Mitglied inaktiv
Es ging ja durch die Medien, dass der ex- JusoChef und derzeitige SPD Bundestagsabgeordnete Niels Annenmit 35 nach 28 Semestern sein Studium abgebrochen hat. Die BILD hatte sich schon lange auf ihn eingeschossen, Vorwuerfe lauteten- so ungefaehr- dass er ein typischer Juso eim Umverteiler sei, von den Leistungstraegern viel fordere, selber aber nie gearbeitet habe , sein Ablkehnung von Studiengebuehren auch fuer Langzeistdudenten passten auch ins Bild etc.pp. Inzwischen ist er trotz Privatstunden wieder am Latinum fuer das Geschichtsstudium endgueltig gescheitert und hat abgebrochen. Er ist also nun ein klassischer Berufspolitiker- jemand, der ausser Politik nie gearbeitet hat ( von Studentenaushilfsjobs mal abgesehen). Was meint Ihr dazu? Seid Ihr der Ansicht, dass man, um " das Volk" zu vertreten, gewisse zentrale Erfahrungen gemacht haben muss- wie z.B. am Erwerbsleben teilgenommen zu haben und dass so jemand wie er jedenfalls die Masse des Volkes nicht verterten- oder auch nur verstehen- kann? Oder ist Euch das egal- ein Berufspolitiker, der seit der Oberstufe hautsaechlich Politik gemacht hat und seit Jahren Netzwerker ist, alles und alle kennt, lieber als so ein normaler Hinterbaenkler, der ueber die Ochsentour erst im gereiften Alter den BT erreicht und zwar viel im Leben gemacht hat, aber eben nie hautsaechlich Politik. Ich bin da hin - und hergerissen. Politiker halte ich persoenlich fuer einen richtigen- und ziemlich harten- Beruf. Ich kenne nur wenige Abgeordnete, und die auch nicht sehr gut, aber gerade die, die ueber einen Wahlkreis und nicht ueber die Liste gekommen sind, haben ein entsetzliches Pensum. Von daher- annen hat Politik seit Jugend her gemacht, warum nicht. Und er steht jetzt als abgeordneter vuel besser da als 99% seiner Kommilitonen mit abgeschlossenem Geschichtsstudium. andererseits- diese Vita zeigt mir nur, wie wichtig Studiengebuehren sind. Wirklich, da verstopft er vierzehn Jahre ide Uni und schluckt Ressourcen- sebst wenn man due gebuehren erst ab 20 semester erhebt, haette man im Fall Annen viel geld sparen koennen. also, was meint Ihr? Benedikte
das schwierige meiner meinung nach ist die tatsache, daß er nicht diesen alltag eines arbeiters/angestellten kennt. dieses jahrein-jahraus-arbeiten, steuern zahlen, jeden tag pünktlich sein usw. ich stimme dir zu, daß politiker in keinster weise faul sind (okay, es gibt ausnahmen!), gerade die ausschußmitglieder sind diejenigen, die die arbeit leisten, gesetzesvorlagen entwickeln, mit den kollegen der anderen fraktionen lösungen erarbeiten usw. ich dachte immer, die sitzen nur rum und kassieren kohle. gibts zwar auch (liegt aber m. e. am system, da zuviele bonus-möglichkeiten etc.) trotz allem denke ich, daß politiker nach einer gewissen zeit die verbindung zum "einfachen volk" verlieren. das ist nicht unbedingt eine charaktersache, sondern bringt der job mit sich. leider. claudi
Aber verliert nicht jeder in höherer Position die Verbindung zum "einfachen Volk". Die Gefahr ist groß. Es werden Menschen in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren. Denen kann man auch keinen Strick draus drehen, die haben evtl. auch nie eine Verbindung zum einfachen Volk.
Es gibt wie bei allem zwei Seiten. Aber ich tendiere dazu, es gutzuheißen. Ich kenne ihn nicht, aber wenn er hart arbeitet, dann mutmaße ich, dass das nicht viel weniger hart ist, als ein 9-to-5-job. Denn der Arbeiter hat einen geregelten Feierabend und kann mit freiem Kopf nach Hause gehen. Die Arbeit eines Politikers, der sein Amt ernst nimmt, ist nicht in 8 Stunden am Tag getan. Von geregelten Arbeitszeiten ganz zu schweigen.
Dass er nebenbei einen Studienplatz zugeparkt hat, meine Güte, wenn er wirklich zu doof fürs Latinum ist, kann er ja auch nix dafür. Vielleicht hat er auch einfach zu wenig Zeit ins Lernen investiert, weil er anderweitig zu tun hatte.
Ich habe in meinem Umfeld auch ein paar Langzeitstudenten, die das Studium nie fertiggekriegt haben. Aber sie sind doch alle ihren Weg gegangen. Nicht jede Biografie muss so geradlinig sein.
Zu den Studiengebühren kann ich gar nix sagen. Zu meiner Zeit wars noch kostenlos und das Thema interessiert mich erst wieder, wenn meine Tochter in die Verlegenheit kommt. Obwohl ich da eigentlich schon mal anfangen müsste zu sparen *LOL*
Ich zahl aber besser erst mal meine Bafög-Schulden ab. Eins nach dem anderen ...
Wenn ein Mensch hauptberuflich bspw. Schlosser ist und nebenher studiert, dann sagt jeder "Hut ab!"... ist aber ein Mensch Politiker, dann ist das nichts? Wie ihr schon schreibt: der Annen ist ein Vollzeit-Politiker und hat 'nen recht anspruchsvollen Arbeitstag. Natürlich gibt es mit Sicherheit auch Politiker, die sich nicht sonderlich den Allerwertesten für ihren Job aufreißen, aber jemand, der so aktiv ist wie ein Niels Annen, hat schon ein recht ausgedehntes Arbeitspensum. Auch Studenten, die sich aktiv über ihr Studium hinaus im Asta oder auch als Tutoren betätigen, haben eben etwas mehr als "nur" die Lehre im Kopf... da kann schon einmal etwas mehr Zeit für die Studiendauer ins Land gehen. Sind wir doch froh, dass es eben nicht nur die Figuren gibt, die schlicht stromlinienförmig durch die Uni-Landschaft gleiten, sondern dass es auch intelligente Leute gibt, die sich für Belange einsetzen, von denen dann doch die "Mitläufer" profitieren können.
Es ist allerdings schon schade, dass sich zunächst einmal pauschal über Politiker etc. das "Maul" zerfetzt wird... meist von Leuten, die diesen Job um nichts in der Welt selber tun wollten. Wer es besser könnte, sollte es auch umsetzen und beweisen!
Nun denn, was soll's... der Annen steht schlussendlich freilwillig in der Öffentlichkeit... da wird er auch in der Lage sein, diese Hetzkampagnien auszusitzen. Blöd ist nur, dass immer so platt populistisch gewettert wird... aber mit einem Menschen, der drei unbeliebte "Feindbilder" des Spießbürgers in einer Person vereint - Politiker, Langzeitstudent und Studienabbrecher - bietet sich doch Annen als Medien-Punshingball auffallend an...