Lieber Herr Dr. Bluni, ich bin mit ca 63 kg in die Schwangerschaft gestartet bei einer Größe von 1,77 m (BMI ist also etwas über 20), die durch eine ICSI entstanden ist. Schon in den ersten Wochen habe ich zugenommen - ich dachte, das lag ggf. auch an meiner leichten Überstimulation (geblähter Bauch, Wassereinlagerungen am Bauch) - bei SSW 8+6 waren es 64,6 kg, bei SSW 16+6 dann bereits 67,7 kg und bei der letzten Untersuchung (SSW 20+6) hat die Hebamme 70,4 kg gemessen (wobei ich dazu sagen muss, dass diese Untersuchung ausnahmsweise nachmittags war und ich gemerkt habe, dass ich über den Tag durch Nahrung, Wasser etc. oft mehr wiege als morgens). Die Hebamme sagte zu dem Gewicht nichts, aber allen Bekannten, denen ich erzähle, dass ich nun in SSW 21 bin und bereits 7 kg zugenommen habe, sind total alarmiert. Ich dürfe doch nur insgesamt 12 kg zunehmen, maximal 15 - und die große Gewichtszunahme käme doch erst am Schluss. Ich solle dringend Diät machen und nichts Süßes mehr essen, weil sonst die Gefahr einer Schwangerschaftsdiabetes besteht. Ich denke zwar, Hebamme und Arzt hätten mich darauf hingewiesen - aber ich bin doch verunsichert. Das Problem ist: Ich hatte vor der Schwangerschaft jahrelang Bulimie und habe danach auch immer extrem auf mein Gewicht geachtet. Schon 63 kg zu wiegen war für mich psychisch teilweise eine Belastung, da ich früher immer unter 60 oder maximal 60 gewogen habe. Daher habe ich penibel darauf geachtet, ja nicht zu viel zu essen und oft Mahlzeiten ausgelassen, wenn ich wieder etwas zugenommen hatte. Nun aber geht das nicht - mir war in der Schwangerschaft nie schlecht, nur habe ich seit Anfang an mehr Hunger. Ich esse überwiegend gesund, aber ab und zu abends auch mal Schokokekse oder Schokolade. Nie aber wie während der Bulimie tafelweise und auch nur einmal, maximal zweimal in der Woche. Sonst esse ich eigentlich recht gesund, viel Obst und Gemüse, etwas Fleisch, Fisch, viel Brot (meist Vollkorn), Kartoffeln, Reis, wenig Fett. Aber eben viel mehr als früher - drei Mahlzeiten und dann noch morgens und nachmittags ne Zwischenmahlzeit/Snack sowie Abends noch nen Snack (Obst etc.). Ich weiß einfach nicht, ob das nicht schon viel zu viel ist. Ich bewege mich viel (5mal pro Woche 45-60 min walken, 1mal Yoga, radfahren zur Arbeit etc.) und finde, dass ich super aussehe - die Gewichtszunahme zeigt sich auch nur an Bauch, Taille, Hüften. Trotzdem bekomme ich nun nach diesen ganzen Warnhinweisen meines Umfeldes langsam Angst, dass ich meinem Baby schade. Ich habe solche Angst, dabei war ich gerade so glücklich, die Essstörung überwunden zu haben und mich in meinem Körper trotz Gewichtszunahme total wohlzufühlen. Ich habe auch Angst, eine Diät nicht zu schaffen und wieder in alte Muster zu verfallen. In SSW 24 ist ein normaler Blutzuckertest angesagt (kein erweiterter). Sollte ich dennoch vorher wegen des Gewichts nochmal den Arzt aufsuchen oder was kann ich sonst tun? Ach ja: Eine psychologische Betreuung kommt nicht mehr infrage. Das hat mir eine Zeit sehr geholfen, aber ich möchte gerne, solange es geht, den Zustand aufrecht erhalten, dass ich mit meinem Leben und Gewicht nun endlich gut klar komme und mich wohl fühle und nicht mehr "in Behandlung" sein. Das wäre der letzte Ausweg, wenn ich nach dem Rat eine Diät zu machen damit nicht klarkäme.
von ria1982 am 01.10.2014, 09:23