Elternforum Aktuell

Nach "1984" haben wir nun auch "Brave new world" realisiert

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Man bedenke, Aldous Huxley hat seinen Roman 1932 und Orson Welles seinen 1948 geschrieben. Wie gut die beiden wohl die Menschen, bzw die Gesellschaft gekannt haben, dass sie diese Hororrszenarien so gut vorhersagen konnten... Was meint Ihr denn zu dem Thema? Soll es eine Vorauswahl geben dürfen? Die guten ins Tröpfchen, sprich Gebärmutter, die schlechten ins Kröpfchen, sprich Müll? Lest selbst und bildet euch ein Urteil: BGH-Urteil startet neue Debatte um Embryonenschutz Die Auswahl von Eizellen nach Gentests ist erlaubt, sagt der Bundesgerichtshof. Jetzt müssen dafür neue Regeln her. Deutschland steht ein neuer Grundsatzstreit zur Bioethik bevor. Der Bundesgerichtshof (BGH) in Leipzig hat entschieden, dass die Präimplantationsdiagnostik (PID) zur genetischen Untersuchung von künstlich befruchteten Embryonen zulässig ist. Damit weisen die Richter auf einem der umstrittensten bioethischen Gebiete einen liberalen Weg, der auch schon in vielen anderen Ländern Europas gegangen wird. Bisher schien er aber in Deutschland durch das Embryonenschutzgesetz von 1990 versperrt zu sein. Nun urteilten die Richter, dass es nicht grundsätzlich zu verbieten sei, wenn Eltern mit hoher genetischer Vorbelastung die künstlich befruchteten Embryonen untersuchen lassen und dann der Frau nur jene einsetzen lassen, bei denen keine Gefahr besteht. Der BGH stellt dazu fest: „Ein strafbewehrtes Gebot, Embryonen auch bei genetischen Belastungen der Eltern ohne Untersuchung zu übertragen, birgt hohe Risiken in sich.“ Die Richter weisen darauf hin, dass es zu Abtreibungen kommen könnte, wenn nicht untersuchte Embryonen eingesetzt würden und sich die Schwangere dann etwa nach einer Fruchtwasseruntersuchung für einen Abbruch entscheidet. „Die PID“, so der BGH, „ist geeignet, solch schwerwiegende Gefahren zu vermindern.“ Verhandelt wurde in Leipzig der Fall des Berliner Frauenarztes Matthias Bloechle, der 2005 und 2006 in seinem „Kinderwunsch-Zentrum“ mit drei Paaren zu tun hatte, bei denen eine Veranlagung zu schweren Erbkrankheiten vorlag. Ein Paar hatte bereits eine schwerbehinderte Tochter, die anderen Eltern waren selbst genetisch vorbelastet. In allen drei Fällen führte Bloechle eine künstliche Befruchtung durch, untersuchte die Embryonen und setzte in Abstimmung mit den Frauen nur jene Embryonen ein, die genetisch unauffällig waren. Der Arzt war sich nicht sicher, ob dies zulässig war, und holte sich Rat bei Juristen. Schließlich zeigte er sich 2006 selbst bei der Staatsanwaltschaft an, wurde aber nach einigem Hin und Her im Mai 2009 vom Landgericht Berlin freigesprochen. Zur Begründung erklärten die Richter damals, dass er zum einen gar nicht gegen das Embryonenschutzgesetz verstoßen habe. Einziges Ziel des Arztes sei ja gewesen, eine Schwangerschaft herbeizuführen, er wollte die Embryonen nicht zu anderen, etwa wissenschaftlichen Zwecken verwenden. Nur solche Zweckentfremdung verbiete das Gesetz, nicht aber die PID. Zum andern, so die Berliner Richter, stehe ein Verbot der PID im Widerspruch zur gängigen Praxis der Furchtwasseruntersuchung während der Schwangerschaft. Warum, so fragten sie, solle das in der Schwangerschaft erlaubt, aber vorher bei der künstlichen Befruchtung verboten sein? Schöne Kinder per Mausklick Dieser Argumentation schließt sich der Bundesgerichtshof an, der dabei betont, dass eine PID bei genetisch vorbelasteten Eltern nicht bedeute, dass Embryonen generell „selektiert“ werden könnten. Das Gericht erklärt dazu, „dass Gegenstand seiner Entscheidung nur die Untersuchung von Zellen auf schwerwiegende genetische Schäden sei. Einer unbegrenzten Selektion von Embryonen anhand genetischer Merkmale, etwa die Auswahl von Embryonen, um die Geburt einer 'Wunschtochter' oder eines 'Wunschsohnes' herbeizuführen, wäre damit nicht der Weg geöffnet.“ Die Entscheidung hat Folgen: Das Embryonenschutzgesetz muss gründlich überarbeitet oder durch ein – von vielen Experten gefordertes – Fortpflanzungsmedizingesetz ergänzt werden, das klare Regeln setzt. Reproduktionsmediziner und Paare mit genetischer Vorbelastung fordern seit Langem, dass die PID auch in Deutschland in Grenzen erlaubt werden soll. In der EU gab es laut Brüsseler Kommission schon 2007 insgesamt 53Zentren, die diese Form der Diagnostik durchführen, zumeist in Spanien, Belgien, Tschechien, Griechenland und Großbritannien. Für Deutschland hatte 2003 die Mehrheit des Nationalen Ethikrats eine eng begrenzte Zulassung bei Paaren mit schwerer genetischer Vorbelastung gefordert, sofern die Untersuchung unter strengen Kontrollen in lizenzierten Diagnosezentren erfolgt. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), warnt hingegen vor einem „Dammbruch“ beim Lebensschutz. „Dann gibt es kein Halten mehr“, sagte Hüppe im Deutschlandfunk. „Dann geht es nur noch um die Selektion, was ist lebenswert und was ist nicht lebenswert.“


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du meinst George Orwell (1984) da ich gerade oranje bejubele nur kurz zum Thema: Es ist und bleibt gefährlich ! Ich empfehle "Die Physiker" von Dürrenmatt lg sakura


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mir kam´s schon beim Schreiben so komisch vor... Orson Wells war doch der mit Krieg der Welten... (und natürlich "Rosebud") Ich verwechsel die beiden zwar nicht im Tun, aber öfters mal mit den Namen. Mischt!


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Der gefährlichste Ort für einen Embryo ist nicht das Reagenzglas, sondern die Gebärmutter ! Wenn die PID wirklich auf schwere genetische Erkrankungen begrenzt bleibt, ist mir so etwas tausendmal lieber als die Abtreibung eines behinderten Kindes.... Ich habe sowieso nie verstanden, warum das eine (PID) strafbar war und das andere (Abtreibung) nicht...... Mit "Brave new world" hat das nun wirklich nur sehr wenig zu tun.......


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Tja, dann denk mal ein paar Schritte weiter... Was heute noch undenkbar ist, ist in wenigen Jahren Usus. Dann gibt´s Wunschbabys aus dem Katalog


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ist die PID längst legal - und in den meisten klappt das auch mit der Ethik und der Moral.... Man muss die Menschen nicht für schlechter halten, als sie sind.....


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Das hat nichts mit "schlecht" zu tun. Sondern eher mit "Begehrlichkeiten wecken". Und warte einfach noch ein paar Jahre ab. Es sollen ja auch schon die ersten Menschen geklont worden sein. Bald laufen hier Klons und "zusammengesetzte Chromosomen" herum. Ich weiß nicht, ob WIR das noch erleben, aber unsere Kinder ganz sicher. Und soll ich Dir was sagen? Das macht mir Angst. Erst werden wir beobachtet, dann nach Wunsch und Bedarf zusammengebastelt. (Ja, ich lese gerne Verschwörungstheorien-Krimis. Und ich glaube daran)


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So lange Kinder auf natürlichem Weg gezeugt werden wird wohl nur sehr eingeschränkt zu Deinem Horrorszenario kommen. Und ich glaube DAS macht den Menschen so viel Spaß, dass sie es nicht sein lassen werden... Zur PID führt es doch nur Menschen, die genetisch vorbelastet sind, bzw. die, bei denen es auf normalem Wege nicht klappt. Und SO viele sind das ja nun nicht. Und ich finde es auch wesentlich besser einen Zellhaufen in den Müll zu werfen, als einen bereits strampelnden Fötus abzutreiben. Was ja bei diagnostizierter Behinderung bis kurz vor Geburt möglich ist, selbst wenn er bereits lebensfähig ist. DAS finde ich viel schlimmer... LG Jessi


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Die wichtigste Erkenntnis aus all den Sequenzierungsprojekten ist wie kompliziert Eukaryonten-Genetik und Entwicklung wirklich ist und wie wenig wir sie verstehen. Wir haben noch nicht mal ansatzweise verstanden welche Rolle epigenetische Mechanismen in der Entwicklung spielen oder wie die grossen Anteile nicht-codierender DNA die Entwicklung und den Phaenotyp beinflussen. Wir sind sehr weit davon entfernt Designerbabies zu klonieren und ich vermute wir werden nie dazu in der Lage sein. Aber den Medien sind ja apokalyptische Horroszenarien lieber als die Fakten. Mein Lieblingszitat von Steven Pinker: Ever since the cloning of Dolly the sheep a decade ago, the panic sown by conservative bioethicists, amplified by a sensationalist press, has turned the public discussion of bioethics into a miasma of scientific illiteracy. Brave New World, a work of fiction, is treated as inerrant prophesy. Cloning is confused with resurrecting the dead or mass-producing babies. Longevity becomes "immortality," improvement becomes "perfection," the screening for disease genes becomes "designer babies" or even "reshaping the species." The reality is that biomedical research is a Sisyphean struggle to eke small increments in health from a staggeringly complex, entropy-beset human body. It is not, and probably never will be, a runaway train. Ganzer Artikel hier: http://richarddawkins.net/articles/2567-the-stupidity-of-dignity


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Ich finde PID ist eine Möglichkeit, um genetisch vorbelastete Eltern zu "entlasten". Und ihnen die Chance auf ein gesundes Baby zu ermöglichen. Warum soll ihnen diese Möglichkeit verweigert werden, weil "wenn/dann/könnte/Zukunftsangst" - ist für mich kein Argument. Wenn diese Technik das traumatische Erlebnis einer Abtreibung oder eine eingeleitete Geburt, um das Neugeborene in den Armen sterben zu sehen, verhindert...!


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Mag sein, dass Herr Pinker das so sieht. Ich glaube aber auch kaum, dass er es sagen würde, wenn es anders wäre... ...stellt sich ja niemand da hin und sagt, dass er gerne Wunderkinder züchten möchte!! Ich kann gut verstehen, dass es Eltern gibt, die eine solche Möglichkeit nutzen möchten. Freunde von mir mussten ein Kind gehen lassen, das eine schwere, vererbbare Stoffwechselkrankheit hatte. Und natürlich hätten sie gern die Chance gehabt, diese Krankheit für weitere - geborene - Kinder auszuschließen. Dann muss man sich aber mit dem Gedanken abfinden, dass man schon gezeugte Kinder wegwirft. Ich selbst habe mich deshalb nicht mal der FWU unterzogen, aber das kann jeder nur für sich selbst beurteilen. Nur diesen frommen Gedanken, dass die Menschen an sich ja gut sind und nur das Beste wollen, den kann man sich getrost abschminken. Diese Technologie wird sicher zum Nutzen einiger Menschen eingesetzt werden - und ganz sicher auch von anderen Menschen zur Erschaffung des Wunderkindes!!


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Die Technologie ist ja eh schon da. Hier geht es nur darum, die Untersuchung und Aussonderung "fehlerhafter", kranker Zellen zu legalisieren. Mehr nicht. Die Auswahl des Geschlechts und irgendwelche Züchtungen sind damit immer noch verboten. Möglich ist vieles, aber nicht legal. Ich würde diese Möglichkeit nutzen wollen, falls ich betroffen wäre. Es ist doch immer noch viel besser als eine Abtreibung in einem solchen Fall.


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Hier ist sie wieder, die schon reflexhafte Unterstellung, dass ein Wissenschaftler luegt wenn er/sie was anderes sagt als man selber denkt, gah. Jedem Journalisten ohne jeder wissenschaftlicher Ausbildung und Schriftsteller der ein Exon nicht von einem Intron unterscheiden kann werden alle kruden Theorien geglaubt aber jemanden der was von der Materie versteht ist sofort suspekt. Nicht besonders hilfreich fuer eine sinnvolle Diskussion. Bei fast jeder kuenstlicher Befruchtung werden mehr Embryonen produziert als spaeter eingepflanzt. Das ethische Problem beginnt hier und nicht erst bei der Auswahl.


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Hier geht es darum aus bereits gezeugten Embryonen (die sowieso nicht alle "genutzt" werden, einige werden am Schluss so oder so entsorgt), solche auszusortieren, die nicht überlebensfähig wären oder schwer behindert. Es wird nichts neu erschaffen, nichts kloniert. Es wird kein Wunschkind gebastelt! Sehr wohl wird unter den vorhandenen Embryonen ausgewählt. Man sollte hier genau auf seine Wortwahl achten, weil die Unterschiede fein, aber bedeutsam sind. Soweit ich weiß werden bei künstlicher Befruchtung auch immer mehrere Emryonen eingesetzt. Ein gewisser Zufall bleibt also.


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Hi! Wenn Du genetisch wegen Brustkrebs vorbelastet wärst, und Dein Kind irgendwann mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit an BK erkranken würde - würdest Du die PID nicht nutzen? Wenn Du die Möglichkeit hättest, ein Kind zu bekommen, bei dem das BK-Gen ausgeschaltet ist (und zumindest vor dieser Krankheit gefeiht ist), würdest Du das nicht in Betracht ziehen?


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Ich bin ja nicht diejenige, die jetzt dagegen wettert. Und ich kann auch alle gut verstehen, die das nützen möchten. Und ich rede ja auch nicht von "schlechten" Menschen, die das machen. Ich versuche nur, die Gefahren, die das birgen kann, nicht zu vergessen. Ich war z.B. auch noch nei ein Freund von künstlicher Befruchtung. Obwohl ich JEDE Mutter, jeden Vater vollstens verstehen kann. Aber dieses Wegwerfen der nicht gebrauchten Föten fand ich schon immer grenzwertig. Auch wenn ich kein Abtreibungsgegner bin, ganz und gar nicht, aber das Abtreiben aus dem Grund, weil das Kind nicht der gängigen Norm entspricht, finde ich ebenso mehr als grenzwertig. Grüßle Silvia


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natürlich ist es zuerst einmal wünschens- und lobenswert genetische vorbelastungen bei kindern ausschließen zu können, davon träumen doch viele eltern, wie z.b. mein schwager mit vielen diabetes-fällen in der familie (obwohl diabetes in dieser hinsicht vielleicht noch eines der kleineren probleme ist). doch wo hören wir wieder auf? wird es irgendwann wie bei "gattaca" zwei verschiedene arten von menschen geben? diejenigen, die genetisch "verbessert" wurden und diejenigen, die aufgrund ihrer natürlichen zeugung im leben nur nachteile haben? ich stehe der entwicklung mit ein bisschen skepsis gegenüber, natürlich kann ich als kerngesunde endzwanzigerin ohne jegliche schwerwiegende genetische belastungen nicht das gleiche hintergrundwissen liefern, wie die mutter eines behinderten kindes, aber irgendwie vertraue ich da doch auf die natur, die hat das schließlich seit ewigkeiten schon hinbekommen. nun ja, wenn huxley recht hat, kriegen wir eh bald alle solche aufputschmittel, dass wir nur noch happy sind und alles hinnehmen, dann können wir auch menschen kreiieren, die einwandfrei funktionieren.