Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Forum Hilfe für kranke und behinderte Kinder

Geistig behindert oder Verzögerung?

Thema: Geistig behindert oder Verzögerung?

Ich habe eine Frage hinsichtlich meiner 3 jahre und 3 monate älter Tochter. Sie hat mittlerweile einen langen Untersuchungsmarathon hinter sich. Dieser hing bisher immer damit zusammen dass sie Sprachlich deutlich hinterher war. Insbesondere nach der Paukenröhrchen op im Juni letzten Sommer hat es sich etwas gebessert. Davor sprach sie so gut wie gar nichts und hatte auch kaum ein hörverständnis. Seit sie im März Logopädie macht kommt sie auf ca. 70-80 Worte (wobei sie nie mehr als 1- 2 Silben der Worte ausspricht). Gelaufen ist sie auch erst mit 20Monaten. Zur Sprache muss man noch sagen dass sie zweisprachig erzogen wird und eigentlich nach der OP und v.a. in den letzten paar monaten nun so gut wie alles versteht. Auf anraten der Logopädin sind wir nun zur entwicklungsdiagnostik die mit ihr den bailey Test gemacht hat. Das Ergebnis war Sprachlich zwar vorhersehbar (22 Monate sprachverständnis und 17monate expressives sprechen) aber kognitiv (27 Monate) war ich einfach nur geschockt weil sie meinte dass dies eine EQ von 65 entsprechen würde und das wohl auch nicht mehr großartig veränderbar wàre. Förderung ist zwar super aber auf den grünen zweig kommt sie nimmer. Jetzt ist das laut meiner Kenntnis geistige Behinderung und das empfinde ich selbst allerdings gar nicht in dem Maße bei ihr. Sicher sie hat eine 2jàhrige Schwester die in manchen Sachen (.v.a. Sprachlich) auch besser ist, aber dafür ist ihre sozialkompetenz grandios und es gibt unheimlich viele praktische Dinge die sie perfekt weiss (z.b. wenn man nur das Wort Frühstück erwähnt geht sie sofort zum Kühlschrank und kann den gesamten Tisch decken). Auch sonst weiss sie z.b. genau den Weg zum Zoo /alle Abläufe zuhause oder kann auch alle praktischen Dinge wie Kekse backen oder anziehen ganz gut. Dinge die der Konzentration bedürfen wie Puzzles oder so sind halt schwieriger bei ihr bzw wenns schwieriger wird geht sie manchmal einfach. Malen kann sie hingegen ganz gut und hält auch den Stift sehr gut. Worauf meine Frage abzielt ist - ob es tatsächlich sein kann dass sie die Entwicklung nicht mehr aufholen kann weil die Psychologin die den Test durchgeführt hat meinte fast abschließend dass es für sie gelaufen ist und sie das nicht mehr auf das Niveau der anderen Kinder aufholen kann. Ich sehe schon die Defizite meiner Tochter aber so praktische Dinge die sie kann und für die man auch kognitive fähigkeiten braucht wurden eben leider nicht einbezogen in den Test (der insgesamt nur 40min ging). Ich frage mich halt ob sie eine geistige Behinderung haben kann wenn sie ansonsten alle diese praktischen Alltagsdinge perfekt meistert und super im sozialen und kreativen Bereich ist? Motorisch ist sie auch gut und hat ihr spätes gehen mittlerweile komplett gemeistert (Rolle vorwärts geht auch schon :-). Ich wäre wirklich dankbar für Erfahrungswerte falls jemand eine ähnliche Situation hatte!

von Zaradja am 17.06.2019, 06:46



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Die Psychologin hat keine Ahnung! Tests in dem Alter haben keine wirkliche Aussagekraft. Wenn ihr wisst,wo ihre Baustellen sind, dann arbeitet dran. Vielleicht wäre Frühförderung gut. Richtige Intelligenztests macht man viel später und auch die sind immer abhängig von der Tagesform.

von Sonnenkäferchen am 17.06.2019, 13:53



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Also das ist aber schon schwierig, hier in einem Forum mit einem beschreibenden Post zu beantworten! Von dem, was du erzaehlst, ist sie ein normales Kind, das mit manchem *spaeter* dran ist, und was sich bis zur Schule alles noch normalerweise relativiert. Es gibt ja auch weiss ich was fuer Fruehzuender, die bis zur Schule dann auch einfach normale Kinder sind. Aber was ist schon normal. Wegen jeder Einzelheit faellt man irgendwo aus einer Norm. Das Gesamtbild ist wichtig. Auch verzoegerte und auch behinderte Kinder haben ihre Staerken, die liegen dann woanders, wo andere sie nicht haben. Das mit dem Sprechen ist wohl wirklich das unpassendste Beispiel, denn allein in meiner Familie sind alle so spaet dran gewesen und sprechen trotzdem sehr schoen, differenziert und normal. Mein Bruder hat mit 3 begonnen zu sprechen, dann allerdings gleich in ganzen Saetzen. Wir sind uebrigens auch ein zweisprachiger Haushalt, und das haengt sicherlich auch damit zusammen. Was in deinem Post aber doch mehr als einmal gefallen ist, dass du als Mutter meinst, dass du Defizite merkst. Versuch mal fuer dich herauszufinden, ob das einfach ein Spielplatzvergleich mit ein paar anderen Kindern ist, deren Muetter jeweils von einer tollen Sache schwaermen ("Mein Kind schlaeft durch, seit es 2 Monate alt ist", "Mein Kind hat schon mit 1 gesprochen", "Mein Kind geht seit es 9 Monate alt ist" => Alle Kinder koennen mit 9 Monaten gehen, 1 Jahr sprechen und mit 2 Monaten durchschlafen, nur meins nicht), oder ob du wirklich bemerkst, dass etwas bei deinem Kind langsamer ist. Ich wuerde mir eine Zweit- und Drittmeinung holen. Ich hatte ein Fruehchen und ich weiss, wovon ich spreche. Ich weiss auch, dass sich die Meinungen der Experten enorm widersprechen, und oft lagen sie alle miteinander falsch. Trotzdem hat meine Tochter noch immer Defizite, die sich langsam auswachsen udn mit Foerderung besser werden, aber manches wird vielleicht immer so sein. Man merkt es ihr so nicht an, aber unter der Oberflaeche schon. Sie war ein Jahr in der Vorschulklasse und ist ein Jahr spaeter eingeschult worden. Trotzdem ist sie kein Gymnasiumkind, auch wenn es im Moment von den Noten her passen wuerde. Sie ist jetzt 10 und in der 3. Volkssschule. lg niki

von niccolleen am 17.06.2019, 17:26



Antwort auf Beitrag von niccolleen

wenn ja würde ich versuchen, sie in einen schulkindergarten für besonders förderungsbedürftige kinder zu bringen. dort sind geschulte kräfte, die im täglichen zusammenarbeiten mit den kindern erkennen, welche förderungen die kinder benötigen. und die erhalten sie genau dort. dann kann sich vielleicht bis zur schule einiges tun. in welchem bundesland wohnt ihr denn?

von mellomania am 17.06.2019, 22:52



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Hallo Zaradja, Eine einmalige Entwicklungstestung ist nicht repräsentativ. Es ist auch äußerst unklug von der Testerin den EQ so zu benennen. Dein Kind meistert den Alltag super. Wenn sie den Tisch decken kann, ist das schon eine ziemlich komplexe Handlung. Wenn sie vorher schlecht gehört hat und nun bei 70 bis 80 Wörtern ist und dabei noch zweisprachig aufwächst, ist das auch eine gute Leistung. Die Testsituation war für deine Tochter auch neu? Dann ist nicht zu erwarten, dass sie perfekt mitmacht. Die Entwicklungstests, die mein Sohn mitgemacht hat fanden in "gewohnter" Umgebung statt, wir sind dort regelmäßig zur Kontrolle, bzw. hatte er regelmäßigen Kontakt zu den Therapeuten und hat dann auch alles gegeben. Er hat in einige Bereichen richtig dicke Defizite und ist deiner Tochter weit hinterher, obwohl er einige Monate älter ist, trotzdem wurde nie solch ein Urteil gefällt. Leg das Ergebnis zur Seite und freu dich daran, was deine Tochter kann... Von einer geistigen Behinderung zu sprechen finde ich völlig unangebracht, das sieht anhand deiner Beschreibung nicht danach aus. Lg

von Winterkind09 am 18.06.2019, 07:59



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Diese Psychologin hat keine Ahnung. Leider gibt es das immer wieder. Bei meinem Patenkind war das ähnlich. Mit 12 Jahren wurde ihm dann eine normale Begabung mit Legasthenie und Dyskalkulie diagnostiziert. Auch der Sohn einer Bekannten hatte so schlechte Ergebnisse in dem Alter; später kam heraus, dass er Asberger Autist ist In dem jungen Alter hat ein IQ Test so gar keine Gültigkeit für die Ewigkeit. In dem Alter wird der IQ auch noch gar nicht bestimmt. Es ist eher eine Entwicklungsdiagnostik. Ich würde an deiner Stelle die Förderangebote annehmen, aber sie ansonsten normal behandeln. Da sie im Alltag scheinbar sogar sehr pfiffig ist, wird sie ihr Leben sicher meistern!

von 3wildehühner am 20.06.2019, 15:00



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Hallo ich würde warten. Meine Schwester hat 2 Kinder die nun 7 und 6 Jahre und beide von Geburt an bilingual erzogen werden weil sie in einen polnischen Kindergarten gehen. Seit sie 7 Monate alt sind. Meine Nichte hat mit 3 kaum 1 Wort gesprochen ihr Bruder 1 Jahr jünger ganze Sätze mit 4 war's auch immer noch so. Jetzt kommt sie zur Schule und kann lesen schreiben und rechnen ohne das es jemand mit ihr geübt hat. Wir wissen das sie hochbegabt ist was niemand vermutet hätte so spät wie das sprechen bei ihr kam. Übrigens hat der Kinderarzt und meine Schwester das entspannt gesehen . Und so ein iq ist nur ne Moment Aufnahme das kann sich jederzeit ändern. Das Kind ist 3 und nicht 30 Jahre alt. LG nita

von nita83 am 21.06.2019, 07:50



Antwort auf Beitrag von Zaradja

Dankeschön für die vielen Tipps! Wir waren inzwischen bei der Ergotherapie. Dort sagte die Therapeutin dass sie etwas Schwierigkeiten beim Gleichgewicht hat aber ansonsten tatsächlich nur die sprachentwicklung aus ihrer Sicht problematisch ist. Ich bin mittlerweile auch der Meinung dass sie vermutlich vor der paukenröhrchenop so gut wie nichts gehört hat und die ist genau 1 jahr her. Sie versteht mittlerweile beide sprachen gut und es gab schon ein paar zweiwortsätze wenn auch nicht oft. Aber natürlich ist es im direkten Vergleich zu anderen Kindern sehr wenig. Sie geht ab August auch wieder in den Kindergarten. Bis März ging sie dort ebenfalls hin aber wir sind sehr viel im Ausland unterwegs daher die Pause. Ich hoffe wirklich sehr dass bald "der Knoten platzt" weil ich auch ein bisschen angst hab dass sie mit ihren 70 Worten echt gut auskommt und viell. Auch keine weitere Motivation hat um zu lernen. Auf der anderen Seite waren wir vorgestern im Cafe und haben diskutiert was wir bestellen und auf Einmal sagt sie "Erdbeereis" - da bin ich fast vom Stuhl gefallen da Sie sonst nie über mehr als 2 Silben hinauskommt. Ich berichte sobald es was neues gibt und danke für die Aufmunterung!!!Anbei übrigens ihre Zeichnungen :-)

von Zaradja am 07.07.2019, 14:46