Liebe Frau Welter,
ich möchte mich in meiner Unsicherheit nochmal an Sie wenden...
Mein Sohn ist nun 7 Monate alt, er wurde bis vor 7 Wochen voll gestillt. Mittlerweile isst er schon Mittag- und Abendbrei. Zusätzlich stille ich noch die restlichen Mahlzeiten, zur Beruhigung zwischendrin nach Bedarf und natürlich nachts. Wir haben ihn immer viel im Tragetuch bei uns getragen, er schläft in seinem Bettchen neben meinem und stillt nachts ca. alle zwei Stunden.
Ich beschäftige mich tagsüber fast ausschließlich mit ihm, spiele mit ihm, trage ihn viel. Ich möchte behaupten er ist ein sehr wohlbehütetes Baby, dem alle Wünsche erfüllt werden.
Leider begann er mit etwa drei Monaten vor dem Einschlafen ganz fürchterlich zu weinen. Ich dachte diese Phase würde vorübergehen. Dann habe ich begonnen ihn durch das Stillen in seine Tagschläfchen zu begleiten, dies hat auch gut funktioniert. Seit einigen Wochen kommt er beim Stillen nicht zur Ruhe. Er schläft dabei nicht mehr ein. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl er wird dadurch fitter. Einen Schnuller gebe ich ihm nur zum Einschlafen, das klappt manchmal, meistens jedoch nicht.
Er schläft zur Zeit etwa dreimal 30 Minuten am Tag. Das sieht so aus, dass ich ihn bei eindeutigen Müdigkeitsanzeichen hinlege, mich zu ihm lege und ihm etwas vorsinge. Er schreit währenddessen total hysterisch, bis hin dazu, dass er die Luft anhält. Tragen und Wiegen funktioniert nicht, weil er sich so durchbiegt, dass man ihn kaum halten kann. Also bleibe ich bei ihm liegen und streichle ihn so lange, bis er vor lauter Erschöpfung einschläft. Das dauert mitunter auch mal eine halbe Stunde.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Natürlich möchte ich, dass er glücklich einschläft, aber ich weiß nicht wie...!?!? Ich habe Angst, dass er dadurch langfristig "Schaden nimmt", ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken soll.
Wie kann ich ihm denn helfen, dass er nicht so ängstlich einschlafen muss?
Das eigenartige ist, bei meiner Mutter schläft er ohne Schnuller, ohne Weinen und Schreien auf dem Arm ein. Was kann das bedeuten?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe!!
von
Susuzu26
am 07.12.2016, 12:47
Antwort auf:
Baby (7 Monate) schreit hysterisch vor dem Einschlafen
Liebe Susuzu26,
Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht
immer ist Stillen dann die Lösung.
Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck
dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts
Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei
ist.
Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht
unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große
Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere
liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes
Baby beruhigt. Vielleicht kannst Du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen
Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun.
So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu
verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, um so
aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der
nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr.
Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung
auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und
zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das
Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch
dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es
durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich
in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-).
Wenn Du das Gefühl hast, dass dein Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, kannst
Du entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch
dann nicht so stark fließen wird) oder aber Du bietest ihm weiterhin einen Finger (das muss nicht
unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an.
Solltest Du Zeit zum Lesen haben, so möchte ich dir das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von
Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem
besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen
können. Das Buch ist im Buchhandel und bei jeder LLL-Stillberaterin (oder hier im Still-Shop) erhältlich .
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.12.2016