Hilfe für kranke und behinderte Kinder

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Ads! Wirklich Ritalin???

Thema: Ads! Wirklich Ritalin???

Hallo! Erstmal möchte ich mich kurz vorstellen, da ich hier neu bin, ich habe 2 Kinder und bin 37J alt. Mein Großer wurde nun auf Ads getestet, und man sagte mir das er Verhaltensauffällig wäre, und er es mit der Gabe des Medikaments Ritalin einfacher haben konnte. Seine Schulischen Leistungen sind sehr schlecht, da er sehr unkonzentriert ist. Er ist aber sonst ein sehr lieber hilfsbereiter Junge, und keineswegs ein Zappelphilipp der ständig unter Strom steht. Nun stehe ich vor der entscheidung, ob ich meinem Kind diese Tabletten wirklich geben soll??? Die haben ja sehr sehr viele Nebenwirkungen, und ich bin mir auch nicht sicher, ob dadurch seine Leistungen wirklich besser werden!? Hat damit jemand Erfahrungen, und kann mir Helfen? Vielen Dank! Lieben Gruß Marie45

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 18:01



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Hallo, als gute Lektüre empfehle ich Dir die Broschüre von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über ADHS. Die kannst Du im Internet kostenlos anfordern. Da die Infos vom Bund sind, ist es auch eher objektiv als eine Broschüre von einer Firma. Nun zum Thema. Ist die Diagnose eindeutig ausgetestet worden und alle anderen möglichen "Krankheitsbilder" abgeklopft worden (z.B. KISS, auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung etc.), dann steht zumindest schon einmal fest, dass bei Deinem Kind der Botenstoff Dopamin nicht ausreichend im Hirn vorhanden ist. Das ist von Geburt so, also nicht anerzogen und wird sich auch bis zum Lebensende nicht ändern. Allerdings ist der Grad der Ausprägung bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Deshalb reichen bei einigen auch Training und Therapien aus, bei anderen ist eine medikamentöse Behandlung nötig. Da gibt es kein Patentrezept, sondern muss individuell entschieden werden. Dies ist also die Antwort auf Deine Frage - nein, es muss nicht in jedem Fall Ritalin gegeben werden. Nebenbei: Ritalin ist nur der Name eines Herstellers - so wie Asperin, was ja eigentlich Acetylsalicylsäure ist. Der Wirkstoff heißt Methylphenidat, den es nun auch von anderen Herstellern unter anderem Namen gibt. Aber mal anders gefragt. Wäre Dein Kind Diabetiker - würdest Du ihm dann kein Insulin geben, nur weil es Nebenwirkungen hat? Ritalin ist nunmehr seit über 60 Jahren auf dem Markt und mittlerweile aufgrund der Presse eines der am besten untersuchten Medikamente. Welche der Nebenwirkungen findest Du bedenklich? Im Vergleich zu einem normalen Antibiotikum ist der Beipackzettel doch klein und die Nebenwirkungen auch..... Ob dein Kind nun Medikamente braucht, ist sicherlich auch eine Frage des Leidensdrucks Deines Kindes. Merkt es selbst, dass es Dinge nicht hinbekommt, die es aber gerne möchte? Leidet es an der Ausgrenzung durch andere? Steht es sich selbst im Weg und ist deshalb entweder aggressiv oder depressiv? Ritalin verteufeln kann man schnell, weil ja die Medien auch nur die negativen Schlagzeilen bringen. Alles positive verkauft sich ja schlecht und wird deshalb kaum berichtet. Ich rate Dir, mal zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, um wirklich mit Betroffenen sich auszutauschen - oder in Foren, in denen sich hauptsächlich ADHS-Betroffene austauschen. Das Bild, was viele Nicht-Betroffene davon haben, ist doch teilweise sehr weit entfernt von den Tatsachen. Viele reden dann beispielsweise von Ruhigstellen des Kindes mit Drogen. Dabei ist Ritalin & Co ein Aufputschmittel, ein Stimulanz, was die Konzentration von Dopamin im Hirn erhöht. Dadurch können endlich Reize gefiltert werden und das Kind wird dadurch ruhiger - weil nicht mehr überreizt. Jeder "Normale" wird dadurch aufgepuscht, nervös. Auch handelt es sich nachweislich nicht um eine Droge. Da der Wirkstoff komplett vom Körper verstoffwechselt wird, besteht keine Gefahr von Sucht. Aber dies sind nur eine kleine Anzahl von Dingen zu diesem Thema. Werden die schulischen Leistungen besser? Wenn Dein Kind wegen mangelnder Konzentration und nicht wegen Unlust schlecht in der Schule ist, dann wird es einen Unterschied geben. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 18:40



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Vielen lieben Dank für Deine Antwort! Natürlich würde ich ihm Insulin geben wenn er es bräuchte, ich habe sehr viel im Internet gelesen, und bin fast nur auf Nebenwirkungen des Medikametnts aufmerksam gemacht worden! Welche Nebenwirkung ich sehr heftig finde ist: Halluzinationen, Depressive Schübe, und nicht zuletzt Appetitlosigkeit und Schlafstörungen(er ist nämlich kein guter Esser!) Aber Du hast ganz Recht, Antibiotika hat auch sehr viele Nebenwirkungen.Ich habe halt nur Angst das ich ihm damit nichts gutes tue! Ja, alle anderen Möglichkeiten sind ausgeschöpft. Er kann zuhause gut lernen, kriegt es in der Schule aber nicht hin, und kann es nicht aufs Papier bringen. werde mir die Broschüre bestellen, Danke! Lieben Gruß

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 18:55



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...er ist eher ein Einzelgänger, und hat selten Klassenkameraden zu Besuch. Er spielt aber mit seinem kleinen Bruder sehr gerne, und ist auch sonst sehr hilfsbereit. Neulich rief mich die Lehrrerin an, und sagte mir das er einem jüngeren Mädchen geholfen hat, die von zwei Jungs ständig geschupst wurde. Er ist nicht aggressiv, und auch nicht depressiv, was ihn nur sehr stark belastet ist der leistungsdruck, und seine fast dauerhaften schlechten Noten. Er sagte einmal selber, das er am liebsten garnicht mehr in die Schule will, weil er manchmal nicht weiß was die von ihm wollen. So sagte er mir. Er tut mir echt leid! Er ist auch nicht anstrengend, nur halt die Leistungen. Gruß marie45

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 19:24



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Hi, also bei den Nebenwirkungen sind eigentlich nur Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit häufig. Die anderen Sachen sind sehr sehr selten. Die Appetitlosigkeit ist am Anfang gravierend, mit der Zeit nimmt es aber ab. Weiterhin ist die Appetitlosigkeit nur WÄHREND der Wirkdauer - also 3 Stunden bei Ritalin und 6-12 Stunden bei Retardmittel. Danach holen sich die Kids dann alles zurück, indem sie 3 Portionen essen. Die Schlaflosigkeit ist darauf zurückzuführen, dass die Kids abends meist nicht mehr unter der Wirkung stehen und dann alle gedanken wieder nur so im Kopf herumschwirren. Dann kommen sie einfach nicht zur Ruhe. Dies kann man aber mit Entspannungsübungen recht gut eindämmen. Andere gehen auch mit der Wirkung ins Bett, sodass der Rebound erst im Schlaf kommt und nicht bemerkt wird. Bauchschmerzen gibt es nur, wenn die Kids vor der Tabletteneinnahme nicht gut gegessen haben. Ja, wie gesagt, negatives verkauft sich besser und viele "Nicht-Informierte" verbreiten eben auch gerne "Angst und Schrecken". Eine Familie mit einem ADHS-Kind (und damit meine ich ein Kind mit tatsächlicher Diagnose) hat jede Menge durchzustehen. Leider wird man aber durch die vielen, die dann mit den Worten "Drogen" und "Ruhigstellen" um sich werfen, schnell verunsichert. Also. ich rate Dir, lass Dich gut beraten - gerne auch von zwei verschiedenen Ärzten oder Kinderpsychiatern. Die wenigsten geben Ihren Kindern leichtfertig Medikamente. Falls alle sind erst einmal - teilweise jahrelang - durch ein tiefes Tal geschritten. Wir haben uns auch lange gegen ein Medikament gesträubt. Als mein Kind dann depressiv wurde, weil es einfach unter dem "anderssein" litt, obwohl er in der Familie selbst sehr gut aufgefangen wurde, riet uns die Ärztin zur medikamentösen Behandlung in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie. Heute bin ich froh, denn mein Kind ist wieder fröhlich, ungezwungen und glücklich. Bei weiteren Fragen kannst Du gerne eine Mail schreiben - Addy ist hinterlegt. Auch ist das Forum www.adhs-anderswelt.de sehr gut. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 19:34



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Wie Untersuchungen zeigen, sind ADHSler meist sehr hilfsbereit und tierlieb. Deshalb sind viele auch später in Berufen zu finden, die mit Hilfsbedürftigen zu tun haben. ADHS heißt nicht nur, Defizite zu haben. Sie haben auch sehr viele positive Eigenschaften :-) Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 14.05.2008, 19:36



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Hallo! Ich wollt enur kurz berichten wie es bei uns ist. Unser Sohn(6) hat ADHS und wir sind da wirklich einen langen Weg gegangen bis bei uns die Diagnose stand. Wir haben alles mögliche ausgeschlossen. Wir gehen zur Ergotherapie(Wahrnehmungstörungen), gehen mit ihm zur Kinderpsychotherapeutin(Schwierigkeiten im Umgang mit anderen und Konzentrationsprobleme). Wir waren sogar beim Osteopathen und haben einen verschobenen Halswirbel und eine verdrehte Hüfte behandeln lassen. Alle diese Dinge haben uns aber auf Dauer nicht wirklich viel gebracht. Er kann mitlerweile alleine schaukeln und sein Gleichgewichtssinn ist deutlich besser ausgeprägt als vor einem Jahr. Dennoch haben wir die ganze Zeit über das Problem gehabt der er super schnell auf 180 war und sich soweit hochgeschaukelt hat, das er von allein nicht mehr aufhören konnte und sogar seine Geschwister angegrifen hat. Da war für mich der Zeitpunkt gekommen, wo ich gesagt habe, ok bis hier hin und nicht weiter. Ich habe mir DAS MEDIKAMENT aufschreibn lassen. Er bekommt nun morgends eine Kapsel(20mg) Medikinet Retard und Mittags eine kleine Tabl.(2.5mg) Medikinet. Unser sohn ist mitlerweile ein ausgeglichenes und fröhliches Kind, das er ohne Medikamente heute nciht wäre! Er kann sich jetzt stundenlang auf etwas konzentrieren und spielt auch allein über einen längeren Zeitraum in seinem Zimmer. Das wäre früher undenkbar gewesen! Am Anfang hatte er auch Nebenwirkungen,wie z.B. Appetitlosigkeit und größere Trägheit. Man konnte immer gut merken wenn die wirkung des Medikaments nachließ, er bekam einen tierischen Hunger. Mitlerwile ist es so, das die trägheit und auch die Appetitlosigkeit komplett verschwunden sind. Er hat halt nur einen anderen Rythmus beim Essen entwickelt, ißt weniger dafür aber mehrere Portionen über den Tag verteilt! Unser Sohn hat längst nich mehr solche "Ausraster" wie früher selbst wenn die Wirkund des Medikaments abgeklungen ist, da er über den ganzen Tag verteilt positive Feedbacks von anderen Menschen erlebt die er früher gar nicht kannte. Ich kann Applejuicejunkie da nur voll uhd ganz zustimmen. Bei einem Herzkranken oder Diabetiker würd man nie auf die Idee kommen ihm seine Medis zu verwähren! Sorry jetzt ist es doch länger geworden als ich es eigentlich ollte, hoffe aber das ich Dir etwas helfen konnte! LG Nadine

Mitglied inaktiv - 15.05.2008, 08:59



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...für Eure Erfahrungen, ich glaube das ich ihm das Medikament verschreiben lassen werde, ich will ihm schließlich helfen. Heute Morgen fragte er mich ob er ein Versager wäre. Ich habe ihn dann im Arm genommen und ihm gesagt, das er das natürlich NICHT ist, und ich ihn genauso wie er ist lieb habe. Herzlichen Dank nochmal, hat mir sehr geholfen, ich werde gleich bei dem Arzt anrufen. Lieben Gruß Marie

Mitglied inaktiv - 15.05.2008, 10:34



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Schön das wir helfen konnten! Und nur weil Du das Medikament gibst heiß ja nicht das Du es nicht wieder absetzten kannst!Probier es halt aus. Viel Erfolg und meld Dich mal wie es so geht! LG Nadine

Mitglied inaktiv - 15.05.2008, 10:53



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Ich schließe mich an. Melde Dich, wie es bei Euch klappt. Bei uns war der Unterschied schon bei der Minimaldosis gravierend. Und das Schöne - mein Kind hat den Unterschied ebenfalls bemerkt und ist froh darüber, endlich Dinge tun zu können, die er einfach vorher nicht auf die Reihe gebracht hatte.

Mitglied inaktiv - 15.05.2008, 11:32