Hallo Birgit,
wie gehe ich am besten mit folgender Situation um. Kind (5 Jahre) neigt zu Übergewicht. Bevorzugt süß und fettig. Ich bin sehr bemüht Gemüse, Obst und Vollkornprodukte...auf den Tisch zu bringen, koche auch fast immer frisch-Fertigzeug gibt's bei uns fast nie.
Aber: mein Kind isst bevorzugt Weissmehlbrötchen, Nutella...und davon 2-3 Stück oder wenns Kuchen gibt "schlägt" sie voll zu (2-3 Stück)
Es gibt ja die Regel: Die Eltern bestimmen was auf den Tisch kommt und das Kind darf entscheiden wieviel und was es isst.
Nun meine Frage: Ich habe oft den Eindruck mein Kind stürzt sich mit Heishunger auf Kuchen und co, und bei anderen Sachen ist sie sehr zurückhaltend. Soll ich mein Kind diesbezüglich reglementieren und sie daran hindern 2-3 Brötchen oder mehrere St. Kuchen zu essen? Bis jetzt habe ich es nicht getan. Ich erkläre ihr nur allgemein, das es Nahrungsmittel gibt die der Körper unbedingt braucht (davon können wir viel essen) und welche die er eigentlich gar nicht braucht ( davon essen wir halt weniger...) Ich will halt Nahrungsmittel nicht in gute und böse einteilen. Aber es nützt nicht viel-sie füttert bei süß und fettig immer voll rein. Wie gehe ich am besten damit um- meine Tochter neigt dazu Speck anzusetzen. Auch mit viel Bewegung ist sie eher an der oberen Grenze was das Gewicht betrifft.
Ich will auch nicht zu viel Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken.
Hast du ein paar hilfreiche Tips für mich? Wie spreche ich am besten mit meiner Tochter darüber oder soll ich sie einfach essen lassen bis sie satt ist? auch wenn nur Kuchen ist?
liebe Grüße und Danke
Ida marie
von
idamarie
am 29.08.2014, 12:32
Antwort auf:
wie Essverhalten beeinflussen?
Hallo idamarie
viele Kinder mögen süß und fettig gerne. Beliebte Kinderspeisen tragen genau diese Eigenschaften und die Präferenzen dafür sind den Kleinen angeboren. Es macht schnell satt - genau das will der Körper. Wir leben heute allerdings in einer Überflußgesellschaft wobei diese Vorlieben sich eher nachteilig auswirken können - ggf entsteht übermäßiges Körpergewicht und/oder Krankheiten.
Du machst dir nun Sorgen, dass deine Tochter zu viel davon isst und hast deine Kleine auch schon versucht etwas darüber aufzuklären, wovon sie besser mehr und wovon sie eher weniger essen sollte. Das ist auf jeden Fall ein guter Ansatz. Aber er reicht vermutlich nicht aus, denn Kinder essen, wenn es ihnen schmeckt oder wenn sie hungrig sind.
Wenn dein Kind eine Tendenz zu Übergewicht hat, solltest du auf jeden Fall zunächst mit dem KiA sprechen.
Denn im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann und darf ich leider keine diätetischen Ratschläge geben. Aber im Rahmen meiner Möglichkeiten will ich dir natürlich ein bisschen weiter helfen. Ganz allgemein versuche ich dir ein paar Infos zu schreiben.
Du kannst, darfst und sollst deine Tochter ruhig reglementieren.
Lass deine Worte Wirkung zeigen und sage nicht nur, dass es besser wäre nur ein Nutellabrötchen oder nur ein Stück Kuchen zu essen - sondern sage tatsächlich "Stopp" - ein Stück reicht. Ernährungserziehung funktioniert in diesem Fall wahrscheinlich besser über den direkten Weg. Auch "schlanke" Kinder kriegen von ihren Eltern nur selten einen Freischein für Kuchenschlemmereien.
Handle konsequent in diese Richtung - so kann sich das Neue langfristig festigen.
Die tägliche Ernährung sollte bestehen aus:
Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse,
gefolgt von Milch- und Milchprodukten,
Fleisch, Fisch
Fette und Öle
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
Diese Liste basiert auf den Empfehlungen des FKE, bzw der sog. optimierten Mischkost - Optimix:
Für 4-6 jährige Kinder werden täglich etwa empfohlen:
170g Getreide/Brot
180g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc)
200g Gemüse
200g Obst
350ml Milch, Milchprodukte
40g Fleisch/Wurst
2 Eier pro Woche
50g Fisch pro Woche
25g Streichfett/Öl
geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge*
(* empf. tägl Energiemenge ca 1450 kcal)
Quelle:
die Angaben entsprechen OptiMIX.
aus:
http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2008/03_08/EU03_168_177.qxd.pdf, Seite 171
Ernährungsempfehlungen müssen trotzden immer individuell überprüft und angepasst werden. Exakt angepasste und damit ideale Empfehlungen gibt es nur für Max Mustermann bzw für den "Durchschnittsbürger/Durchschnittskind". Empfehlungen sind grobe Richtlinien. Sie können als Orientierung dienen und evtl grobe Unterschiede, sowie z.B. auch besondere Auffälligkeiten zeigen.
"Übergewicht" ist ein heikles Thema und Handlungsmaßnahmen sollten gut überlegt werden. Neuere Forschungsergebnisse bspw weisen bei der Entstehung für massigeres Körpervolumen in Richtung Darmbakterien. Dann solle es helfen, wenn Ballaststoffe nicht in zu großer Menge gegessen würden. Das noch nebenbei erwähnt...**
Esst ihr viel Vollkornprodukte? Du schreibst ja, dass du bemüht bist, sie vermehrt anzubieten, deine Tochter aber stark zu Weißmehlprodukten tendiert.
Ursächlich können auch zu wenig Bewegung, Stress, Sorgen, zu viel TV in Zusammenhang mit einem gesteigerten Appetit einhergehen. Das will ich zur Vollständigkeit noch ergänzen.
Sieh auch hier:
http://www.optimix-schmeckt.de/
Vielleicht kann dir euer KiA eine Adresse nennen, wohin du dich evtl wenden kannst.
Zusammenfassung:
Lege klare Regeln fest. Diese Orientierung wird deiner Tochter und dir lamgfristig gut helfen, die üblichen Ernährungsempfehlungen (s.o. - Optimix) gut umzusetzen. Positiv formulierte Regeln prägen sich meistens gut und schnell ein.
Finde Formulierungen und Regeln, die in euren Kontext passen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiter helfen.
Also dann
ich wünsche euch alles Gute
Oder hast du noch Fragen oder brauchst du noch ein paar Anregungen bspw für leckere gemüsehaltige Mittagsgerichte?
Grüße
B. Neumann
P.S. bleibe auch in Kontakt mit dem KiA, weil er euer erster Ansprechpartner ist und die Entwicklung beobachten sollte.
**Die neuesten Forschungsergebnisse haben zum Beispiel ganz neuartige Hinweise geliefert: die Darmflora spiele in ganz besonderer Weise eine sehr bedeutende Rolle in Bezug auf die Verwertung von Nahrung. Ein Forscherteam in HD hat herausgefunden, dass es 3 sog. Darmtypen gibt, die Nahrung in jeweils unterschiedlicher Weise verwerten können. Mit dieser Erkenntnis können ganz neue Wege beschritten werden. Ein Trend für die Bestimmung individueller Ernährungspläne geht in diese Richtung.
von
Birgit Neumann
am 31.08.2014
Antwort auf:
wie Essverhalten beeinflussen?
Liebe Birgit,
danke für deine umfangreiche Antwort. Es waren einige hilfreiche Tips dabei. Auch das mit der Darmflora und ihr Rolle bei der Verwertung von Nahrungsmitteln im Darm ist sehr interessant und war mir neu.
Rezeptvorschläge habe ich mir eh schon viele von dir aus dem Forum geholt.
Danke und liebe Grüße
Ida Marie
von
idamarie
am 01.09.2014, 12:20