraftbewegung stammen - würden sich total verkämpfen. Aus meiner Sicht sollten sie sich eher dafür einsetzen, dass beim Produktlabelling darauf zu achten ist, dass Atomkraft ausgewiesen werden muss. Das wird sicher viele nachhaltige Investoren abschrecken. Frankreich würde das natürlich gerne verhindern. Die Taxonomie hat sich dadurch als Gegenstand von offensichtlichen Machtspielen entpuppt, was ich persönlich sehr bedauere. Sonst war sie nämlich sehr gut und nachhaltig. Manchmal frage ich mich allerdings auch, ob Deutschland nicht der Geisterfahrer bei dieser Sache ist. Ganz platt: Wenn man die Atomtoten mit den Klimatoten vergleicht, wie ist dann die Bilanz - heute und morgen? Wenn Deutschland es 50 Jahre lang nicht schafft, sichere Entsorgungsmöglichkeiten zu finden, wie machen es dann die anderen? Fragen über Fragen.
Also zumindest bei der Klage gegen die Taxonomie-Qualifizierung haben Österreich und Luxemburg vorgelegt, wenn ich richtig gelesen habe - oder worauf hast du die "Geisterfahrer"-Bemerkung bezogen? Soweit ich weiß, prüft Steffi Lemke im Umweltbundesamt gerade mit Experten, wie sinnig es ist, sich der Klage von Luxemburg und Österreich anzuschließen. Wir werden also sehen, wie entschieden wird (und hoffentlich auch eine stichhaltige Begründung dazu lesen).
Meine Geisterfahrer-Bemerkung bezog sich darauf, dass die Atomkraftgegner in der EU in der Minderheit sind - und auch der Rest der Welt munter Atomkraft benutzt.
Die bittere Wahrheit ist, dass große Nationen wie Deutschland & Frankreich nicht in Infrastruktur & Ausbau investiert haben (Wind/Sonne möglicherweise aber eben nicht in die notwendigen Backups). Frankreichs AKWs (die Deutschland mitgeliefert) sind mittlerweile so marode, dass man Kohle dazuschalten muss. Wo ist denn bitte der Ausbau von Wasserkraft oder Power-to- Gas Anlagen? „ Probleme mit Atomreaktoren: Warum die Franzosen auf einen milden Winter hoffen müssen Die französischen Kohlekraftwerke sollten einst bis Ende 2022 abgestellt sein, nun werden sie zum Garanten von Frankreichs warmen Wohnzimmern. Wegen der Abschaltung zahlreicher Atomreaktoren steht die Stromversorgung des Landes derzeit auf der Kippe.“ In Frankreich ist zum ersten Januar ein neues Energie- und Klimagesetz in Kraft getreten. Nur zwei Tage zuvor hat die Umweltministerin eine aussergewöhnliche Ausnahmeregelung dafür beantragt. Demnach sollen die beiden letzten Kohlekraftwerke im Land, deren Abschaltung wegen ihres hohen CO2-Ausstosses beschlossene Sache ist, im Januar und Februar bis zu 1000 Stunden Strom produzieren dürfen. Das ist deutlich mehr als die 700 vom Gesetz festgelegten Stunden pro Jahr. Grund dafür ist die Angst vor einem Engpass in der Stromversorgung während der verbrauchsintensiven Wintermonate. Anlass zu der Sorge gibt der Regierung ausgerechnet der mit 70 Prozent bedeutendste Sektor der nationalen Energieversorgung – die Atomkraftwerke. Von 56 Reaktoren sind derzeit 15 abgeschaltet, so viele wie noch nie. Besonders ins Gewicht fällt die Mitte Dezember als «Vorsichtsmassnahme» beschlossene Abschaltung der zwei Reaktoren in Chooz, nahe der belgischen Grenze. Zusammen mit den ebenfalls wegen technischer Probleme ausser Betrieb genommenen Reaktoren in Civaux in Zentralfrankreich sind damit die vier leistungsstärksten derzeit ausser Betrieb.„ https://www.nzz.ch/wirtschaft/warum-die-franzosen-auf-einen-milden-winter-hoffen-muessen-ld.1663622
Das heißt ja nicht, dass das gut oder vernünftig wäre.
nee, habe ich auch nicht gesagt.
Warum dann dein Vergleich mit einem Geisterfahrer? Meiner Meinung nach handeln die die jetzt alternativlos auf Atomkraft setzen (und ja nicht einmal neue Anlagen haben) fahrlässig.
Aktuell kommen 65% des benötigten Stromes aus Kohle-, Erdgas- und Kernkraft. Weitere 10% werden importiert. https://app.electricitymap.org/zone/DE
Das ist ja bekannt, nur wie will man da aus Kohle aussteigen?
Weil ich immer finde, wenn man (fast) der einzige ist, der eine bestimmte Position vertritt, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken, warum die meisten anderen das anders sehen - sei es Gentechnik, Flüchtlingspolitik oder eben Atomkraft. Das muss nicht bedeuten, dass man falsch liegt - es können ja auch fast alle anderen falsch liegen, das ist absolut möglich. Oder jeder liegt für sich betrachtet richtig. Alles denkbar - aber intensiv darüber nachdenken sollte man. Das habe ich oben beschrieben. Von "alternativlos auf alte Atomkraftwerke setzen" habe ich glaube ich nichts gesagt.
Das hat der Spiegel vor zwei Stunden veröffentlicht: https://www.spiegel.de/wirtschaft/taxonomie-lemke-kuendigt-nein-gegen-eu-vorschlag-zur-atomkraft-an-a-2ae052f5-6c42-44da-964b-c5667fd86fa9?fbclid=IwAR2dcok-wDhZmFZIcEOIVPF_kmp0H8--Phkkve3_JXe9VRa9dXEpg2qmGqs
Und was bringt das? Deutschland setzt doch hauptsächlich auf Kohle, wodurch soll die denn auf die Schnelle ersetzt werden, wenn nicht durch Kernkraft (egal wo erzeugt)?

Was das bringt, musst du nicht mich, sondern Steffi Lemke fragen. Sie will sich sicherlich dagegen zur Wehr setzen, um ein Zeichen zu setzen. Wie man den deutschen Energiehunger deckt, ist noch mal eine andere Sache. Ich habe die Tage mal irgendwo eine ganz interessante Tabelle gesehen, wo die tatsächlichen Kosten verschiedener Energieträger verglichen wurden, von irgendeinem Umweltverband. Das war beeindruckend. Da waren Stein- und Braunkohle zusammen mit Kernkraft ganz weit vorne bei den Kosten, doppelt so teuer wie Erdgas und um ein Vielfaches teurer als erneuerbare Energien.
Na klar, wenn bei Atomstrom die Entsorgungskosten für die Endlagerung mit eingepreist werden würden, wäre Atomstrom unbezahlbar...
Ich weiß leider nicht im Detail, was da alles eingerechnet wurde (das war nicht aufgeschlüsselt), aber neben der Endlagerung ist natürlich auch der Bau eines Atomkraftwerks um ein Vielfaches teurer als bei anderen Technologien.
Der Energiehunger war aber doch erwartbar, wenn man die gesamte Automobilindustrie auf E Umstellen will. Mittlerweile fährt doch kaum einer selbst Fahrrad oder Roller. Und das Narrativ alleine ein bisschen Stromsparen & Ausbau Wind/Solar würde problemlos decken, da könne man locker aus Kohle & Atombestromung aussteigen ist eben falsch. Das war aber hier auch schon etliche Male Thema. Hat kaum eine hinterfragt.
Genau so ist es, das zahlt immer der Steuerzahler via Subvention. Wenn was passiert sowie.
Was ich interessant finde. Deutschland hätte sich den kompletten Aufbau aller Solar- und Windkraftwerke ersparen können inklusive der zugehörigen Infrastruktur und könnte trotzdem mit den bestehenden Kapazitäten von Kohle- und Erdgaskraftwerken, sowie Biomasse und Wasserkraft zuverlässig versorgt werden. Was hätte man da allein für Ressourcen sparen können?