Brustverweigerung seit der 4. Lebenswoche

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Brustverweigerung seit der 4. Lebenswoche

Hallo, meine Tochter ist jetzt 17 Wochen alt und das Stillen will immer noch nicht klappen. Ich pumpe im 6 Stunden Rhythmus ab und füttere 1 Flasche Pre-Nahrung zu. Ich würde mir so wünschen, dass mein Baby doch noch die Kurve bekommt. Vielleicht haben sie noch ein Ratschlag für mich oder können mir sagen, warum das stillen nicht geklappt hat. Zu meiner Stillgeschichte: Meine Tochter kam 11 Tage zu spät und wurde eingeleitet. Ich habe spontan entbunden und ohne Komplikationen. Sie wurde mir direkt auf die Brust gelegt und angelegt. Als sie geboren wurde hat sie wie eine Dolle an ihrem Unterarm gesaugt und war sehr unruhig. Das Anlegen hat nicht gleich geklappt, weil sie gar nicht so richtig wusste was sie mit der Brust machen soll. Während des Klinikaufenthaltes übten wir das Anlegen, aber auch hier war sie immer sehr unruhig und hat nach der Brust gesucht aber sie nicht gefunden. Sie hat viel geschrien. Hat sie einmal angedockt saugte sie aber auch eher mäßig oder schlief ein. Kurze Zeit später wollte sie wieder trinken. Abends hatten wir ständig clustern. Nach ca. 3 Wochen haben wir das erste mal einen Schnuller gegeben, weil sie ein starkes Saugbedürfnis hatte und wirklich viel geschrien hat. Der Schnuller war sofort eine Hilfe. Es kam nun weiter dazu, dass sie an der Brust nicht mehr zur Ruhe kam und unzufrieden blieb, bis sie irgendwann nicht mehr ran wollte. Ich muss dazu sagen, dass wir dann Pre-Nahrung einmal gaben um zu sehen, ob sie noch hungrig war. Da hatte sie aber nicht mehr sehr viel getrunken dran. Ihr Gewichtsverlauf war immer optimal. Es begann ein Teufelskreis. Sie schrie und ich bot ihr ständig die Brust an, versuchte sie zu animieren und ihr beim anlegen zu helfen. Das Ende vom Lied war ein kompletter Stillstreik und sobald sie die Brustwarze in den Mund bekam krisch sie. Sie saugte an und lies wieder los. Stieß sich von der Brust ab. Je länger ich versuchte sie anzulegen desto schlimmer wurde es. Das war der Anfang davon, dass ich beschloss abzupumpen - bis heute. Sie bekommt jetzt fast nur noch die Flasche und mag es, dass sie da so schnell was rausbekommt. Allerdings zappelt sie an der Flasche auch rum und ist sehr unkonzentriert, möchte oft flach liegen und gefüttert werden. In der Ambeuge mag sie es nicht so, verschluckt sich auch eher. Beim Osteopathen waren wir schon, es hat sich leider nichts verändert. Stillen klappt sehr selten jetzt mittlerweile, wenn sie im Halbschlaf ist bzw Geborgenheit sucht. Sie trinkt höchstens 50 ml an der Brust, würde ich schätzen, wenn ich es mit dem Gefühl vergleiche wie sich die Brust nach 50 ml nach dem Abpumpen anfühlt. Unsere Tochter hatte die ersten Wochen ziemlich mit der Verdauung zu kämpfen und sich oft überstreckt. Dazu kommt ein Reflux. Sie spuckt viel. Meine Hebamme wusste irgendwann auch nicht mehr wie sie helfen kann. Stillberaterin verneinte sie, da die zum häufigen anlegen raten, was mein Baby aber partout nicht will. Als ich noch voll stillen wollte hat sich meine Tochter immer mehr selbst abgestillt. Durch das pumpen konnte ich die Milchmenge wieder steigern. Ich muss noch dazu sagen, dass ich auf der rechten Seite eine Flachwarze habe. Diese Seite wird noch weniger angenommen als die linke. Mit Hütchen kam sie irgendwie nicht klar. Ich hatte bereits einen Milchstau und entzündete Brustwarzen. Methoden wie z.b im dunkeln Stillen, beim Stillen laufen funktionieren nicht wirklich. Meine Tochter ist soweit kerngesund. Sie kann saugen wenn sie will aber macht es nicht. Es ist echt zum verrückt werden. Ich kann bei den Stillmomenten die wir noch haben auch nicht gelassen bleiben aus Angst, dass sie wieder loslegt. Über eine Antwort würde ich mich freuen. Liebe Grüße Frühlingskind05

von Frühlingskind05 am 14.09.2017, 22:01



Antwort auf: Brustverweigerung seit der 4. Lebenswoche

Liebe Frühlingskind05, dein Baby ist saugverwirrt und KANN nicht korrekt und effektiv saugen. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Auch das Beusternährungsset wäre evtl. eine gute Lösung für Euch. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Kopf hoch, Ihr schafft das! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 15.09.2017



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