Liebes Stillteam,
ich bin eifrige Mitleserin Ihres Forums und bin sehr dankbar, hier so viel Tipps erhalten zu haben. Nun habe ich selbst eine Frage:
Leander, 14 Wochen, 2 Tage, bewegt sich mit seinem Gewicht seit seiner Geburt auf der 97. Perzentile, von der Größe her über der 97. Perzentile (wir Eltern sind groß, die Männer der väterlichen Familie sind um die 2 m groß). Unser Baby hatte von Beginn an ein riesiges Saugbedürfnis und ist so liebesbedürftig, Stillen mehr als 15 Mal in 24 Stunden war/ ist keine Ausnahme. Es ist anstrengend, aber wir genießen das Stillen doch sehr, zumal Leander auch keinen Schnuller mochte.
Seit zwei Tagen machen ihm die Zähnchen im Kiefer zu schaffen, seither nimmt er plötzlich den Schnuller und zeigt viel weniger Interesse an der Brust. Nun mache ich mir Gedanken um eine potentielle Saugverwirrung und vor allem fürchte ich, er könnte zu wenig essen...(natürlich ist mir klar, er wiegt genug) - kann so etwas passieren? Vor lauter Schnuller-Begeisterung das essen vergessen?
Darüber hinaus ist er wie oben geschrieben supergroß...er schaut aus wie fünf Monate, ist aber lediglich lang, nicht moppelig. Als ich heute meine Hebamme mit obiger Frage konfrontierte, antwortete sie "es sei gesünder, nicht so oft wie bisher zu essen" (???) und "man müsse nicht auf der 97. Perzentile liegen". Ich bin verwirrt: Nach der Lektüre hier las ich, ein Baby dürfe so oft es wolle an die Brust, da Stillen nicht nur "essen", sondern sehr viel mehr ist (die Hebamme vertritt auch die Meinung, ein Baby dürfe sich nicht an der Brust beruhigen). Und natürlich muss man "nicht an der 97. Perzentile sein"...aber was soll ich machen? Ihm die Brust verweigern? (Ich schäme mich ohnehin meist schon, daß ich so ein großes Baby habe, weil ich immer subtil den Eindruck habe, man unterstellt mir, mein Baby zu mästen oder Fehler in seiner Ernährung zu machen.).
Zudem ist es doch günstig/ normal/ Zeichen guter Entwicklung, wenn ein Baby seiner Perzentile folgt? Wie gehe ich mit der Aussage um?
Tut mir leid, das war nun ausführlich...ich wollte nichts vergessen.
Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit hier!
Liebe Grüße
Stefanie und Leander
von
Elisabeth3011
am 11.09.2014, 20:12
Antwort auf:
Geändertes Stillverhalten im Alter von 14 Wochen
Liebe Stefanie und Leander,
eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Auch passiert es leider tatsächlich, dass ein Baby sein Saugbedürfnis am Schnuller befriedigt und dann tatsächlich zu wenig Milch bekommt.
Lass dich bloß nicht verunsichern, Du hast nichts falsch gemacht!!!
Babys gibt es in verschiedenen Größen und die Bandbreite ist da sehr groß. Wie ein Kind als Baby aussieht, sagt auch nichts darüber aus, wie es später als Erwachsener aussehen wird.
Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht.
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken.
Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt.
Mit der Brust kannst Du dein Kind nicht zustöpseln. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kundtun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht.
Ich bin sicher, dass manche Mutter gelegentlich versucht, das Kind mit der Brust zu beruhigen, einfach, weil es jetzt gerade praktisch und bequem wäre, aber das funktioniert in den allermeisten Fällen nicht solange das Kind nicht will, weil das Kind nicht gegen seinen Willen an die Brust gebracht werden kann. Die (weiche) Brust, kann nicht einfach in den Mund gesteckt werden wie zum Beispiel eine Flasche oder ein Schnuller (der ja sogar im Mund festgehalten werden kann).
Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen.
Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen!?
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.09.2014
Antwort auf:
Geändertes Stillverhalten im Alter von 14 Wochen
Liebe Aura,
bei deiner Arbeitssstelle muss es eine Fachkraft für Arbeitssicherheit geben, die für solche Fragen zuständig ist und
Zugang zu den Informationen über Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit und Gefahrstoffverordnung hat. Am
besten wendest Du dich an die zuständige Fachkraft für Arbeitssicherheit oder an das Gewerbeaufsichtsamt, dort
bekommst Du ganz genaue Informationen.
Ich zitiere aus dem deutschen Mutterschutzgesetz, in dem auch die Stillpausen geregelt sind:
"Stillende Frauen haben auf Verlangen Anspruch auf die zum Stillen erforderliche Zeit, mindestens aber zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Bei einer zusammenhängenden Arbeitszeit von mehr als acht Stunden soll auf Verlangen zweimal eine Stillzeit von mindestens 45 Minuten oder, wenn in der Nähe der Arbeitstätte keine Stillgelegenheit vorhanden ist, einmal eine Stillzeit von mindestens 90 Minuten gewährt werden. Die Arbeitszeit gilt als zusammenhängend, soweit sie nicht durch eine Ruhepause von mindestens zwei Stunden unterbrochen wird. Durch die Gewährung der Stillzeit darf ein Verdienstausfall nicht eintreten. Die Stillzeit darf von stillenden Müttern nicht vor oder nachgearbeitet und nicht auf die in dem Arbeitsgesetz oder anderen Vorschriften festgesetzten Ruhepausen angerechnet werden.
Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit, nicht in der Nacht zwischen 20 und 6 Uhr und nicht an Sonn und Feiertagen beschäftigt werden. Ausnahmen (z.B. für Landwirtschaft, Gastronomie und Künstlerinnen) werden im §8 Absatz 3 geregelt.
Außerdem dürfen stillende Mütter nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind, zum Beispiel durch Strahlen, Staub, Hitze, Nässe, Erschütterungen oder Lärm. Verboten sind körperlich schwere Arbeiten wie Akkordarbeit am Flie?band und Heben und Fortbewegen von schweren Lasten (mehr als 5 Kilo).
Muss die Arbeitnehmerin ggf. aufgrund der arbeitsplatzbedingten Schutzmaßnahmen vorübergehend versetzt werden, darf sie finanziell nicht schlechter gestellt werden: Lohn und Gehaltsminderungen sind verboten."
Manche Mütter nehmen diese Pausen zum Abpumpen, andere als zusammenhängende Zeit um später anzufangen oder früher zu gehen.
Sie dürfen dir aber in keinem Fall von der Arbeitszeit abgezogen werden.
Ich drück dir die Daumen!
LLLiee Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 11.09.2014