Hallo liebe Hebamme,
meine Tochter kam als Frühchen auf die Welt und bekam von Anfang an das Fläschchen, weil wir auf das Gewicht achten mussten. Daher haben wir das Anlegen bereits im Krankenhaus verpasst. Ich pumpe aber seit dem parallel so ca. 3-4 mal am Tag je 20 min ab. Es kommt immer maximal 10 ml (5 ml pro Seite) Muttermilch. Ich trinke und esse gut. Ich versuche die Kleine auch anzulegen, sie saugt max. 2 mal an der Brust und hört wieder auf, weil keine Muttermilch kommt. Wenn ich geduldig weiter versuche, dann schreit sie wie am Spieß, so dass ich dann aufhöre und ihr die Flasche gebe. Ich glaube ich habe wenig Milch. Es ist sehr frustrierend. Ich möchte nur wissen, ob es sich lohnt weiter dran zu bleiben oder soll ich mich damit abfinden und die Situation akzeptieren. Danke für eine Antwort. LG Sarah
von
Sarah33
am 16.08.2017, 09:24
Antwort auf:
Frühchen stillen trotz Fläschchen
Liebe Sarah33,
Du hast nicht unbedingt zu wenig Milch, aber dein Baby ist saugverwirrt und KANN nicht korrekt und effektiv saugen.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Auch das Beusternährungsset wäre evtl. eine gute Lösung für Euch.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und
vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die
zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der
Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem
Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs
Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den
Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby
saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die
Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und
welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder
über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das
Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Kopf hoch, Ihr schafft das!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.08.2017
Antwort auf:
Frühchen stillen trotz Fläschchen
Hallo,
Unbedingt weiter so machen!
Ich antworte auch einfach mal, weil ich in genau der gleichen Situation war, wie du jetzt bist.
Meine Tochter hat im Krankenhaus parallel zur Brust auch die Flasche bekommen.
Ich habe auch abgepumpt und es kam immer nur ein paar wenige ml dabei raus. Wenn Sie nach dem stillen gewogen wurde, wog sie entweder das gleiche wie vorher, oder nur 5- 10 g schwerer. Das war anfangs schon ein Fest für uns.
Es war wirklich frustrierend und ich war sehr traurig, weil ich so gern vollstillen wollte.
Als wir nach Hause kamen, habe ich (mit viel mehr Ruhe, als im Krankenhaus) genau so weiter gemacht.
Ich habe sie erst immer gestillt und danach erst abgepumpt und ihr den Rest mit der Flasche gegeben. Konsequent...und Es wurde immer mehr und meine Kleine wurde immer stärker und schaffte mit jedem anlegen länger und kräftiger an der Brust zu trinken...bis ich irgendwann gar nicht mehr anpumpen musste und ich sie vollstillen konnte .
Es war zwischenzeitlich recht mühsam und frustrierend, aber es hat sich gelohnt am Ball zu bleiben.
Du musst dir und deinem Baby vertrauen, das ihr es schafft. Dann klappt es auch.
Du musst Ruhe und Zuversicht ausstrahlen.
Du und dein Baby könnt es schaffen und die Milch wird von mal zu mal mehr und dein Baby immer stärker.
Viel Glück und eine wunderschöne Stillzeit wünsche ich Dir!
Es lohnt sich!!!!
von
Tatjana03
am 16.08.2017, 09:53