Elternforum Aktuell

An die Generation 1975+ (nach unten)….

An die Generation 1975+ (nach unten)….

Zwergenalarm

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Welche Erinnerung habt ihr an eure Großmütter? Oma1 ist bereits vor meiner Geburt verstorben. Sie ‚durfte‘ nur 50 Jahre alt werden, ich hab sie nie kennengelernt, und meine Mama leidet wahrscheinlich bis heute am frühen Tod ihrer Mutter. Meine Mama war damals 25, heute ist sie selbst 80. Aktuell hat mein Kaffeevollautomat den Geist aufgegeben, und ich mache neuerdings den Kaffee frischgemalt mit einer klassischen Bialetti. Die elektrische Kaffeemühle dazu habe ich mir von meiner Mama geholt (ein Hochzeitsgeschenk aus dem Jahr 1965!, das seit 20 Jahren ungenützt im Küchenschrank vergammelt, aber astrein funktioniert) Oma 2 (die Mutter meines Vaters) hat ihren Kaffee immer in einer ‚Bialetti‘ gemacht, und neuerdings muß ich aufgrund des Geruchs von frischgemahlenem Kaffee echt sehr an sie denken, obwohl sie trotz ihres relativ frühen Todes mit 71 im Jahr 1991 schon lange keinen aktiven Einfluss mehr auf das Familienleben hat. Sie war ein Sauberkeitsfanatiker und hat jeden Gebrauchtwarenhändler als ‚Wanzenburg‘ diffamiert. Ich liebe Secondhand, aber muß immer noch lachen, weil ich mit jedem Kauf/Tausch ihre Stimme im Hinterohr habe, und zumindest kurz einen Blick auf potentielle unerwünschte Mitbewohner werfe. Was sind eure Erinnerungen an eure ‚Altvorderen‘?


Maxikid

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Meine Oma, väterlicherseits wurde 88. Sie durfte ihre Urenkel noch erlebe. Gebürtige Österreicherin. Bei ihr gab es auch immer aufgebrüten Kaffee und Frankfurter Kranz. Wir haben uns aber immer nur so 3-4 x im Jahr gesehen. Als Kind, waren mein Bruder und ich ab und zu in den Ferien dort. Sie war aber jetzt keine so herzliche Großmutter. Ihre Mutter lebte auch noch sehr lange. So dass ich meine Uroma noch lange hatte . Diese wurde 99. Ich erinnere mich, wenn wir in den Ferien dort waren, an extrem frühes Aufstehen und lange Spaziergänge durch den Wald. Immer vor dem Frühstück. Milch mit der MIlchkanne abholen und dort gab es Erstbeerschaumküsse. Und zum Frühstück gab immer gab es ein halbes Brötchen mit Schwarzbrot belegt. Und Stachelbeersirup und Nachbarskinder, die am Sonntag immer klingelten und von meiner Oma einen Lutscher bekamen. Wir Enkel aber nie. Sie ist gestorben, da war ich 40. Meine andere Oma verstarb mit 66, also sehr früh, ihre Mutter wurde aber auch fast 100. Bei ihr wuchs ich auf. Wir wohnten alle in einem Haus. Sie hatte viel Phantasie, um mit wenig tolles zu machen. Viel wurde im Garten gearbeitet. Geld ging immer an die Sippe nach Litauen, an uns wurde immer gespart. Das Leben war sehr bescheiden. In der Küche, hatte sie immer einen sehr großen Becher mit Kräuter aufgebrüht zum Trinken. Und sie trug immer einen Kittel und ein Kopftuch. Sie hatte so extrem viel Streit mit meiner Mutter. Das fand ich sehr schrecklich. Sie ist gestorben, da war ich 12. LG maxikid


Sue_Ellen

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ich habe beide omas kennengelernt und sehr gute erinnerungen (jg. 1901 und 1906) bei oma1 waren wir jedes wochenende bis zu ihrem tod 1991 zum mittagessen, sie hatte kein fließend warmes wasser und keine heizung, es gab sogar noch ein plumsklo ( das haben aber nur sie und meine mama noch genutzt, unten im haus war ein echtes wc). sie war eine "richtige" oma, gut genährt und mit einem dutt. oma2 dagegen mochte ich nicht, sie war eher der typ fräulein rottenmeier, wenig liebevoll, zudem hat sie mit meinem vater rumänisch gesprochen, das fand ich immer furchtbar.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Sue_Ellen

Ja, an das Plumpsklo bei meinem Opa kann ich mich auch noch gut erinnern. Ich ging da nie hin, für meine Schwester und mich gab es immer den ‚Topf‘ in der Küche. Aus dem Plumpsklo hätte ja der ‚Klowurm‘ kraxeln können. Später (so ab meinem Schulbeginn) hat er dann ein Wasserklosett einbauen lassen.


bea+Michelle

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Oh ja, ein Plumpsko hatte sie auch :) und Zeitungspapier zum abputzen


Ichx4

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Großmutter väterlicherseits ist gestorben, da war ich 9 Jahre. Ich habe wenig Zeit mit ihr verbracht, da sie schon immer sehr krank war. Mein Großvater väterlicherseits ist verstorben, da war ich 30 und ich kenne ihn nur mit Zigarre im Mund. Ein echtes Unikum. zu meinen Großeltern müttelicherseits hatte ich ein sehr enges Verhältnis. Sie haben sogar noch meine Kinder betreut. Ich habe sie mit 62 zu Urgroßeltern gemacht. Sie waren immer da wenn man sie braucht und es gab immer was zu essen. Sie liebten klassische Musik und haben Stunden vorm Plattenspieler verbracht. Beide haben auch meine Mutter überlebt und ich habe mich bis zum Tod um sie gekümmert.


bea+Michelle

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Was mir von meiner Oma mütterlicherseits weiss ich noch, das es bei ihr immer Rotbäckchen Saft gab und wenn sie Zitronen auspresste, haben meine Cousine und ich die Reste mit Zucker direkt aus der Schale geschleckt. Das mache ich heute auch manchmal noch . Sie wohnte leider 350 km weg, so das man nur einmal im Jahr dort war. Sie starb, als ich 6 war. Oma väterlicherseits lebte bei meiner Geburt schon nicht mehr


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

Hilf mir Österreicherin! Was sind Rotbäckchen? Hagebutten?


Daffy

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> Was sind Rotbäckchen? Rotbäckchen-Saft :

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Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Daffy

Und was ist da jetzt drin? Außer Eisen und Vitamin C?


Zwergenalarm

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Bei uns gab‘s selten, aber doch ‚Hohes C‘, aber nur einen Löffel. Und ‚Maiwipferlsaft‘ aus jungen Tannensprösslingen. Einen Löffel und nur bei Husten.


MM

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Antwort auf Beitrag von Daffy

... soviel ich weiss, bzw, vielleicht sind noch andere dunkle Beeren bzw. Obst drin(?) - und eben Eisen als Zusatz, sollte gut für die Blutbildung sein ("rote Bäckchen")... ;-)


bea+Michelle

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Ein leckerer Saft aus vielen Früchten:) https://www.rotbaeckchen.de/saft/das-original Den haben meine Kinder auch bekommen:)


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

Aaaah, klingt gut. Kannte ich nicht und ist vermutlich so ein typisch deutsches Kinderding aus den 70igern.


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

Ein Opa hat lange Jahre Holunderbeersaft eingekocht. Den gab's im Winter gegen Erkältung, jeden Tag ein Schnapsglas voll. Er ist 2015 gestorben und den Saft haben meine Jungs auch noch kennengelernt. Die letzten Flaschen aus seinem Keller haben wir drei Geschwister unter uns aufgeteilt. Als mich die letzte Flasche angebrochen habe, war die Trauer voll wieder da. Ihn habe ich auch sehr geliebt. Er war immer für mich da.


bea+Michelle

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

War auch unheimlich lecker, heute ist mir der zu süss:)


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von bea+Michelle

Kindergeschmäcker sind eben anders. Bei uns gab‘s Sanostol, ich habe es geliebt, aber immer nur ausnahmsweise mal 1 Löffel gekriegt. Das gibt es immer noch, und ich hab mir das mal gekauft. Unvorstellbar, dass ich das mal mochte, picksüß.


desireekk

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Die Mutter meines Vaters war schon weit in den Siebzigern, als ich geboren wurde… Mein Vater war schon über 50, als ich geboren wurde, deshalb. Sie hatte keinen wirklichen Einfluss auf mein Leben, ich habe sie nur ein paarmal getroffen, als ich schon etwas älter war, da war sie in ihren Neunzigern, ich erinnere mich an sie als eine freundliche, sehr gebrechliche Dame. Die Mutter meiner Mutter starb, als ich circa vier oder fünf Jahre alt war, ich erinnere mich nur an sie ein paarmal im Altersheim. Sie muss wohl aber eine sehr schwierige Person gewesen sein, was er sich im Alter wohl noch verstärkt hat . Ich selbst erinnere mich jedoch nicht daran. Meine Tagesmutter und mein Tagesvater hatten auch Eltern: die Mutter meines Tagesvaters lebte auf einem Bauernhof, da waren wir oft. Ich erinnere mich noch sehr viel an sie: sie hat immer die typische schwäbischen Bauerngerichte gekocht, es gab immer warme Kartoffeln und am Herd Seitdem mag ich Kartoffeln mit Butter und Salz, eines meiner Lieblingsgerichte. Insgesamt haben meine Omas keinen wirklichen Einfluss auf mein Leben gehabt, meine Eltern waren zu alt. Meine Mutter hatte jedoch großen Einfluss auf meine Kinder, da sie sie jahrelang betreut hat als sie noch klein war. Wir werden sehen, wie viele von drn Erinnerungen und Verhaltensmustern hängen bleibt… VG D


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von desireekk

Oh ja! Mangels KiGa und wegen arbeitender Mutter hatte ich auch Leihgroßeltern. Die waren sooooo lieb. Mit ihm hab ich dauernd Mühle gespielt, die Gartenmöbel gestrichen, Schwammerln und Schwarzbeeren gesucht und er hat mir jede Waldpflanze erklärt und was man damit machen kann. Es war ein ehemaliges Flüchtlingsehepaar aus Ostpreußen, die am tiefsten österreichischen Land gelandet sind, keine Ahnung, wie. Aber unvergessener und geliebter Akzent. Von ihr hab ich das Rezept für serbische Bohnensuppe und ostdeutsche ‚Kücherln‘ behalten. Und sie hat mich ausprobieren lassen, ob Bügeleisen wirklich heiß sind……ja, das sind sie. Da greif ich nie mehr hin => lerne durch Schmerzen, ich wollte es nicht glauben. Zu ihrer Verteidigung, ich hab erst hingegriffen, als sie sich umgedreht hat. Sie konnte also nichts dafür.


Hashty

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Meine Omas sind 88 und 100 geworden (beide lebten noch, als meine Eltern mit 61, bzw 64 J starben) Ich hatte zu beiden eine sehr starke Beziehung. Beide waren komplett unterschiedlich. Die eine war die beste Köchin und Bäckerin, die ich je kennengelernt habe. Von der anderen habe ich besonders positiv in Erinnerung, dass sie jeden so sein ließ, wie er war. Hat nie an einem rumkritisiert und jeden Menschen akzeptiert. Und sie hat mich sehr oft mit dem Auto wohin gefahren, wenn ich sie als Chauffeur gebraucht hatte. Beide waren sehr an uns Enkel interessiert und sehr liebevoll. Und man konnte mit beiden tolle Gespräche führen. Und als Kind spielte ich viel mit ihnen. Mit der einen Monopoly und mit der anderen (und meinem Opa) stundenlang Canasta oder Elfer raus. Sie waren IMMER da, wenn wir sie gebraucht haben. Jetzt bin ich selbst Oma


Hashty

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Mein ältester Sohn war sogar schon 27 Jahre alt, als meine 100 jährige Oma starb und 24 bei der anderen. Seine Uromas waren ihm auch immer sehr wichtig. Vor allem zu der „100jährigen“ hatte er einen sehr engen Kontakt, mindest einmal in der Woche besuchte er sie, machte mit ihr Kreuzworträtsel, wobei sie beide immer viel lachen mussten.


wolfsfrau

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Meine Oma mütterlicherseits: Sie war in ihren letzten Jahren immer "die kleine Oma". Sie war lange bettlägerig und ist gefühlt seit meinen jungen 20ger Jahren immer mehr geschrumpft. Meine Kinder haben ihr dann den Zusatz gegeben. Sie habe ich sehr geliebt. Meine Eltern waren noch sehr jung (17 und 20) als ich geboren wurde. Geld war knapp und so haben zeitweise beide gearbeitet. Meine Oma kam dann morgens zu uns in die Wohnung (gleicher Ort, aber sie war zu Fuss dann so 15 Minuten unterwegs) und hat uns Frühstück gemacht und uns zur Schule geschickt. Oder sie war mittags da mit Essen und allem. Zusätzlich hatte sie selber auch noch zwei Jugendliche zuhause. Sie hat immer sehr viel und gerne gebacken - wenn es Windbeutel gab, war es immer etwas besonderes, weil sie so aufwendig sind (ich backe auch gerne, habe aber noch nie einen Brandteig gemacht). Meine Oma väterlicherseits ist mir in nicht so guter Erinnerung. Ich hatte immer etwas Angst vor ihr. U.a., weil mein Bruder und ich aufgrund eines Hausumbaus (es wurde ein Mehrgenerationenhaus draus gebaut) oft bei ihr sein mussten. Klar, war praktisch, weil meine Eltern ja sowieso hinfuhren. Sie hat aber z.B. immer auf einen Mittagsschlaf bestanden. Wir mussten lagen dann auf dem Fußboden, durchaus gemütlich mit Kissen und Decken, aber sobald wir uns zu oft gerührt oder getuschelt haben, holte sie die Fliegenklatsche raus und benutzte sie durchaus auch... Sie hat immer "nur" in unsere Richtung gewitscht, aber wenn man Pech hatte, traf es eben eine Stelle, die weh tat. An meine Uroma kann ich mich auch erinnern, bei ihr gab es das leckerste Apfelmus, riesige Suppenlöffel und Bett mit gigantischen Federbetten und einer Strippe, mit der man das Deckenlicht anmachen konnte. Mein Bruder und ich durften ab und zu mal da übernachten und haben dann zwischen den Urgroßeltern gelegen.


Ichx4

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Ja, an riesige, EISKALTE Federbetten kann ich mich auch noch erinnern.


Zwergenalarm

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Bei meiner Oma (väterlicherseits) gab es die ‚Liesl‘, eine Rute, die auf der Küchenkredenz lag, und zumindest in meiner Erinnerung nie zum Einsatz kam. Nicht mal, als sie meine Cousine und mich beim Rauchen erwischt hat (da war ich 9 und meine Cousine 10). Sie hat nur gefragt, ob wir einen ‚Schuss‘ hätten, und dann hat sie das Fenster wieder zugemacht. Danach hätte ich im Leben nicht mehr vor meiner Oma geraucht. Was war mir das peinlich.


Trini

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Meine Oma väterlicherseits war Jahrgang 1900. Sie lebte im Altersheim. Ich erinnere mich an die riesige Wachsblume im Flur und, dass in der Etagen-Küche immer Muckefuck zur freien Bedienung stand. Sie war Diabetikerin und starb mit Anfang 70 nach einem Schenkelhalsbruch. Da war ich noch im Grundschulalter. Mütterlicherseits hatte ich Oma (Jg. 1994 - meine Uroma) und Omi (Jg. 1914). Die beiden lebten zusammen in einer Wohnung mit Klo 1/2 Treppe tiefer. Man wusch sich in der Küche und badete im Stadtbad. Omi war Lehrerin und ich bin ganz viel mit ihr in die Schule gegangen. Bei den beiden war ich sehr viel. Meine Uroma starb mit 91, meine Omi wurde fast 99. Opas hatte ich gar keine. Trini


tonib

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An die Mutter meines Vaters kann ich mich kaum erinenrn, sie starb, als ich noch klein war. Sie ist sehr hochherrschaftlich aufgewachsen und war wohl enttäuscht, dass ihr hoffnungsvoller Stammhalter nur ein Flüchtlingsmädchen aus Ostpreußen geheiratet hat. Uns Enkelinnen mochte sie aber sehr und schenkte uns Spitzennachhemden. Zu der Mutter meiner Mutter hatte ich ein sehr enges und liebevolles Verhältnis. Sie war mit einen kleinen Säugling aus Ostpreußen geflüchtet, das hat sie fürs Leben geprägt. Wir durften bei ihr fernsehen und Süßigkeiten essen, soviel wir wollten, beides zuhause streng verboten. Von ihr habe ich viele Lebensweisheiten übernommen, auch Rezepte und die Liebe zu Fliederbeersuppe. Meiner teilweise überforderten Mutter hat sie vor allem bei der Kinderbetreuung oft unter die Arme gegriffen.


RR

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Hallo meine Oma väterlicherseits wohnte nur 10 min zu Fuß von uns (ihr Mann war im Krieg gefallen) u. mein Vater u. ich gingen jeden Sonntag vormittag zusammen hin, allerdings war ich da mehr mit meinem Cousin zusammen am spielen als bei der Oma..... Sie hat alles geliebt was klein war (sie selbst war nur 1,50 m klein) u. alles was kitschig war.... Sie hatte Zwerghühner u.sie hatte ein ganzes Blumengärtchen voll mit Gartenzwergen, die richtige Märchen/Geschichten darstellten. Im Wohnzimmer gab es einen Schrank mit Glasfront mit zig Püppchen denen sie Kleidung gehäkelt hatte u. die als verschiedenes dargestellt wurden (Brautpaar, Märchenfigur, Prinzessin, Jäger.....) Auf einer ellenlangen Couch lagen ca. 30 Kissen deren Hüllen alle mit selbstgemachten Röschen behäkelt waren.... purer Kitsch - aber wir Kinder damals (wir waren auf dieser Seite 7 Enkel) haben es geliebt..... Allerdings war sie selbst eine eher "laute" Frau, das lag mir nicht so.... sie starb als ich 13 war mit 72. Meine Oma mütterlicherseits wohnte zu Fuß 30 min von uns weg. Da der Opa sehr früh mit knapp über 60 verstorben war, hatte sie nur ihre kleine Küche u.ihre Schlafstube für sich behalten u. meinen Onkel samt clan ins Haus geholt. Daher war sie 1-2 x die Woche bei uns statt dass wir sie besucht hätten. Sie war sehr herzlich u. ich erinnere mich auch an gemeinsame Wanderungen etc. mit ihr. Sie lebte sehr sparsam u. wurde 98 Jahre alt u. sie war körperlich u. geistig noch fit bis sie 95 war, danach musste sie ins Pflegeheim. Bei ihr zu hause gab es einen kleinen Goldfischteich im Garten, einen Pudel u. eine Puppe mit der alle 7 Enkel (ja auch auf der Seite 7 ich rechne grade...) gerne spielten, die Puppe hatte mein Opa mal im Rhein geangelt...... viele Grüße


Leena

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Passend zum Thema hatte ich gestern ein Erlebnis: Mein mittlerer Sohn erzählte von einem Laden, wo er einkaufen war, und ich erinnerte mich daran, dass mir meine Großmutter in diesem Laden immer hübsche Kleinigkeiten kaufte, als ich noch Teenager war. (Ist also schon gut 30 Jahre her.) Mein Nachwuchs war dann verwirrt, dass ich von meiner Oma erzählte, ich bin doch mittlerweile die Oma, fand mein Enkelkind. Dass ich von Erinnerungen an die Ur-Ur-Großmutter erzählte, fand das Enkelkind verwirrend, und auch meine Kinder fanden, die Großmutter einer Großmutter - war das noch vor dem 100-jährigen Krieg oder erst vor dem 30-jährigen Krieg..? Für sie auf jeden Fall total weit weg... Meine Großmutter, von der ich da erzählte, war Jahrgang 1918, ist aber 2002 gestorben und hat nur meinen ältesten Nachwuchs noch erlebt. Meine gesammelten Vorfahren (von denen ich weiß) hatten übrigens nie eine Kaffeemaschine, unnötiger Luxus, es gab immer (ziemlich starken) Filterkaffee. Nur mein Großvater, der hat nie gerne Kaffee getrunken, nur wenn er bei Einladung / Besuchen unbedingt musste. Vielleicht ist das erblich - ich mag Kaffee auch nicht besonders. :) Meine beiden Großmütter sind gestorben, als ich Mitte / Ende 20 war, ich hatte mit beiden ziemlich viel zu tun, zu der einen Großmutter hatte ich ein emotionaleres Verhältnis als zu der anderen, die doch immer eher "gestreng" war, sich selbst und anderen gegenüber. Dabei hat sie sich wirklich viel um mich gekümmert, als ich klein war, mir Kirchenlieder und Gedichte beigebracht, die Grundlagen vom Backen, Nähen, Putzen... Ich frage mich ja, welche Erinnerungen meine Kinder mal an meine Eltern haben werden - mein Jüngster war gerade 4 geworden, als mein Vater starb, und 8 beim Tod meiner Mutter. Zumindest an meinen Vater kann er sich nicht wirklich erinnern, nur ganz einzelne Bilder, und er kennt natürlich Fotos und Erzählungen...


Ichx4

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Antwort auf Beitrag von Leena

Meine Enkeltochter lernte noch meine Oma kennen. Ihre Ur-Ur-Oma.


Annaleena

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Meine beiden Omas sind gestorben als ich noch ein Kind war. Leider wird in meiner Familie kaum jemand 70. Sie waren beide fröhliche Menschen,die nie in ihrem Leben verreist sind und immer gearbeitet haben. Eine Oma hat in der Nacht Züge geputzt und hat am Tag den Haushalt mit kleiner Landwirtschaft gemacht. Eine frühe Erinnerung an sie ist,dass sie sich gefreut hat,dass ich als Kind so viel Freizeit hatte und dass sie voller Begeisterung war, dass der Haushalt in den 70ern so einfach dank der vielen Helferlein wurde. Das größte für sie war,wenn sie der Familie besondere,exotische Dinge wie zum Beispiel Ananas an Weihnachten servieren konnte. Ich erinnere mich auch,dass wir zusammen auf dem Volksfest waren und ich eine große Zuckerwatte bekam.


Dots

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Zu meiner Oma väterlicherseits hatte ich kaum eine Beziehung, sie war nicht nur vom Temperament her eher kühl, sondern hatte auch ein unterkühltes Verhältnis zu meinem Vater und eigentlich gar keins zu meiner Mutter und uns. Ich erinnere mich nur dunkel an die Besuche dort, meine Tante väterlicherseits war eindeutiges Lieblingskind dieser Oma und lebte mit ihrem Mann und großer Kinderschar vor Ort. Die vielen Kinder mochte ich damals aber natürlich sehr. ;-) Meine Oma mütterlicherseits habe ich heiß und innig geliebt, sie hieß bei uns "Nana", weil ich sie als Kleinstkind so genannt hatte. Sie war von meinem Opa geschieden und lebte allein mit meiner pflegebedürftigen Urgroßtante. Sie war eine richtige Verwöhnoma, bei ihr gab es immer die gute Lindt-Schokolade, Pfannkuchen mit Preiselbeeren und wunderbares Schwarz- und Kartoffelbrot mit dick Butter und Rüben- oder Apfelkraut. Und sie hat meinen Bruder und mich mit Spielzeug überschüttet. Mein Uropa war ein erfolgreicher Arzt gewesen und hatte seinen beiden Töchtern, meiner Oma und meiner Großtante, ein ganz ordentliches Vermögen hinterlassen, das meine Oma gern "mit der warmen Hand" an uns Kinder weitergegeben hat. Leider ist sie sehr früh an einer Lungenentzündung als Komplikation von Parkinson verstorben.


Jayjay

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Meine Omas sind sehr alt geworden, eine sogar über 100. Da meine Mutter sehr früh verstorben war (mein Bruder und ich waren noch Kinder), hatten meine Omas viel im Haushalt geholfen. Ich erinnere mich vor allem an viele Leckereien (vor allem Kuchen) und an so manche Moralpredigt. Waren sehr katholisch... WEnn ich im Winter den Kaminofen anmache, habe ich bei dem Geruch auch immer eine meiner Omas vor Augen, weil sie in ihrem Haus nur Öfen, aber keine Heizung hatte.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Jayjay

Mein Opa mütterlicherseits hat nach dem frühen Tod meiner Oma noch einmal geheiratet, was ihm meine Mutter übrigens sehr übel genommen hat. Jedenfalls hat diese ‚Tante‘ (anders durften wir sie nicht nennen, obwohl sie sich wirklich rührend um uns Kinder bemüht hat) eine legendären Gugelhupf und eine nicht minder legendäre Mozarttorte gemacht. Blöderweise hab ich sie nie nach den Rezepten gefragt, und nachmachen funktioniert einfach nicht. Es schmeckt nie so. Sie hat die Geburt meiner Mädchen noch miterlebt, mein Opa ist bereits davor verstorben.


Silvia3

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Das ist ja mal ausnahmsweise ein richtig nettes Thema. Ich kenne nur meine Oma mütterlicherseits, mein Vater hatte keinen Kontakt zu seiner Mutter. Sie war eine kleine Frau mit schlohweißem, gelocktem Haar und schien immer kleiner zu werden. Sie wohnte mehrere hundert Kilometer entfernt, wir haben sie meist nur 2 bis 3-mal im Jahr gesehen. Sie war gelernte Schneiderin, und wenn sie zu uns zu Besuch kam, blieb sie mehrere Wochen und hat immer geflickt oder für uns Kinder etwas genäht. Dabei hat sie mit uns Reimspiele gemacht, gesungen oder Geschichten erzählt. Ihre alte Pedalnähmaschine steht heute noch bei mir im Flur. Ich erinnere mich noch an ihre Wohnung, in der sie lebte, bevor sie ins Haus meiner Tante zog. Sie hatte eine riesige Altbauwohnung über 2 Etagen, eigentlich waren es 2 Wohnungen, aber es gab nur ein Klo. Das war eine Art Plumpsklo auf halber Treppe und wurde auch noch mit der Nebenwohnung geteilt. Es hatte zwar schon eine Porzellanschüssel, aber keine Wasserspülung. Nach dem großen Geschäft musste man einen Krug Wasser in die Schüssel gießen, um sie zu reinigen. Mangels ordentlichem Geruchsverschluss stank es in dem Klo immer, und im Winter war es a...kalt. Nachdem ich mit 19 von zu Hause ausgezogen bin, habe ich meine Oma meist nur noch zu Weihnachten gesehen. Sie starb mit knapp 87 Jahren, ich war damals 28. Im Jahr zuvor hatte ich geheiratet, und auf meiner Hochzeit war sie schon etwas geistig verwirrt und hat mich gefragt, ob ich die Braut bin.


Erdbeere81

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Meine Oma väterlicherseits war Jahrgang 21. Eine dicke Frau mit 9 Kindern. Sie musste mit 16 in die Arbeitsarmee, floh und versteckte sich Jahre auf dem Dachboden ihrer Mutter. Mit Büchern. Mein Opa war wahnsinnig eifersüchtig und trug sie auf Händen. Er begleitete sie immer. Ich war da wenig, mit 40 Enkelnkindern und müde vom Leben hatte sie wenig Interesse an uns. Aber sie erzählte viele Geschichten . Liebesgeschichten. Meine Mutter verdrehte die Augen, weil die Hälfte erfunden war, aber ich liebte es. Bei der Oma mütterlicherseits war ich anstatt im Kiga jeden Vormittag mit Bruder und Cousin. Meine Mama war gestresst mit Job, Haus und Kindern. Oma und Großtante (sie lebte bei Oma) waren sehr sanft und entschleunigt. Meine Oma hatte ihren Neffen im Alter von 6 Monaten aufgenommen und nach 2 Jahren wieder der Schwester zurück geben müssen. Sie erzählte oft, wie schwer es ihr gefallen sei und doch sei es richtig gewesen der Schwester nach der Krankheit das Kind zurück zu geben. Sie schärfte mir ein, dass Kinder das Kostbarste auf Erden sind. Jedes Jahr in den Ferien kamen ihre Nichten aus der Stadt für 2 Monate und lebten bei Oma und Opa. Später dann die Kinder dieser Nichten aus der Großstadt ebenfalls für 3 Monate. Jeden Sonntag war die ganze Verwandtschaft immer bei Oma. Die ledige Großtante half beim Kochen Heute sind wir Pflegeeltern, allerdings Dauerpflege um nicht den Schmerz fühlen zu müssen wie Oma. Aber beeinflusst hat sie mich in die Richtung Kinder aufzunehmen. Sie starb erst vor 3 Jahren mit 94. Leider blind und taub in den letzten Jahren. Ich mache Teige in ihrer alte. Emalienschüssel, zitiere ihre Sprüche oft . gegenüber meinen Kindern. Ihr müsst euch wirklich so eine kleine, gebückte Frau mit Dutt vorstelle die sich zu meinem Vater beugt, der unter dem Auto liegt und etwas repariert und sie sagt kichernd mit über 80 Jahren; Na wer beim Essen sitzt, kann auch im Liegen arbeiten. :-)))) Oder als ich sie nach Hause fahren will und frage ob sie fertig ist, sagt sie mit 90!! (und nie Führerschein) " Ich würde ja dich nach Hause fahren, aber ich habe deinen Schlüssel nicht gefunden " Und kichert sich, weil sie den Gedanken so lustig findet. Und egal wann man zu ihr kam, auch noch Monate vor dem Tod mit 94 stand sie mühsam auf und holte immer die Kiste mit Spielzeug für meine Kinder, teilte ihre Flips und Minzbonbons mit Schokolade. Lustig war mein Opa. Er liebte lesen kam aber schwer an Bücher. Und er fragte mich ständig. Ich 13 Jahre alt las Pferdebücher, er liebte Pferde. Er las alles mit. Von Black Beauty bis Reiterhof und die Kinder von Süderhofbücher. Bis jemand ihm einen Stapel Konsalik Bücher schenkte.:-))) Großes Vorbild meine Oma. Bin ihr ähnlicher als meine Mama.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

Ach ist das süß. Der Opa, der Black Beauty verschlingt.


Dots

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Antwort auf Beitrag von Erdbeere81

"Ich 13 Jahre alt las Pferdebücher, er liebte Pferde. Er las alles mit. Von Black Beauty bis Reiterhof und die Kinder von Süderhofbücher." Lustig. Meine Oma hat mich mit Arztromanen "angefixt", da muss ich auch so 13 Jahre alt gewesen sein. Wir haben die oft parallel gelesen. :-D


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Dots

Oja, die Arztromanzeit! Da muß man durch. Hatte ich auch. Ich hab meiner Schwester zum Abschluss ihres Medizinstudiums einen ganzen Stapel geschenkt.


Dots

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Wobei man meiner Oma auch eine gewisse "Vorschädigung" zu Gute halten muss: Sie war mit einem gut aussehenden und erfolgreichen Arzt verheiratet, bis der eine andere Frau schwängerte und sie verließ. Vielleicht hat sie das Trauma mit solchen Herz-Schmerz-Geschichten mit Happy End verarbeitet, wer weiß? ;-)


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Meine Großmutter väterlicherseits habe ich nie kennengelernt, ich weiß nicht mal, welcher Jahrgang sie war, aber sicher noch vor 1900. Meine Großmutter mütterlicherseits ist bei einem Unfall ganz elend über eine Stunde lang verstorben, weil der Arzt nicht gekommen ist. Einfach, weil er keine Lust drauf hatte. Ich hatte jahrelang Rachephantasien. Meine Oma konnte super gut kochen, gut schreiben, stand auf „unanständige Witze“ und makabre Geschichten und ich durfte bei ihr als Kind zu Silvester am Eierlikör nippen. Ich glaube, sie war mir in meiner Familie am ähnlichsten und ich stand ihr deshalb sehr nah. Nach ihrem Tod hatte ich lange niemanden mehr, wo ich so sein konnte, wie ich bin und ich mich nicht irgendwie verbiegen musste. Ich liebe meine Mama und sie ist auch eine tolle Mutter, aber sie versteht mich bis heute nicht. Wir sind einfach komplett verschieden.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Es wäre wirklich spannend zu wissen, was unsere Nachkommen mit uns mal verbinden werden.


SkipsMom

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Mir fällt gerade auf, wie alt eure Großeltern geworden sind, die Eltern meiner Mutter sind 97(Oma) und 104 (Opa) Jahre alt geworden, väterlicherseits 83(Opa) und 94(Oma). Meine Eltern nur 60 und 74. Eine Uroma habe ich auch noch kennengelernt, die ist gestorben als ich Teenie war, ich glaube, die war auch uralt. Leider habe ich keine Geschichten, die Großeltern wohnten alle viel zu weit weg. Wir haben sie nur alle paar Jahre gesehen und meistens war der Grund, dass jemand gestorben ist.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von SkipsMom

Meine Großeltern sind auch alle nicht alt geworden. Nur mein Opa, der wurde 88. Die anderen sind 50 (meine Oma mütterlicherseits) bzw. 70 und 72 (Großeltern väterlicherseits) geworden. Bei den Urgroßeltern ist es durchmischt. Von 32 bis 92 alles dabei. Eine Urgroßmutter durfte ich noch kennenlernen. Da war ich 9, als sie starb. An sie habe ich aber nur noch die Erinnerung an eine alte verhutzelte Frau, die total auf Fischkonserven stand. Eingelegter Hering mit Tomatensauce war der Favorit. Allerdings hat sie mit ihrem wirklich mühsamst zusammengekratzten Erspartem (sie war Bergbäuerin) meiner Schwester und mir je einen Brillantring (ein Miniminimini Splitter) geschenkt. Den trage ich heute noch mit sehr viel Stolz und denke so immer noch an sie. Vor allem, weil wir von den ca. 30 Urenkeln die einzigen beiden waren, die so etwas bekommen haben. Aber mein Vater und seine Oma standen sich offensichtlich sehr nahe und er hält die Erinnerung an seine Oma bis heute sehr hoch.


Everdin

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Ich habe teilweise bei meiner Oma, meinen Opa und meiner Tante gelebt (väterlicherseits). Es gab eine unbeheizte Kammer für mich unterm Dach und morgens durfte ich im Winter erst aufstehen, wenn mein Opa das Feuer geschürt hatte. Meine Oma hatte 47/11 als Duft und eine riesige Spritze aus Metall und Glas gegen ihren Zucker. Sie hatte die drei Halbgeschwister meines Vaters im Krieg allein durchgebracht, ihr erster Mann kam nicht wieder. Mein Opa hatte beide Weltkriege an der Front überlebt, einmal als sehr junger Mensch, einmal als über 40 Jähriger. Daraus kam als Nachzügler mein Vater. Meine Oma mütterlicherseits war eine unnahbare Person, die immer still auf dem Sofa gesessen hatte. Dafür hatte sie die besten Weihnachtskekse gebacken. Mein Opa mütterlicherseits war als "Kanonenfutter" als 16 jähriger von den Amis "eingefangen" worden und bekam in den USA in Kriegsgefangenschaft eine fundierte Ausbildung. Er war immer technikbegeistert und bastelte gern. Mein Opa väterlicherseits war älter als mein Uropa mütterlicherseits, den ich aber nicht kennengelernt hatte. Auf beiden Familien lag viel Schmerz aus den Kriegen.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Everdin

Oh ja. 47/11 hatte sogar meine Mutter noch in ihren jungen Jahren. Den Duft vergesse ich nie. Und Fenial Badekugeln, das Rituals der 70iger Jahre. Meine beiden Großväter lagen zeit ihres Lebens im Clinch, weil der eine (väterlicherseits) Offizier war und der andere nur einfacher Wehrmachtssoldat. Meine Mutter war also nicht ‚gut‘ genug. Erst in den letzten Lebensjahren vom Offiziersopa haben sich die beiden angenähert. Die Kriegsereignisse sind ja noch einmal ein eigenes Thema, das sicher viele Familien bis weit danach noch beeinflusst hat. Mag man sich gar nicht vorstellen, was viele Frauen da still und heimlich geleistet und ertragen haben. Und auch nicht, was die Männer, die dann unsere Großväter waren, alles erlebt haben.


Everdin

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Mein Opa väterlicherseits hat einfach nur versucht zu überleben. Er hat es aber zustande gebracht, trotz der Nazizeit sein SPD-Parteibuch und seine Gewerkschaftskarte zu verstecken, jedenfalls ist er nie ausgetreten. Aber als Wehrmachtssoldat war er in Norwegen stationiert und ein junger norwegischer Partisane trachtete ihm nach dem Leben. Mein Opa hat den Norweger face to face erdolcht. Immer war das ein Teil meiner Familie, immer wurde der Tod des Norwegers zu tiefst bedauert und auch betrauert. Der Norweger gehörte zu uns und gehört sogar immer noch zu mir. Er ist ein Teil meiner Familiengeschichte. Der Opa mütterlicherseits war nur eine Woche an der Front und ich bin den Amerikanern sehr dankbar, das sie ihn so gut behandelt haben. Wenn es anders gelaufen wäre, wäre ich ja nicht hier und das fühlt sich immer noch sehr merkwürdig an.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Everdin

Mein einer Opa war auch in Norwegen bzw. an der russischen Front. Dort hat er sich die Ruhr geholt, was ihn vor einem weiteren Fronteinsatz bewahrt hat. Sein Bruder war in der gleichen Einheit und ist dort ums Leben gekommen. Ich kann mich noch an das Foto vom Kriegsgrab irgendwo am Wolchow erinnern. Das war alles, was der Familie geblieben ist. Das Grab gibt es heute sicher schon lange nicht mehr. Der andere (der Offizier) ist kurz vor der Einkesselung Stalingrads von dort abgezogen worden. Das fühlt sich auch etwas komisch an. Mich gäbe es aber trotzdem, weil mein Vater da schon geboren war. Aber er hätte seine 5 Geschwister nicht und ich damit nicht meine sehr lustige Großfamilie. Bei Kriegsende haben ihn die Russen abgeholt (ein Nachbar habe ihn verraten, sagt man. Sonst hätten die ihn am Berg im Leben nicht gefunden) und Richtung Osten verfrachtet. Da ist er dann irgendwo in Ungarn aus dem Zug geflüchtet und zu Fuß nach Hause gegangen. Über diese 3 Monate hat er nie etwas erzählt, aber er sei danach nicht mehr derselbe gewesen. Mir war er als Kind immer ein bisschen unheimlich. Der Streit mit der betreffenden Nachbarsfamilie hat sich weit in die Folgegeneration hineingezogen.


Everdin

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Der Verrat, ja, da gibt es hier in der Gegend auch einiges. Ich bin ja nur Zugezogene, aber da haben sich die Jungen hier in den Wäldern versteckt und wurden von den Klassenkameraden an die Front verraten. Und nicht alle haben es überlebt. Ich frage mich immer wieder, wieso manche Menschen solche Monster sind.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Everdin

Das ist wohl so alt, wie die Welt. Im Fall meines Großvaters wird es wohl die Rache für irgendwelche mündlich festgelegten Wegerechte gewesen sein. Vielleicht gab‘s den Streit auch schon vorher mit meinen Urgroßeltern. So genau lässt sich das nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls hat sich der ‚Verräter‘ (wenn er‘s denn war) dann Jahre später im Wald erhängt und mein Onkel hat ihn gefunden. Und das auch noch nachts am Heimweg. Echt gruselig. In meiner kindlichen Vorstellung (untermalt mit vielen Schauergeschichten, die dann am Land so kursieren) war der Wald verflucht und ich wollte dort nie allein entlang gehen. Zu viele Tote, die dort rumhängen…..


Petra28

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Mein Papa war komplett von 1939 bis 1945 im Krieg. Er hat fast nie darüber gesprochen, ich weiß ein paar "lustige" Geschichten und auch ein paar wirklich verstörende. Wenn ich dran denke, dass mein Sohn heute in dem Alter ist, wird mir ganz anders. Ich selber habe auch immer noch das Gefühl, eigentlich "Nachkriegsgeneration" zu sein.


Maxikid

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Antwort auf Beitrag von Petra28

Meine Opas wurden 61, der hat sich totgesoffen, war sehr gewalttätig. Wurde im Krieg in den Mund geschossen und ins Bein. (Er war Russe) Mund war ganz schief, ein Bein stark verkürzt. Der andere 88, war auch nicht herzlich und herrschsüchtig.Hatte meine Oma aus Österreich mitgebracht. So sagte er immer. Sein Sohn, mein Vater verstarb vor ihm. Zum Schluss hatte Opa oft Tränen in den Augen.


Zwergenalarm

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Antwort auf Beitrag von Maxikid

Es gibt natürlich auch die weniger schönen Geschichten. Teilweise werden sie auch ganz verschieden ‚überliefert‘. Mein Großvater väterlicherseits beispielsweise wird ganz unterschiedlich beschrieben. Je nachdem, wer über ihn erzählt. Die Wahrheit wird, wie überall, vermutlich irgendwo in der Mitte liegen.


DecafLofat

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Vielen Dank für diesen wunderschönen thread. Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen, im Alter von zwei bis ca. zehn. Ich sage circa, denn der Wechsel zu meiner Mutter (mit Sorgerechtsstreit und Gerichtstermin und ab und zu mal ein Wochenende bei ihr zu Besuch) waren kein eindeutiger Zeitpunkt, so im Laufe des Jahres 1989 muss es gewesen sein, denn die fünfte Klasse begann ich dann auf der neuen Schule und mein Bruder kam auf die Welt, da wohnten wir schon (mit ihrem neuen Mann) in der neuen Wohnung. Ich kenne nur diese Oma, sie war mein Anker. Sie ist 2013 gestorben, plötzlich am Herzversagen, war bis dahin immer gesund und fit und mobil. Sie hat noch all ihre Urenkel, meine Kinder, kennengelernt. Erinnerungen habe ich unzählige. Zu viele, für hier zwischendrin. Ich nehme diesen Thread zum Anlass, die Erinnerungen einmal aufzuschreiben. Ich liebe es, all eure Erinnerungen zu lesen. Und darüber nachzudenken, was für eine Oma ich wohl mal sein werde. Danke, Zwergenalarm.


Caot

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Antwort auf Beitrag von DecafLofat

ich durfte also ganz lange etwas von ihr haben. Auch die Urenkel. Ich war eng mit meinen Großeltern mütterlicherseits verbunden. Jedes WE war ich bei ihnen. In Erinnerung hab ich das Essen und das einwecken von Obst und Gemüse.


SunnyGirl!75

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Antwort auf Beitrag von DecafLofat

ich hatte gar keine "richtige" Oma zu deren Lebzeiten erlebt. Da mein Opa (auch der einzige den ich erlebt habe) für mich aber schon immer mit meiner Stief-Oma zusammen lebte, (und die richtige Oma schon lange vorher gestorben war), war sie für uns Kinder auch einfach immer "unsere Oma". Mein Opa (mütterlicherseits) starb leider!! auch schon als ich erst 9 war, durch die Folgen eines Autounfalls und weil die Ärzte dann seinen Milz-Riss nicht entdeckt haben, ganz plörtzlich über Nacht im KH. Meine Mutter stand kurz nach dem Unfall als ich runter kam weinend in der Küche (für mich zum 1. Mal) und ich fragte dann sofort "ist was mit Opa?", und dann erfuhr ich das er tot war... Er wurde 78, hätte gern gewusst wie alt er noch geworden wäre... seine Schwester (meine Großtante) wurde allerdings um die 90, also gut denkbar das er es auch geschafft hätte. Meine Mutter ist mittlerweile auch schon 83... (seit Sept. 23, Urgroßmutter von meinem ältesten Neffen). Mein Opa soll auch immer gesagt haben, er würde gerne noch Uropa werden und 80 werden... (schaffte leider beides nicht) Also zurück zu meiner "Oma", sie wurde auch um die 90 und starb um die 1995er rum, ich weiß es leider gar nicht mehr genau. Sie zog nach dem Tot meines Opas zu deren Tochter und ihrem Mann nach Dusiburg, besucht haben wir sie leider nie dort. Sie kam aber ab und zu mal zu uns, leider schlief das dann immer mehr ein. Im Nachhinein habe ich bereut sie nicht öfters gesehen oder mal angerufen zu haben, meine Eltern haben das aber auch nicht mehr besonders forciert, (am Anfang war ich ja auch erst 9) weil es ja (nur) die Lebensgefährtin meines Opas war... aber dann war es leider irgendwann zu spät... Am meisten erinnere ich mich daran, dass sie früher immer einen Sirupkuchen mit Streuseln mitgebracht hat, der war sooooo lecker. Leider hab ich nie nach dem Rezept gefragt und gefunden habe ich so eines auch nicht... und das sie oft mit mir "Grün, grün grün sind alle meine Kleider..." gesungen oder vorgesungen hat und immer Zucker in den Apfelmus tat, während wir Kinder Zitrone reintaten... Sauer war sie nur ein einziges Mal auf uns, weil wir ein paar ihrer aufwendig bemalten Ostereier am Osterstrauch (beim toben) ausversehen zerbrochen haben, obwohl sie vorher gesagt hat wir sollen aufpassen... Gestickt hat sie auch immer viel (ein buntes Deckchen davon, was sie mir mal geschenkt hat, liegt immer noch bei uns im Wohnzimmer) Mein Opa hat mir (als meine Eltern verreist waren) glaube ich sogar mal eine geknallt weil ich zu spät nachhause kam, nachdem ich mit dem Nachbarsjungen zum Dosen sammeln losgezogen bin, (das waren damals die einzigen mit Pfand). In den Sommerferien sind wir, als beide noch lebten, immer zusammen nach St. Leonhardt immer zu dem gleichen Bauernhof (mit Pension oder Hotel), in Südtirol gefahren und gewandert... das war auch immer toll. (Da hab ich auch mit 5 oder 6 im dazugehörigen Swimming-Pool schwimmen gelernt) Heutzutage haben meine Tochter und die Kinder meiner Schwestern einen ganz anderen Kontakt zu ihren Großeltern. So was wie Bilder oder Neuigkeiten über WhatsApp schicken, gab es ja damals noch nicht und ihre Enkel sehen sie auch viel öfter oder übernachten auch mal dort. Habe glaube ich höchstens 2-3 mal meine Großeltern alleine (oder mit Schwester/n), mit Übernachtung besucht. Da bekam ich immer eine Spieluhr aufgezogen, zum Einschlafen (sowas hatte ich zuhause nicht), das weiß ich auch noch.


ConMaCa

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Ich habe jedesmal so viele nette Erinnerungen an meine Oma, wenn ich in der Küche stehe und Rotkohl koche. Mit Rotkohl verbinde ich Weihnachten bei Oma, Sonntagsessen in der Zeit als wir jeden Sonntag zum essen bei ihr waren, weil klar war das mein Opa bald sterben wird und er jede freie Minute noch mit uns Enkeln, im speziellen seiner liebsten Enkelin, also ich, verbringen wollte. Ich war 12 als er starb und meine bis dahin heile Welt wurde dadurch gehörig durcheinander gerüttelt. Ich werde seinen Anblick im Sarg niemals vergessen. Aber gleichzeitig erinnert mich das an wundervolle Kindheitsjahre. An Sommerferien auf dem 300 Seelen Dorf, in dem meine Grosseltern gewohnt haben. Ein Garten voller Paradiesfrüchte (Ich bin DDR Kind) welche es nie bei uns zu kaufen gegeben hätte, die konnte ich direkt vom Strauch, Baum etc. essen. Spielen mit den anderen Dorfkindern im Wald vor der Tür, mit Opa Luftgewehr Schießen üben im Garten. Ich hatte eine wundervolle unbeschwerte Kindheit, wenn ich bei meinen Grosseltern war. Nach dem Tod meiner Oma mit 84 haben wir Enkel uns "halb gestritten" um die Bilderbücher die sie all die vielen Jahre aufgehoben hatte, aus denen sie uns vorgelesen hat, weil jeder von uns damit sein Kindheitsglück Verband. Sie durfte ihre ur-Enkel noch kennenlernen, aber wir wohnten sehr weit auseinander und konnten uns daher nur 3-4 x pro Jahr sehen, aber das haben wir genossen. Meine andere Grossmutter lebt noch, sie ist mittlerweile 86 Jahre. Sie war immer ein Arbeitstier, mit dem DDR Orden "Held der Arbeit" ausgezeichnet. Sie hatte so gut wie nie Zeit für uns. Aber wir sehen uns regelmäßg jetzt, auch die Enkel und Ur Enkel und inzwischen auch schon Ur Ur Enkel. Die Verbindung zu ihr war aber nie das was ich zur Oma väterlicherseits hatte.


4_Monster

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Meine Großeltern mütterlicherseits haben meinen Bruder und mich aufgezogen, waren bei der Geburt von meinem Bruder 41 und 35 Jahre, bei meiner 43 und 37, wir hatten einen großen Garten indem alles mögliche angebaut wurde, Erdbeeren, Johannisbeeren, Mirabellen, Pippas, Zwiebeln, Radieschen, Möhren sowie im Frühbeet Salat. Wir hatten auch Nini's für die wir im Sommer immer Gras, Löwenzahn und Klee pflücken mussten. Wir mussten schon ziemlich früh in Garten und Haushalt mit anpacken. Im Sommer wurde alles geerntet, kleingeschnibbelt, entkernt, eingekocht, eingefroren und zu Marmelade/Gelee verarbeitet. Sie starben mit knapp 67 (Vati) und 62 (Mutti) . Vati hat noch meine älteste kennen gelernt, ihre ersten Schritte gesehen, Mutti durfte noch meine kleine, ihre 2. Urenkelin kennenlernen. An meinem Großvater väterlicherseits kann ich mich nicht erinnern, da ich wie er starb ungefähr 4 Jahre war. Meine Oma väterlicherseits ging täglich in die Kirche und meinte immer sterben zu müssen, hat sich wie sie älter war beinahe täglich die letzte Ölung verpassen lassen. Oma ist 87 Jahre geworden und hat 5 Urenkel kennenlernen dürfen.


Dezemberbaby2012

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Ich habe eigentlich nur eine meiner Großmütter richtig gekannt. Das war die Mutter meines Vaters. Die andere Großmutter lag im Streit mit meiner Mutter. Sie hat nur meine Schwester als Kind ab und zu eingeladen, ich war ihr aber den Erzählungen nach angeblich zu wild. Daher hab ich sie nur zwei bis dreimal als ich ganz klein war gesehen. Ich weiß nur noch, dass alles sehr steif war. Wie bei uns zu Hause (also bei ihrer Tochter). Sie soll aber sehr alt geworden und bis ins hohe Alter in ferne Länder gereist sein. Der dazugehörige Opa war im 2. WK gestorben. Meine Mutter erzählte die Geschichte, dass er heldenhaft ein junges Mädchen vor der Vergewaltigung durch zwei Soldaten retten wollte und daraufhin „standrechtlich erschossen“ wurde. Vielleicht wollte sie das selber glauben, aber in Wahrheit ist er laut Unterlagen scheinbar in ganz schnöden Kampfhandlungen im Osten ums Leben gekommen. Vor ein paar Jahren habe ich noch einmal recherchiert und dabei ganz Schreckliches über seine Rolle im Holocaust herausbekommen. Da war meine Mutter schon tot, keine Ahnung, ob sie es wusste. Bei meiner „richtigen“ Oma waren wir (meine Schwester und ich) dagegen oft und gerne. Sie hatte ein Haus mit Garten so 1/2 Stunde mit dem Fahrrad entfernt und wir konnten dort sehr frei sein. Zu Hause wurden wir sehr streng und auch leider mit viel Gewalt „erzogen“. Es gab viele Verbote und ständig Angst, etwas falsch zu machen, mussten eigentlich nur funktionieren. Bei meiner Oma durften wir endlich Kinder sein, herumtollen, die Küche auf den Kopf stellen, im Keller nach spannenden Sachen suchen und mit den Nachbarskindern bis zum Dunkelwerden draußen und im ganzen Haus verstecken spielen. Ich weiß nicht, ob ich ohne meine Oma seelisch überlebt hätte. Ich erinnere mich an einen geheimnisvollen hölzernen Dachboden und einen verwinkelten Keller voller spannendem Gerümpel. Im Keller hat meine Oma auch noch ihre Kochwäsche in einem riesigen Kochtopf und mit so einem großen hölzernen Stampfer gekocht. Obwohl dort eigentlich auch eine Waschmaschine stand….. Dort hat sie mir angesichts einer Waschmittel-Packung eines Tages auch die Bedeutung des Wortes „Persil-Schein“ (aus der Nachkriegszeit) erklärt. Meine Oma war eher einfach gestrickt, nicht sehr gebildet und aus einfachen Verhältnissen, aber eine toughe Frau, die ihr Kleinkind (meinen Vater) im/nach dem Krieg zunächst ohne Mann großziehen musste. Dieser Opa war auch im 2. WK gestorben, als einfacher Soldat. Als ich Kind war, galt er noch „nur“ als vermisst. Meine Oma und mein Vater haben selbst damals noch darauf gehofft, dass er wiederkommt. Als mein Vater noch Kind war, hat meine Oma irgendwann zwar meinen Stief-Opa geheiratet, aber sie hat zu uns immer gesagt „Wenn mein Heinrich zurückkommt, gehe ich sofort wieder zu ihm.“ Ihr zweiter Mann, der einzige „Opa“ den ich kannte, war ein sehr schwieriger Mensch voller Kriegstraumata. Die meiste Zeit saß er im dunklen Keller auf einem alten Sessel in der Ecke inmitten von Gerümpel und trank vor sich hin: Rotwein, Bier, Schnaps. Und rauchte schrecklich stinkende Zigarren, die aber unangezündet toll rochen. Er war eigentlich immer betrunken. Bei Familienfesten provozierte, stritt und pöbelte er. Wenn wir Kinder im Wohnzimmer abends Kerzen anzündeten, schimpfte er, wir sollten die ausmachen und verzog sich in den Keller. Der Geruch erinnerte ihn an schlimme Kriegserlebnisse. Zu Silvester war er besonders schlecht auszustehen, weil ihn die Böller auch an den Krieg erinnerten. Er behandelte meine Oma wohl sehr schlecht (davon haben wir aber als Kinder nicht viel mitbekommen), sie hat sich aber nie getraut, sich zu trennen. Aber er konnte gut malen, das ganze Haus hing voll mit seinen Bildern. Wenn wir Kinder alleine zu Besuch waren, haben wir ihn meist kaum gesehen. Im Sommer haben wir der Oma im Garten immer Blumensträuße gepflückt, um ihr eine Freude zu machen und sie hat dann „geschimpft“ dass wir doch die schönen Blumen im Garten weiterwachsen lassen sollen. Das hab ich damals nicht verstanden, heute weiß ich was sie meinte. Wir haben mit ihr zusammen Sauerkirschen und Johannisbeeren gepflückt und hinterher einen Kuchen daraus gebacken. Sie war jetzt nicht die Warmherzigkeit in Person, aber wir haben uns bei ihr wohl und verstanden gefühlt. Wir durften viel Süßes essen und bis in die Nacht fernsehen. Ich erinnere mich auch an viele Gespräche über die Welt, die Familie und die Vergangenheit auf ihrem Samt-Sofa. Manchmal sagte sie allerdings auch unschöne Sachen, die ich schon als Kind ablehnte. Heute würde ich sie entschieden damit konfrontieren, aber als Kind habe ich mir einfach nur meine eigenen Gedanken dazu gemacht. Sie erzählte z.B. immer, wenn wir sie nach der Nazizeit fragten, das mit den Juden hätte ja damals keiner gewusst….. Das habe ich ihr einfach nicht geglaubt. Ja, was dachte sie denn, wo die plötzlich alle verschwunden waren? Ins Ferienlager? Oder sie sagte solche dummen Sätze wie „Bei Hitler konnte man wenigstens die Haustür offenlassen….da hat sich keiner getraut, etwas zu stehlen“ wenn sie über die steigende Kriminalität schimpfte. Ich hab das als Kind immer nicht so zusammenkriegen können: Diese freundliche, eigentlich menschenliebe Frau, die andererseits ab und zu solche „dummen“ (das Wort ist zu schwach, aber ihr wisst, was ich meine) Sachen sagte. Ich glaube, es war wirklich Dummheit/Unreflektiertheit. Aber ich konnte nie richtig mit ihr darüber sprechen. Als ich alt genug war, habe ich schon in einer anderen Stadt gelebt und sie lange nicht gesehen und als ich sie wiedersehen wollte, lebte sie schon dement bei meinem Halb-Onkel (ihr Sohn mit dem zweiten Mann), der keinen Besuch zuließ. Andere Geschichte…. Sie hatte einen Hund, der mein bester Freund war. Ich habe ihm alle meine Sorgen in sein Schlappohr erzählt. Bei allen anderen haute er ohne Leine ab, nur ich hab ihn heimlich immer beim Spaziergang freigelassen und er wartete an jeder Kurve und jeder Strassenkreuzung brav auf mich. Zu Weihnachten hat meine Oma immer eine Gans gemacht, die dann schon einen Tag vorher gewaschen und roh am Küchenwasserhahn hing, warum auch immer….. das fand ich gruselig. Sie hat (fast) immer lecker und (im Gegensatz zu unserer Mutter) vor allem frisch gekocht. Manchmal gab es bei ihr allerdings Pfannkuchen mit Apfel und Speck, was ich als Kind schrecklich fand. Unsere Pfannkuchen durften wir aber pur mit Nutella essen, so dick bestrichen wie wir wollten…. Wenn ich Bauchschmerzen hatte, wollte sie mir immer einen kleinen Schluck Bier als Heilmittel geben und hat geschworen, dass das helfen würde….. Auf den Küchenschränken klebten wie zu dieser Zeit üblich Pril-Blumen. In der Ecke stand ein alter Holztisch mit eisernem Schwungrad und Pedal, den ich als Kind immer faszinierend fand. Ich glaube, er war zum Nähen. Es gab auch einen Küchentisch mit Wachstuchdecke und eine knarzende Eckbank zum Sitzen, unter die der Hund immer flüchtete, wenn er etwas angestellt und Oma ihn mit der zusammengerollten Zeitung jagte. Die Küche hatte auch eine Speisekammer, wo immer frisches Brot und eine Eichsfelder Stracke um die Wette dufteten…. Ach ja, und ein riesiger Sack mit Frolic Trockenfutter für den Hund stand da drinnen. Wenn ich heute am Trockenfutter meiner Katze schnuppere muss ich immer an die Speisekammer meiner Oma denken Auch im Bad standen viele kuriose Dinge, u.a. eine Maxi-Porzellanflasche Odol, lecker duftendes Schauma Ei-Shampoo, eine dicke Dose Kaloderma und natürlich ein Flakon rosafarbenes Oil of Olaz. Ja, liebe Nach-75er, damals gab es nur EINE Sorte Oil of Olaz (Otto sagte einmal treffend „Oil of Omas“) und meine Oma schwor darauf und ihre Haut roch immer danach. Sie trug gefühlt immer eine Kittelschürze, weil sie sich so oft bekleckerte, außer an Feiertagen. Als Teenager haben wir all ihre Schminksachen und das Haarspray für unsere ersten Styling-Versuche benutzt. Vorlage waren die Vorher-Nachher-Bilder in der spannenden Tina-Zeitschrift. Bei uns zu Hause gab es nur die spießige Hörzu…. Was sehr kurios war: sie hebte immer das Einwickelpapier vom Brot auf (damals gab es noch keine Tüten beim Bäcker), schnitt es in große Vierecke und wir sollten es in die Toilette legen, wenn wir ein „großes Geschäft“ machten. Im Sommer saßen wir bei Schwarzwälder Kirschtorte auf der Terasse und spielten Canasta. Im Garten wuchs u.a. ein riesiger Sauerkischbaum und ein Busch Maggikraut (Liebstöckel, inzwischen fast völlig in Vergessenheit geraten). Ich muss oft an sie denken, und bin dann traurig, dass ich sie nicht mehr treffen kann. Manchmal erzähle ich meinem Sohn Sachen oder Sprüche von ihr, z.B. „Papier ist geduldig“ wenn sie sagen wollte, dass etwas zwar vielleicht irgendwo steht, aber das nicht heißt, dass es auch stimmt oder umgesetzt wird. Ich habe ihm auch das alte Haus mit Garten gezeigt. Der Depp von Halbonkel (der meine Oma am Ende noch verklagt und um Geld und Haus gebracht hat) hat alles verkommen lassen, den tollen Kirschbaum abgesägt und das Kräuterbeet plattgemacht. Ich glaub ich muss mal kurz am Katzentrockenfutter riechen und mich gedanklich zurückbeamen. Sie hatte ihre Fehler, aber ich vermisse sie trotzdem immer noch ab und zu. Ich habe einige schlechte (auch wegen dem Stiefopa), aber auch viele schöne Erinnerungen an sie.


ichbinfrei

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Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Tja, meine Oma wird 94 und wird wohl noch alle überleben. Ich war sehr gerne bei ihr, sie hatte einen Hund und klar - auch ein Plumsklo. Nachts hatten wir sogar noch einen Eimer, damit wir nicht über den dunklen Hof zum Plumsklo mussten. Bei ihr gab es immer leckeres Essen und viiiiel Fernsehen - was ich daheim kaum durfte. Sie haben mir auch die Bravo bestellt. Hach, es war schon lustig, die Zeit. Jetzt wird sie immer weniger, aber im Kopf ist sie zwar sehr vergesslich, aber noch ganz fit. Mach ihr seit 3 Jahren einen Adventskalender. Jedes Jahr frage ich mich, ob es der letzte ist...


ichbinfrei

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Tja, meine Oma wird 94 und wird wohl noch alle überleben. Ich war sehr gerne bei ihr, sie hatte einen Hund und klar - auch ein Plumsklo. Nachts hatten wir sogar noch einen Eimer, damit wir nicht über den dunklen Hof zum Plumsklo mussten. Bei ihr gab es immer leckeres Essen und viiiiel Fernsehen - was ich daheim kaum durfte. Sie haben mir auch die Bravo bestellt. Hach, es war schon lustig, die Zeit. Jetzt wird sie immer weniger, aber im Kopf ist sie zwar sehr vergesslich, aber noch ganz fit. Mach ihr seit 3 Jahren einen Adventskalender. Jedes Jahr frage ich mich, ob es der letzte ist...