Hilfe für kranke und behinderte Kinder

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Behinderung oder andersein??????

Thema: Behinderung oder andersein??????

Ich komme gerade nicht von meinen Gedanken los. Ich war gestern auf einem Vortrag über Inklusion, ein Kindergarten eine Schule für alle. Im Grunde ging es darum, das Kinder mit Einschränkungen wieder in die Gesellschaft integriert werden, wo sie seit vielen Jahren durch Sondereinrichtungen (Lebenshilfe und co) ausgeschlossen sind. Das ein Umdenken stattfindet, das alle Kinder zusammen diese Wege beschreiten jeder mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen. Die Pädagogen sehen das individuelle Kind mit ebend diesen Stärken und Schwächen und nicht ein laut Lehrplan zu erreichendes Ziel. Unteranderem Ging es auch um den begriff "Behinderung", dieser stigmatisiere, schiebt die betreffende Person in eine Schublade. Man will dahin kommen, das zum einen dieser Begriff nicht mehr benutzt wird, das ein umdenken stattfindet und das alle kinder als ein ganzes nur mit unterschiedlichen Fähigkeiten gesehen werden, das wir alle eine gesellschaft sind und nicht mehr mehrere (gesunde-behinderte, arme-reiche, schwarz-weiss, jung-alt usw) Aber ist dieser begriff denn überhaupt negativ behaftet???? Für mich nicht. Für mich sagt er aus, das die Natur da einen Fehler gemacht hat und dieser mensch daran gehindert wird ein Leben wie der Großteil der Gesellschaft zu führen, sei es weil er in Rollstuhl sitzt, weil im gehirn etwas nicht so funktioniert wie es soll, weil,weil, weil.............. ein mensch mit einer behinderung ist ja nicht gleichzeit deswegen dumm und unfähig überhaupt irgendwas zu tun, im Gegenteil. Ich finde es gut, das man dieses Thema angeht, auch wenn ich in einigen Punkten durchaus skeptisch bin ob es überhaupt funktionieren kann. Aber ist es nicht unnötig sich an solch Wortklaubereien aufzuhängen???? fängt ein Umdenken nicht im Kopf an, wie ich diesen Menschen sehe????? Sehe ich einen menschen mit einer behinderung, dann fällt mir diese natürlich auf, aber bin ich offen und sehe mir den menschen und nicht die Behinderung an, dann eröffnen sich mir (oder dem lehrer, erzieher) die Talente dieses Menschen, aber trotz allem hat er etwas was ihn behindert. oder sehe ich das so falsch????

Mitglied inaktiv - 08.04.2011, 09:01



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Hallo Doro ! Inklusion, mein Reizthema Mein Sohn ist sprachbehindert. Nicht mehr und nicht weniger. Er wird dort beschult, wo es für ihn am besten ist. In der Förderschule, von der ersten bis zur letzten Unterrichtsstunde von speziellen Pädagogen, und mit Kindern in einer Kleinklasse, die alle ein ähnliches Problem haben, wie er selbst. Inklusion wird nur funktionieren, wenn Lehrer an Regelschulen genau das tun was Du sagst: ein Kind so akzeptieren wie es ist. Mit seinen Schwächen und vor allem seine Stärken hervor heben. Mein Sohn hat auf der regelschule hospitiert, er sollte von der Sprachförderschule auf die Regelschule wechseln. Er war ( und ist immer noch) so weit. Es hat nicht geklappt, weil die Lehrerin nur sein Sprachproblem gesehen hat und nicht, welche Stärken er hat. Er hat in der Hospitationsphase in Mathe alle in die Tasche gesteckt. Und sie sagt, sie hat ihn nicht verstanden. Sie hat sich grosse Mühe gegeben, Lucas Förderschullehrerin gegenüber genau aufzuzählen, was er alles NICHT kann ( und das ist nur im Fach Deutsch). Wenn Du jetzt so eine Lehrerin siehst, wie soll Inklusion funktionieren ? Da muss ein Umdenken im Kopf stattfinden. Und da ist die Gesellschaft leider nicht in der Lage zu. Meine Mutter ist seit Geburt stark gebehindert, ich kenne es nciht anders. Aber ich erinnere mich an Kinder die meine Mutter damals noch angestarrt haben, wenn ich mit ihr spazieren war. Und das ist heute oftmals noch so. LG Ute sorry, wenn ich vielleicht etwas vom Thema abgekommen bin

von Pebbie am 08.04.2011, 09:10



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*grins*, ja bist du;) aber du hast natürlich recht. bevor die gesellschaft so weit ist, das man das thema in der praxis angehen kann, müssen noch ganz viele Schritte getan werden, angefangen beim umdenken im Kopf. Dann geht es weiter damit, das den Pädagogen entsprechende Mittel zur Verfügung stehen müssen, mehr zeit, mehr Personal, in Regelschulen dann kleinere Klassen usw. Von der politik wird in dieser Richtung nichts getan, sie verlangen es zwar von den Einrichtungen und selbst wenn diese gewillt sind, so haben sie oft nicht die Möglichkeit dazu. Ein gutes Beispiel dafür ist, unser Kindergarten ist ein Konsultationskindergarten, das heisst, zu kommen andere Kigas zum Hospitieren und zuschauen, es geht um das Thema "Kinder und der frühe Umgang mit Medien", das ist schön und auch wichtig, aber abgelehnt wurde (unteranderem) ein Kindergarten in der Näheren Umegbung, der diese Inkusion enorm voranbringt, es ist eine Heilpädagogische Einrichtumng die nun auch die Trägerschaft für einen Regelkindergarten übernommen hat und (mal grob ausgedrückt) alle Kinder bunt durcheinanderwürfelt und alle kinder gemeinsam aufwachsen lassen will und wie oben beschrieben ebend sich an den stärken der kinder orientiert und nicht an den schwächen. das ist doch schade, denn das bessere Ziel hat definitif dieser lebenshilfe kindergarten, er könnte mit diesem beispiel viel erreichen. aber ganz oben auf landesebene wurde es abgeleht (die genauen gründe und konzepte habe ich nicht gesehen und ich freue mich trotzdem das unser kindergarten mit seinem projekt etwas erreichen will). und solange nur wir mütter vor diesem riesenberg stehen, einige angagierte pädagogen und komunalpolitiker, dann wird es noch sehr lange dauern bis überhaupt ein umdenken stattfindet. es ist ein sehr diskussionsfähiges Thema;)

Mitglied inaktiv - 08.04.2011, 09:32



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All das sind für mich Begriffe, die ich nicht mag in Zusammenhang mit der Wertung von Kindern. Jedes Kind ist für seine Eltern besonders, und sicher in der einen oder anderen Beziehung auch anders. Einige sind körperlich oder geistig behindert, andere nicht. Aber alles sind Kinder, die geliebt werden und es verdienen, als besonders und einzigartig bezeichnet zu werden. Ich empfinde es nicht als negativ, wenn von Behinderung gesprochen wird. Aber ich empfinde es als nicht richtig, wenn bei kranken oder behinderten Kindern von "besonderen Kindern" gesprochen wird. Denn diese Kinder sollten nicht besonders oder anders sein - sie sollten integriert sein. Und wo genau fängt Behinderung an? Mit dem Ausweis? Mit dem Zettel wo drauf steht, dass das Kind einen Integrationsplatz bekommt? Oder in die Förderschule muss/soll/darf/kann? Es gibt genug Kinder, die keine dieser schriftlichen Bestätigungen für eine Behinderung haben, aber genug "anders" sind, um im Leben große Schwierigkeiten zu haben - genauso wie behinderte Kinder. Andersrum gibt es sicher auch viele behinderte Kinder, die weitaus "normaler" leben (können) als nicht-behinderte Kinder, da ihnen geholfen wird z.B. in speziellen Einrichtungen, während nicht-behinderte Kinder auf Nicht-Förderschulen durch das starre Raster fallen... Ich ganz persönlich bin der Meinung, dass es viele Kinder gibt, denen z.B. Förderschulen sehr gute Möglichkeiten eröffnen, andere wiederum kämen mit Verständnis und offener Herangehensweise der Lehrer auch an "normalen" Schulen sehr gut zurecht. Sorry Doro, das war vielleicht auch etwas am Thema vorbei ... aber der Punkt ist, man sollte sich nicht an den Worten und Begrifflichkeiten aufhängen, sondern grundsätzlich denken und handeln. Von daher sehe ich es wie du ... Gruß, M

Mitglied inaktiv - 08.04.2011, 14:20



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Finde ich nicht am Thema vorbei, im gegenteil, finde es sehr gut geschrieben besonders den letzten absatz: "man sollte sich nicht an den Worten und Begrifflichkeiten aufhängen, sondern grundsätzlich denken und handeln" Ich finde es schade und unnötig, das man mir weismachen will, das ich diskriminierend handle, wenn ich "behindert" sage. denn mir will absolut nicht in den Kopf, warum............. und ich stimme dir auch zu, das inklusion nicht für alle geeignet ist, selbst wenn sich die gesellschaft öffnet, so wird es bei jedem kind eine fallentscheidung bleiben. ich denke eine 100%ige Inklusion kann es nicht geben.

Mitglied inaktiv - 08.04.2011, 18:38



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Eine Freundin ist Lehrerin für geistig Behinderte. Sie hat jetzt aus Fahrzeit-Gründen von einer Förderschule auf eine Regelschule mit Inklusion gewechselt und ist dabei höchst unglücklich. Sie kann ihren "Klienten" nicht annähernd so gerecht werden, wie zuvor. Die Kinder sitzen ihre Zeit in einem Unterricht ab, dem sie nicht folgen können, statt für ihr Leben zu lernen. Begriffe sind dabei völlig egal. Nicht egal ist, dass den Kindern die spezielle Förderung verloren geht. Trini

von Trini am 08.04.2011, 20:58



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Sehe es ähnlich wie Trini. Wie bitte, soll ein fast taubes Kind in einer Klasse mit 23 hörenden Kindern mithalten? Es gibt so viele unterschiedliche körperliche Beeinträchtigungen, und jede erfordert das Eingehen einer geschulten Person. Meiner Meinung nach. Die Schulpolitik verstehe ich sowieso nicht so ganz. Wie soll diese Integration mit dem Einschulen von 5 jährigen Kindern zusammenpassen? Für mich bleibt das Gefühl das irgendetwas unternommen wird, weil man was unternehmen muss, nicht weil es Sinn macht! LG Näppi

von Näppi am 08.04.2011, 21:08



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Das Problem mit der UN Charta ist, das gesagt wurde, das Behinderte nicht mehr diskriminiert werden. Förderschulbeschulung stellt in deren Augen eine Diskriminierung dar. Nur wenn man bei dieser Charta sagt das Behinderte besser in die Gesellschaft integriert werden sollen und dann z.B. bei unserer Sprachförderschule über 80% der Kinder wieder ind die Regelschule zurück geschult werden sage ich: wenn das keine gelungene Intergation ist !!! Vor allem integriert man dann Kinder, die einen guten Schulstart und ein gutes Selbstbewusstsein haben. Auch wenn man behinderte Kinder in die Regelschulen per Inklusion bringt, ist es dennoch eine Diskriminierung, denn sie sind ja "die anderen" die ihre besondere Behandlung bekommen. Und das in einem Rahmen, die den meisten beh. Kindern einfach nicht gerecht werden kann. Ich kann mich über das Thema echt in Rage schreiben

von Pebbie am 09.04.2011, 08:51



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ihnen eine Optimale Bildung von Fachleuten zu geben. Schlecht gemachte Inklusion führt dazu, dass die Kinder nichts mehr lernen (können). Zu laut, zu schnell, zu große Klassen, zu "hohe" Lernziele. Trini

von Trini am 09.04.2011, 17:34



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Ich habe nun ja einige tage immer mal wieder über dieses Thema nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, das ganz grundsätzlich die politischen bedingungen für eine Inklusion zur Zeit gar nicht gegeben sind, und wahrscheinlich auch nie gegeben sein werden. Und auch für die Kinder finde ich nur in einigen Fällen so etwas für richtig. Denn selbst wenn an einer Regelschule die lehrkräfte mehr Zeit bekommen, personelle Unterstützung, die klassen deutlich kleiner sind, wird ein Kind niemals so gefördert werden, wie es an einer Förderschule (egal welcher art) der fall sein wird. spätestens an einer weiterführenden Schule ist dann schluss mit lustig, uneingeschränkte Kinder müssen nunmal auf den Ernst des lebens vorbereitet werden, da kann man keinen Kuschelkurs mehr fahren. Und meine Kindeheit war genauso wie der Begriff Inklusion es vorsieht, und geschwisterliebe hin oder her........ein gesundes kind wird durchaus eingeschränkt. das mag in der familie etwas anderes sein als in einer schule, aber gerade da finde ich, müssen die kinder lernen leistung zu bringen. im arbeitsleben ist später auch keiner der auf die individuellen stärken udn schwächen rücksicht nimmt, da muss ich meinen job erledigen oder habe ein problem. mehr integration und auch Inklusion ja, aber kein Abschaffen von Fördereinrichtungen und alle, egal wer und was zusammen. dabei bleiben, denke ich zuviele auf der strecke.

Mitglied inaktiv - 11.04.2011, 11:48



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Ich verstehe nicht was am Wort "Behinderung" so schlimm ist.... Mein Sohn ist körperbehindert, er hat eine extreme motorische Entwicklungsverzögerung durch eine Hirnerkrankung und eine sensorische Wahrnehmungsstörung. Und das HINDERT ihn an einem normalen Leben bzw an einer normalen Entwicklung und das passendste Wort dafür ist nunmal "Behinderung" und nicht "Speziell", "besonders" oder "anders" und erst recht nicht "besonderer / spezieller Förderbedarf"..... Ja, dieses Wort wird auch negativ genutzt, aber mal ganz ehrlich, würde sich ein Behinderter beleidigt fühlen wenn man ihn als solchen bezeichnet? Ich erlebe es hier im Ruhrgebiet auch ganz oft, dass gerade Deutsche sich nicht mehr trauen, einen Türken "Türke" zu nennen sondern sie sagen dann "aus der Türkei stammender Mitbürger" oder meine Lieblingsbezeichnung "mit türkischem Migrationshintergrund".... da könnte ich kotzen.... Ein Türke ist ein Türke und empfindet das Wort "Türke" auch nicht als Beleidigung.... genauso wie ein Behinderter eben behindert ist.... Zum Thema Inklusion.... ich habe das Gefühl dass im Moment jede Gemeinde Deutschlands beschäftigter damit ist, Auswege um die Konvention herum zu finden als Wege IN die Inklusion..... Ein passender Satz dazu: Wer WILL findet Wege, wer NICHT WILL findet Gründe.....

von saskia8580 am 14.04.2011, 21:01