Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Forum Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Hochsensibilität/ADS/ADHS

Thema: Hochsensibilität/ADS/ADHS

Ihr Lieben, wenn ich hier Eure Beiträge zum Thema lese, frage ich mich, wo meine Tochter und ich stehen, ganz ehrlich... Sie hat von Anfang an Symptome von ADHS, wurde aber nie diagnostiziert. Irgendwann, als ich am verzweifeln war, und durch einen Zufall, bin ich auf das Thema Hochsensibilität gestoßen und konnte meine Tochter zu 100 % zuordnen. Ich möchte jetzt garnicht weiter ins Detail gehen, denn offensichtlich sind die Symptome bei Hochsensibilität und ADHS so sehr nah beieinander, denn meine Tochter ist extrovertiert hochsensibel... Dachte ich bis eben!! Nun lese ich hier von Dingen, die bei Euch genau so an der Tagesordnung sind wie bei mir und nun bin ich mal wieder total ratlos, ob es nicjt doch ADHS ist. Wir haben eine Reha bewilligt bekommen, auf den Antrag schrieb die Kinderärztin als Diagnose "somatoforme Störung" (meine Tochter hat noch andere Probleme) und "Verdacht auf adhs". Die Reha beginnt nächste Woche, aber diagnostizieren die Ärzte da auch weiter,oder wie geht es überhaupt weiter, könnt Ihr mir da irgendetwas mit auf den Weg geben? Ich sehe uns gerade am Anfang, und doch schon seit fast 9 Jahren gebrannt, ich hätte auch nie gedacht, dass ein Kind soviel innerhalb einer Familie kaputt machen kann. Wer untersucht sowas, wer stellt die Diagnose, wie geht es dann weiter? Ich las von Pflegestufen, es gibt tatsächlich auch die Möglichkeit auf finanzielle Hilfe, um beispielsweise die Arbeitszeit verringern zu können und damit das Kind besser betreuen zu können bzw. mehr Zeit für Therapien aufzubringen? Momentan wechseln sich hier abendliche Termine beim Osteopathen, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten ab, sowie mehrmals Jahr Selbsthilfegruppe für uns Erwachsene mit hochsensiblen Kinder. Sorry für meine Durcheinanderschreiberei!

von ohno am 01.09.2019, 11:06



Antwort auf Beitrag von ohno

Liebe ohno, Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine Gabe! Wenn du dein Kind zu 100% da einordnen konntest, dann ist das Kind soweit schon mal nicht krank, sondern hat eine genetische (normale!) Veranlagung, wie ungefähr 15% aller anderen Menschen auch. Sie nur nicht durchschnittlich "dickhäutig" und passt auch nicht in die Vorstellung wie Kinder sein sollten. Sie braucht einfach nur ihre passende Umgebung, um zu gedeihen und sich wohl zu fühlen. Überleg doch mal wer in der Verwandtschaft (Eltern, Großeltern...) ähnliche Züge aufweist. Du weißt von wem das Kind ist, schau dich da mal um. Wenn du dieses Kind stigmatisierst, gar über Pflegegrad nachdenkst, ist das schon der Hammer. Okay, Kinder brauchen selbstverständlich Zeit und Zuwendung, und das geht sicher auf eure eigene Rechnung. Manche brauchen mehr, andere weniger. "...ich hätte auch nie gedacht, dass ein Kind soviel innerhalb einer Familie kaputt machen kann..." Diese Denkweise ist überhaupt nicht hilfreich. Das Kind hat nichts absichtlich kaputt gemacht. Aber es stimmt, dass gesundheitliche und Verhaltensprobleme eine Belastung sind, und da seid ihr nicht allein die einzigen Eltern, die außergewöhnliche Belastungen zu tragen haben.

Mitglied inaktiv - 01.09.2019, 11:45



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo uriah, vielen Dank für Deine Einschätzung! Ich denke, ich habe mich wirklich falsch ausgedrückt! Mit keinem Wort wollte ich sagen, dass das Kind an irgendetwas schuld ist! Aber Dein erster Absatz hat mich schon etwas beruhigt. Wobei wir in Gesprächen mit Ärzten, Erziehern und auch Lehrern nicht nur einmal belächelt wurden, als wir sie darauf aufmerksam machen mussten, dass meine Tochter eben anders tickt. Und ja. Hannahs Papa hat ADHS und es war und ist alles andere als einfach mit ihm. Aber ob ich Hochsensibilität als Gabe bezeichnen soll, weiß ich nicht. Denn je nach Ausprägung bestimmt es ja Denken und Fühlen und kann damit sehr belastend sein. Ich selbst bin ebenfalls hochsensibel, aber genau die andere Richtung wie mein Kind. Für mich persönlich wäre ich lebensfroher, wenn ich nicht so feine Antennen hätte! Ich hoffe, während der Reha wird entsprechend geschaut, was nun tatsächlich Sache ist. Aber wie gesagt, ihre Symptome passen zu extrovertierter Hochsensibilität als auch zu ADHS. Und hier in den Beiträgen zu lesen hat mich erschreckt. Viele Grüße, ohno

von ohno am 01.09.2019, 13:22



Antwort auf diesen Beitrag

Erschrocken deswegen, weil es ja möglich ist, dass ich die Sensibilität über eine mögliche ADHS-Diagnose gestellt habe und damit vllt an der falschen Stelle angesetzt hab. Und nein, ich stigmatisiere mein Kind nicht.

von ohno am 01.09.2019, 13:36



Antwort auf Beitrag von ohno

Wenn beide Elternteile selber hochsensibel sind, ist die Wahrscheinlichkeit die genetische Veranlagung weiterzugeben, sehr hoch. Was hiermit geschehen ist. Aber dann habt ihr auch gute Voraussetzungen ihr Verhalten zu verstehen und damit umzugehen. Und ja, die "anderen Menschen" verstehen das nur allzu oft nicht, und belächeln es. Auch Therapeuten! Manche dickhäutige Therapeuten können sich beim besten Willen nichts darunter vorstellen, wie man als hochsensibler Mensch "tickt", aber auch wie sehr man leidet. Von Ärzten, Erziehern und Lehrern ganz zu schweigen. Das ganze Schulsystem, aber auch die Kitas und unsere ganze Gesellschaft ist ganz und gar nicht auf Hochsensible vorbereitet, das System passt nicht drauf. Das ist nicht die Umgebung in der ein Hochsensibler gedeiht. Schon gar nicht in der Großstadt. In unserer Gesellschaft kommen die Lauten, die Groben, die Ellbogenschubser am besten voran, die die ein dickes Fell und ein stumpfes Gewissen haben - die Hochsensiblen gehen unter. Da ich nichts genaueres von deiner Tochter gelesen habe, und keine Einzelheiten kenne, kann ich nur diese allgemeinen Feststellungen schreiben.

Mitglied inaktiv - 01.09.2019, 14:46



Antwort auf Beitrag von ohno

Hallo Ohno, Ob in der Reha eine Diagnostik gemacht wird, hängt von der Klinik ab, da würde ich mal anrufen und fragen. Eine reine Hochsensibilität kommt wie Uriah schrieb bei rd 15% der Menschen vor (zumindest habe ich das auch so gelesen ;-) Aber sie ist ja oft "verheiratet " mit anderen Merkmalen. Sei es Hochbegabung, schwierige Allergien, autistischen Zügen oder eben auch ADHS. Zudem ist der "Stempel Hochsensibel" in der Welt der Ärzte und Schulen sowieso nichts Wert. An sich mag es eine "Gabe" sein, aber wenn das Kind/der Mensch mit der "Gabe" überfordert ist, braucht er Unterstützung (bzw) die Familie und diese Hilfen gibt es mit anderen Diagnosen einfacher. Wenn noch eine medizinische Störung dazu kommt wie bei ADHS oder Allergien können auch Medikamente wichtig sein, damit das Kind am normalen Leben eben teilnehmen KANN ohne ständig Ausgrenzung zu erfahren. Dein Text aus 2017 klingt schon so, als ob ihr Hilfe braucht:"Schreierei, Unzufriedenheit, Wutausbrüchen, nach Frühförderung, Ostheopatie und Arztgesprächen...." Je nachdem wie es Euch heute geht, würde ich mich schon dahinterklemmen und schauen, dass ihr eine Diagnose und damit auch mehr Unterstützung bekommt, damit Euer Kind gut durchs Leben kommt. Sie kommt jetzt in die Pubertät, da wird es vielleicht auch besser.... Viel Erfolg!

Mitglied inaktiv - 01.09.2019, 15:21



Antwort auf Beitrag von ohno

Vielen Dank an Euch beide, Ihr habt mich erstmal wieder eingefangen! ohno

von ohno am 01.09.2019, 17:31



Antwort auf Beitrag von ohno

Liebe ohno, wie gut ich Dich, Deine Schilderungen und Zweifel verstehen kann. Auch wir haben Zeiten der Verzweiflung und Resignation hinter uns (und wahrscheinlich auch noch vor uns), auch hier gab es das Gefühl, dass die Familie an der Situation (es schüttelt mich jedes Mal, aber auch ich dachte: „an diesem Kind“) zerbrechen könnte. Nein, ich bin mir sicher, wir WÄREN kaputt gegangen, hätten wir nicht die für uns richtige Hilfe bekommen. Wenn ich etwas gelernt habe in den vergangenen 5 Jahren, dann, dass es nicht DIE Diagnose gibt. Genauso wenig wie DIE Lösung/Therapie. Auch unser Kind ist sehr vielschichtig: ADS, später kam das „H“ dazu, autistische Züge, definitiv eine Hochsensibilität, ein extrem wacher Geist (keine diagnostizierte Hochbegabung, aber doch so, dass wir Eltern (und die Lehrer, ganz heikles Thema!) teilweise die Waffen strecken müssen). Wir haben uns dazu entschlossen, es bei der ADHS-Diagnose zu belassen und nicht weiter in die Tiefe zu gehen. Diese Thematik dem Umfeld verständlich zu machen, ist schon Herausforderung genug. Wie soll ich Hochsensibilität den Lehrern vermitteln, ohne mit (mindestens) einem milden, im besten Falle nachsichtigen Lächeln bedacht zu werden? Kannst Du knicken. Und ich rede hier von einer kleinen, sehr guten Privatschule, in der die Lehrer wirklich engagiert sind und auf die Schüler achten. Aber DAS ist dann doch ein bisschen too much. Auch im Hinblick auf unser Kind möchten wir nicht weiter an ihr herum therapieren lassen. Wir sind in exzellenter psychiatrischer Betreuung, haben Ergotherapie und eine Verhaltenstherapie (weitestgehend) hinter uns und unsere Tochter benötigt keine Medikamente. Mehr können wir derzeit nicht wollen. Als die Lehrerin ansprach, sie vermute Autismus (?! woher die fachmännische Einschätzung kommt, frag ich mich immer noch), sank unser Kind in sich zusammen und meinte „Oh, bitte nicht noch eine Diagnose!“ Nein, ganz sicher nicht. Erwarte nicht, dass das Umfeld alles vollumfänglich versteht. Erwarte kein Verständnis, keine Unterstützung, keine Nachsicht. Mit etwas Glück bekommst Du all das oder Teile davon. Aber Steine werden dennoch auf Eurem Weg liegen. Der Schlüssel liegt bei Euch als Eltern. Ihr müsst lernen zu akzeptieren, zu verstehen, zu unterstützen, nachsichtig zu sein. Das gibt dem Kind Sicherheit. Nein, immer schaffen wir das auch nicht. Es gibt immer noch Situationen, in denen es hier mächtig knallt. Aber wo soll sich das Kind fallen lassen können, wenn nicht zuhause? Alles Gute für Euch!

von daide am 01.09.2019, 23:38



Antwort auf Beitrag von ohno

Hallo! Die Ärztin, die Euch in die Reha schickt hat eine Störungsform benannt - das kann aber auch alles oder nichts sein. Und was die Reha bringen soll ist mir jetzt nicht so klar. Wenn Diagnostik notwendig wäre, dann müsste es dort mindestens einen Kinder- und Jugendpsychiater, einen Neurologen geben, die entsprechend diagnostisch tätig werden. - Gibt es das dort nicht werden allerhöchstens weitere Verdächte geäußert, die aber nicht geprüft, bestätigt oder verworfen werden. Mittlerweile ist es für Spezialisten nicht mehr so schwierig AD(H)S zu diagnostizieren. Hochsensibilität ist wie Hochbegabung ein persönliches Merkmal, wie blonde Haare, blaue Augen, aber eben keine Diagnose und daher nicht behandlungsbedürftig. Aufgrund dieser Merkmale kann es zu Nachteilen aber auch zu Vorteilen im täglichen Leben kommen. Über individuelle Nachteile kann man sich bewußt werden, Situationen in denen sie zum Tragen kommen vermeiden, bzw. lernen damit umzugehen - bei letzterem kann ein Psychologe / Therapeut ggf. hilfreich sein. Meine Idee für Euch wäre, einfach mal anzufangen Nägel mit Köpfen zu machen und diverse Verdachtsdiagnosen zu bestätigen oder verwerfen zu lassen. Auf "Verdacht" hin kann man nicht die passende Therapie versuchen und die Zeit rennt einem davon. LG, 2.

von 2auseinemholz am 02.09.2019, 10:04



Antwort auf Beitrag von 2auseinemholz

hey, ich bin keine Spezialistin, aber ich musste mich zwangsweise mit dem Thema ADHS und Hochsensibilität beschäftigen. Meiner Meinung nach ist es das Gleiche. Wie bei einer Allergie. Die einen reagieren bei Tierhaarallergie mit der Haut (Ekzeme usw.) andere mit der Lunge (Asthma). Mein Bruder hat ADHS, ich bin hochsensibel. Mein Mann hat sehr starkes ADHS, sein Bruder ist hochsensibel. Dessen Sohn hat ADHS, mein Sohn und meine grosse Tochter sind auch leicht betroffen, meine 2. Tochter ist hochsensibel. Wenn man nachliest, sind die Symptome kaum zu unterscheiden. Wie gesagt, meiner Meinung nach es ist das gleiche Syndrom. Nur äussert es sich nicht gleich. Als Krankheit bzw. Behinderung betrachte ich beides nicht. Es kann beides eine Begabung/Bereicherung sein. ADHS-ler haben sehr sehr viel Potential. Sie müssen einfach lernen, sich zu organisieren, ihre Energien zu kanalisieren und einen Weg finden, sich zu regulieren. Aber krank sind diese Menschen mit Bestimmtheit nicht mehr od. weniger, wie der Rest (gibt es überhaupt noch Gesunde?). LG

Mitglied inaktiv - 06.09.2019, 07:30



Antwort auf diesen Beitrag

Hallo! "Sie müssen einfach lernen, sich zu organisieren, ihre Energien zu kanalisieren und einen Weg finden, sich zu regulieren. " - Na dann sag das mal meinem Sohn. - Er KANN es nicht umsetzen (ohne Hilfe, die er bisher 17 - ablehnt), auch wenn er das WILL!!! Und die einzige Hilfe die da echt wirken würde sind eben Medis (nicht Nahrungsmittelergänzungsstoffe für schöne Haut!). Das ist übrigens zusätzlich mit "erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit" (Experiment: raschelnder Stoff im visuell und akustisch abgeschirmten Nebenzimmer kann er wahrnehmen und dank ADHS sich auch davon ablenken lassen.). Diese erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit ließ tatsächlich wie bei einer Allergie durch Hyposensibilisierung ausgleichen. Deswegen sind es doch 2 Paar Schuhe! LG, 2.

von 2auseinemholz am 13.09.2019, 09:40