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Für Nurit - i.s. rechtsabdriftender jugendlicher

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Hallo Nurit, du hast doch letzthin wegen eines verwandten gepostet, der in die rechtsextreme szene abgesunken ist. auf einer sehr guten website - www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - hab ich jetzt einen text gesehen, der dir guten input liefert. ich hab ihn dir hier hereingestellt. viele grüße von old mama ******************** ''Ich möchte meiner Schwester helfen...'' Was tun, wenn eigene Geschwister oder Freunde in die rechtsextreme Szene abzurutschen drohen? Von Holger Kulick ''Ich habe eine kleine Schwester, sie ist 16 1/2 Jahre alt.... in letzter Zeit hat sie eine extrem rechts eingestellte Haltung. Wie komme ich an sie heran und wie kann ich ihr erklären, dass dies sicher nicht der richtige Weg ist...? Die komplette Frage: ''Ich habe eine kleine Schwester, sie ist 16 1/2 Jahre alt. Sie hat seit fast drei Jahren einen Freund der früher ein Rechtsextremer war. Dies beeinflusste sie eine sehr lange Zeit nicht. Doch in letzter Zeit geht sie häufig an Eishockeyspiele und seit dieser Zeit hat sie eine extrem rechts eingestellte Haltung. Welche natürlich durch ihren rechtsbefürwortenden Freund unterstützt wird. Sie trägt Bomberjacken und Pullis mit der Aufschrift deutsches Reich. Sie liest das Buch "mein Kampf". Mein Freund und ich machen uns sehr grosse Sorgen. Mein Freund hatte schon sehr negative Erfahrungen mit Nazis. Gerne möchte ich meiner Schwester helfen. Ich komme mit ihr aus, aber wir haben nicht viel miteinander zu tun. Wie komme ich an sie heran und wie kann ich ihr erklären, dass dies sicher nicht der richtige Weg ist, den sie eingeschlagen hat. Bitte helft mir, ich möchte meiner Schwester wirklich helfen. Vielen Dank, Nomi.'' Zur Antwort: Liebe Nomi, in Deinem Fall sind vier Schritte besonders wichtig: a) Gesprächsfaden halten, auch wenn er dünn ist. Vielleicht lässt er sich ausbauen. Einfach ist es sicher nicht, weil Ihr Euch offenbar schon über einen längeren Zeitraum auseinderentwickelt habt, wenn Du schreibst: "wir haben nicht viel miteinander zu tun". Aber wenn sie lernt, dass Du Dir begründet und nicht vorlaut oder schimpfend Gedanken über sie machst, kann sich das schnell ändern und Du zur Vertrauensperson werden. Das ist wichtig. b) Autoritäre Kontrapunkte einbringen, je nach Gesprächslage. Ruhig auch einmal sagen: das glaubst Du doch wohl selber nicht, was Du da an Ideologiefetzen aufgesammelt hast oder Dir hast einreden lassen. Sollte sie sich ideologisch einwickeln lassen - auch die Auseinandersetzung über Sachthemen suchen. Dann allerdings fundiert kontern, aber nicht besserwisserisch in Erscheinung treten, sondern ihr/ihm auch entgegen kommen: "Eigentlich weißt Du das doch auch, dass dies und das ganz anders ist, als deine Gruppe behauptet..." c) Ironische Distanz zeigen. Also durch sympathisches Auslachen, wie wir das gerne nennen, deutlich machen, Du sie ernst nimmst, aber nicht das, was sie vertritt oder wie sie in Erscheinung tritt. Auch ruhig einmal über ihr Outfit lästern. Das ist ebenfalls nicht ganz leicht. Denn es geht darum, den anderen nicht zu vergrätzen, sonst vertieft Sie/er sich bockig erst recht in seine Haltung, reineweg aus Trotz.. Aber verunsichern hilft weiter. Dann denkt die/der andere nicht unbedingt im Gespräch, sondern eher danach immer häufiger über sich nach - nach dem Motto: "Eigentlich hat sie/er ja Recht". d) Diskret Hilfen anbieten. Gerade wenn sich jemand einer Gruppierung anschließt, die etwas härter drauf ist, kann es dort übel genommen werden oder zumindest als uncool gelten, wenn Kontakte zu den "Andersgläubigen" gehalten werden. Deshalb auch einmal unter vier Augen klar machen: Ey, wenn's brennt oder Dich was bedrückt, meine Tür steht DIR immer offen. Und auf meinem Handy kannst auch tief in der Nacht anrufen, wenn Du Rat brauchst. Was auch nicht ungeschickt ist: sich einmal im Monat oder sogar der Woche fest verabreden, einen Trinken zu gehen um mal nur untereinander zu quatschen, ohne Freunde oder Cliquen. Zusammengefasst: Unbedingt den Kontakt mit ihr halten, aber schon deutlich machen - auch schmunzelnd - dass du ihre Orientierung weder verstehen kannst, noch respektierst, sondern auf sympathische Weise infrage stellst. Sie muss aber auch sicher sein, dass dieses Infragestellen nicht von oben herab kommt, sondern von jemand, den Du ebenbürtig ernst nimmst und den sie folgerichtig ebenbürtig ernst nehmen kann. Sie muss lernen, dass sie Dir vertrauen und folgerichtig irgendwann auch mit Dir darüber reflektieren kann, ob sie sich nicht auf einen Irrweg begeben hat und wie sie da wie raus findet. Manchmal geht das schnell, manchmal braucht man langen Atem. Beste Grüße, Holger Kulick Redaktion www.mut-gegen-rechte-gewalt.de


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Antwort auf diesen Beitrag

Vielen Dank; Du bist wirklich klasse!!!!! Ich lese es mir gleich in der Firma noch einmal gründlich durch.. LG, Kathrin