Benedikte
Hab gerade die zdf Nachrichten geschaut. Ferda Ataman, AntDiskriminierungsbeauftragte, will Diskrimierung wegen des sozialen Status ins Gesetz aufnehmen und Vorfälle bekämpfen, die dagegen verstossen. Wie will sie das denn machen? Ich finde es total offenkundig, dass bspw eine HsrtzFamilie keinen ZuschlG für eine 200 qm 2000 Kaltmiete Wphnung kriegt. Weil sie das nicht zahlen kann. Könnte sie, gäbs kein Hartz. Von daher, die Versagungsentscheidung finde ich transparent und richtig. Aber ich verstehe nicht, dass sie das nicht versteht. Weiss jemand, was die will und kann mir das erkären? Oder ist das Populusmus pur und Dummenprell? WS meint sie damit genau?
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Und was wäre, wenn die Wohnung klein und für die Hartz4-Familie bezahlbar wäre, sie diese aber trotzdem nicht erhält, weil der Vermieter das einfach aufgrund des sozialen Status ablehnt?
Ergänzung: Wenn es bei einer Stellenausschreibzng heißt, Frauen und Menschen mit Behinderung werden bevorzugt behandelt, dann steht da ja auch dabei "bei gleicher Qualifikation". Wenn sich jemand die Wohnung nicht leisten kann, wird man wohl nicht von Diskriminierung sprechen. Ebenso wenig wird jede Frau automatisch bei dem Job bevorzugt, ob die Qualifikation dafür überhaupt nicht vorliegt.
Also, ich vermiete auch und Auswahlkriterium ist bei mir, dass die Miete durch Erwerbstätigkeit finanziert wird und gute Schufa da ist, Mieter ggf Schäden zahlen können. Ich wuerde die H4 Familie nicht aufgrund des Status ablehnen, sondern weil sie ein finanzielles Risiko darstellen und ich die Dispositionsfähigkeit über meine Wohnung verliere. H4 MIETER KÖNNen immer Härtefall geltend machen. Kurz, ich handle nachvollziehbar im Sinne meiner Interessen. Deine im anderen Beitrag genannten Beispiele verstehe ich nicht.
Deine Beweggründe kann ich schon nachvollziehen. Aber irgendwo ist es nun mal Diskriminierung, wenn sich der Bewerber die Wohnung grundsätzlich leisten könnte, keine Schufaeinträge hat ggf. sogar Kaution zahlen kann etc. In der Haut eines Hartz4-Empfängers steckend ist es nun mal hart, keine Wohnung zu finden. Bei deinem Beispiel war ja ganz offensichtlich, dass die Familie sich die Wohnung nicht leisten kann. Das ist ja dann keine Diskriminierung, wenn sie die Wohnung dann auch nicht erhält. Mein Vergleich mit der Formulierung der Stellenausschreibung im öffentlichen Dienst war da vielleicht nicht so gut gewählt. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, daß es keine Diskriminierung sein kann, wenn eine weibliche Bewerberin gegenüber einem Mann abgelehnt wird, wenn sie eine schlechtere Qualifikation hat. Genauso wenig, wie es Diskriminierung wäre, einen Mieter abzulehnen, der sich die Wohnung nicht leisten kann.
Die Frau ist neu im Amt und muss sich jetzt erst einmal etablieren. Die wird erst einmal eine Reihe Versuchsballons starten, aber ihre Berater/Juristen werden sie hoffentlich wieder einfangen. Noch würde ich mir keine Sorgen machen.
Sorgen mache ich mir nicht, aber gerade diese Idee bringt mich zum Kopfschütteln. Sozialer Status ist keine genuine Eigenschaft, sondern Ergebnis von anderem. Kein Geld,Job, Ausbildung, Sprachkompetenz, ungesicherter Aufenthaltsstatus bedeutet niedriger Status . Problem aber nicht das Gesamtergebnis, sondern die Einzelkomponenten. Es vernebelt halt, wenn sie hier Diskriminierung wittert. Jemand mit diesen Eigenschaften hat es immer schwer, aber Problem die Eigenschaften, nicht das Resultat. Nun denn....
Mich musst du nicht überzeugen, ich sehe es genauso. Wir vermieten auch, und mir ist die Problematik bewusst.
Ein geringer sozialer Status sollte aber nicht zum Klassismus führen. Und nichts anderes ist es, wenn man Beziehern von Sozialleistungen als Vermieter Ausfallrisiken zuschreibt, die man auch bei anderen Mietern nicht absichern kann und notfalls einklagen müsste. Abgesehen davon ist die Tatsache, dass sich die Antidiskriminierungsstelle jetzt dafür einsetzen will, erst mal nur ein Strategieentwurf. Wie sich das in der Praxis, vor allem in Großstädten, umsetzen lässt, steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt. Auf schwierigen Mietmärkten findet meiner Erfahrung nach wird vor allem durch private Vermieter sehr oft Rassismus und Klassismus praktiziert, oft braucht man ja sogar Beziehungen, oder es fließen Bestechungsgelder für die Vermittlung von Wohnungen. Wirklich wehren kann man sich ja als Mietkandidat nur, wenn offensichtlich und dokumentiert (oder vor Zeugen geäußert) Diskriminierung stattgefunden hat. Sonst hat man keine Chance.
Private Vermieter haften mit ihrem privaten Vermögen und oftmals wurden Wohnungen mit hart erarbeitetem Geld oder gar mit Krediten erworben. Da muss man schon schauen, dass man das Ausfallrisiko von vornherein minimiert. Wenn ich die Wahl zwischen einer pensionierten, alleinstehenden Beamtin und einer alleinerziehenden Mehrfachmutter mit Teilzeitjob oder einer afghanischen Großfamilie habe, die von Hartz 4 lebt, dann nehme ich als private Vermieterin die Rentnerin. Die anderen Risiken überlasse ich denen, die es sich leisten können, nämlich Wohnungsbaugesellschaften. Wenn dieses Verhalten schon als Diskriminierung ausgelegt wird (was es natürlich ist, aber ich muss Selbstschutz betreiben, denn ich brauche das Geld als Rente), dann werden noch mehr Wohnungen unter der Hand weggehen. Ich gehe aber davon aus, dass Frau Ataman nur viel heiße Luft absondert und solche Regelungen nicht mehrheitsfähig sind.
Ich verstehe den Gedankengang dahinter schon und kann nachvollziehen, dass man sein Eigentum schützen will - grundsätzlich sind Miete und Kaution aber ja auch dazu gedacht, solche Risiken abzudecken (und meines Wissens nicht, um den Kredit zu tilgen, den man für den Erwerb der Immobilie aufgenommen hat), und ein Mieter ist gehalten, die Mietsache pfleglich und ordentlich zu behandeln, wobei normaler Verschleiß in Kauf genommen werden müssen. Faktisch ist es aber auch unter diesen Voraussetzungen so, dass die alleinstehende ältere Dame gegenüber der Alleinerziehenden mit 3 Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter natürlich die ruhigere, stressfreiere und vermutlich die Mietsache auch weniger verschleißende Mieterin ist, und auch der Kettenraucher mit Reptilienzucht ist einem als Vermieter weniger lieb als die ruhige, pensionierte Richterin ohne Haustiere. Aber gerade in Ballungsräumen haben Vermieter ja sowieso die freie Auswahl, da geht es eigentlich neben der Bonität nur nach äußerlichen Kriterien. Das fängt schon damit an, dass man eine Bewerbungsmappe anlegt, sich zum Besichtigungstermin ordentlich anzieht und versucht, einen guten Eindruck zu machen - zumindest vom Hörensagen weiß ich von dem Wohnungsmarkt hier auch von Bestechungsversuchen. Trotzdem muss es grundsätzliche Regelungen gegen Diskriminierung auch aufgrund der sozialen Herkunft und des gesellschaftlichen Status geben, weil der Gleichheitsgrundsatz gilt. Ich würde das jetzt auch nicht als "heiße Luft absondern" abtun, sondern das ist Atamans Job als Antidiskriminierungsbeauftragte. Dass sich damit in der Praxis in sehr, sehr vielen Fällen kein Blumentopf gewinnen lassen wird, weil man die Diskriminierung gar nicht richtig nachweisen kann und Aussage gegen Aussage und Interesse gegen Interesse steht, ist noch mal eine andere Sache.
Sehe ich anders. Bexiehungen auf dem Wohnungsmarkt- wieso soll ein Vermieter nach dem Bestellerprinzip zwei Kaltmieten Courtage zahlen wenn er im Bekanntenkreis und der Nachbarschaft genug Interessenten hat, die er kennt oder wo es gemeinsame Bekannte gibt? Dank sozialer Kontrolle kann man auf ein gut laufendes Mietverhältnis hoffen. Braucht sich dann auch nicht mit 500 Bewerbern rumschlagen. Bei der Wohnungssuche braucht man immer nur einen. Und das Problem mit H 4 Mietern ist ganz faktisch, dass sie keine Geldmittel haben. Das ist Kriterium für den Leistungsbezug. Und man kann ganz schnell Schäden verursachen, die schwer zu bezahlen sind. Was schweres fällt aufs Ceranfeld, eine brennende Zigarette aufs Parkett, man vergisst, das Fenster zu schliessen und ein Unwetter kommt, man verstopft den Abfluss vor dem Hauptrohr....alles passiert. Und dann zahlst Du als Vermieter oder lässt die Schäden eie sie sind. Und Bestechung auf dem Wohnungsmarkt- nie die Guten, die Wohnungen lricht anmieten können, es bestechen die, die Defizite übertünchen müssen. Ein weites Feld. Mal schauen, was sie macht.
"Bexiehungen auf dem Wohnungsmarkt- wieso soll ein Vermieter nach dem Bestellerprinzip zwei Kaltmieten Courtage zahlen wenn er im Bekanntenkreis und der Nachbarschaft genug Interessenten hat, die er kennt oder wo es gemeinsame Bekannte gibt? Dank sozialer Kontrolle kann man auf ein gut laufendes Mietverhältnis hoffen." Kommt drauf an, was das für "Beziehungen" sind. Hier gehen, seit ich die Stadt kenne, die meisten interessanteren Wohnungen unter der Hand weg - die Ausziehwilligen stellen Nachmieter aus dem Bekanntenkreis. Das sind dann also keine Beziehungen des Vermieters, sondern der Vormieter. Ansonsten laufen schönere Mietobjekte komplett über Makler, teilweise kriegt man da auch günstige Deals, wenn man vom beruflichen oder gesellschaftlichen Status ins Vermietungsraster oder in die Hausgemeinschaft passt. Die Möglichkeiten der sozialen Kontrolle halten sich da in Grenzen, auch wenn man sich als Vermieter natürlich erhofft, dass man auf dem Weg "ordentliche" Mieter bekommt. Garantiert ist das nicht, auch nicht, dass es keinen Zoff in der Hausgemeinschaft gibt. "Und Bestechung auf dem Wohnungsmarkt- nie die Guten, die Wohnungen lricht anmieten können, es bestechen die, die Defizite übertünchen müssen." Auch da kommt es drauf an, was man unter Bestechung versteht. Ich finde es ja schon Bestechung, wenn man Vermietern anbietet, 6 Monate im Voraus zu bezahlen, um die Wohnung unbedingt zu bekommen und sich einen Vorteil gegenüber anderen Interessenten zu verschaffen. Oder auch die Zahlung von Provisionen an Privatleute, die "etwas wissen". Ist hier auch gang und gäbe und wird sogar öffentlich gemacht in den Anzeigen. Ich dachte jetzt weniger an die schweren Jungs, die gleich die Geldscheinrollen aus der Hosentasche pfriemeln. Solche Fälle wie oben (Miete im Voraus zahlen, Vermittlungsprovision an Privatleute zahlen) kenne ich aus dem engeren Bekanntenkreis, das sind ganz unbescholtene Leute, die ordentlichen Berufen nachgehen und auch die Miete problemlos zahlen können. Hier ist der Wohnungsmarkt halt seit Jahrzehnten völlig abgegrast. Das Menschen mit Hartz4-Bezug gar keine privaten Rücklagen bilden dürfen, wird sich mit der Einführung des Bürgergelds ja nun hoffentlich ändern. Damit sie eben auch nur annähernd in Richtung finanzielle Eigenverantwortung und Finanzplanung kommen, das ist nämlich die Kehrseite von den Mini-Bezügen und den Auflagen, dass man sogar den Notgroschen erst noch verbrauchen muss und da mit jedem Pippifax wieder vom staatlichen Tropf abhängt, das hat auch etwas Demütigendes. Ein Brandloch im Parkett durch eine brennende Zigarette ist aber auch z. B. nichts, was riesige Kosten verursacht, Wasserschäden sind da eine vollkommen andere Hausnummer.
Aus Erfahrung von Verwandten weiß ich, dass das keine Hirngespinste sind! Fast ein Jahr keine Miete, raus kriegte man den Mieter auch nicht. Wie soll das gehen, wenn noch Kredite abzuzahlen sind????? Das ist keine Diskriminierung!
Aber das ist doch auch ok, wenn Mieter wohnungssuchende Bekannte vorschlagen für ihre Wohnung? Als Vermieter muss man schauen, Kosten und Ressourcen zu sparen. Und wie oben geschrieben- man braucht nur einen. Auch die Zahlung von Monatsmieten im voraus ist völlig legal. Flösst dem Vermieter Vertrauen ein, dass der Mieter die Wohnung langfristig zahlen kann. Finde ich nicht verwerflich, man vrrzichtet als Mieter halt auf bestimmte Rechte. Bürgergeld- ob es zu mehr Vermögen auf Seite der Berechtigten führt, weiss ich nicht. Wenn das Schonvermögen erhöht wird, sollten manche auch grössere Rechnungen zahlen. Wobei bei mir die Intention, die mit dem Begriff Bürgergeld verbunden wird, es solider und nicht nach Transfer aussehen zu lassen, verpasst wird. Problem ist letztendlich die Knappheit und der darauf resultierende Verdrängungsprozess.
Der soziale Status ist zu einem sehr großen Teil das Ergebnis der eigenen Leistung!!! Ich hab mir mein Leben lang den Allerwertesten aufgerissen, mein Studium selbst finanziert, mich immer weiter gebildet. Ich bin die Erste in meiner Familie, die überhaupt Abitur hat! Es ist möglich - und wer da keinen Bock drauf hat……………. Und meine Wohnung ist übrigens auch meine Rente - und ich gedenke auch, meiner Tochter was zu vererben! Und das ist meine erarbeitete Leistung - dafür habe ich einen nicht geringen Preis bezahlt!!!!
Dir ist aber z. B. keine Krankheit dazwischen gekommen.
H4-Familie bewirbt sich auf 200 qm Wohnung für 2000 Euro kalt - das ist doch wohl sehr weit neben allem, was in der Realität überhaupt stattfindet - finde ich. Was Frau Ataman (die ich im übrigen nicht (noch nicht) so richtig gut finde) meint ist doch eher, dass die normal ausgestattete 2-/3-Zimmerwohnung für einen normalen Preis auch am Besten nur an das solvente Dinks-Päarchen vergeben wird - weil dem H4-Empfänger per se unterstellt wird, dass er ganz sicher arbeitsscheu ist und sich hier reinschmarotzen will. Oder das der AE-Mutter mit TZ-Job die Wohnung nicht vermietet wird, weil eine AE ... puhhh ... wenn die ihren Job verliert, ist kein Partner da, der die Miete weiter zahlen würde/könnte. Und ja, das ist ein Problem. Ich weiß nicht, wie man es lösen könnte. Denn ich verstehe den Vermieter ja auch, der nicht einschätzen kann, ob da jemand steht, der unbedingt aus H4 wieder raus will oder jemand, der sich da bequem drin eingerichtet hat. Bzgl. des erwähnten Themas Mütter & Jobs: selbst erlebt, dass man natürlich bevorzugt Mütter einstellt (man hat ja selbst auch Kinder etc) - die sollen aber bitte schon auf die weiterf. gehen und keine KIGa-Kinder sein, die sich nicht alleine versorgen können. DAS wird sich sicher erst ändern, wenn es in unserer Gesellschaft auch bei AG´s UND Vätern wirklich normal wird, dass eben auch der Vater mal zu Hause bleibt, früher gehen muss/kann ohne befürchten zu müssen, dass ihm das negativ ausgelegt wird. Wir sind doch noch lange nicht so weit, dass Erziehung wirklich gerecht von beiden Elternteilen getragen wird was das Berufsleben angeht. Es wird nichts nutzen, wenn Frau Ataman da gegen die Diskriminierung von Frauen bzw. Müttern wettert und angehen will, wenn generell nach wie vor die Mutter diejenige ist, die selbstverständlich die Hauptsorge trägt.
Vor Geburt: jahrelange Berufserfahrung, Führungsposition, top-Bewertungen, vorgesehen für Beförderung. Nach Geburt: alles weg. Weil man als Mutter den Job eben nicht so machen kann, wie es angeblich nur auf genau eine Art geht. Mal angenommen, ich wäre jetzt AE gewesen oder mein Mann hätte nicht gut verdient, hätte ich mit H4 aufstocken müssen. Denn in meiner (damaligen) Branche heißt VZ genau nicht, man hat um 16 oder 17 Uhr Feierabend. Und auch nicht, dass man nur ab und zu mal Überstunden machen müsste. Und nun? Hab ich mir den sozialen Status zwar jahrelang erarbeitet - der ist aber plötzlich weg, weil die Arbeitswelt in vielen Branchen genau nicht umdenkt und einen VZ-Job zeitweise zB auf 2 MA´s aufteilen WILL. Machbar wäre das bei vielen Jobs - aber man will halt nicht. Und dann hätte ich auch da gestanden und müsste mir vorhalten lassen, dass ich halt selber schuld bin, wenn mein sozialer Status nicht ausreicht? Mir eben nicht genug erarbeitet hätte, um eine bestimmte soziale Stufe erklommen zu haben? Oder selber schuld - weil Augen auf bei der Berufswahl?
Das ist immer alles so einfach gesagt, und grundsätzlich hast du natürlich Recht. Aber in der Privatwirtschaft geht es ja immer nur um eines, nämlich darum Geld zu verdienen. Firmen sind nicht die Heilsarmee und viele Arbeitsplätze hängen davon ab, dass unter dem Strich Gewinn erwirtschaftet wird. Es kann nicht immer nur verteilt werden. Wir haben hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern schon ziemlich paradiesische Verhältnisse. Wenn man aus einer Vollzeitstelle zwei Teilzeitstellen macht, insbesondere bei höher bezahlten Stellen, kommen auf den Arbeitgeber neben eventuellen Effizienzverlusten ja auch höhere Kosten zu (Stichworte: Sozialabgaben und Beitragsbemessungsgrenze). Wenn dann mit dem Controller um jedes halbe Prozent gefeilscht wird, weil der Bonus des Chefs von den erzielten Einsparungen im Geschäftsjahr abhängt, dann wird so ein Thema ganz schnell schwierig. Dann noch Druck von der obersten Geschäftsleitung, die vielleicht im Ausland sitzt und für deutsches Sozialgedöns überhaupt kein Verständnis hat. Man kann immer viel fordern, und ja, es muss noch viel geschehen, aber man muss sich auch immer in die Schuhe der anderen Seite stellen. Es gibt manchmal Sachzwänge oder es menschelt einfach, dagegen kommt man nicht an. Sonst wäre die Welt sicher ein besserer Ort. Karrieremäßig habe ich übrigens das erlebt, was du beschreibst. Tolle Karriere im Großkonzern gemacht, ich stand kurz vor der Beförderung zur Abteilungsleiterin. Dann wurde ich schwanger und hatte einen Partner, der weder Elternzeit nehmen konnte noch wollte (ich weiß auch gar nicht, ob Männer damals schon in Elternzeit gehen konnten, stand aber bei uns auch nie zur Debatte). Das war es dann in Sachen Karriere. Ich bin aber nicht ungern zuhause geblieben, mir war es das Wohl der Familie wert.
ich glaube, "sozialer Status" soll einfach nur in das Gleichbehandlungsgesetz mit aufgenommen werden, das soll ja reformiert werden. Wir werden sehen, was das bringt. Dein Wohnungsbeispiel ist damit eher nicht gemeint. Ich fand das Inverview aber trotzdem interessant und ich bin auch nicht gegen eine Frau Ataman, das ist schon ein wichtiger Posten. Es ist ja nunmal so, dass diskriminiert wird. In einem anderen Interview sagte sie, z.B. die Frage eines zukünftigen Arbeitgebers beim Bewerbungsgespräch mit einer jungen Frau "möchten Sie bald schwanger werden?" Auch Rassismus und Antisemitismus unter Migranten usw. Es geht um Diskriminierung in jeglicher Hinsicht, also um Menschen, die ungerechtfertigt! anders behandelt werden und das widerspricht unseren Grundwerten und Grundrechten. Da sollte eigentlich jeder zustimmen. jetzt zu Deinem Wohnungsbeispiel, jeder kann wohl kommen und mimimi machen "ich fühl mich diskriminiert und bekomme die Wohnung nicht", der Zahn wird diesen Leuten wohl vorort schnell gezogen, aber trotzdem fließt das mit in die Statistik, das nervt mich, dass Anfragen gezählt werden. Ich finde, es sollten nur Vorfälle, die tatsächlich mithilfe der Antidiskriminierungsstelle weiterbearbeit werden, gezählt werden. Sie sagte auch irgendwas von "5600, das ist nur die Spitze, Millionen Menschen wenden sich nicht an uns, wir müssen bekannter werden". Naja, sie ist ein bisschen laut, mal gucken, wie das weitergeht.
Dein Beispiel ist etwas schief. Denn es gibt ja einen sachlichen Grund, warum ein:e Vermieter:in den Zuschlag für eine Wohnung nicht an Menschen gibt, die sich die Miete Nichtleisten können. Nicht jede Andersbehandlung, jede Ablehnung ist Diskriminierung. Es gibt ja schon genug Beispiele für Diskriminierung in anderen Bereichen. Und es haben sich auch schon Schemata, Standards etc. etabliert, anhand derer geprüft wird, ob nun ein Fall von Diskriminierung im Sinne des Gesetzes vorliegt. Auch hier wird man vielleicht einfach etwas abwarten müssen, bis es Rechtsprechung gibt. Mich regt es kein bisschen auf, dass nun so ein Passus aufgenommen wird. Und dass nun in einem Interview auch nicht auf alle juristischen und praktischen Anwendungsbeispiele eingegangen wird, ist doch klar. Mich ärgert viel mehr, dass es notwendig ist, so etwas gesetzlich zu verankern.
Wie schon gesagt wurde, der soziale Status ist weder unveränderlich noch für sich genommen ein Problem, sondern die vielen Dinge, die daraus (ggfs.) erwachsen, gerade für Vermieter: mangelnde Sprachkenntnisse, andere Problemlösungskultur, wenig Rücklagen, zB jetzt auch bei den gestiegenden Nebenkosten. Dots: Kredit für Kauf nicht, aber Kredit für energetische Sanierung und Restaurierung ist bitte noch ok? Oder wie soll der sonst gezahlt werden, wenn nicht von den Leuten, die das nutzen?
Es ist doch nicht relevant, was für mich "okay" ist. Es wird trotzdem überall gemacht, dass Wohnungen als "Kapitalanlage" auf Pump gekauft und vermietet werden, dementsprechend hoch werden dann die Mieten angesetzt. Hier verrechnen sich damit allerdings inzwischen viele Privatinvestoren, da die Immobilienpreise völlig überzogen sind. Die Mieten, die man da für eine Finanzierung plus Rücklagenbildung bräuchte, kriegt man in der Regel nicht.
Wer für unter einem Prozent finanziert hat, wird immer einen positiven cash flow haben. Grundsätzlich ist es auch der Sinn einer Kapitalanlage, Kapital zu generieren. Was denn sonst? Vor allem aber- ohne Erträge investiert kein Privater. Das macht die Situation auf dem Wohnungsmarkt noch schwieriger.