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Kinder über Behinderung aufklären? Und wenn ja wie!

Thema: Kinder über Behinderung aufklären? Und wenn ja wie!

Mein zweites Kind (6) ist etwas "anders" (A-TYPISCHEN Autismus, ADHS und in der Entwicklung stark zurück). Jedenfalls hat er heute wieder seinen kleinen Bruder (4) mit abgeholt. Während ich noch mit der Erzieherin geredet habe, hat mein Sohn gemalt. Zwei Kinder (Mädchen im Vorschulalter) haben da auch gemalt. Ich hörte wie du Mädchen sich über ihn lustig machten. "Guck Mal der malt ja nur krikel krakel". ........ Das war nicht das erste mal. Auch bei meiner Großen (8), kommt es oft vor das Kinder aus der Klasse sich lustig machen."Kann der etwas noch nicht alleine seine Hose zu machen?".... Ihren engen Freunden, die oft zu Besuch kommen, habe ich gesagt das er etwas mehr Hilfe braucht und die verstehen das. Aber soll man damit "Haustieren" gehen? Und wenn ja, wie erkläre ich das Kita Kindern? Diese Kommentare treffen ihn sehr. Aber sollte man es jeden sofort erzählen das er "besonders" ist. Ist halt auch nicht schön für ihn, oder?

von dana2228 am 03.09.2018, 21:00



Antwort auf Beitrag von dana2228

Ich wuerde das schon tun. Meine Tochter ist nicht behindert, aber sie war ein Fruehchen und sehr lange in vielem verzoegert. Auch jetzt gibt es noch Baustellen. (9J). Ich habe immer gefunden, dass es wie ein Schild wirkt, dass Kinder verstaendnisvoller werden und Muetter aufhoeren zu vergleichen. Man macht ja das Kind deshalb nicht runter, man kann das Besondere ja auch anders herausheben. Jeder hat nunmal seine STaerken und Schwaechen, und fuer die Schwaechen kann man in dem Fall ja nichts. Es ist ja nur fair, dass die anderen eine Idee bekommen. Dann ist es auch aus mit dem sich lustig machen. Hausieren ist nicht noetig, aber in konkreten Situationen ist eine konkrete Erklaerung angebracht, wie ich finde. Mein Sohn war nach einer schweren Verletzung mit 5 im Kinderbuggy. Da kommen auch Blicke, Kommentare, aehnliches. In dem Fall wars nicht tragisch, weil er sich ja irgendwann wieder erholt hat. Aber in anderen Faellen finde ich schon, dass man zumindest bloeden Kommentaren begegnen kann. lg niki

von niccolleen am 03.09.2018, 21:09



Antwort auf Beitrag von niccolleen

Achso, zur Wie-Frage: Ich bin halt immer ehrlich, weil ich damit am besten gefahren bin. Kindgerecht, ehrlich und direkt. Aber wie zugaenglich ist denn dein Sohn? Von ihm wirst du doch bestimmt wissen, was konkret ihn sehr verletzt, wieviel ihm ueber seine Situation klar ist, ob er sich fuer irgendwas geniert, und so weiter. Davon konkret haengt ab, was ich sagen wuerde. Was kann er denn schon sehr gut? Dann koenntest du dem Kind z.B. sagen: Weisst du schon wieviel 6 und 4 ist, kannst du schon so gut rechnen? Siehst du, das kann er schon viel besser als du, dafuer kannst du dir besser deine Hosen zumachen. lg niki

von niccolleen am 03.09.2018, 21:13



Antwort auf Beitrag von dana2228

Das ist wirklich schwierig. Ich habe mit meinen Kindern z.B. Planet Willi angeschaut und sie haben festgestellt, dass ihr Bruder auch auf die eine oder andere Art von einem fremden Planeten kommt. Das ihr Bruder behindert ist, kam aber trotzdem nicht ganz an- mein Großer hat gestern den Schwerbehindertenausweis seines Bruders gefunden und meinte ganz entsetzt, den bräuchte der Kleine aber nicht, er wäre doch nicht Schwerbehindert... Im Alltag sieht es so aus, dass ich auf Nachfragen sage, dass der Kleine eben mehr Zeit braucht um z.B. Sprechen zu lernen ... Wenn Kinder noch mehr wissen wollen, erkläre ich, dass der Kleine Pech bei der Geburt hatte und deswegen einiges nicht so kann, wie gleichaltrige Kinder, dass er z.B. einen Arm und ein Bein nicht so gut bewegen kann etc. Mehr Erklärungen brauchen sie meistens nicht. Erwachsene finde ich etwas problematischer, entweder sie fragen nach, dann erkläre ich auch genauer, oder manche sind auch nur gehemmt und entsetzt, dass das Kind noch so zurück ist. Da mache ich mir aber auch nicht die Mühe darauf einzugehen. Lg Winterkind

von Winterkind09 am 04.09.2018, 09:52



Antwort auf Beitrag von dana2228

Wie war denn Dein Gefühl in der Situation? Waren die Vorschulkinder entsetzt oder nur belustigt? Wir hatten eine Situation, wo es um extrem Dicke ging. Daraufhin habe ich meiner vorschnell den Herrn in die Ecke "Wie kann man nur so dumm sein, und soooo viel zu viel essen" schiebenden Tochter einiges erklärt (damals auch Vorschulalter). Und zwar, daß derjenige vielleicht Kummer hat, wahrscheinlich total nett und selbst vielleicht ganz unglücklich mit seinem Gewicht ist. Das hat ihr geholfen, ihr Urteil zu hinterfragen. Und als sie ihn dann näher kennengelernt hat (er ist Kollege von mir), war ihr Fazit: Der ist richtig nett, aber ißt leider für seine Größe viel zu gern und zu viel. Damit konnten er (und ich) ganz gut leben - und sie auch. Vielleicht kannst Du es bei Kindern ähnlich halten. Ihnen Alternativen zu ihrem Urteil anbieten, sie mit ihnen besprechen und ihnen anbieten, Deine Söhne näher kennen zu lernen? Und ihnen ganz klar sagen, daß es Deine Kinder verletzt und traurig macht, wenn man sie für etwas auslacht, für das sie nichts können. Und das es gut ist, daß Menschen verschieden sind und man sich besser über die Stärke freut als über die Schwächen lustig macht - denn jeder mag es lieber, wenn seine Stärken zur Sprache kommen. Das verstehen schon Kindergartenkinder. Sie können meist direkt eigene Stärken und Schwächen benennen und ihre Gefühle damit auch! Bei Erwachsenen wäre ich knallhart. Die sollten selbst denken können und wenn nicht, dann würde ich ihnen die Diagnose sagen und sie fragen, wie sie wohl damit leben würden. Und das mich ihre vorverurteilenden Kommentare abstoßen.

von mareen283 am 04.09.2018, 13:45



Antwort auf Beitrag von mareen283

Ich finde immer es macht einen Unterschied, mit welchem Anlass und Ziel man hier "aufklärt". In so einer Situation kann man schon sagen, dass jedem Menschen unterschiedliche Dinge leichter oder schwerer fallen. Und dass deren Feststellung vielleicht stimmt, es aber trotzdem nicht nett ist das so abwertend zu sagen. Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten finde ich so eine "Aufklärung" manchmal schwierig, weil diese einerseits um Verständnis wirbt, aber auch um Nachsicht. Von einem kleinen Kind zu erwarten, dass es Verhaltensweisen, die ansonsten nicht akzeptiert werden, von einem anderen Kind über sich ergehen lässt, weil dieser irgendeine attestierte "Schwäche" hat, finde ich schwierig. Ich würde lieber sagen, und das deckt sich dann ja uU auch mit der Wahrnehmung der Kinder, dass es xy schwer fällt..., dass er zB leicht ärgerlich wird, wenn ... und das Kind dann bestärken für sich Grenzen zu ziehen: "Wenn du so mit mir umgehst, möchte ich nicht weiter spielen" oä.

von Geisterfinger am 05.09.2018, 11:04



Antwort auf Beitrag von Geisterfinger

es gibt viele süße, kindgerechte videos über autismus auf youtube, vielleicht kann man so was mal in der schule/im kindergarten anregen. ansonsten sage ich allen kindern immer: "jeder kann was anderes gut (und manches eben nicht)" dass kinder lachen, ist manchmal unsicherheit geschuldet, manchmal aber auch einfach der unkenntnis, dass es "andersartigkeit" gibt. jetzt würde ich aber nicht mit jedem kindergartenkind in diskussion treten,aber im engsten umfeld des kindes schon für verständnis und toleranz sorgen. es ist ja ein gesamtgesellschaftliches problem, dass behinderung als nicht erreichen der leistungerwartung und somit als minderwertigkeit gesehen wird. da kann man nur gegen windmühlen kämpfen LG

von muddelkuddel am 06.09.2018, 16:55