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Geschichten, die zählen (Achtung: Triggerwarnung)

Geschichten, die zählen (Achtung: Triggerwarnung)

Berlin!

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Durch einen Artikel bei SPON ( https://www.spiegel.de/panorama/justiz/sexueller-kindesmissbrauch-neues-interenetportal-100-opfer-berichten-a-12a0d748-4911-469e-995f-f3db18bd4c11) bin ich auf diese Seite gestossen: https://www.geschichten-die-zaehlen.de 100 Menschen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, erzählen ihre Geschichte. Ich habe mich gerade etwas festgelesen, die Geschichten sind bewegen, detaillierte Schilderungen einzelner Dinge fehlen, deswegen kann man es aushalten (ich zumindest). Es hat mir einen Einblick gegeben, wie Missbrauch funktioniert, wie Kinder manipuliert werden, gefügig gemacht werden. Wo man als Elternteil genauer hinschauen sollte. Triggerwarnung: Das ist dennoch harter Stoff. Lest das bitte nicht, wenn Euch das irgendwie triggert.


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

ja, ganz schlimme Geschichte. Mir wird davon regelrecht übel. Vor kurzem sah ich auf Arte? Einen Bericht von Opfern retualisierter Gewalt und deren Folgen, Menschen mit DPS und wie denen nicht geglaubt wird bzw. wie diese in Vergessenheit geraten. Und wie viele Betroffene es gibt. Das sind Themen, die ich nicht verstehe, wie Menschen Kindern/Menschen das antun können. Lg


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Das werde ich auch nie verstehen. Ich will das aber auch ehrlich gesagt gar nicht. Aber ich möchte die Mechanismen erkennen, die Täter (und ich benutze weist die männliche Form, in der Mehrzahl sind es Männer) einsetzen, wie sie manipulieren. In der Hoffnung, es fällt mir auf....


renate48

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Letztens kam im Fernsehen ein Bericht über den Missbrauchsprozess in Bergisch Gladbach. Als ich hörte, daß das jüngste Opfer erst 3 Monate ! alt war, war ich so erschüttert, daß mir die Tränen kamen. Man mag sich das bei einem so ein kleinen , hilflosen Wesen gar nicht vorstellen. Das macht mich nur noch wütend. https://www.sueddeutsche.de/panorama/missbrauchskomplex-bergisch-gladbach-ermittlungsgruppe-bilanz-1.5505754


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von renate48

und dort waren ja auch alle Schichten quer Beet vertreten, auch wohl viele Frauen. Ein Muster konnte ich nicht erkennen. LG maxikid


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Bei der wähl der Opfer gibt es durchaus Muster. Es trifft häufig Kinder, die aus prekären Familienverhältnissen kommen. Eltern, die sich getrennt haben, die sich nicht gut kümmern (warum auch immer), Eltern, die selbst Probleme haben oder hatten, Vernachlässigung (die sehr vielschichtig sein kann). etc. pp. Und die Mechanismen sind auch fast immer gleich: es fängt ganz langsam, quasi harmlos an. Und wird langsam gesteigert bei gleichzeitige psychischer Manipulation. Auch Frauen können Täterinnen sein, Die überwiegende Zahl sind aber Männer.


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

20-30 Prozent sind selbst aktive Täterinnen, aber fast überall wo Missbrauch stattfindet (durch Männer) sind auch Frauen involviert und sei es nur durchs Weggucken etc. LG maxikid


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Das heisst im Umkehrschluss, ein ganz überwiegender Teil, also etwa 80% sind Männer. wie ich sagte. Und aktive Einzeltäterinnen, die nicht in einer Beziehung zu einem anderen Täter stehen (etwa in einer toxischen Partnerschaft, einer Abhängigkeit etc.) sind dann noch seltener.


Maxikid

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ich denke, die Dunkelziffer wird bei Frauen höher sein. Es ist halt ja auch noch ein großes Tabuthema...Frauen die missbrauchen....Ich erwarte, dass die Zahlen steigen werden, leider. LG maxikid


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

was ich damit sagen möchte, dass ich es für einen großen Fehler halten würde, Frauen auszuklammern . LG maxikid


renate48

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Frauen /Mütter die den Mißbrauch mitbekommen und nichts dagegen unternehmen; finde ich das Allerletzte. Ich weiß nicht zu was ich fähig gewesen wäre, wenn man meinem Kind so was angetan hätte.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von renate48

Da stimme ich Dir zu, Mit dem Unterschied, dass ich weiss, zu was ich fähiggewesen wäre/sein werde. Natürlich schauen wir nicht weg. Aber wir sind auch selbstbewusste, ziemlich starke Frauen. Wir leben entweder in gleichberechtigten, glücklichen Partnerschaften oder ohne Partner*in, aber nicht in einer toxischen, von Abhängigkeit und psychischem Missbrauch geprägten Beziehung. Und die meisten von uns haben in der Kindheit auch selbst keinen anhaltenden Missbrauch erfahren und gelernt, dass die eigene Mutter wegsieht. Das ist keine Entschuldigung. Nur eine mögliche Erklärung.


Rahme284

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Antwort auf Beitrag von renate48

Genau den habe ich auch gesehen. Auf YouTube ich glaube vom WDR...


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von renate48

Ohne selbst je in der Situation gewesen zu sein, finde ich es schwierig zu urteilen. Natürlich sollten familiäre Beziehungen nicht so verkorkst sein, dass ein Elternteil missbraucht, das andere wegsieht oder nicht wahrhaben will und die Kinder zusätzlich zu dem Missbrauch auch noch die Verantwortung für das Schweigen und den Erhalt der Familie auf sich lädt (denn wenn es redet, outet es ja nicht nur den Vater, sondern sorgt auch dafür, dass die Familie für alle zerbricht). Trotzdem passiert so etwas, und das keineswegs nur in prekären Verhältnissen oder Gesellschaftsschichten, wo man es typischerweise vermuten würde. Unger den Fallbeispielen, die Berlin verlinkt hatte, waren auch ein Richter und ein Pfarrer, ich denke nicht, dass diese Familien einem Klischee entsprachen, dass man sich in solchen Fällen gern zurechtlegt. Da kann sich auch ein schleichender Horror entwickelt haben, in den irgendwann alle verstrickt waren.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von renate48

Das habe ich auch im Radio gehört. Bei 3 Monate ist mir ist die Luft weggeblieben und mir liefen auch sofort die Tränen. Mir als Mutter würde es den Boden unter den Boden wegziehen, zu wissen, dass ich mein Baby nicht schützen konnte. Ich verstehe einfach nicht, wie stark ein Trieb sein kann, dass er Menschlichkeit und Mitgefühl ausschaltet. Für mich ist da auch kein Unterschied zu einem Triebmörder, weil er kleine Seelen tötet.


Berlin!

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Auch unter Akademiker*innen gibt es natürlich psychische Abhängigkeit in Beziehungen, manipulativen Partner*innen und Vernachlässigung. Diese Dinge haben wenig mit sozialem Status, Bildung oder Herkunft zu tun. Und, wie Du schon sagst: man findet sie übergreifend und eben nicht nur da, wo man es vielleicht klischeehaft vermutet.


Rahme284

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Mit dem Thema habe ich mich auch schon stark auseinandergesetzt. Vor kurzem gab es bei beim WDR (?) eine Doku über die Arbeit von Polizisten in der Kinderpornoszene, wie sie Material sichten und Kinder letztendlich befreien. Erschreckend: Pädokriminelle, die sich eine Frau suchen um ein Kind Zeugen zu können, dass sie dann missbrauchen und so aufziehen, dass es nichts anderes kennt. Auch richtig harter Stoff, für mich nochmal eine neue Dimension...ganz schrecklich welche Ausmaße das annimmt, gerade durch den Fluch und Segen Internet...


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von Rahme284

Auch wie viele Kinder jedes Jahr in D in rituellen Kreisen missbraucht und gefoltert werden. Eben oft in Sekten etc. Man geht von 80.000 Opfern pro Jahr aus. Und dort geht es oft auch um sehr sehr viel Geld. Oft hängt dann die ganze Familie mit drin. Und das schreckliche ist, dass diesen Kindern , wenn die erwachsen und schwer krank sind, nicht geglaubt wird, weil die Erlebnisse so fantastisch anmuten. LG maxikid


Irish83

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Es gibt kein festes Schema, auch wenn sich pädophile häufig sehr ähnlich sind. Einfacher bzw effektiver ist es die Kinder zu stärken, jungen wie Mädchen. Dem Kind zuhören, nicht an den aussagen des Kindes zweifeln. Es ist so traurig, dass Kinder sich nicht trauen einen Missbrauch anzusprechen, oder Sorge haben, dass ihnen niemand glaubt.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ich kann mir solche Geschichten nicht anhören, weil sie mich verfolgen. Eigentlich sollte man zarte Kinderseelen schützen und dann gehen Erwachsene hin und vernichten sie für einen wortwörlich kurzen Kick. Ich weiß auch gar nicht, was das mit den Ermittlern macht, die dankenswerter Weise diese Arbeit machen. Auch für Journalisten dürfte das gleichermaßen schwer sein. Bei mir löst es nur eine Mischung aus Wut, Verachtung und Ekel aus. Mein Mitgefühl ist dennoch bei den Betroffenen, denen man leider nicht einfach die Last von den Schultern nehmen und wirklich nur schwer helfen kann, das Erlebte zu verarbeiten.


Reh77

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Es braucht mehr Aufklärung. Und noch mehr Aufklärung. Das immer wieder und wieder... In den Köpfen vieler bleibt die Angst vor dem fremden Mann. Auch vielen Kindern wird Vorsicht vor dem fremden Mann beigebracht. Dabei finden die meisten Taten im familiären Umfeld statt. Und auch Frauen können Täter sein. Oder Mittäter. Für ein Kind ist Nachbar/in, Trainer/in, ... nicht fremd. Leider ist es so, dass ein betroffenes Kind im Schnitt 7 Erwachsenen erzählen muss, was passiert ist. Viele Täter sehr langsam beginnen, sozusagen testen, wie weit sie gehen können. Kinder die dabei schon laut werden, daheim erzählen und Mutter fragt nach, werden nur sehr selten Opfer. Ich selbst bin Betroffene und ich habe daheim erzählt. Als Rückmeldung kam nur, ich solle keine Geschichten erzählen, der Mann wäre doch so nett. Ich habe in der Schule geredet, der Mann ist Doktor, ich solle nicht Lügen. Ich bin verstummt. Und es ging weiter, wurde schlimmer. Täter waren 2 Männer und eine Frau. Hörte erst auf, als wir wegzogen. Was es für ein Kind bedeutet, immer wieder reden zu müssen, obwohl ihm nicht geglaubt wird...


Mehtab

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Antwort auf Beitrag von Reh77

Ich war jetzt nicht überrascht von dem, was ich gelesen habe. Das hatte ich erwartet. Aufschlussreich war die Rolle der Eltern, denn da habe ich mich immer gefragt, wo die waren, als ihr Kind missbraucht wurde. Dass so etwas passieren konnte und immer noch passiert, ist ein riesiges gesamtgesellschaftliches Versagen. Wenn ich den Beitrag von Reh lese, bestätigt er genau das. Anstatt das Kind zu fragen, glaubt ihm dann noch keiner, wenn es die Wahrheit sagt. Hier müssen wir alle noch viel dazulernen und Strukturen schaffen, die es den Kindern leichter machen, Hilfe zu erhalten. Alle, aber auch alle Bezugspersonen eines Kindes, müssen viel wachsamer werden. Gerade wird das Anwaltsgutachten für das Erzbistum München und Freising präsentiert. Es ist entsetzlich. Ich dachte wirklich, dass man jetzt aktiv an diese Dinge rangeht, aber das ist anscheinend auch nicht der Fall. Der Papst lehnt die Rücktrittsangebote der Bischöfe ab, wahrscheinlich, weil wir sonst bald keine Bischöfe mehr haben würden, wenn da streng geprüft würde. Aber es ist ja nicht nur die Kirche, der Sportverein, Campingplatz ... . Die Täter sind überall und die Kinder haben niemanden, der den Tätern entgegentritt. Das ist ein ganz unheilvolles Zusammenspiel von Versagen, das dem Kindsmissbrauch Tür und Tor öffnet. Wieso ist es so schwer das wenigstens im Hier und Jetzt zu ändern?


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Reh77

Danke, dass Du Deine Geschichte teilst. Es tut mir unfassbar leid, dass Du sowas aushalten musstest und es macht mich noch viel wütender, dass Du keine Hilfe bekommen hast, noch viel schlimmer: dass Dir niemand geglaubt hat. Deine Geschichte zeigt ganz deutlich: Hört Euren Kindern zu! lasst sie reden. Bietet Raum dafür, beim gemeinsamen essen, zB. Unterbrecht sie nicht, fahrt ihnen nicht über den Mund. Hört zu. Nehmt sie ernst! Fragt nach, sehr hin, seid aufmerksam und gebt ihnen stets das Gefühl, dass ihre Meinung und ihre Sicht wichtig ist. Stärkt Eure Kinder! Sie dürfen entscheiden, wer sie anfasst, wer ihnen Küsschen gibt, sie kitzelt, in den Arm nimmt, hochhebt. Immer. Auch bei Opa, Mama, der Lieblingstante. Kinder verstehen sehr wohl den Unterschied, was eine Ärztin macht (zB Kinderärztin, da ist ja ein Elternteil dabei) und ob man mal haare waschen muss. Fast jede Frau hat eine Missbrauchserfahrung. Unangemessene, grenzüberschreitende Bemerkungen, betascht werden, Anzüglichkeiten und viele auch sexuelle Gewalt. Niemand darf damit alleine sein. Und ist es auch nicht. Brecht das Schweigen, denn Schweigen schützt Täter*innen.


Reh77

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ich kann heute relativ offen darüber sprechen. Bis dahin war es ein weiter Weg. Und ich kann nur zustimmen, es ist wichtig Kindern zuzuhören. Ihre Sorgen, Nöte, Ängste wirklich ernst zunehmen. Sie nicht kleinreden. Auch im größten Stress ist es wichtig für die Kinder da zu sein.