Nächtliches Stillen & häufiges Aufwachen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nächtliches Stillen & häufiges Aufwachen

Liebe Frau Welter, mein Kleiner (N.) ist 19 Monate alt. Dank Ihren Ratschlägen stillen wir trotz anfänglicher Schwierigkeiten heute noch zum Mittagsschlaf und nachts. Vielen Dank erstamls dafür!!! Es ist nun so, dass N. noch nie ein guter Schläfer war. Er schläft nicht länger als 3 Stunden und hat öfters Nachtschreck. Laut Dr. Rüdiger Posth liegt es an der noch nicht ausreichender Schlafhormonmenge und "dass sein Stoffwechsel es gewohnt ist, nachts noch Nahrungsnachschub zu bekommen. Das fördert das Wachwerden zusätzlich." Es ist aber so, dass ich noch nicht abstillen möchte und es mich nicht besonders stört, wenn er nach dem Stillen sofort wieder einschläft (passiert leider nicht jedes Mal). Ist es zu erwarten, dass N. von sich aus, ohne mein Einwirken, das nächtliche Stillen sein lässt. Einfach, weil er das nicht mehr braucht? Oder ist es unwahrscheinlich, da es zu einer fester Gewohnheit geworden ist? Ich habe das Gefühl, dass er die Brust nachts noch braucht. Er lässt sich ja nur so von seinem Nachtschreck wieder beruhigen. Vielen Dank im Voraus!

von Annushka am 23.06.2014, 21:34



Antwort auf: Nächtliches Stillen & häufiges Aufwachen

Liebe Annushka, viele Kinder haben „lebhafte“ Nächte und da macht es wirklich keinen Unterschied, ob das Kind noch gestillt wird, nicht mehr gestillt wird oder nie gestillt wurde. Die Kinder erleben so viel, was sie im Schlaf verarbeiten und mit zunehmender Sprachfähigkeit gibt es auch immer mehr Zeiten, in denen Kinder im Schlaf sprechen (was manche von uns ja auch als Erwachsene noch beibehalten). Außerdem gibt es noch das Phnänomen des „Nachtschrecks“, der auch „pavor nocturnus" genannt wird und das ich von einem meiner Kinder ebenfalls kenne. Das Weinen war so schlimm, dass mein Mann das Kind mitten in der Nacht zum Kinderarzt bringen wollte und es war ebenfalls nicht wach zu bekommen. Als Eltern fühlt man sich in dieser Situation so entsetzlich hilflos und kommt auf die verrücktesten Ideen (eine Bekannte von mir, hat ihr Kind in dieser Situation mitten in der Nacht gebadet, dabei ist das Kind dann aufgewacht und hat sich sofort beruhigt). Remo Largo beschäftigt sich in seinem Buch „Babyjahre" mit dem Nachtschreck. Dort kannst Du einiges interessantes dazu nachlesen. Der Nachtschreck ist etwas, was typischerweise im Alter zwischen zwei und fünf Jahren auftritt (kann aber auch danach oder davor sein) und scheint einen Zusammenhang mit dem REM Schlaf zu haben. Die Kinder können sich anschließend nicht daran erinnern, was ein Trost für die Eltern ist. Nachtschreckattacken sind für die Eltern ein extremes Erlebnis, scheinen aber für die Kinder harmlos zu sein. Die Kinder sollten dann laut Largo nicht geweckt werden, sondern nur so begleitet, dass sie sich während dieser Alptraumphasen nicht verletzen können. Wenn dein Kind sich schnell beruhigt beim Stillen, dann würde ich persönlich sicher nicht abstillen. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Ich wünsche euch bald wieder ruhigere Nächte. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 24.06.2014



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