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Harvard Professor verliert seine Stellung, weil er Harvey Weinstein verteidigt

Harvard Professor verliert seine Stellung, weil er Harvey Weinstein verteidigt

tonib

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https://www.welt.de/kultur/article193720231/Unschuldsvermutung-Harvard-setzt-Weinstein-Anwalt-ab.html Da bin ich fassungslos - wie kann es sein, dass aus einem rechtsstaatlichen Grundrecht eine Vorverurteilung werden kann, in dessen Verlauf der Verteidiger (und seine Frau, warum eigentlich?) ihre Posten verlieren. Was sind das eigentlich für Jura-Studenten? Moralische Entrüstung ersetzt kein Rechtsverständnis.


Johanna3

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Antwort auf Beitrag von tonib

Und das ausgerechnet an einer Elite-Uni. Unglaublich!


Benedikte

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tonib geht mir immer öfter so. Neulich die Diskussion in Frankfurt zum Kopftuch wo dann muslimische Studenten die Entlassung der Frau gefordert haben..... jedenfalls, ohne Worte


cube

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Antwort auf Beitrag von tonib

denn im Prinzip heißt das ja auch, dass Weinstein keinen Verteidiger/Anwalt verdient hat. Was ist dann mit dem Recht des Angeklagten auf Verteidigung? Und wo bleibt die Unschuldsvermutung bis zum Beweis der Schuld? Und ist es nicht so, dass ein Anwalt neutral sein sollte? Diese Neutralität spricht die Uni ja damit ab - sie verlangt, dass er eine bestimmte Meinung vertritt und ihn eben nicht verteidigt. Ach, da fallen mir tausend Dinge zu ein... Gods Own Country mal wieder....


Susanne.75

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Das Verhalten der Studenten finde ich schlimm, und lässt an deren Rechtsverstand sehr zweifeln. Allerdings finde ich es von dem Professor auch eine extrem falsche Entscheidung, dem Verteidigerteam beizutreten. Wenn ich das richtig verstehe, ist der Leiter eines solchen Hauses gleichzeitig sowas wie eine Vertrauensperson und Mentor. Jemand, an den sich zB vergewaltigte Studentinnen als erstes wenden können. Wenn man mal gesehen hat, wie Anwälte gerade in den USA mit Opfern vor Gericht umgehen, kann ich verstehen, dass dieses Vertrauensverhältnis so eigentlich nicht mehr bestehen kann. Wie solen sich die Frauen denn jemandem anvertrauen, der jemanden vor Gericht , dem genau das gleiche passiert ist, gerade so fertig gemacht hat. Das wird eine Frau in der Situation nicht als "ist ja sein Job" abtun können. Das ist eine sehr schwierige Situation. Diesen Konflikt hätte der Professor verhindern können. Es ist ja nicht so, dass Weinstein ohne ihn ohne Anwalt dastehen würde. So stand auch die Uni vor einem Dilemma. Ob richtig oder nicht, aber wenn das Vertrauensverhältnis so gestört ist, geht das nicht mehr. Ich weiß nicht, ob Weinstein schuldig ist. Dass jemand unschuldig ist, bis die Schuld bewiesen ist, muss vor Gericht gelten, aber die Gefühle der Menschen halten sich daran nunmal oft nicht.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Susanne.75

Studenten einer Eliteuniversität sind grundlegende Elemente eines Rechtssystems nicht mehr zumutbar?


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von tonib

Die (Political Correctness) Revolution frisst ihre Kinder: der einzige Afroamerikaner im Verteidigerteam und als Dean des Wohnheims. Und für seine Frau gilt anscheinend Sippenhaft.


Leena

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ich finde, so aus der Ferne habe ich keine Meinung dazu. Zumal ich schlichtweg nicht die Fakten kenne - einerseits ist davon die Rede, dass er 'aufgrund des zerstörten Vertrauensklimas' entlassen worden sei, an anderer Stelle wird berichtet, dass er und seine Frau sich die Stelle als Dekan teilten (unabhängig von ihrer Professur) und die Ernennung 'nicht verlängert worden' sei... das wäre ja nun nicht dasselbe, ich weiß es schlicht nicht... Ansonsten habe ich ja öfter mit Anwälten zu tun, die Verdächtige verteidigen / vertreten - meiner persönlichen Erfahrung nach kommt es nicht darauf an, WEN sie vertreten, sondern WIE sie ihn vertreten. Manche legen dabei ein Auftreten an den Tag, dass man sie nicht mit der Kneifzange anfassen möchte, manche erzählen einem was von armen kleinen zarten Pflänzchen, die bloß Angst hätten, zertreten zu werden... und es gibt welche, die auf die vorliegenden Fakten bezogen sachlich argumentieren. Die finde ich immer eine Wohltat. Von daher - ich habe keine Ahnung, ob es in dem Fall darum geht, dass Professor Sullivan dem "Verteidiger-Team" von Weinstein beigetreten ist, oder ob es darum geht, wie er in diesem Kontext aufgetreten ist oder was er ggf. gesagt oder nicht gesagt, angedeutet oder nicht angedeutet hat. Und solange ich das nicht weiß, steht mir schlichtweg keine Meinung zu, wenn ich die Fakten nicht kenne.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von tonib

So lese ich das, etwas weniger dramatisch. Es betrifft nicht seine Professur.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Aber seine Stellung als Dean. Und wie erklärst du die Konsequenzen gegen seine Frau?


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

Die Dekan-Stelle von IHM wird nicht verlängert. Das ist ein schon ein Unterschied zu einer Kündigung. Ich kenne Leute, die befristete Stellen hatten, die nicht verlängert worden sind - und zwar nicht wegen mangelnder Arbeitsleistung, sondern weil sie nicht ins Team passten. Zu IHRER Stelle habe ich keine Informationen. Eine Kündigung wäre nicht akzeptabel, ein Auslaufen eines befristeten Vertrags wäre hinzunehmen. Auch wenn es Geschmäckle hat.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

BEIDE haben ihre Stelle als administrativer Leiter ihres Hauses verloren, weil er macht, was ein Strafverteidiger nun einmal macht. Warum das hinzunehmen ist, erkläre einmal.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

„On Saturday, the dean of Harvard College, Rakesh Khurana, sent an email to students and staff members at Winthrop House, informing them that he would not renew the appointments of Mr. Sullivan and Ms. Robinson as faculty deans after their terms end on June 30. Mr. Khurana said in his email that the decision was informed “by a number of considerations.”“ Heißt für mich: es lagen befristete Verträge vor, die man nun nicht verlängern wird.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

„Ronald Sullivan Jr. hatte sich Ende Januar dem Verteidigerteam des Medienmoguls Harvey Weinstein angeschlossen. Weinstein wird von Dutzenden von Frauen beschuldigt, sie sexuell belästigt oder gar vergewaltigt zu haben. Unter ihnen sind Filmstars wie Angelina Jolie oder Salma Hayek. Der Beschuldigte beharrt darauf, dass die sexuellen Kontakte zu den Frauen stets einvernehmlich gewesen seien. Im Zuge der Weinstein-Affäre entstand auch die #MeToo-Bewegung. In einem Brief an seine Studierenden erklärte Sullivan damals, auch Personen, die als «widerwärtig oder unerwünscht» betrachtet würden, verdienten eine Verteidigung. Zudem suchte er persönlich das Gespräch mit seinen Studenten. Das sollte in einem Rechtsstaat und unter aufgeklärten Menschen eigentlich selbstverständlich sein, verständlicher Abscheu über mutmassliche Taten hin oder her. Gerade bei Studierenden an einer Eliteuniversität verwundert so wenig Sensibilität für rechtsstaatliche Verfahren dann doch. Die Medien schreiben von Protesten der Studierenden. Es kam zu Vandalismus, Wände der Universität wurden besprüht mit Fragen wie «Auf welcher Seite stehst Du?». Einige Studenten sagten, die Auswahl von Sullivans Klienten würde bei ihnen «Traumata hervorrufen». Rakesh Khurana, der als Dean des Harvard College den Vertrag von Sullivan und Robinson nicht verlängert hat, begründet seine Entscheidung in einem Schreiben mit einem «sich verschlechternden Klima unter den 400 Studenten des Hauses», ohne jedoch näher auf die Thematik einzugehen. Die Entscheidung, das Ehepaar nicht länger zu beschäftigen, sei einseitig durch die Harvard-Leitung gefallen, heisst es. Sullivan und Robinson sagten gegenüber CNN, sie seien «überrascht und bestürzt» über die Ankündigung der Universität. «Wir dachten, die Gespräche, die wir mit den höchsten Ebenen der Universität führten, hätten sich in eine positive Richtung bewegt, doch Harvard hat einseitig die Gespräche beendet.» Alan Dershowitz, seinerseits Jurist und einer der bekanntesten Strafverteidiger des Landes, verglich den Umgang mit Sullivan und Robinson mit der McCarthy-Ära. Die Entlassung von Dean Sullivan erinnere ihn «an die schlechte alte Zeit, in der Anwälte entlassen wurden, weil sie Kommunisten, Schwule, Bürgerrechtler oder Frauen, die eine Abtreibung brauchten, verteidigten», so Dershowitz auf Twitter.“ https://www.nzz.ch/panorama/weil-er-harvey-weinstein-verteidigt-muss-ein-jus-professor-harvard-verlassen-ld.1482557


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

Heißt aber nicht, das hier Recht verletzt wurde. Es wurden Verträge nicht verlängert. Wenn dir dein Chef deinen befristeten Vertrag nicht verlängert, weil du heterosexuell bist, dich für eine bestimmte Partei engagierst, Hunde züchtest, schwarze Klamotten trägst oder dich vegetarisch ernährst, dann musst du das hinnehmen.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Diskriminieren auch und genau darum gehts.


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

Wenn es Diskriminierung war, werden die beiden sicher klagen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Hoffentlich.


Petra28

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Nochmal: Hier wurden BEFRISTETE Verträge nicht verlängert. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man hier irgendeine rechtliche Handhabe bezüglich Diskriminierung hat.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Das ist ein wesentlicher Unterschied. „Die anhaltenden Proteste hatten Erfolg: Durch die Unruhe unter Druck gesetzt, ließ Harvards Dekan Rakesh Khurana zunächst die Atmosphäre am Winthrop House offiziell untersuchen, um Ronald S. Sullivan und seine Frau Stephanie R. Robinson, die es gemeinsam leiteten, unter Verweis auf das gestörte Klima von ihrer Rolle zu entbinden: Sie seien „unhaltbar“ geworden. Beide waren, eine besonders bittere Pointe, die ersten schwarzen Deans in Harvard.“ https://www.welt.de/kultur/article193720231/Unschuldsvermutung-Harvard-setzt-Weinstein-Anwalt-ab.html


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

Bei befristeten Verträgen spielt das leider keine Rolle. Es hat Geschmäckle, aber es ist rechtens.


Lauch1

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Das ist aber nicht der Punkt, sondern es geht um eine widerliche Hetze gegen Menschen, die gegen eine willkürliche PC verstoßen.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Das wird ja dann von einem Gericht geklärt. . So hat es einen unguten Beigeschmack, der aus der Welt geschafft werden sollte. Im Übrigen ist die metoo Debatte gut und richtig. Eine PC Diktatur, die Menschen diskriminiert, ist aber für keinen demokratischen Staat, der Meinungsfreiheit hoch hält, wünschenswert. Allein dieser Verdacht/Beigeschmack macht schon Angst und bereitet Unbehagen. Deshalb-ein Gericht kann das klären. Dagegen sollte man ja nichts einzuwenden haben. Das Urteil wäre dann aber auch spannend und zu akzeptieren.


tonib

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Antwort auf Beitrag von Petra28

M.E. geht es in erster Linie nicht darum, ob das rechtlich zulässig ist. Sondern wieviel Druck auf Menschen ausgeübt wird, die rechtsstaatliche Rechte bzw. Pflichten erfüllen, um mutmaßliche Straftäter zu verteidigen, die ganz besonders auf irgendwelchen schwarzen Listen stehen, denen aber wie jedem anderen auch ein Rechtsbeistand zusteht. Die nicht einmal die Tatsache schützt, dass sie erster schwarzer Dean in Harvard sind. Oder dass die Studenten Jura-Studenten sind, die das nun wirklich wissen müssten! Der Tenor ist letztlich der gleiche wie an der Frankfurter Uni - wer tut sich so etwas denn dann an, wer verteidigt solche Leute, wer initiiert politische Diskussionen, wenn das solche Folgen hat? So macht man Leute mundtot, und das widerspricht in jeglicher Hinsicht dem Auftrag von Universitäten.


shinead

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Antwort auf Beitrag von Lauch1

>> weil er macht, was ein Strafverteidiger nun einmal macht Dabei ist er doch Dean und Prof an einer Uni. Soweit ich gelesen habe, kann er die Verteidigung nach einer Terminumlegung so oder so nicht mehr übernehmen und hat entsprechend eine Entlassung aus der Verteidiung beantragt.


shinead

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Antwort auf Beitrag von tonib

Vielleicht sollten Lehrende die Strafverteidigung schlicht den Anwälten überlassen und sich auf ihre Lehrtätigkeit konzentrieren. Ja, auch Arschlöcher haben Anrecht auf Verteidigung. Ob diese allerdings von einem Dean der Harvard Uni durchgeführt werden muss steht auf einem anderen Blatt. This controversy has never been about that. It has been about the fact that Ronald Sullivan’s position as faculty dean directly conflicted with his position as Harvey Weinstein’s defense lawyer (he withdrew from the defense team on Monday but has said he would be available for consultation). Faculty deans have many jobs, one of which is to act as the point of contact for undergraduate students who want to come forward with reports of sexual abuse, assault or harassment. As a lawyer, Dean Sullivan may defend whomever he chooses. Harvard students were never protesting that fact. However, Dean Sullivan’s attempt to hold two directly conflicting positions was an infringement on students’ safety, as it would have silenced many students who have been sexually abused and decreased their willingness to come forward. We at Harvard College understand that it is a lawyer’s right, and even duty, to protect unpopular clients. However, we also understand that it is our responsibility to hold our college accountable when it allows someone in a position of great power to engage in conflicts of interest at our expense. https://www.nytimes.com/2019/05/14/opinion/letters/harvard-dean-weinstein-lawyer.html


tonib

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Antwort auf Beitrag von shinead

Als er die Protagonisten von Black Lives Matter vertreten hat, war das erstaunlicherweise kein Thema.


shinead

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Antwort auf Beitrag von tonib

Würdest du Dich als Betroffene wohl fühlen wenn Du dem/einem der Verteidiger von Weinstein berichten musst, dass Du Opfer sexueller Übergriffe geworden bist? Schwierig für die Vertrauenssituation meines Erachtens nach. Wie das Vertrauensverhältnis bei der Verteidigung eines Protagonisten von Black Lives Matter genau leiden soll kann ich gerade nicht in meinem Hirn glatt ziehen. Ich gehe mal davon aus, dass kein Nazi zu einem schwarzen Professor geht um sich dort zu beschweren, weil ein Schwarzer sich gegen seine Angriffe gewehrt hat?