Frage: Promethazin und Fluoxetin in der Stillzeit

Guten Morgen, gegen eine leichte depressive und zwanghafte Symptomatik hat mir der Psychiater Fluoxetin verschrieben. Ausserdem schon seit längerem gegen immer wiederkehrende Schlafstörungen und Unruhezustände Promethazin. Letzteres nehme ich nach Bedarf, ich merke Gott sei Dank keine Auswirkungen auf meinen Sohn. Ich selbst leide allerdings erheblich unter dem morgentlichen Überhang. Nun ist mir noch Fluoxetin verschrieben worden. Ich habe es einige Tage eingenommen, aber ich hatte den Eindruck, mein ohnehin schon zur Unruhe neigender Sohn wurde noch unruhiger. Kann das sein? Wenn ja, macht es einen Unterschied, WANN Ich Fluoxetin nehme? Oder gibt es gute Alternativen? Gibt es eine Alternative zu Promethazin, was mich einfach wegen des Überhangs stört? Vielen Dank für Ihre Mühe.

von dreamteam468 am 04.02.2011, 10:39



Antwort auf: Promethazin und Fluoxetin in der Stillzeit

Fluoxetin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über (Isenberg 1990; Burch & Wells 1992; Lester et al 1993; Taddio et al 1996). Neben zahlreichen unauffälligen Verläufen liegen zwei Fallberichte über Komplikationen unter Fluoxetin in der Stillzeit vor: Bei einem exponierten Säugling wurde eine Kolik beobachtet (Lester et al 1993), in einem anderen Fall wird von Übererregbarkeit in den ersten beiden Wochen nach Beginn der Therapie im Alter von 3 Monaten berichtet (Isenberg 1990). Die Fluoxetin-Aufnahme durch den Säugling wird auf 15 bis 20 ug/kg/d geschätzt (Burch & Wells 1992). In einer anderen Untersuchung wurde eine Gesamtaufnahme von Fluoxetin und seinen aktiven Metaboliten von ca. 40 µg/kg/d ermittelt (Taddio et al 1996). Unter 11 Säuglingen, deren Mütter Fluoxetin einnahmen, traten keine Störungen auf. Bei 4 Mutter-Kind-Paaren wurden in der Muttermilch Fluoxetin-Spiegel zwischen 39 und 177 ng/ml gemessen. Verhaltenstests zeigten keine Auffälligkeiten in der kindlichen Entwicklung bei mütterlicher Therapie mit Fluoxetin in der Stillzeit. Der Säugling nimmt zwischen 3,3% (Duffull et al 1996) und 10% (Taddio et al 1996) der mütterlichen Dosis auf. Da längerfristige Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung bei Daueranwendung nicht ausreichend untersucht sind, mahnt die American Academy of Pediatrics zur Anwendung möglichst moderater Dosen in der Stillzeit. Angesichts des niedrigen Molekulargewichts von ca. 284 ist ein Übergang von Promethazin in die Muttermilch anzunehmen. Inwieweit sich die Einnahme des Medikamentes auf das Befinden des Säuglings auswirkt, ist nicht geklärt. Wegen der Möglichkeit einer Atemdepression sowie von vorübergehenden Verhaltensänderungen beim Neugeborenen sollte Promethazin während der Stillzeit mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden. Nach einer aktuellen Auswertung aller verfügbaren Studien in der Weltliteratur treten keine relevanten Serumspiegel beim Säugling unter therapeutischen Dosen der Antidepressiva Nortriptylin, Paroxetin und Sertralin auf (Weissman et al 2004). Diese Antidepressiva wären demnach mit dem Stillen am besten vereinbar.

von Dr. Wolfgang Paulus am 04.02.2011



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