Mitglied inaktiv
Ich komme gerade vom Elternabend an Fumis Schule. 8. Klasse Realschule, falls das wichtig sein sollte für die Meinungsbildung. Vorweg: Ich bin nicht neidisch und könnte das für Fumi gar nicht bezahlen - deswegen geht es mir nicht darum, daß Fumi nicht mitmachen kann. (Nebenbei: In den nächsten drei Jahren finden vier !!!!! planmäßige Klassenreisen statt - Skilager *teuerteuer*, Schüleraustausch mit Frankreich, Schüleraustausch mit GB, Abschlußfahrt - ich weiß so oder so nicht, wie ich das finanziell stemmen soll, und die ARGE bezahlt auch nur eine Klassenreise pro Schuljahr - aber das ist eine andere Geschichte und soll an anderer Stelle erörtert werden.) Ähh, ja, zum Thema: In der Klassenstufe findet dieses Jahr das erste Mal ein Schüleraustausch mit Oman statt. Teilnahme ist freiwillig (da teuer und aufwändig), aber zugelassen werden nur Jungen. Die Partnerschule im Oman ist eine Jungenschule - dürfen Mädchen da überhaupt zur Schule gehen? Ich weiß gerade nicht, wie ich das finden soll. Einerseits ist der Oman sicher ein kulturell und landschaftlich interessantes Land, und grundsätzlich finde ich jede Möglichkeit, eine andere Kultur kennenzulernen, gut und wichtig. Bin ich dann prinzipenreiterisch, wenn ich denen "westliche" Werte wie "Gleichheit der Geschlechter" diktieren wollen würde? Andererseits: Gäbe es überhaupt gemistche Schulen dort? Denn - bei allen westlichen Werten - es ist sicher problematisch, wenn die Mädchen dann bei männlichen Gastschülern übernachten müßten - und würde wahrscheinlich scheitern, wenn die männlichen Omaner dann bei einem deutschen Mädchen wohnen müßten. Hmmm... Es läuft auf die Frage hinaus: Ist es legitim, den Omanern mit ihren Wertvorstellungen entgegenzukommen, um den kulturellen Austausch zu fördern und damit vielleicht doch langsam aber immerhin westliche Werte von Gleichberechtigung quasi dorthinzubringen? Ist es sinnvoll, auf einem "Alles oder Nichts" zu bestehen? Oder hoffen wir darauf, daß die paar Schüler, die dann eine Woche hier in München weilen und die westliche Welt kennenlernen, in 10 bis 20 Jahren das Prinzip der Gleichberechtigung in die omanische Gesellschaft tragen? Nur: Was ist das für ein Signal, das wir den auf deutscher Seite beteiligten Kindern dabei geben? Ich gebe zu: Ich bin unentschieden. Das einzige, was mich definitiv stört: Daß diese Diskussion in Fumis Schule so gar nicht stattfindet. Gruß, Elisabeth.
Es wäre schon noch interessant zu erfahren, was es genau für eine Schule ist. Wer ist der Träger? Nur allein aus dem Umstand heraus, daß es eine Jungenschule ist würde ich keine Diskussion starten. Aber man sollte durchaus die Situation in Oman beleuchten: haben Mädchen die gleichen Chancen auf Bildung wie Jungs? Sollte das der Fall sein finde ich es nicht richtig, daß mit dem Land überhaupt ein Austausch stattfindet. Ich kenne die Situation im Oman nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es sich wesentlich von der In Saudi-Arabien unterscheidet und dort wird sicher keine Familie ihre Tochter ins westliche Ausland zum Austausch schicken - falls dies aber zutrifft lasse ich mich gerne belehren.
Hallo Elisabeth, du hast ja so viele wesentliche Punkte schon selbst diskutiert... Für mich wäre der entscheidende Ansatzpunkt, dass die Schule den Austausch so anbietet. Vermutlich pflegt man auch eine Art Partnerschaft mit der Schule in Oman ? Und da halte ich es letztlich für nicht richtig, sondern eher sogar für uns hier fatal, den hiesigen Schülern den Austausch unter diesen Bedingungen schmackhaft zu machen; offenbar ja auch, ohne wenigstens ein gleichwertiges Gegenprgramm für Mädchen anzubieten (wenn's nicht gerade der 1-wöchige Häkelkurs ist ;-) Es ist zwar auf den ersten Blick eine interessante Überlegung, ob man die Ungleichbehandlung dulden und darauf hoffen sollte, dass man mit einem - sei es auch nur männlichen Schüleraustausch - mit der Zeit westliches Gedankengut von Gleichheit der Geschlechter etc. auch nach Oman trägt. An dem Gedankengang gefällt mir aber nicht der eindeutig missionarische Ansatz. Dann ist es auch reichlich naiv zu meinen, man könne diesen Staat und seine (künftig) Verantwortlichen durch Schüleraustausch zum Nachdenken bringen. Ist es nicht vielmehr so, dass sich die Mächtigen der Welt inzwischen in der Welt sehr gut auskennen ?! Natürlich weiß man überall auf der Welt - und natürlich auch in den Teilen, die z.B. streng muslimisch geführt werden -, wie man im Westen lebt und denkt. Der Kern der Ungleichbehandlung der Geschlechter in der islamischen Welt ist doch nicht mangelnde Kenntnis einer anderen Sichtweise .. Die Menschen dort - und beileibe nicht nur die Herrschenden - wollen unsere Anschauung einfach nicht. Bei der Frage, wie man sie irgendwann dazu bringt, es doch zu wollen, können Schüler glaube ich wenig ausrichten. Im Alter der fraglichen Schüler stünde für mich daher die so offenkundige Ungleichbehandlung im Vordergrund, die ich immer versuchen würde zu vermeiden. Ist es nicht auch gerade das Alter, in dem die Kinder beiden Geschlechts auf der Suche nach Identität sind ? Da doch bitte kein Signal a la :"Ihr seid allein wegen eures Geschlechts nicht erwünscht". Warum diskutiert an dieser Schule niemand über solche Fragen ? Haben die Eltern kein Interesse/sind sie der Mewinung der Schulleitung oder befürchten sie den Rauswurf ? Gruß Anna
Tja, warum diskutiert man das nicht? Gute Frage...... Ich persönlich habe - da Mädchenmutter - gestern bei dem Elternabend nur zufällig davon erfahren. Die Jungsmutter neben mir erzählte davon, und ich hakte nach. Fumi hat mir dann abends bestätigt, daß nur die Jungs überhaupt von dem Schüleraustausch in Kenntnis gesetzt wurden. Sie wußte also davon, hat mich aber - da nicht betroffen - nicht davon in Kenntnis gesetzt. Fumi ist aber seit Neuestem in der SMV, und übernächste Woche findet ein SMV-Wochenende statt. Vielleicht ist das eine Gelegenheit, mal von Mädchen-Schülerseite das überhaupt anzusprechen. So wie ich Fumi kenne, wird sie meine Gedanken und Einwände teilen, wenn ich das Thema mal anschneide und mit ihr andiskutiere ;-). Ach so, noch was: Mir ist klar, daß die Schüler im Oman nicht viel ausrichten können. Aber wenn aus diesem Schülern mal mächtige Männer werden - vielleicht tut sich dann was? Vielleicht tragen die dann das, was sie hier gelernt haben, als Familienoberhäupter in ihre Familien und als wichtige Männer in die Gesellschaft?
Ich finde es eigentlich recht aufgeschlossen, dass der Oman bzw die Schule mit der der Austausch stattfindet, das so zulässt, denn sie werden ja wissen, dass die Jungs hier das Leben mit Mädchen in der Schule kennen lernen werden. Ich finde, es ist zumindest ein Schritt, sich zu öffnen, wem man sich öffnet bleibt ja erstmal den Partnern, und zwar beidseitig vorbehalten. Gilt ja auch für eure Schule, die trotz Koedukation den Austausch mit einer monoedukativen Schule eingeht. Und dass es eben eine Sache ist, die nur den Jungs vorbehalten ist, ist eben so. Ist ja auch nur denen vorbehalten, die es sich leisten können. Da könnte man genau so gut fragen, ob es sinnvoll ist, und zwar für unsere Kinder, ob man einen Austausch anstreben soll wenn er definitiv nur den Kindern von Besser- oder Doppelverdienern vorbehalten bleibt. Ist dass dann ein Entgegenkommen der "höheren" und ein Abwenden auf Bildungsebene von der "ärmeren" Schicht? LG, alex
Hallo! Würde ich auch nicht zulassen, finde die Sitten dort zum Teil menschenunwürdig den Frauen gegenüber. LG Traude
würde ich auch nicht machen - Geld oder nicht. Sehe den Sinn nicht Jugendliche in diesem Alter dort hinzuschicken. Es langt doch wenn sie selber entscheiden solche Erfahrungen machen zu wollen nach der Schule/Studium - warum muss alles immer früher stattfinden ? Oman ist schon ein recht exotisches Land - wir haben früher Brieffreunde in solchen Ländern gehabt - alles andere wäre undenkbar und unbezahlbar gewesen.
Guten Morgen! Interessante Diskussion, interessanter Hintergrund. Ich würde es mal so sehen, die Welt öffnet sich in kleinen Schritten, in einem Männerherrschenden Land, kann man da erwarten, daß sie sich gleich ganz öffnen? Entweder man macht es in kleinen Schritten, oder man läßt es bleiben. Von daher finde ich es natürlich nicht optimal, daß die Mädchen ausgegrenzt werden, aber immerhin ein kleiner toleranter Schritt seitens des Oman, daß die Jungs sich die westliche Kultur ansehen und sie sogar erleben dürfen. Ich denke es wird für beide Seiten ein beeindruckendes Erlebnis sein, doch die Kinder sollten gut vorbereitet sein, hoffe dafür wird gesorgt. Wobei ich muß zugeben, ich bin mit dem Oman nicht wirklich vertraut, politisch gesehen, meine das wäre ein Land, wo man eigentlich nur die Ölmultis und Scheichs sonst zu sehen bekommt, die ihrer Falkenjagd nach gehen oder mit dt. Autos durch die Wüste brettern (also so sieht man es im TV), ich habe glaube ich noch nie etwas über die normalen Einwohner gesehen (Bildungslücke hab:-(). Lois, bitte erkläre das wort "Koedukation"? Das hab ich ja noch nie gehört :-(. LG Nina
Nina, das ist der Begriff, der umschreibt, was im Oman nicht passiert, nämlich wenn Mädcehn und Jungen zusammen unterrichtet werden LG, alex
Ich finde es nicht schlimm. Es sind eben die Sitten und Gebräuche des Landes, welches an der Schule respektiert wird. Ist doch toll, dass der Oman dem westlichem Kulturkreis nicht abgeneigt ist und so manchem deutschen Jugendlichen wird es ganz gut tun zu erfahren, dass dort Frauen durch dieses Verhalten auch geschützt werden. Ich persönlich würde meinen Sohn dort aber nicht hinreisen lassen.