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Pflegeheime - fehlende Mimik Bewohner... besonders Männer ...woher kommt das?

Pflegeheime - fehlende Mimik Bewohner... besonders Männer ...woher kommt das?

Laufente123

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Wenn jemand ein Forum kennt ähnlich RUB aber rund um Rentner, um sich auszutauschen, bitte her damit. Danke! MDK Begutachtung, Entlastungsbeträge, Kommunikation mit Pflegekräften inländisch/ausländisch, zu Hause / oder im Heim, Kommunikation mit Heimleitung, Hilfsmittel und Tricks (Jacke anziehen), Inkontinenzversorgung bzw. wie kommt man da hin (feuchte verschmierte Böden sind echt übel,.... Kind, ich bin nicht inkontinent... warum bist du so empfindlich geworden... da hat wohl jemand Tee verschüttet).... alles ähnlich anstrengend wie kleine Kinder, nur leider meist weniger lustig.... Kinder erheitern einen immer mal wieder einfach so. ---- eigentlicher Post Aus familiären Gründen halte ich mich derzeit oft in Pflegeheimen auf. Inzwischen verstehe ich, warum manch ein Besucher nach wenigen Minuten recht entsetzt ist. Muss aber sagen, dass das nicht fair ist. Meine Erfahrung Ein Großteil der Bewohner hat kaum noch Mimik bzw. nur ganz wenig, ohne aber unbedingt dement zu sein. Sogar während wir unbekannte Spiele spielen (Lernfähigkeit und Adaption ist bei Demenz kaum/nicht mehr gegeben) oder uns über ihre Berufe unterhalten. Die Augen hängen, der Mund steht offen (das sieht für mich besonders gruselig aus, sorry), höchstens mal ein MonaLisaLächeln. Auf Fotos von einem an sich fröhlichen Nachmittag sieht das immer sehr traurig aus. Männer scheinen da eher betroffen zu sein, als Frauen. Mhm... als Neandertaler vorm Feuer hat man auch nicht viel kommuniziert, weder Sprache noch Mimik. Also vielleicht einfach Evolution? Mein Vater ist da nicht anders. Er hat vor Jahren seine Mimik verloren. Nein, kein Schlaganfall. Bei meinem Vater ist es wohl "einfach nur" die Depression und die tiefe Erschöpfung. Auch hier, meine Mutter (geistig weniger fit als mein Vater) hat mehr Mimik bei gleichem Alter. Ist hier jemand gerontopsychiatrisch bewandert und hat eine Erklärung? Noch ein Tipp für diejenigen, die auch aus familiären Gründen Heimbesuche machen und das irgendwie sehr langweilig finden... Ich schiebe entweder meine Verwandten spazieren bis zur Eisdiele oder suche mir ein paar Bewohner für ein Spiel. Ansonsten wäre es mir echt zu langweilig dort. Liebe Grüße Laufente


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Laufente123

Ich bin nicht "bewandert in Gerontopsychiatrie", aber ich interessiere mich sehr für Neurobiologie und ihre psychologischen Aspekte. Mimik verwendet man ja nicht nur spontan, sondern auch zur Kommunikation, und die Mimik reagiert automatisch auf ein Gegenüber durch Spiegelneurone (so kommunizieren z. B. Säuglinge, indem sie Gesichtsausdrücke ihres Gegenübers nachahmen). Wenn wenig äußere Anregung da ist, schläft daher die Mimik womöglich ein? Bei einer Depression ist die Mimik aber auch bei jüngeren Menschen nicht so lebhaft, weil Außenreize nur gedämpft wahrgenommen werden, das gehört zur Depression genauso wie zu einer Demenz, überhaupt gibt es da einige kognitive Überlappungen, die bei der Depression aber wieder weggehen, wenn sie ausheilt.


Rahme284

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Sehr gute Antwort, noch ein kleiner funfact: Lächelt man, dann löst das tatsächlich innere positive Gefühle aus. Umgekehrt dasselbe. Weniger positive Emotionen, desto weniger Mimik. Nur Mal so zum Thema Depressionen, Demenz, etc. Ich habe auch auf unserer geschlossenen Station (überwiegend Männer) Opis mit sehr ausdrücklicher Mimik gehabt. Ganz besonders demente Menschen reagieren auf emotionaler Ebene. Da muss man aber die Zeit und Empathie mitbringen. Und auf diese Leute (biografisch) eingehen. Es liegt auch viel an der Biographie, Persönlichkeit und natürlich Krankheitsbild. Einer hatte keine Mimik (KEINE), multimorbid, primäre Krankheitsentwicklung durch Alkoholmissbrauch. Mit fitten Bewohner habe ich auch gearbeitet. Wobei ich da keine verminderte Mimik feststellen konnte. Lediglich eine gewisse Ernsthaftigkeit, die sich aber im persönlichen Kontakt schnell legen kann.


Rote_Nelke

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Depressionen, fehlende Selbstwahrnehmung, Müdigkeit (physisch oder psychisch), Parkinson, etc. Die Gründe sind vielfältig. Auch an sich fitte Senioren bekommen viele Dinge nicht mehr mit. Unsere Großeltern (ü80) haben beim Hochzeitsfoto nicht mitbekommen, wo der Fotograf stand und schauen somit nicht zu ihm und lachen auch nicht. Zuhause kommen sie aber noch komplett ohne Hilfe zurecht


Rote_Nelke

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Nachtrag: Männer (insbesondere der jetzigen Seniorengeneration) wurden noch sehr dazu erzogen, wenig emotional zu reagieren. Und zuletzt, wie vor mir schon jemand schrieb: kein Input, kein Output. Grade mit den (derzeit notwendigen) Masken geht einfach sehr viel an Input verloren Grade bei "meinen" Demenzerkrankten merke ich das sehr.


Streuselchen

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Hallo, Eine Erklärung habe ich leider auch nicht für dich. Aber dein Beitrag hat mich ins Grübeln gebracht. Meine Oma war so ein Fall. Weder Freude noch Überraschung zeigte sich auf ihrem Gesicht. Es war immer der gleiche Ausdruck. Traurig. Sie wurde übrigens bis zum Schluss von der Familie im eigenen Haus betreut. Scheint also nicht unbedingt an einer Heimunterbringung zu liegen. Dann wieder habe ich eine liebe alte Bekannte, 90, die Haushalt und Garten alleine erledigt, erzählt, sich kümmert und manch Juengeren noch etwas vormacht. :-) Manche Menschen altern wohl "besser". Was mir auffällt bei den Alten in der engsten Familie: Einige werden wirklich mit zunehmendem Alter bösartig und fangen nachweislich an zu lügen. Das finde ich jetzt noch schlimmer. Weiss jemand woran das liegt? LG Streuselchen


Methos

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Hallo, Ich bin nicht tief in der Materie drin, aber bei meiner Freundin hatte die Bekannte eine Frontallappendemenz, welche zu bösartigem Verhalten (Beschimpfungen, Unterstellungen, etc.) führte. Bei einer weiteren, aber flüchtigen Bekannten hatte der Mann wohl auch so etwas und hat seine Frau (eine Dame) aufs übelste mit schlimmsten Wörtern beschimpft. Meine Schwiegermutter ist 90, lebt auch noch alleine und ist schon immer etwas böse. Da liegt es weniger am Alter,… Manchmal habe ich Angst vor dem Älterwerden. Liebe Grüße Marion


Mitglied inaktiv

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Ohja, sowas habe ich auch schon erleben müssen. Älterer Herr, den ich schon Jahrzehnte kannte und mit dem ich mich immer gut verstand, wurde plötzlich so "anders" Wenn ich an seinem Haus vorbeiging und er saß auf der Terrasse, stand er auf und beschimpfte mich als Schlampe, Hure und noch andere böse Bezeichnungen :-( Ansonsten war er recht normal. Machte seinen Haushalt noch selbst und sah auch gepflegt aus. Habe dann von einer Nachbarin erfahren, dass es ihr auch so ging mit den Beschimpfungen, er macht das bei jeder Frau. Aber warum?? ich hab dann echt versucht, das Haus zu meiden. Bin lieber einen anderen Weg gelaufen. letztes Jahr ist er gestorben.


albaconi

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Meine Mutter hatte immer Angst davor, im Alter so zu werden. Immer wieder sagte sie mir: Kind, wenn ich böse zu dir bin, das bin nicht ich. Zum Glück ist es aber nicht dazu gekommen. Sie war bis zum Schluss (85 Jahre) geistig aktiv, für alles dankbar und mit allem zufrieden. Es war eine sehr innige Zeit.


Rahme284

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Antwort auf Beitrag von albaconi

Mir fällt dazu noch ein, dass im Alter verdrängte Traumata und schwierige Lebenserfahrungen bearbeitet werden. Es findet mMn eine Rückschau und Aufarbeitung des eigenen Lebens statt. Das und die veränderte Gehirnstruktur können Verhaltensveränderungen hervorrufen. Da merkt man wieder, das man jedem Menschen nur vor die Stirn schauen kann.


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von Laufente123

Das habe ich bisher ganz unterschiedlich erlebt - auch hier keine berufliche Erfahrung, nur private. Meine Großeltern hatten alle bis ins hohe Alter eine gute Mimik bis es gesundheitlich rapide bergab ging. Bei einer Omi und einem Opa war es dann so, dass sie gar nichts mehr konnten und einfach bettlägerig waren, der andere Opa hatte einen Hirnschlag und ist ganz plötzlich gestorben. Bei meiner Schwiegermutter und Schwägerin ist mir aufgefallen, dass sich die Mimik mit dem Tragen eines Gebisses verändert hat. Die Gebisse selber waren schon gut gemacht, die Zähne sahen genauso aus wie vorher, allerdings sah die Mundpartie irgendwie starrer aus. Die demente Tante meines Mannes spiegelt die Mimik ihres Gegenübers. Sitzt sie für sich alleine, hat sie meist einen starren, emotionslosen Gesichtsausdruck. Mein Papa wird in den letzten Jahren immer verbitterter und spöttischer anderen gegenüber. Andere Meinungen zu aktzeptieren fällt ihm immer schwerer. Ich selber hatte irgendwie immer die Vorstellung, dass man im Alter eine gewisse Nachsicht zeigt, toleranter wird, dem Leben einfach mit einem gewissen Laissez-faire begegnet. Die Realität sieht meistens aber anders aus. Im Pfegeheim bei der Tante wird der Bewohner, der Besuch empfängt, böse beäugt. Und wenn man durch die Flure geht, fühlt es sich manchmal wie ein Spießrutenlauf an. Die Tante sagt oft, dass sie nie Besuch bekommt, alle anderen aber "immer", "jeden Tag", "von ganz vielen" Besuch bekommt. Das ist wie ein Wettbewerb...


Mauki2007

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Antwort auf Beitrag von Laufente123

Bei meinem Vater habe ich das Gefühl, dass er seine ganze Energie und Konzentration für das "Funktioneren" jetzt im Augenblick benötigt, ähnlich wie wenn man hochkonzentriert eine sehr schwierige Tätigkeit macht. Dazu schweifen seine Gedanken immer wieder ab. Dann ist sein Gesicht auch sehr oft ausdruckslos. LG Mauki


Shanalou

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Antwort auf Beitrag von Laufente123

Viele leiden im Alter an Demenz oder Parkinson. Oft wird das auch nicht gut erkannt. Außerdem nehmen fast alle der Alten eine Unmenge an Medikamenten. Und manche stumpfen einfach ab.